Das Paradies für Jedermann erreichbar-

 

eine Vision für Amerika und ein Groß-Israel

 

nach Überwindung der ISIS in der LEVANTE (Fruchtbarer Halbmond)

 

– frei nach ArchBishop Uwe AE.Rosenkranz

 

Mein kleines Paradies- GRoß-ISRAEL im fruchtbaren Halbmond nach Überwindung des ISLAM- nach Etzler- von ArchBishop Uwe AE.Rosenkranz
Content

 

Das paradies für jedermann erreichbar, … Nach den zweiten englischen

 

ausg.

 

Etzler, J. A. (John Adolphus)

 

Ulm, Heerbrandt & Thümel, 1844.

 

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VI!

 

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Das

 

R ö ö^S?^^

 

.’

 

für IcÄcrmann crrcichlm^!^^ 2

 

lediglich durch Kräfte der Natur und der

 

einfachsten Maschinen.

 

Allen einsichtsvollen Männern gewidmet

 

von

 

Z. A. Ehler.

 

— Ter Weise prüft, ehe er urtheilt;’

 

Der Narr urtheilt, che er prüft. —

 

Nach der zweiten englischen Ausgabe.

 

Ulm.

 

Secrbrandt K Thämel.

 

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Druck von W. »cid iu Ulm.

 

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Vorwort.

 

Euch gelten meine Worte, ihr Philosophen und Philantropen,

 

euch, die ihr den Stein der Weisen sucht, euch, die ihr

 

euch jeder Mühseligkeit und Gefahr unterzieht und den Ozean

 

von einem Ende zum andern durchschifft um Ncichthümcr zu

 

erwerben, — ein neuer leichter, gerader und kurzer Weg zum

 

Gipfel eurer Wünsche ist für euch gefunden. Ihr auch, die

 

ihr müde scyd von deS Lebens Anstrengungen und Sorgen, legt

 

euer Arbeits – Geräthc bei Seite und laßt euch hier den Weg

 

^’igen zu einem neuen Leben, frei von Arbeit, voll Genuß und

 

Freude! — Widmet mir alle eure Aufmerksamkeit, und bedenket

 

aufs Angelegenste, daß ihr durch die Mittel und Wege, welche

 

wir euch hier zeigen, die größtmögliche Glückseligkeit, für euch

 

selbst, für eure Angehörigen und für euere spätesten Nachkommen

 

zu erlangen im Stande seyd.

 

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IV

 

Es ist kein lccrcr Wahn, kein aus der Luft gegriffenes

 

System, nur zu eurer Unterhaltung aufgestellt, kein listiger

 

Plan, euch zu hintergehen oder euch um euer Geld zu betrügen;

 

nur wesentliche Mittel zur Erreichung des höchsten Glückes

 

sind es, die ich euch hier auf einfache, offene und ehrliche

 

Weise vor Augen gelegt habe; kein Opfer, kein blindes Vertrauen,

 

kein Wagniß wird von euch verlangt, nichts als die

 

geringe Mühe, selbst zu prüfen. — Ist der Autor im Jrthum,

 

nun ja, so werdet ihr es bald entdecken; hat er aber Recht,

 

so wird sich selbst der größte Schwätzer umsonst abmühen, die

 

aufgestellten Wahrheiten zu widerlegen.

 

„Warum aber gibt der Autor dem Publikum so unschätzbare

 

Entdeckungen Preis, welche er, im Falle sie wahr sind,

 

um viele Millionen Thaler verkaufen könnte? — oder ist er

 

so einfältig, daß er nicht wissen sollte, auf welche Art er selbst

 

seine Entdeckungen zu best eigenem Vortheile benützen könnte?”

 

Das sind Fragen, welche ich von euch erwarte. — So

 

hört denn aber auch meine Antwort. —

 

ES geschieht, weil ich diese meine Produkte ebenso möglichst

 

theucr verkaufen möchte, gerade wie ihr eö mit den curigcn

 

auf dem Markte zu thun Pflegt. —

 

Bloße Millionen von Thalcrn aber sind ein zu geringer

 

Preis für meine Entdeckungen; deßhalb möchte ich daraus

 

einen andern viel größern Gewinn ziehen — den nämlich: —

 

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V

 

alle meine Mitmenschen und mich mit ihnen im

 

Genüsse des größten Glückes zu sehen, welches

 

das kurze Erdenleben immerhin bieten kann! —

 

Ich sehe, ich lauft keine Gefahr dabei; die Welt ist groß

 

genug und hat hinlängliche Mittel, das größt denkbare Glück

 

zu schaffen , nicht bloS für mich und wenige Freunde, sondern

 

für alle Bewohner der Erde. —

 

Kann ich diesen hohen Preis für meine Erfindungen nicht

 

erlangen, fo will ich es auch machen wie ihr, wenn eurer

 

Forderung nicht entsprochen wird; ich verkaufe sie wohlfeiler,

 

das heißt für bloßes Geld, vielleicht an ein anderes Volk, an

 

eine andere Negierung, oder an jeden der sie kaufen will; ja

 

sogar, wenn ich nicht anders kann, und daS Publikum mir

 

taube Ohren bitten würde, an irgend einen schlauen, reichen

 

Speeulanten, und lasse darüber nach Gefallen verfügen. —

 

Zur bessern Verständigung und um euch die Mühe zu

 

ersparen, vorerst das.ganze Buch zu durchlesen, werde ich eine

 

kurze Erläuterung über dessen Inhalt geben. —

 

Ich werde dabei zeigen, daß in der Natur Kräfte walten,

 

welche hinreichen, um in einem Jahre mehr zu bewirken, als

 

feithcr alle Menschen der Erde in vielen 1000 Jahren auszuführen

 

im Stande waren; daß diefe Kräfte angewendet werden

 

können, alle menschlichen Arbeiten zu verrichten; — ich werde

 

euch ferner daS System ihrer Erlangung und Anwendung

 

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VI

 

auseinandersetzen und endlich darthun, daß der gcwinnreichste,

 

kürzeste und leichteste Weg, dieselben für solche hohe Zwecke in

 

Gang zu bringen darin besteht, Vereine oder Gesellschaften zu

 

bilden, um dadurch dem Neichen wie dem Armen möglich zu

 

machen, bei dem großen Gewinne dieser Entdeckungen betheiligt

 

zu seyn, ohne höhere Einlage als die für ein LotteriebiUet,

 

und zwar nicht eher als bis er vollkommen von der Wahrheit

 

meiner Angaben überzeugt ist – ganz nach seiner nicht nach

 

meiner Wahl; ich brauche bei Ausführung meiner Vorschläge

 

keinen Antheil an den Geldgeschäften zu haben; ich verpflichte

 

mich allein, die Mittel zum Zwecke anzugeben, soweit solche

 

erlangt werden können. —

 

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Mitbrüöer!

 

<Ich verspreche, euch die Mittel zu zeigen, wornach ihr euch innerhalb

 

10 Jahren ein Paradies zu schaffen vermögt, in welchem Alles, Wa6

 

der Mensch nur wünschen kann, im Ucbcrfluß, ohne Anstrengung und

 

ohne Geld zu haben scyn wird, wo die ganze Natur ihre schönste

 

Gestalt enthüllen soll, wo ihr leben sollt in den herrlichsten Pallästcn,

 

in den ausgesuchtesten Genüssen, in den lieblichsten Gärten, wo ihr

 

ohne Mühe in einem Jahre mehr zu Stande bringen könnt, als seither

 

in vielen tausend Jahren. — Ihr werdet Berge abtragen, Thäler

 

auStiefen, Seen schaffen, Teiche und Sümpfe trockenlegen, jedes

 

Land mit den schönsten Canälen und Straßen durchschneiden und auf

 

denselben Lasten von vielen taufenden von Tonnen bewegen oder darauf

 

1000 Meilen in 24 Stunden zurücklegen.

 

Ihr werdet im Stande seyn, den Ocean mit schwimmenden

 

Inseln zu bedecken, und sie mit ungeheurer Kraft und Geschwindig»

 

kcit nach jeder beliebigen Richtung und in vollkommener Sicherheit

 

zu bewegen. Ihr mögt sie mit aller Bequemlichkeit und jeglichem

 

LuruS ausstatten, auf ihnen Gärten und Palläste für Taufende von

 

Familien anlegen und sie mit Bächen voll deS klarsten süßen Wassers

 

durchschneiden. Das Innerste der Erdkugel wird von euch erforscht

 

werden und innerhalb 14 Tagen werdet ihr von einem Pole zum

 

andern reisen. Mittel sollen euch an die Hand gegeben werden, bis

 

jetzt noch unerhört, um euere Weltkenntnis zu vermehren und euere

 

Geistesbildung zu steigern. Ihr sollt ein fortwährend glückliches

 

Leben führen voll bis jetzt ungekannter Genüsse, frei von cllen Uedcln,

 

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2

 

welche dem Menschen ankleben, den Tod ausgenommen; ja selbst dieser

 

wird weit über die gewöhnliche Lebensdauer hinausgeschoben und euch

 

am Ende weniger betrübend erscheinen.

 

So wird daS Menschengeschlecht in einer weit erhabener’« Welt

 

leben und auf eine höhere Stufe des SeynS gelangen.

 

Es mag wirklich wunderbar erscheinen, daß keines von all diesen

 

Dingen, ob sie gleich alles in sich fassen, was nur immer in dieser

 

Welt gewünscht werden kann, je seit Jahrtausenden vorhanden

 

war, und daß nun ein einziges Individuum cS wagen will, dieselben

 

alle ins Leben zu rufen. Aber dieses Staunen wird sich bedeutend

 

Vermindern, wenn nicht ganz aufhören, sobald man einsehen wird, daß

 

diese großen Versprechungen auf ganz bekannten Thatsachen beruhen,

 

und daß jeder verständige Mensch, wenn er nur denselben volle Aufmerksamkeit

 

schenken will, am Ende auf dieselben oder ähnliche Resultate

 

kommen muß, welche ich auseinanderzusetzen im Begriffe bin.

 

Man bedenke endlich, daß manche Erfindungen der nenern Zeit zu den

 

größten Bequemlichkeiten und Vorthcilcn geführt haben, welche den

 

Alten unbekannt geblieben, wenn sie gleich dieselben geistigen Fähigkeiten

 

zu ihrer Hervorbringung besaßen. Tausende von Jahren brachten

 

sie in Unwissenheit und Jrrthum hin, stets in der Meinung, den

 

Gipfel menschlicher Vollkommenheit erreicht zu haben.

 

Die Geschichte zeigt nur zu deutlich, daß die Fortschritte des

 

menschlichen Wissens höchst langsam und schleppend sind. Individuen,

 

welche es hie und da unternahmen, neue werthvolle Wahrheiten zu

 

verbreiten, wurden nicht gehört, ja für überspannt gehalten, wenn

 

die von ihnen ausgesprochenen Wahrheiten von dem gewöhnlichen Geleise

 

der nichtdenkenden, unverständigen Menge abwichen.

 

Unser heutiges Zeitalter neigt sich zu demselben großen Uebel

 

hin. — Beispiele hiezu finden sich überall in Fülle. Doch da wir

 

gegenwärtig auf einer höhcrn Stufe der Bildung stehen, so werden

 

wir auch weniger dieser Geistesträgheit unterworfen seyn. Liest man

 

das Folgende aufmerksam durch, und überlegt dessen Inhalt mit Muße,

 

so wird man finden, daß Alles, was darin versprochen wird, nach

 

seiner ganzen Ausdehnung und im vollen Sinne des Wortes, ohne

 

irgend ein Wunder oder eine verborgene Kraft der Natur, und nur

 

durch wenige höchst einfache Mittel erreicht werden kann.

 

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— 3 –

 

Al6 Basis meiner Borschläge stelle ich auf, daß die Natur dem

 

Menschen Kräfte zur Verfügung stellt, millionenmal mächtiger, als

 

was alle Menschen auf der Erde mit vereinter Anstrengung vermöch

 

ten. Kann ich nun zeigen, daß ein solches Uebermaaß von Kraft uns

 

zu Gebote steht, welche Einwürfe können alsdann noch gemacht werden,

 

wenn wir dieselbe auf die beste Art zu unserm Nutzen verwen

 

den? Haben wir die erforderliche Kraft für mechanische Zwecke, so

 

ist eS nur eine Aufgabe deö menschlichen Geistes, die nöthigen Werl

 

zeuge oder Maschinen zu deren Benützung zu erfinden. Kräfte müssen

 

schon vorhanden seyn, sie können nicht erfunden, aber wohl entdeckt

 

werden. Mechanismus allein kann keine Kraft erzeugen. ES würde

 

thöricht seyn, Werkzeuge erfinden zu wollen, welche ohne Kraftanwendung

 

in Thätigkcit gesetzt werden könnten. — Maschinen, von welcher

 

Art sie seyn mögen, sind nichts als mehr oder weniger zusammengesetzte

 

Werkzeuge. Ich halte diese Bemerkung nicht für überflüssig,

 

weil schon manche mechanische Talente irriger Weist die Idee genährt

 

haben, einen Mechanismus zu erfinden, der von selbst ohne bewegende

 

Kraft wirken sollte, und weil solche Menschen unnützerweise Zeit und

 

Geld verschwendeten, eine Maschine zu ersinnen, welche ohne Zuthat

 

einer neuen Kraft sich in immerwährendem Zustande der Bewegung

 

erhalten sollte: (poipetuum modi!«). —

 

Ich bitte deßhalb, meine Vorschläge nicht übereilt mit so man

 

chcn eitlen Entwürfen zu verwechseln.

 

Ich werde cS mir zur Hauptaufgabe machen, zu entwickeln, welche

 

Kräfte anzuwenden sind; ihre Verwendung selbst ist Nebensache und

 

kann auf unendlich verschiedenen Wegen geschehen. Der beste unter

 

diesen wird immer derjenige seyn, auf welchem die größten Vorthoile

 

errungen werden. Wer einmal überzeugt ist, daß uns zu Erreichung

 

unseres vorliegenden Zweckes genug Kräfte zu Gebote stehen, dem

 

ist auch der Beweis gegeben, daß daS vorgesteckte Ziel errimgcn

 

werden kann. Es handelt sich dann nicht mehr um daS „Ob”, sondcrn

 

um daS „Wie”!

 

Die Kräfte sind hauptsächlich zu gewinnen ^

 

1) von dem Winde,

 

2) von der Ebbe und Flnth, oder dem Steigen und Fallen

 

1″

 

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4 —

 

dcö Meeres, hervorgebracht durch die Anziehungskraft dcS

 

Mondes gegen den Occan s^ravitgtion) und

 

3) von dem Sonnenscheine oder der Hitze der Sonnenstrahlen,

 

wodurch Wasser in Dampf verwandelt werden soll,

 

dessen Streben nach Ausdehnung auf Maschinen wirkt,

 

deren Einrichtung jedoch verschieden von den jetzt gebräuchlichen

 

seyn muß.

 

Auch die Wellen deSOceans sind anwendbare Kräfte, da sie aber

 

Folgen des Windes sind, so gehören sie zu den Kräften deS letzter«.

 

Keine dieser Kräfte erfordert einen Verbrauch von Material,

 

sondern nur die zum Bau der Maschinen nöthigcn Bestandthcilc.

 

Ich werde mich vor allen Dingen bestreben, die Größe einer

 

jeden Kraft, in ihrer vollen Ausdehnung über die ganze Welt, zu

 

zeigen, und will mit bekannten Thatsachen anfangen. Dieß wird die

 

Durchschnittskrast für jede geforderte Ausdehnung über die Erdoberfläche

 

angeben. Da aber diese Kräfte sehr unregelmäßig sind und

 

manche Unterbrechung erleiden, so wird meine nächste Aufgabe seyn,

 

darzuthun, wie dieselben so geregelt werden können, daß sie so lange

 

zusammenhängend und gleichmäßig fortwirken, bis die gebrauchte Maschine

 

durch Abnützung der Bestandteile zum Stillstand gebracht wird,

 

wodurch, — diese Abnützung abgerechnet — ein Perpetuum nwdilo

 

erzeugt werden muß. — Nach diesem werde ich angeben, wie diese

 

fortdauernd wirkenden Bewegkräftc der Natur zu unserm vorliegenden

 

Zwecke benutzt werden können. Ich werde das System über die

 

Anwendung der Maschinen mit Rücksicht auf unfern Zweck in allgemeinen

 

Umrissen niederlegen, und hierauf die durch diese Mittel erreichbaren

 

Resultate beleuchten, so wie den Standpunkt schildern, auf den

 

sich der Mensch in Folge der Ausführung solcher Pläne erheben kann.

 

Es wird alsdann aus der Natur der Sache hervorgehen, daß die

 

Ausführung meiner Vorschläge sich nicht für einzelne Individuen eignet;

 

denn, da eine einzige Maschine unter der Aufsicht weniger Menschen

 

hinreicht, viele tausend Familien mit all ihrem natürlichen und künstlichen

 

Bedarf zu versehen, so würde die Folge sehr Nachtheilig für

 

die arbeitende Klasse seyn, da der Arbeitslohn beinahe auf Nichts

 

herabsinken würde. Ties hätte Gewalttätigkeiten und Gefahren zur

 

Folge und statt einer wohlthätigen Wirkung würde sogar den Unter-

 

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— 5

 

nchmcrn Unheil daraus erwachsen, bis durch eine Reihe von Umwälzungen

 

eine neue Ordnung der Dinge herbeigeführt wäre. Eine

 

Regierung müßte sich die Vorbereitung zur Ausführung meiner Vorschläge

 

besonders angelegen seyn lassen, aber da unsere Staatsverwaltung

 

das Organ des VolköwillenS ist, so muß der Gegenstand vor

 

allen Dingen populär scyn; er kann dies aber nicht eher werden, als

 

bis er überall aufgefaßt und verstanden wird. Die Ausführung meiner

 

Ansichten wird daher auch nur einer größern Zahl intelligenter

 

Manner überlassen bleiben, welche sich hiezu vereinigen, ohne sich an

 

Zahl, Zeit, Platz oder Land zu binden. Daher will ich am Schlüsse

 

auch eine Verfassung für eine derartige Verbindung vorschlagen. .

 

Je größer diese Gesellschaft ist und je mehr ihr Mittel zu Gebote

 

stehen, desto größer werden die Vortheile für Jeden seyn, welcher

 

daran Thcil nimmt.

 

Ich werde nun auseinandersetzen

 

I. Die Kraft des Windes.

 

Daß der Wind Kraft besitze, brauche ich nicht zu beweisen.

 

Seine Anwendung bei Schifffahrt und Windmühlen ist zu allgemein

 

bekannt. Meine Aufgabe ist daher, zu zeigen, wie viel Kraft im

 

Winde sey, und ich werde sie in ihrer vollen Ausdehnung, so weit sie

 

von den Menschen benützt werden kann, feststellen.

 

Um das Maaß für irgend eine Kraft zu finden, vergleicht man

 

gewöhnlich ihre Wirkung mit der, welche eine Anzahl Menschen oder

 

Thiere hervorzubringen im Stande ist, d. h. man beobachtet, wie

 

diele Menschen, Pferde, Ochsen:c. erforderlich sind, um in derselben

 

Zeit dieselbe Wirkung zu erzeugen, welche durch eine gewisse Kraft

 

bewirkt wird. So sagt man z. B., eine Dampfmaschine hat 20 oder

 

50 Pferdekraft, wenn 20 oder 50 Pferde gebraucht werden müßten,

 

um die nämliche Wirkung zu erzielen. Vergleichen wir ein Dampfboot,

 

welches durch seine Maschine von bestimmter Pferdekraft in

 

Bewegung gesetzt wird, mit dem Laufe eines gewöhnlichen Schiffes,

 

auf dessen Segel der Wind wirkt, sy werden wir für die letztere

 

Kraft leicht ein Maaß finden. Stellen wir uns ein Dampfboot und

 

ein Segelschiff vor, beide gleich groß, von derselben Form und Belastung,

 

gleich tief im Wasser gehend, unter denselben Umständen und

 

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– 6 —

 

mit derselben Geschwindigkeit segelnd, so ist augenscheinlich, daß die

 

Kraft des Windes, welche auf die Segel wirkt, der der Dampfmaschine

 

in dem Dampfboote gleichkommt. Ein Segelschiff wird bei

 

gutem Winde in der Stunde einen Raum von 6 bis 10 Knoten,

 

das ist, 7 bis 12 Landmeilen durchlaufen. Ein Dampfboot unter denselben

 

Verhältnissen mit einer Ladung von 400 bis 000 Tonnen

 

wird in ruhigem Wasser eine Maschinenkraft von 50 Pferden erfordern.

 

Der Wind wird also auf daö obige Segelschiff mit einer

 

Kraft von 50 Pferden wirken. Angenommen, die Oberfläche seiner

 

Segel nebst demjenigen Theile des Rumpfes, welcher über dem

 

Wasser dem Winde ausgesetzt ist, und den Lauf des Schiffes, so wie

 

den größten Längcndurchschnitt desselben senkrecht durchschneidet, betragen

 

ungefähr 5000 Quadratfuß, so werden je 100 Quadratfuß eine

 

Kraft von 1 Pferde erhalten.

 

Lange und vielfache Versuche mit Windmühlen thun dar, daß

 

diese Kraft durchschnittlich im ganzen Jahre noch weit stärker sey.

 

Die Holländer widmeten seit Jahrhunderten der Anwendung deS

 

Windes auf Windmühlen zu verschiedenen Zwecken die größte Aufmerksamkeit.

 

Dk Holland als ein ebenes niederes Land wenig Gefäll

 

in seinen Gewässern hat, so waren seine Bewohner genöthigt, zum

 

Betrieb ihrer Mühlen den Wind zu gebrauchen. Veranlaßt durch

 

seinen ausgebreiteten Handel nach allen Theilen der Erde, wendete

 

daS holländische Volk diese Kraft zu manchen ökonomischen und kaufmännischen

 

Zwecken an, und hat nun in seinem kleinen Lande viele

 

tausend Windmühlen. Daher kommt eS auch, daß holländische Windmühlen

 

bei allen Nationen als die besten Muster gelten.

 

Die daselbst gesammelten Erfahrungen zeigen, daß eine Mühle

 

mit 4 Flügeln, deren jeder 30 Fuß lang und 8 Fuß breit ist, im

 

Durchschnitt mit einer Kraft von 8 Pferden wirke. ES betrage nun

 

die Oberfläche eines jeden Flügels 240 Quadratfuß, so stellen alle

 

4 Flügel dem Winde eine Fläche von 960 Quadratfuß entgegen,

 

welche, da sie einen schiefen Winkel mit der Richtung des WindeS

 

bildet, kaum der Hälfte oder 480 Quadratfuß entsprechen wird,

 

wenn man diese Fläche auf eine senkrecht auf der Richtung des Windes

 

stehende Ebene bezieht. Nehmen wir nun durchschnittlich 430 Quadratfuß

 

gleich 8 Pferdekräftcn, so wird, da 60 der achte Theil von

 

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— 7 —

 

480 ist, die Wirkung des Windes auf «0 Quadratfuß ungefähr

 

Einer Pferdekraft gleichkommen.

 

Ich werde also ohne Übertreibung bei einer der Einwirkung des

 

Windes rechtwinkelig entgegenstehenden Fläche statt 60 Quadratfuß,

 

100 Quadratfuß als Durchschnittömaaß für die Kraft eines Pferdes

 

annehmen können.

 

ES ist überdieß wohl zu bemerken, daß zu starke Winde nicht

 

nur nicht voll/ sondern oft gar nicht zum Segeln oder bei Wind-

 

Mühlen gebraucht werden können, well die dem Winde ausgesetzten

 

Flächen verkleinert, oder aus Furcht vor gewaltsamer Zertrümmerung

 

ganz hinweggenommen werden müssen. Für meine Vorschläge nehme

 

ich jedenfalls die Kraft des Windes in ihrer vollen Wirkung an.

 

Der Wind hat jedoch nicht überall die gleiche Durchschnittskraft. Ich

 

berücksichtige dabei nicht die Höhe, in der er weht, — denn, wie später

 

gezeigt wird, ist Abweichungen, welche daraus entstehen, abzuhelfen,—

 

fondern nur geographische Beziehungen. ES gibt Theile der Erde,

 

wo leichte, kaum bemerkbare Lüfte beinahe das ganze Jahr hindurch

 

vorherrschen, während m andern Gegenden Stürme und heftige Winde

 

beständig wehen. In der heißen Zone und bis zum 30sten Grade

 

nördlicher oder südlicher Breite, so weit die Continente keinen Eintrag

 

thun, weht beständig der Passatwind. Diese 30 Grade südlich und

 

nördlich des AequatorS bilden einen Gürtel um den Erdball von

 

60 Graden, welcher gerade die Hälfte der ganzen Erdoberfläche ausmacht,

 

und wovon nicht der vierte Theil Festland ist. Auf den

 

Continenten dieser heißen Zone herrschen in der einen Jahreszeit

 

gewöhnlich Stürme, und in der andern folgen sich täglich regelmäßig

 

Winde. BergHe Regionen und ihre nächste Umgebung find bemadc

 

halb dieses Gürtels wehen im Allgemeinen die Winde unregelmäßiger,

 

fehlen jedoch nie. Wir können dieß jeden Tag aus den Bewegungen

 

der Wolken abnehmen, wenn wir auch auf der Erdoberfläche wegen

 

irgend eines Hindernisses nichts davon fühlen. Die Wolken bewegen

 

stch, wie begreiflich ist, viel schneller, als es den’ Anschein hat. Ihre

 

Entfernung oder Höhe beträgt im Durchschnitte eine halbe bis 2 Meilen.

 

Stellen wir uns nun vor, wir sehen auf der Erde einen Ge

 

instand in einer ähnlichen bekannten Entfernung, mü derselben schein

 

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baren Geschwindigkeit, wie die der Wolken ist, sich fortbewegen, so

 

können wir unö einen Begriff von der Schnelligkeit dieser Bcwegun

 

gen machen. Die Hindernisse, welche an manchen Orten der gewöhnlichen

 

Anwendung des Windes hemmend entgegen wirken, werde ich

 

bei meiner beabsichtigten Art, diese Kraft zu benutzen, außer Acht

 

lassen dürfen.

 

Da eö meine Aufgabe ist, eine der Wirklichkeit möglichst nahe

 

kommende Berechnung der Kraft des Windes zu geben, so wird eS

 

nicht überflüssig seyn, alle meine Gründe hiefür in ihrer vollen Ausdehnung

 

zu entwickeln, was indessen eine übersichtliche Darstellung

 

des ZustandeS der Atmosphäre, so weit sich die Aöorologie damic

 

befaßt, nöthig macht. Die Atmosphäre gleicht einem Ocean von

 

einer dünnen elastischen wagbaren Flüssigkeit, welche den Erdball bis

 

zu einer Höhe von ungefähr 50 Meilen umgicbt. Sie dehnt sich

 

bei Erhöhung der Temperatur auS und zieht sich bei deren Abnahme

 

zusammen, beides mehr als irgend ein anderer Körper. Daraus ist

 

erklärbar, daß jede Aenderung der Temperatur daS Gleichgewicht

 

der Atmosphäre zerstört, wenn letztere an irgend einem Punkte sich

 

ausdehnt oder zusammenzieht. Die Schwere dieses FluidumS strebt

 

sogleich darnach, daS Gleichgewicht wieder herzustellen, wie wir eö

 

beim Wasser sehen, und verursacht auf diese Art einen Luftzug oder

 

Wind. Da der Temperaturwcchsel von der Lokalität der TageSoder

 

Jahreszeit, von physischen Wirkungen in der Natur, wie von

 

Dünsten, Regen u. s. w., und von vielen anderen bekannten und

 

unbekannten Ursachen herrührt, so ist auch der Zustand oder Grad

 

der Wärme nie und nirgends unveränderlich, sondern ändert sich

 

vielmehr beständig mebr oder weniger. Ueberdieß vermehrt oder

 

vermindert sich die Dichtigkeit oder Masse der atmosphärischen Luft,

 

und daher wechselt auch ihre Schwere, wie wir dieß bei dem Barometer

 

oder an anderen Dingen täglich wahrnehmen können. Unbekannte

 

Ursachen von mehr allgemeiner Natur können auf irgend einer

 

Stelle der Atmosphäre einen Eindruck oder Einfluß äußern. Ereignet

 

eS sich, daß an einem oder dem andern Punkte eine Ausdehnung

 

der Atmosphäre stattfindet, während sie sich auf einer andern Seite

 

zusammenzieht, so wird die Luft von der erstcren Stelle nach der

 

letzteren strömen, sie mögen selbst viele 100 Meilen von einander

 

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entfernt scyn. Ist einmal daö Gleichgewicht gestört, so kann es sich

 

nicht sogleich wieder herstellen, sondern wird dieß zuerst in der nächsten

 

Umgebung thun, sodann stufenweise zu entfernteren Theilen übergehen,

 

und dieß fortsetzen, bis irgend eine andere Ursache oder entgegengesetzte

 

Wirkung die Bewegung hemmt oder ändert, gerade auf

 

dieselbe Art, wie wenn wir einen Stein oder sonst einen Gegenstand

 

in daö Wasser werfen, eine wellenförmige Bewegung um den Platz

 

erfolgen wird, welche sich durch immer weiter werdende Kreise kundgibt.

 

Doch ist wieder ein Unterschied in der Bewegung der Luft

 

bemerkbar. Da sie vollkommen elastisch ist, so gibt sie dem leichtesten

 

Drucke nach und dehnt sich im nächsten Augenblicke nach der Seite

 

aus, welche ihr den geringsten Widerstand bietet, um ihren früheren

 

Raum wieder einzunehmen. Daher ist die Wirkung einer Bewegung

 

in der Atmosphäre von längerer Dauer als im Waffer, und den

 

größten Unregelmäßigkeiten unterworfen. Die Wirkung deS WindeS

 

äußert sich nicht immer in horizontaler, sondern häufiger in von unten

 

nach oben gehender oder schiefer Richtung. Auch weht er nicht gerade

 

parallel mit der Erdoberfläche, fondern eher wellenförmig, obgleich

 

sehr unregelmäßig, was wir schon aus der Richtung abnehmen können,

 

in welcher leichte Körper, wie Schneeflocken, Rauch, Federn

 

u. s. w. in der Atmosphäre Herumssiegen.

 

Um uns nun eine der Wirklichkeit in der Natur möglichst nahe

 

kommenden Vorstellung davon zu verschaffen, wie viel WindeSkraft

 

Zu unfcrcr Verfügung stehen möchte, so haben wir mit Hülfe der

 

Erfahrungen und Beobachtungen nur festzusetzen, welch’ große Oberflächen

 

wir den Wirkungen des WindeS auszusetzen vermögen, und

 

in welch’ kleinen Umfang die ersteren gebracht werden können, ohne den

 

Wind emandcr gleichsam wegzufangen und seine Kraft wesentlich zu schwächen.

 

Wir wissen aus Erfahrung, daß Schiffe ersten Ranges 20 Fuß

 

hohe Segel führen, dürfen alfo auf gleiche Art auf dem Lande dem

 

Winde 200 Fuß hohe Flächen entgegensetzen. Denke man sich nun

 

eine Linie solcher Oberflächen 200 Fuß hoch und 1 Meile (oder

 

5000 Fuß) lang, so würde dieselbe 1,000,000 Quadratfuß enthalten.

 

Diese Oberflächen sollen ferner durch irgend eine Borrichtung den

 

Wind rechtwinkelig durchschneiden, und daher die ganze Kraftäußerung

 

desselben zu jeder Zeit erhalten. Da die Durchschnittskraft deS

 

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Windcö für je 100 Quadratfuß einer Pferdekraft entspricht, so wurde

 

die Totalkraft dieser Oberflächen 1,000,000 dividirt durch 100, oder

 

10,000 Pferdekräfte betragen. Setze man die Kraft eines Pferdes

 

gleich der von 10 Menschen, so würde die von 10,000 Pferden

 

100,000 Menschen erfordern. Da ccker die Menschen nicht ununterbrochen

 

fortarbeiten können, sondern die Hälfte der Zeit zum Schlafen

 

und Ausruhen nöthig haben, so erfordert dieselbe Kraft 200,000

 

Menschen. Nehme man nun eine zweite Linie solcher Oberflächen

 

an, vor oder hinter der ersteren, auf die Entfernung einer Meile,

 

gleichlaufend mit dieser und unter denselben Verhältnissen, so wird

 

diese zweite Linie dieselbe Windkraft erhalten, wie die erstcre. Denn

 

da ihre Entfernung das 25fache beträgt von ihrer Höhe, so wird von

 

der ersten Linie der für die zweite bestimmte Wind in keiner bemerkbaren

 

Weise aufgefangen, und auf beide Liuien wird der Wind mit

 

voller Kraft einwirken, sobald ihre Richtung vom Horizonte um mehr

 

als ungefähr 2 Grade abweicht. Es ist leicht zu bemerken, daß der

 

Wind im Allgemeinen den Boden unter einem größeren Winkel trifft,

 

und deßbalb eine engere Zusammenstellung dieser Oberflächen zuläßt.

 

Daß der Wind den Boden schief bestreiche, ist auf der hohen See

 

ersichtlich. Woher käme sonst die unruhige Bewegung und das Steigen

 

der Wellen? Würde er mit dem Boden gleichlaufend wehen,

 

so würde die Oberfläche der See nicht dadurch angegriffen, nnd sie

 

würde für immer glatt bleiben. Aber dieß ist nie der Fall. Das

 

geringste Lüftchen kräuselt die Oberfläche des Wasserö, und eö ist zu

 

bekannt, zn welcher Höhe und Kraft die Wellen durch den Wind gehoben

 

werden können. Ueberdieß lehren die Erfahrungen, welche uns die

 

Schifffahrt an die Hand gibt, daß Schiffe vom ersten Range wenn sie

 

selbst in der Entfernung einer Meile längs eines Ufers hinsegeln, das,

 

Dämme u. s. w. mit eingeschlossen, eine Höhe von 200 Fuß hat, auf

 

ihrer Windseite keine bedeutende Windverminderung erleiden.

 

Wenn die oben angeführten 2 Linien von Oberflächen eine

 

solche Windkrnft aufnehmen, wie gezeigt wurde, d. h. jede gleich

 

200,000 Mcnschenkräften, so wird eine dritte Linie von derselben Höhe,

 

in der nämlichen Entfernung und parallel mit den früheren, unter

 

gleichen Verhältnissen, die ähnliche Quantität an Kraft erhalten, so

 

eine vierte, fünfte und so viel man will. Die Länge von einer

 

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jeden mag unter den angenommenen Verhältnissen vergrößert werden,

 

so weit man Lust hat, die Kraft des Windcö wird sich überall gleich

 

bleiben. Wenn wir nun finden, daß die Kraft des WindeS am Ende

 

einer jeden Meile der von 200,000 Menschen entspreche, und so für

 

jede Meile der Breite nach, so folgt daraus, daß je eine QuKdratnmle

 

eine solche Kraft hervorbringe. Wie ungeheuer ist diese! In

 

den bevölkcrteren Gegenden der Erde kommen auf eine Quadratmeile

 

durchschnittlich 100 bis 200 Individuen, wovon kaum die Hälfte im

 

Stande zu arbeiten ist, oder als vollkommen thcitige Arbeiter gezählt

 

werden kann. Aber man nehme nur 100 kräftige arbeitsfähige Hände

 

für eine Quadratmcile an, so wird die Kraft des WindeS innerbalb

 

ihres Wohnortes immerhin 2000mal größer seyn. Und dieß wird

 

noch nicht die ganze Windkraft seyn, welche in ihre Macht gegeben

 

ist. Wir sind an die Höhe von 200 Fuß nicht gebunden. Wir

 

wögen erforderlichen Falles vermittelst papierener Drachen die Anwendung

 

dieser Kraft bis zur Höhe der Wolken ausdehnen. Nehmen

 

wir z. Ä. ,eine Höhe von 2000 Fuß an, so können wir die Kraft .

 

um das Zehnfache vermehren, das ist> eine 20,000mal größere Wirkung

 

hervorbringen, als die Einwohner der volkreichsten Länder mit

 

all ihren Muskeln und Sehnen zu thun im Stande sind. Wir

 

wollen einen noch größeren Begriff von dieser Kraft geben und unsere

 

Begleichung auf die ganze Erdkugel ausdehnen. Die Oberfläche

 

derselben beträgt ungefähr 200,000,000 Quadratmcilen. Wie wir

 

vorher gezeigt, so entspricht einer jeden Quadratmeile die Kraft von

 

200,000 Menschen, die ganze Wirkung der Windkraft auf dem Erdbälle

 

beläuft sich daher auf etwa 200,000,0«0mal 200,00«, WS ist,

 

auf die Kraft von 40,000,000,000,000 Menschen. Die Zahl aller

 

Individuen auf der Erde wird 1,000,000,000 nicht überschreiten,

 

wovon kaum die Hälfte als arbeitsfähig gerechnet werden dürfte, also

 

500,000,000. Die angegebene Kraft deö WindeS wirkt also 80,000mal

 

wehr als alle Menschen der Erde mit äußerster Anstrengung hervorzubringen

 

im Stande wären, angenommen, der Wind würde nur bis

 

ZU einer Höhe von 200 Fuß benützt.

 

Man mag mir entgegenhalten, daß bei dieser Zusammenstellung

 

A Oberfläche des Mccrcö und die der unbewohnbaren Regionen der

 

Erde mit eingerechnet wurden, woselbst diese Kraft für unfern Zweck

 

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unanwendbar sey. Ich bitte jedoch zu bedenken, 5aß ich versprochen

 

habe, Mittel zu zeigen, den Oeean so bewohnbar zu machen, als das

 

fruchtbarste trockenste Land, und ich schließe selbst die Polargegenden

 

nicht aus.

 

Wie können nun aber Oberflächen von 200 Fuß Höhe in senkrechter

 

Stellung der Wirkung dcö WindeS ausgesetzt werden? Dieß

 

mag auf ähnliche Art wie bei den Windmühlen geschehen, nur habe

 

ich dabei größeren VortheilS halber einen andern Weg erdacht, so

 

daß jede Quadratmeile von einer fortgesetzten Linie von 200 Fuß

 

hohen Oberflachen oder Segeln umgeben würde, welche sich um eine

 

Achse bewegten und mit all ihren Maschinen nicht den zehnten Theil

 

des BodenS einnähmen. Was für eine erhabene gigantische Kraft ist

 

dieß! 80,000mal größer als die aller Menschen auf Erden! Nun

 

zur letzten Berechnung. Angenommen, die Hälfte ginge durch die

 

Reibung der Maschinen verloren, oder mehr, wir brauchen mit solch

 

unendlicher Kraft nicht zu sparen, laßt uns nur ein Achtel davon beibehalten,

 

so würde dieselbe immer 10,000mal die Kraft aller Menschen

 

auf Erden übersteigen. Wären alle Menschen beständig angehalten,

 

für nützliche Zwecke zu arbeiten, so würden sie einen guten

 

Theil mehr hervorbringen, als sie wirklich thun; auch gewänne die

 

Welt ein weit besseres Ansehen und bätte größeren Üebcrfluß an

 

Bequemlichkeiten deö menschlichen Lebens. Aber wenn 10,000mal

 

mehr geschaffen werden kann, wenn in einem Jahre mehr geleistet

 

wird, als seither in 10,000 Jahren, zu welch’ erhabener Größe vermag

 

das Menschengeschlecht sich dann aufzuschwingen! Die größten

 

Monumente und Meisterwerke, welche die Vorwelt unserer Bewunderung

 

zurückgelassen, welche Millionen von Händen erforderten und

 

deren Bau sich auf manche 100 Jahre ausdehnte, sind nur Kinderwerke,

 

unbedeutende Kleinigkeiten im Vergleich mit den crstaunungSwürdigen

 

Werken, die durch jene Kräfte geschaffen werden können.

 

Und noch ist dieß nicht die einzige Kraft, über die wir verfügen können.

 

Ihr mögt erschrecken über diese Idee, ihr werdet wieder und

 

wieder fragen, ob eS möglich ist, daß eS eine solche Kraft für unseren

 

Gebrauch gäbe? Gerade wie ich eö gethan. — Ist meine Annahme

 

vielleicht ein großer Jrrthum? Ist sie etwa reine Einbildung?

 

Beruht sie auf Selbsttäuschung? Ich habe zur Basis meiner Nn^

 

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sichten die allergewöhnlichsten Versuche mit Segel und Windmühlen

 

genommen. ES ist also eure Sache, zu urlheilen, ob die Folgerungen,

 

welche ich hieraus zog, wahr oder wesentlich falsch sind. Die Entscheidung

 

über diese Frage wird nicht schwierig seyn. Fragt den

 

Schiffer, fragt den Windmiiller, oder beobachtet selbst die Kraft dcS

 

Windes, auf welche Art ihr wollt. Die Resultate eurer Forschungen

 

und Beobachtungen mögen vorschieden seyn, sie mögen mehr oder

 

weniger Kraft aufweisen, als ich gezeigt, aber doch wird eine enorme

 

Kraft übrig bleiben. Wie dem sey, ich glaube zuversichtlich, bei genauerer

 

Untersuchung wird man eine noch größere Kraft auffinden,

 

als ich angegeben habe. — Wenn aber auch meine Erfahrungen im

 

Wesentlichen richtig sind, so habe ich vielleicht irgend einen groben

 

Fehler in meinen Schlüssen oder Zusammenstellungen gemacht? Auch

 

hierüber mag man sich leicht Gewißheit verschaffen. Findet man

 

aber keinen wesentlichen Jrrthum in meinen Beweisen, können dann

 

vernünftige Menschen diese Kraft mit Gleichgültigkeit ansehen? Verdient

 

dieser Gegenstand nicht unsere größte Aufmerksamkeit, unser

 

gründlichstes Nachdenken? Wie kommt cö aber, fragt ihr weiter,

 

daß noch nie eine Anwendung dieser Kraft von größerer Ausdehnung

 

stattfand? Bei der Schifffahrt ziehen wir keinen unbcdentenden Nutzen

 

aus ihr, und gebrauchen sie auch an manchen Orten auf dem Lande

 

bei Windmühlen. Aber cS wird euch einfallen, daß sie wegen ihrer

 

Unregelmäßigkeit nicht immer und nicht überall benutzt werden kann.

 

Ich wiederhole, ihre Benutzung ist demungeachtet möglich, denn es ist

 

ein wesentlicher Unterschied zwischen der Art der Verwendung, .wie

 

sie seither stattfand, und zwischen der, welche ich vorschlage. Seither

 

wirkte die Kraft deö Windes unmittelbar auf die Maschmerien, und

 

man mußte warten, bis der Wind zu wehen anfing, w^bei die Wirkung

 

aufhörte, sobald er sich legte. Aber die Art der Kraftbenützung,

 

welche ich spater auseinander setzen werde, besteht darin , sie vorerst

 

zu sammeln und aufzubewahren, und alsdann von diesem Vorrathe

 

zu jeder Zeit so viel herauszunehmen, als zum Betrieb der Maschinerien

 

nöthig seyn wird. Die so gesammelte Kraft kann man wirken

 

lassen, wie man ihrer bedarf, und selbst noch lange, nachdem die ursprüngliche

 

Kraft deö Windes aufgehört hat. Und sollte der Wind

 

auch Monate lang ausbleiben, so werden wir doch durch dieselbe

 

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Kraft eine höchst einfache, gleichförmige und immerwährende Bewegung

 

erhalten.

 

Fragt ihr nun, warum diese Kraft nickt mehr gebraucht wird,

 

wenn meine Aussage richtig ist, so antworte ich mit der Gegenfrage:

 

wie geschah es, daß die Kraft des Dampfes erst so spät in Anwendung

 

kam? So viele Menschen haben seit Tausenden von Jahren

 

Wasser gesotten, und müssen oft dabei gesehen haben, daß siedendes

 

Wasser in fesiverschlosscnen Häfen oder Kesseln den Deckel hebt oder

 

das Gefäß mit großer Gewalt zersprengt. Die Dampskraft war also

 

bis hinab zum letzten Küchen- oder Wäschermädchen eben so bekannt,

 

als die des Windes. Aber genaue Beobachtungen oder ernstes Nach?

 

denken wurde weder dem einen noch dem andern gewidmet. Nm

 

bei ruhiger Ueberlegung, und dadurch, daß man die Anfangsgründe

 

oder die ersten und einfachen Beobachtungen nach und nach zusammenkettet,

 

wird man im Stande seyn, Wahrheiten zu entdecken, welche

 

dem oberflächlichen Beobachter entgehen. So ist es oft der Fall,

 

daß wir auf Erscheinungen stoßen, von denen wir keine Ahnung hatten,

 

während wir von den einfachsten und bekanntesten, jedem Kinde verständlichen

 

Wahrheiten ausgingen, von Wahrheiten, welche der Aufmerksamkeit

 

deö reiferen Mannes unwürdig zu seyn schienen. Bei

 

den einfachsten Elementen der Beobachtung fängt der Mensch mit

 

seinem Urtheile an, stellt sie zusammen, dehnt sie immer weiter aus,

 

wendet sie an und staunt am Ende über das Resultat; er mißtraut

 

seinem Urtheil, wähnt Jrrthümer, geht wieder zurück bis zu den einfachsten

 

Grundlagen seiner Schlüsse, verfolgt letztere mit der gründlichsten

 

Aufmerksamkeit, um mögliche Fehler herauszufinden, vergleicht

 

die Theorie mit den Versuchen, und sieht sich endlich genöthigt, die

 

entdeckte Wahrheit anzuerkennen.

 

Ermuthigt durch den überraschenden Erfolg fährt er mit erhöh«

 

ter Neugierde fort. So erhielt die Mathematik ibren Ursprung, und

 

mit ihr alle ans Gewißheit sich gründenden Wissenschaften. Von

 

den einfachsten Begriffen ausgehend, welche dem Anfänger als

 

unbedeutende und seiner Aufmerksamkeit unwürdige Kleinigkeiten erscheinen,

 

kann er kaum begreifen, zu was diese angelegentlichen Untersuchungen

 

der einfachsten Dinge dienen sollen; nach und nach aber wird

 

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er mit verwickelteren Wahrheiten vertraut, und gelangt am Ende zu

 

crstaunungSwürdigcn Resultaten. Zuletzt sieht er sich in die Möglichkit

 

versetzt, das Universum zu übersehen, ohne das Zimmer zu

 

Verlaffen, entdeckt die Größe, Form und Bewegung der ganzen Erde,

 

die Entfernung der Sonne, des Mondes und der Sterne, ihre. Ausdehnung,

 

Gestalt und ihren Lauf und die Verhältnisse, in denen sie

 

zu einander stehen, er überzeugt sich, daß sie Welten sind, größer

 

als unsere Erde und Millionen von Meilen von unS und unter sich

 

entfernt; er sieht ein All vieler Millionen von großen Weltkörpern,

 

lauter Weltsysteme; neue Ideen dringen sich seinem Geiste auf, er

 

findet kein Ende in seinen Entdeckungen. Aber sage dem Manne,

 

der zwar gleiche Fähigkeiten besitzt, jedoch des geregelten Ganges der

 

Schlüsse, welche jenes Resultat erzeugten, unkundig ist, sage ihm von

 

all diesen Entdeckungen! spreche zu ihm über Größe und Entfernung

 

der Sonne, des Mondes u. s. w., auf welchen doch nie ein menschliches

 

Wesen war, und zu welchen /mch nie ein Mensch gelangen

 

kann; theile diese mathematischen Wahrheiten dem mit, dessen Geist

 

vielleicht von falschen Begriffen und Vorurtheilen eingenommen ist,

 

über die er sich keine vernünftige Rechenschaft abzulegen vermag und

 

nn deren Prüfung er nie dachte! Was wird er antworten? Er

 

wird den, der diese Kenntnisse besitzt, auslachen, er wird ihn für einen

 

Thoren halten. — Aber wenn er sieht, daß derselbe Mann mit Bestimmtheit

 

Sonnen- und Mondfinsternisse u. a. voraussagt, — wenn

 

er ficht, daß dieser vermeintliche Thor Bücher schreibt und astronomische

 

Tafeln fertigt, womit er dem Schiffer von seinem Zimmer

 

nuS die Mittel an die Hand gibt, seinen Weg durch den weiten

 

Ocean um die Welt zu finden, und so noch manche sonderbare Dinge,

 

von denen er nicht den mindesten Begriff hat, so wird der arme

 

Mensch nicht wissen, waS er davon denken sott. Wahrheiten wie

 

diese, werden im Allgemeinen heut zu Tage anerkannt, aber eS ist

 

nicht so lange her, daß sie eS nicht waren. Und selbst jetzt sind d:e

 

Gründe dieser Entdeckungen noch nicht allgemein eingesehen, denn

 

nur den Resultaten wird auf Rechnung gelehrter Männer von der

 

Menge Glauben geschenkt. So könnte man noch durch viele Fälle

 

zeigen, in welch’ großen Jrrthümcrn, Vorurtheilen, in welcher Unwissenheit

 

die Menge stets gelebt habe, und wie sie stets alle Vcr-

 

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suche einzelner Individuen verachtet und verlacht habe, welche neue

 

nützliche Wahrheiten zu entdecken glaubten.

 

Ich habe die Gründung eineö neuen Paradieses angekündigt,

 

einer neuen erhabeneren Welt, in welcher ein einziges Jahr mehr

 

bewirken solle, als dieß seither in taufenden von Jahren der Fall

 

war. Man mag diese Idee ins Lächerliche ziehen, oder ihre Verwirklichung

 

als ein Wunder ansehen. Aber wo liegt denn das Wunder,

 

durch welches unser Ziel erreicht werden sott, wenn wir hinlängliche

 

und überflüssige Kräfte dazu besitzen? Wenn ihr z. B. das

 

Gewicht einer Tonne zu heben hättet, und ihr wißt, daß 10 Pferde

 

dieß ausführen können, ihr aber habt statt 10 — 100 Pferde; wo

 

wird wohl daö Wunder oder ein Zweifel an solcher Leistung zu

 

suchen seyn. Gerade so ist eS mit meinen Vorschlägen. Das Fortbewegen

 

einer Tonne wird gewiß mit 100 Pferden weniger leicht

 

seyn, als die Wirkung, welche ich mir von einer Kraft verspreche,

 

die alle denkbaren Bedürfnisse übersteigt. Ihr werdet nun fragen,

 

durch welche Maschinen alle diese verschiedenen Absichten bei Anwendung

 

der fraglichen Kraft ausgeführt werden sotten? Maschinen

 

sind bloße Werkzeuge. Die Möglichkeit, Werkzeuge zu irgend einem

 

bestimmten Zwecke zu verfertigen, ist außer aller Frage, sie mögen

 

biefür auch die verschiedenste Form erfordern. Haben wir hinlängliche

 

Kraft und Stoffe zur Anwendung der Werkzeuge, so mögen

 

wir deren ohne Mühe ersinnen und formen, wie es uns gefällt, oder

 

wie eS unser Zweck erheischt. Es ist kein Grund vorhanden, die

 

Verfertigung von entsprechenden Werkzeugen für gewisse Zwecke unmöglich

 

zu halten. Ich für meine Person werde dieses Problem auf

 

eine höchst einfache Weise für alle angekündigten Zwecke auflösen und

 

will spater auch noch besonders diesen Punkt zur Erörterung bringen.

 

(Siehe EtzlerS System der Mechanik :e.)

 

Ich komme nun zur Auseinandersetzung der zweiten Kraft,

 

nämlich —

 

Der Kraft, welche die Ebbe und Fluth äußert.

 

Die Ebbe und Fluth ist ein beständiges Steigen und Fallen

 

durch den ganzen Ocean, welches sich regelmäßig nach etwa 6^Stunden

 

wiederholt. Sie ist jedoch weder in allen Theilen des Meeres

 

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dieselbe, noch zu allen Zeiten an den nämlichen Orten. Sie ändert

 

sich von 2 Fuß bei dem Aequator bis zn 00 Fuß gegen die Pole.

 

Um einen Begriff von der Kraft zu bekommen, welche die Ebbe

 

und Fluth hervorbringt, denke man sich eine Quadratflache von

 

10,000 Meilen irgendwo im Ocean, wo die Ebbe und Fluth durchschnittlich

 

10 Fuß steigt und fällt. Wie viel Menschen wären nötbig,

 

ein Becken von 10,000 Quadratmeilen Grundfläche und 10 Fuß

 

Tiefe in 0^ Stunden auszuleeren und wiederum in derselben Zeit

 

zu füllen? Mag dieß durch die Anziehung des MondeS oder durch

 

Menschenhand geschehen, die Wirkung und die Krafterforderniß wird

 

dieselbe seyn.

 

Die Erfahrung lehrt, daß ein gewöhnlicher Arbeiter bei fortdauernder

 

Arbeit 20 Pfund jede Sekunde 2 Fuß hoch heben kann. Um

 

ein 10 Fuß tiefeö Becken auszuleeren, würde der Arbeiter anfangs

 

wenig zu heben haben, aber je näher er dem Grunde des Gefäßes

 

käme, desto höher müßte er daS Wasser heben; am Ende mußte

 

dasselbe 10 Fuß hoch gehoben werden. Der Gcsammtkraftaufwand

 

des Arbeiters müßte daher bei der günstigsten Vorrichtung jener

 

Kraft gleich gesetzt werden, welche erforderlich wäre, den ganzen Inhalt

 

S Fuß zu heben. Hebt ein Mann in einer Sekunde 20 Pfund

 

2 Fuß hoch, so kann er dieselben in je 2’^Sekunden 5 Fuß, einen

 

Kubikfuß Seewasser aber (gleich 70 Pfund) in 8 oder 9 Sekunden

 

eben so hoch heben.

 

Nimmt man, um eine runde Zahl zu bekommen, für einen Kubikfuß

 

7 l/2 Sekunden, also für 8 Kubikfuß je eine Minute an, so

 

können in 0^ Stunden 3000 Kubikfuß gebobcn werden. Eine geographische

 

Meile sey 6000 Fuß lang, folglich eine Quadratmeilc

 

gleich 30 Millionen Quadratfuß, fo wird dieser Behälter bei einer

 

Tiefe von 10 Fuß eine Wassermasse von 360,000,000 Kubikfuß enthalten.

 

Kommen nun auf jeden Mann 3000 Kubikfuß, so wird daS

 

Heben einer solchen Masse 120,000 Mann erfordern.

 

Um nun diefeS Becken in den nächst folgenden 0^ Stunden

 

Wieder auf dieselbe Höhe anzufüllen, würde die nämliche Kraft nöthig

 

lcyn u. s. w. Da jedoch die Menschen nicht 24 Stunden ununterbrochen

 

arbeiten können, sondern kaum die Hälfte dieser Zeit, fo

 

Hürde diese ganze Arbeit die doppelte Anzahl Hände erfordern; dar-

 

2

 

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cm6 entstände eine Kraft von 240,000 Mann auf die Quadratmelle.

 

10,000 Quadratmeilen dcö OeeanS würden daher, um eine Ebbe

 

und Fluth von 10 Fuß zu bewirken, wenigstens 2,400,000,000

 

Menschen nöthig haben, wa6 nahe zu 3mal so viel Menschen sind,

 

als auf der Erde leben. Angenommen, die vereinigten Staaten besäßen

 

eine 3000 Meilen lange Küste und man wende obige Kraft

 

nur auf eine Durchschnittsentfernung von 100 Meilen von der Küste

 

an, so würde dicß eine Fläche von 300,000 Quadratmeilen geben

 

und also eine Kraft von 30 mal 2,400,000,000 oder 72,000,000,000

 

Menschen nöthig machen.

 

Wie ist nun aber auö dieser Kraft Nutzen zu ziehen? Sie

 

wurde zwar schon angewandt, doch selten und mehr durch Zufall.

 

Wenn Schiffe zur Zeit der Ebbe auf den Grund fahren, so erwarten

 

sie die Fluth, welche sie heben und wieder flott machen wird, was

 

sonst nicht bewerkstelligt werden könnte, außer durch Ausladen des

 

Fahrzeuges oder durch eine Hebekraft gleich dem Gewichte des Schiffes

 

und der Ladung. Auf diese Art wird durch die Fluth bewirkt,

 

was. sonst die Kraft von vielen 100 Tonnen erfordern würde.

 

Ein Schiff z. B. oder eine Arche, 100 Fuß lang und eben so

 

breit und 10 Fuß tief gehend, also gerade den Grund deö HohwasserS

 

berührend, würde, vorausgesetzt die darauf folgende Ebbe betrage

 

10 Fuß, ganz außer Wasser gesetzt. Wird eö nun mit einem Gewichte

 

beladen, wodurch es auf eine Tiefe von 10 Fuß zum Sinken

 

gebracht wird, so muß sein Gewicht gleich einer Wassermassc von

 

10,000 Quadratfuß Grundfläche und 10 Fuß Tiefe seyn, was einen

 

Inhalt von 100,000 Kubikfuß geben wird. Ein Kubikfuß Wasser

 

wäge 70 Pfund, so würde das Gewicht 7,000,000 Pfund betragen,

 

welche nötbig wären, um ein Schiff in die Höhe zu heben, was doch

 

durch die Fluth von selbst bewerkstelligt wird.

 

Um deutlicher auszuführen, auf welchem Wege diese Kraft im

 

Allgemeinen benutzt werden kann, so will ich folgendes Beispiel anführen.

 

Man denke sich einen Kasten einen Quadratfuß weit und

 

10 Fuß hoch, also 10 Kubikfuß enthaltend, befestige ihn an das Ende

 

cmer Wage, deren Mittelpunkt von einer Kette oder auf irgend eine

 

Art unterstützt ist und welche hart am Ufer angebracht wird, hänge

 

an den andern Arm ein Gewicht, oder lasse irgend eine Maschine

 

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darauf einwirken. Den Kasten belade man mit einem Gewichte, gerade

 

hinreichend, um ilm gänzlich in das Wasser zu senken, und stelle

 

den andern Arm der Wage fest. Das Niederwasser wird nach und

 

nach 10 Fuß sinken, und in dem Augenblicke, in welchem dieses Sinken

 

eintritt, beginnt das Gewicht des Kastens an der Wage zu ziehen,

 

welche, da sie fest gemacht ist, nicht nachgeben kann, während

 

das Gewicht deS Gefäßeö im Verhältnisse zum Sinken des WasserS

 

Zunimmt. Wenn am Ende der ganze Kasten aus dem Wasser scyn

 

wird, so wird sein ganzes Gewicht, d. h. 10 Kubikfuß Wasser an der

 

Wage ziehen. Wird nun der Arm losgelassen, so wird der Kasten

 

ein Gewicht daran haben, gleich dem von 10 Kubikfuß Wasser. Da

 

aber derselbe bei seinem Sinken daö Wasser wiederum berührt, so

 

wird er in dem Verhältnisse, in welchem er tiefer in das Wasser

 

sinkt, sein Gewicht verlieren, bis das ganze Gewicht an der Wage

 

am Ende bei einer Tiefe von 10 Fuß auf Null reducirt werden

 

Wird. Die Gesammtwirkung wird also nnr die Hälfte scyn von der

 

Kraft, welche erfordert wird, um 10 Kubikfuß Wasser 10 Fuß hoch

 

in die Höhe zu heben. Wenn nun die Periode der Fluth eintritt,

 

wird der Kasten auf dieselbe Art gehoben werden, wie dieß mit dem

 

Gewichte am andern Ende der Wage vorber geschah, und das letztere

 

Ende wird mit einem diesem Kasten gleichen Gewichte gedrückt “werden.

 

So mag die Wage in ihrer Bewegung auf und ab gehalten

 

Werden, wie bei einer Dampfmaschine, nur mit dem Unterschiede, dag

 

diese Bewegung langsamer, innerhalb lZ V^ Stunden einmal, und mit

 

einem Gewicht stattfinden würde, welches dem von 10 Kubikfuß

 

Wasser gleichkäme, welches bei einer Grundfläche von 1 Quadratfuß

 

5 Fuß hoch gehoben würde. Nehmen wir aber statt einem Kasten

 

don i Quadratfuß ein Gefäß an, 100 Fuß lang und eben so breit,

 

dessen Grundfläche also 10,000 mal.größer ist, als bei jenem Kasten, so

 

Aird auch die neue Kraft 10,000 mal größer seyn, als die frühere.

 

Der langsamen Wirkung der Kraft mag dann leicht abgeholfen und

 

lhr durch irgend eine Erfindung, durch wenige Räder oder eine hydraulische

 

Presse, dadurch, daß man einen Wasserstrahl.durch eine

 

Agc Mündung treibt, jede beliebige Geschwindigkeit gegeben werden.

 

Wenn cS verlangt würde, könnten wir entweder größere Gefäßd oder

 

^ue Anzahl kleinerer nach einander auf dieselbe Maschine wirken

 

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– 2« —

 

lassen. Diese Kraft ist auf oder in der Nähe der See, oder in

 

jeder Entfernung vom Ufer, selbst mitten imOeean anwendbar, vorausgesetzt,

 

daß ein Theil der Maschine mit irgend einer festen Unterlage

 

oder mit Ketten verbunden, auf den Grund geankert werden

 

kann. Da wir jedoch die größte Tiefe des ganzen Oceans noch nicht

 

wissen, so ist es nicht meine Aufgabe zu’sagen, in wie weit diese

 

Kraft Anwendung zulasse, ob sie gleich vermittelst,der unendlichen

 

Kräfte, welche uns die Natur bietet, möglicher Weise auf das ganze

 

Weltmeer ausgedehnt werden könnte. Geschieht einmal die Anwendung

 

der Ebbe und Fluth vermittelst auf den Grund festgesetzter

 

Anstalten, so ist es natürlich, daß man mit ihnen in der Nähe des

 

UferS in seichtem Wasser und auf Sandbänken anfängt, und von

 

hieraus nach und nach tiefer in die See vorrückt. Die Ufer des

 

Festlandes und der Inseln, auch die Sandbänke, sind in der Regel

 

mit seichtem Wasser umgeben, welches auf eine Entfernung von 20,

 

50 bis 100 Meilen und darüber die Tiefe von 50 bis 100 Faden

 

nicht übersteigt. Es mögen daher auch die Küsten von Nordamerika

 

mit ihren ausgedehnten Sandbänken, Inseln und Klippen leicht einen

 

Grund von A000 Meilen Länge uud durchschnittlich 100 Meilen

 

Breite, oder von 300,000 Quadratmeilen zu diesem Zwecke aufzuweisen

 

im Stande seyn, dessen Leistungen nach der obigen AuSein^

 

andersetzung bei einer Ebbe und Fluth von 10 Fuß Tiefe einer

 

Kraft von 240,000 Menschen auf die Quadratmeile, — somit der

 

von 72,000 Mittionen Menschen, oder für jede Längenmeile längs

 

der Küste der Kraft von 24 Millionen Menschen gleichkommen.

 

Welch’ enorme Kraft! Und diese Kraft kann auf die wohltätigste

 

Weise für die Menschen benutzt werden, ohne selbst irgend einen

 

Raum auf dem festen Lande einzunehmen. Auf welche Art fragt ihr?

 

Die Antwort darauf wird den Anschein hübscher Mährchen haben;

 

behalte ich aber die Antwort zurück, so wird mein Beweis über daS

 

Daseyn dieser Riesenmacht nutzlos scheinen. Ich will deßhalb hier

 

einige allgemeine Notizen über ihre Anwendung geben, und obgleich

 

vielleicht njcht der tausendste Theil heut zu Tage gebraucht werden

 

wird, so wird es doch dazu dienen, engherzige Ansichten oder Vorurteile

 

unv’dic Besorgnisse zu beseitigen, als hätten wir nicht genug

 

Mittel zur Erreichung unserer Zwecke an der Hand. Wir haben

 

l

 

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— 21 —

 

UNS mit einem neuen Standpunkt der Dinge vertraut zu machen,

 

auf den wir in Folge der Benützung dieser Mittel gelangen werden

 

und gelangen müssen, mit einem Standpunkte, der ganz verschieden

 

von dem sein wird, den wir zu sehen gewohnt sind. Wir wollen

 

uns Flöße denken, von jeder beliebigen Ausdehnung, längs der Küste

 

«uf dem Grunde der See befestigt und weit in diese hinausrcichend,

 

bedeckt mit dem fruchtbarsten Boden, welcher Pflanzen, Gemüse und

 

Bäume jeder Art hervorbringt, mit den schönsten Gärten, wie sie nur

 

irgend auf dem Festlande angelegt werden können, mit Gebäuden und

 

Maschinerien verschen, welche nicht nur auf der See, auf der sie sind,

 

sondern vermittelst mechanischer Verbindungen viele Meilen weit in

 

den Continent hinein ihre Wirkungen äußern. (Siehe Etzlers System

 

der Mechanik.) Es wird diese Kraft den künstlichen Boden

 

viele Meilen weit auf der Oberfläche der See, an den Ufern, ja

 

selbst auf mehrere Meilen von den Ufern einwärts das feste Land

 

bebauen. Sie wird an den Ufern Städte hervorrufen aus den herrlichsten

 

Pallästcn bestehend, deren jeder von Gärten und den schönsten

 

Ländereicn umgeben ist; sie vermag Hügel und Unebenheiten des

 

Bodens zu ebnen, oder Höhen auf dem Gestade auszuwerfen, mn

 

eine offene Aussicht nach dem Lande und der See zu bieten; sie kann

 

das dürre Ufer mit fruchtbarer Erde bedecken und cö auf manche Art

 

verschönern, die See von den Untiefen befreien und den Zugang

 

gefahrlos machen, nicht nur für Schiffe, sondern für große schwimmende

 

Flöße, welche von entfernten Punkten kommen oder dahin

 

segeln, gleich Inseln mit jeder Sicherheit und Bequemlichkeit ausgestattet,

 

welche das Festland bieten kann. Alle diese Dinge und noch

 

viele andere, welche für jetzt noch als übertriebene Bilder der Phantasie

 

erscheinen mögen, erfordern nichts als das rohe Material zu

 

ihrer Erzeugung und dieß ist in Fülle vorhanden.

 

So kann eine Kraft, Folge der Anziehungskraft, Gravitation

 

Zwischen Mond und Ozean, welche seither nur der Gegenstand eitler

 

Neugierde wißbegieriger Männer war, unendlich dienstbar werden,

 

um die lieblichsten Aufenthalte längs den Küsten zu schaffen, wo die

 

Menschen zu gleicher Zeit alle Bortheile der See und des Landes

 

genießen können. Die Küsten werden später beständige paradiesische

 

Gränzcn zwischen Land und See bilden, überall mit der dichtesten

 

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Bevölkerung. Die Ufer und die See längs denselben werden dann

 

nicht mehr in dem rauhen Naturzustande sein, wie heut zu Tage,

 

fondern überall einen leichten und lieblichen Zugang bieten, nicht

 

einmal belästigt durch das Getöse der Wellen, das sich nych dem

 

Witten und für den Nutzen der Einwohner regeln wird; das Meer

 

wird von Allem befreit werden, waö eine freie Durchfahrt hemmen

 

könnte, und die Fische werden in großen Behältern gcsannnelt, um

 

sich den Bewohnern der See und der Ufer zur Verfügung zu stellen.

 

Noch eine andere Kraft ist in der See, von gleicher, wenn nicht

 

von größerer Wichtigkeit. Es ist dicß die Gewalt der Wetten, verursacht

 

durch den Druck, den der Wind auf die Oberfläche deS

 

WasscrS ausübt. Obgleich diese Kraft in der deS Windes enthalten

 

ist und deßhalb bei der Schätzung der Wirkung der letzteren Kraft

 

schon mitgerechnet ist, und obgleich sie im Allgemeinen die Kraft deS

 

WindeS nicht übersteigen kann, da sie nur eine Wirkung desselben ist,

 

so mag sie doch sehr nutzbringend in Fällen sein, wo kein Wind weht,

 

oder sich nur eine geringe Kraft desselben äußert. Ist die See einmal

 

in ihrem Gleichgewichte gestört, so behält sie ihre Bewegung noch

 

einige Tage fort, nachdem der Wind schon aufgehört hat, wie ein

 

Pendel oder ein Schwungrad, wenn sie einmal in Bewegung gesetzt sind.

 

Diese Bewegung deS Meeres ist jedoch nicht auf den Raum

 

beschränkt, in welchem der Wind gerade weht, sondern dehnt sich selbst

 

über die ganze Oberfläche deS Ozeans aus, bis sie mit irgend einem

 

Hindernisse zusammentrifft. Wir können uns von dieser Bewegung

 

cm Bild im Kleinen machen, wenn wir einen Stein in einen Teich

 

werfen. Es wird sich eine ringförmige Bewegung des Wassers um

 

den Punkt bilden, an welchem der Stein hineinsiel. Dieser Ring

 

verursacht wieder einen zweiten von größerer Ausdehnung, der zweite

 

einen dritten u. s. f., bis sich der letzte endlich über den ganzen

 

Teich ausdehnt. Die Natur dieser Bewegung läßt sich auf folgende

 

Art erklären: Der Stein verdrängt eine Wassermasse von seinem

 

Platze, die seinem Rauminhalte gleichkömmt, aber daS übrige umgebende

 

Wasser drückt durch sein Gewicht dagegen und das vertriebene

 

Wasser weicht in der Richtung zurück, von welcher eö am wenigsten

 

Widerstand erleidet d. h. gerade aufwärts, oder senkrecht auf die

 

Oberfläche. Auf diose Art höher gestiegen, als seine Umgebung,

 

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drückt dasselbe nun mit einem grösiern Gewichte zurück, ohne jedoch

 

wegen des Gegendruckes des umgebenden Wassers urplötzlich einen

 

geringeren Widerstand zu finden. Das Wasser muß daher abermals

 

nach der Richtung laufen, in welcher es am wenigsten Widerstand

 

erleidet, das ist, senkrecht auf die Oberfläche, und bildet auf diese Art

 

einen Ring. Auf dieselbe Weise und aus demselben Grunde bildet

 

dieser Ring einen zweiten und so folgt einer dem andern. Die Bildung

 

dieser Ringe macht keinen ticfcrn Eindruck auf daS Wasser, als

 

crstere hoch sind; denn wäre dieß der Fall, so würde der Ring seine

 

^-Umgebung höher drücken als er selbst ist, was unmöglich ist. Aus

 

demselben Grunde kann der Zwischenraum zwischen zwei Nebcnringen

 

nicht größer sein, als die Ringe selbst, und ihre Grundflächen müssen

 

sich mit einander vereinigen; denn wären die Zwischenräume größer,

 

so würden die Ringe Wasser nach der Seite hin drängen, nach welcher

 

eö wegen des größeren Widerstandes nicht zurückweichen kann. ES

 

scyen z. B. die Ringe einen Zoll hoch, so können sie daS Wasser

 

nicht tiefer angreifen als einen Zoll, und sind ihre Grundflächen

 

2 Zoll breit, so kann die Entfernung zwischen je zwei Peripherien

 

der Kreise nur 2 Zoll betragen. Tie Summe des Raumes zwischen

 

.den Intervallen muß gleich sein der Summe dcö Raumes der Ringe.

 

Wird ein Körper, etwa eine Kugel von 10 Fuß Durchmesser, mit

 

hinreichender Geschwindigkeit in daS Wasser geworfen, so wird ein

 

10 Fuß hoher Ring entstehen, hierauf ein konzentrischer von derselben

 

Höhe, dann ein dritter u. s. f., jedesmal mit einem Zwischenraum

 

von gleicher Breite und auf das Wasser nur bis zu einer Tiefe von

 

10 Fuß wirkend. Was hier durch das Gewicht dcö Körpers gcthan

 

wird, geschieht auf dieselbe Art durch den Druck deS Windes bei

 

Bildung der Wellen. Würde de, Wind nur einen einzigen Stoß

 

ausüben, so würde der Effekt ganz derselbe sein, allein da er sehr

 

unregelmäßig weht, bald auf einmal, bald nach und nach das Wasser

 

Peitscht, so müssen die so verursachten Wetten sich ganz unregelmäßig

 

heben und bewegen, jedoch immer der Richtung des Windes folgend.

 

Die Unregelmäßigkeit dieser Bewegungen mag jedoch sein wie sie will,

 

so bleiben doch die Gesetze der Natur dieselben, daS heißt, die Wetten

 

können nicht tiefer in daS Wasser eindringen, als sie selbst hoch sind

 

und ihre Zwischenräume unter sich sind nicht breiter als die Wellen.

 

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So werden 10 Fuß hohe Wetten im Allgememen nicht tiefer al6

 

10 Fuß in das Wasser eindringen. Dieß wird durch die Erfahrung

 

der Taucher hinlänglich bestätigt.

 

Ist diese Bewegung nur nahe an der Oberfläche, so erfordert

 

die Anwendung dieser Kraft keine Berücksichtigung des Grundes,

 

sondern dieselbe kann durch eine gewisse Borrichtung, vermittelst der die

 

Maschinerie mit dem tiefer gelegenen ruhigen Wasser in Verbindung

 

gebracht wird, in Thätigkcit gesetzt werden. (Siehe Beschreibung des

 

See-Automaten.)

 

Die Wellenbewegungen deS WasserS sind zu vergleichen mit dem

 

Schwingen eines Pendels und folgen demselben Gesetze, sind aber

 

hie und da durch den Druck des Windes, und durch den eigenen

 

Druck gegen einander, Abweichungen unterworfen. Geben wir jeder

 

Schwingung einer Welle von 10 Fuß durchschnittlich 4 Sekunden,

 

so daß 15 in einer Minute erfolgen, welche Annahme wohl eine

 

langsamere Bewegung geben wird, als in der Wirklichkeit stattfindet,

 

so können wir uns eine Idee von dieser Kraft auf dieselbe Art machen,

 

wie wir es bei der Ebbe und Fluth gethan.

 

Die Berechnung zeigt, daß eine Ebbe oder Fluth von 10 Fußen für

 

jede Quadratmeile, oder für ein Quadrat von 6000 Fuß Länge eine

 

Kraft von 240,000 Mann beim jeweiligen Steigen oder Fallen nach

 

Stunden ausübe. Die durch den Wind verursachten Wellen sollen

 

jede Minute 15 Mal oder alle 0^ Stunden 5775mal steigen oder

 

fallen, so ist dieß ungefähr «000mal so schnell als bei der Ebbe und

 

Fluth und die Kraft derselben würde demzufolge eben so viel mal

 

größer sein. Da jedoch diese Wellen immer Zwischenräume von

 

gleicher Größe, wie sie selbst sind, zulassen, so kann die Größe der

 

Wellen nur der Hälfte der Steigung der Fluth gleichgestellt werden,

 

und ihre Kraft belcinft sich daher auf 3000mal 240,000 oder auf

 

720,000,000 Menschenkräfte. Würden wir aber die Oberfläche der

 

See mit irgend einem großen Vierecke bedecken, so wird dieß die

 

Bewegungen deö WasserS hindern und nur der Windseite entlang eine

 

Wirkung gestatten. Der Widerstand, welcher den Bewegungen der

 

Wetten entgegengesetzt wird, muß demzufolge in einer Linie angenommen

 

werden d. h. als von langen schmalen Körpern herrührend,

 

welche die Bewegungen der Wellen von einer Seite aus erhalten.

 

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Es erhält z. B. ein Schiff, 200 Fuß lang und 50 Fuß breit, die

 

vollständige Wirkung solcher Wellen, wie die Erfahrung bei Schiffen

 

ersten Ranges zeigt. Nimmt man mm die Breite gleich 25 Fuß,

 

so beträgt seine Durchschnittsfläche 5000 Quadratfuß. Dicß ist der

 

7200te Theil einer Quadratmeile. Entsprechen 36000,000 Quadratfußc

 

einer Kraft von 720,000,000 Menschen, als der Kraft einer

 

Quadratmeile, und man theilt diese durch 7200, so gibt dieß eine

 

Kraft von 100,000 Mann für die Fläche des angenommenen Schiffes,

 

als eines Viereckes von 200 Fuß Länge und 50 Fuß Breite. Die

 

Größe eines solchen Schiffes wird der eines Schiffes ersten Ranges

 

nicht gleich kommen. Schiffe mögen in einer Stunde 15 Meilen

 

durchsegeln. Ein Schiff ersten NangeS nur durch Dampfgcwalt fortgetriebcn,

 

wird eine Maschine von etwa 200 Pferden erfordern, um

 

auf der hohen See mit der Schnelligkeit von 7^ Meilen, — was

 

gewöhnlich der Fall ist— zu laufen. 15 Meilen zurückzulegen würde

 

800 Pferdekraft erfordern; denn die Theorie und Praxis lehren,

 

daß die Kraft im Quadrate der respectiven Geschwindigkeit wachsen

 

muß. So erfordert also eine doppelte Geschwindigkeit eine vierfache

 

Kraft und eine dreifache Geschwindigkeit eine Mal so große.

 

Können wir eine Kraft von 100,000 Menschen oder 10,000

 

Pferden gebrauchen, um cm solches Schiff fortzubewegen, so vermögeil

 

wir eine außerordentliche Geschwindigkeit zu erhalten. Neimen wir

 

aber nur eine Kraft von 64,000 Mann an, oder eine Maschine von

 

32,000 Pferdekräften als die Hälfte der crsteren mit beständiger Wirkung,

 

das ist 4mal so viel Kraft als die Geschwindigkeit von 15

 

Meilen in der Stunde, so würde cS die Kraft von 30 Meilen in

 

der Stunde besitzen, diese würde sich in 24 Stunden aus 720 und in

 

4 Tagen nahezu auf 3000 Meilen, der Entfernung zwischen Amerika und

 

Europa belaufen. Wir brauchen uns über die so eben angeführte

 

Kraft nicht zu verwundern, wenn wir bedenken, wie Schiffe von 1000

 

und 2000 Tonnen von den Wellen getragen und innerhalb weniger

 

Sekunden nach jeder Richtung hin geworfen werden. Welche Mcnschcnkraft

 

würde erfordert werden, solche schwere Gewichte mit derselben

 

Leichtigkeit zu bewegen und zu heben? Dieß wird uns am Ende

 

^inen Begriff von dieser Kraft geben. —- Obgleich die Wellen nicht

 

w:mer 10 Fuß hoch sind, so ist doch die See nie ruhig. Sehr große

 

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Wassermassen steigen und fallen ununterbrochen, obgleich oft manche Tage

 

hindurch kein Wind geht. Wir bemerken beinahe beständig ein Heft

 

tigeS Brecben und Zurückprallen der Wogen an steilen Ufern und an

 

Felsen. Nimmt man auch die Höhe der Wellen zu der Hälfte oder

 

dem dritten Theil der obenerwähnten DurchschnittShöbe an, so wird

 

immer noch Kraft genug übrig bleiben, den atlantischen Ozean in 4

 

bis 6 Tagen durch diese einzige Kraft, ohne die deS Windes oder

 

Dampfes zu durchschiffen. WaS von einem einzigen Schiffe gesagt

 

werden kann, ist ebenso auf viele hundert anzuwenden/ wenn man sie

 

mit einander verbindet, mit dem grosien Vorthcil iedock, daß nur die

 

vordersten Schiffe, wenn alle fest verbunden in langen Reihen einander

 

folgen oder alle ein zusammenhängendes Ganze bilden, daS Wasser zu

 

durchschneiden haben werden, während die hinter ibnen nur eine kleine

 

Reibung des WasserS zu ihren Seiten auSzuhalten haben. ^ So mögen

 

10 Schiffe hintereinander fest wie zu einem einzigen Ganzen verbunden,

 

— nur die doppelte Kraft eines einzigen erfordern, während sie

 

Mittel zu einer 10mal größern Kraft hervorbringen. Mehrere solche

 

Reihen mögen zu einem Ganzen vereinigt werden und so eine schwimmende

 

Insel bilden. Aber eine solche Insel braucht nicht auS Schiffen

 

zusammengesetzt zu sein, sondern kann auö soliden Holzftämmen gebaut

 

werden, welche letztere spezifisch leichter als Wasser sind, und daher,

 

wenn auch zertrümmert, nie sinken werden. Eine solche Insel von

 

geeigneter Gestalt kann in einem Tage 1000 Meilen zurücklegen,

 

und wird den Ozean sicherlich in 3 bis 4 Tagen durchlaufen. Die

 

Insel mag mit dem fruchtbarsten Boden überschüttet werden und

 

Gebäude und alle Bedürfnisse deö Lebens und de6 Bergnügens tragen.

 

Eine Bewegung wie auf Schissen wird nicht gefühlt werden.

 

Dieselbe Kraft wird eS für jedes einzelne Schiff oder jede

 

schwimmende Insel möglich machen, unter allen Verhältnissen, trotz

 

Wind und Wellen, nach’Willkühr stille zu stehen ohne zu ankern.

 

Auf diese Art können telegraphische Linien von einem Continent zum

 

andern errichtet und in weniger als einer Stunde gegenseitige Nachrichten

 

mitgetbeilt werden.

 

ES sind dieß nur Winke, wie der Mensch über den Ozean ohne

 

Gefahr oder sonstige Unbequemlichkeit zu herrschen im Stande ist,

 

wie er die furchtbarsten Kräfte und Bewegungen der See zu den

 

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heilsamsten Zwecken und zum höchsten Genüsse seiner Wünsche und

 

Begierden nmzuschaffen vermag, wie er daS vergnügteste Leben führen

 

und die gesundesten Klimate der Welt durchziehen kann, — denn

 

Man weiß, daß die Atmosphäre auf dem Ozean, selbst in der heißen

 

Zone, gemäßigt und sehr gesund ist; — wie er endlich nicht > einen kleinen

 

Punkt, sondern die ganze Welt zu seiner theuern Hcimath machen

 

kany. Kann dieses Bild nur der Einbildungskraft angehören oder ist

 

seine Verwirklichung nur der späten Nachwelt vorbehalten? Nein, in

 

weniger denn 10 Jahren können wir in seinen Besitz gelangen, von

 

dem ersten Jahr eines Vereins ausgehend, der sich für den Zweck

 

bilden soll, die Maschinen zu bauen und anzuwenden. Die Ausführung

 

erfordert nur das rohe Material, nämlich Eisen, Kupfer, Holz,

 

hauptsächlich Erde, und einen Verein von Männern, deren Augen

 

und Verstand nicht durch Vorurthcile geschlossen sind. Ich habe indessen

 

nicht im Sinne, mit solchen Projekten anzufangen, sondern

 

ihnen Unternehmungen von engerem Interesse vorausgehen zu lassen.

 

Ich komme nun an die

 

Illte Kraft, welche durch die Tonnensirahlcn erzeugt

 

werden soll.

 

Wenn ein gewöhnlicher flacher Spiegel gegen die Sonne gehalten

 

wird, so daß er den Strahl auf einen schattigen Platz zurückwirft,

 

so wird man fühlen oder durch die Thermometer bemerken, daß dieser

 

Zurückgeworfene Strahl wärmer ist, als der Schatten, ja beinahe so

 

lvarm, als der Sonnenstrahl selbst. Wird auf diesen ersten Strahl

 

durch einen zweiten Spiegel ein anderer Strahl geleitet, so wird der

 

!o getroffene Ort noch wärmer werden, denn der zweite Spiegel hat

 

denselben Effekt wie der erste, und muß demzufolge die Hitze auf dem

 

Wereim’gUngSpunkte beider Strahlen vergrößern. So wird die Wärme

 

durch einen dritten Spiegel, zu denselben Zwecken aufgestellt, zunehmen,

 

und mag durch einen 4-, ö-, 6ten u. s. w. Versuch zu jedem

 

^forderlichen Grad gebracht werden. Hiezu wird nun Nichts verlangt,

 

“ls eine hinlängliche Anzahl von Spiegeln oder sonstigen Reflektoren,

 

Hiße zu erzeugen.

 

^ Auf diesem Grundsatze beruht die Zusammensetzung künstlicher

 

“^rennspiegel in kleinerem Umfange, und von ihm ausgebend erfand

 

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2l)l)g Jahre früher Archimcdcs die geschichtlich bekannten Brennspiegel-

 

Tie Idee ist ganz einfach. Man hat keinen besonder« Kunstgriff

 

dabei nöthig. Wir brauchen nicht gerade Spiegel ;u diesem Zwecke,

 

jeder Gegenstand mit polirter Oberfläche wird denselben Dienst thun,

 

es mag nun diese Oberfläche von Glas, Metall, Holz, Stein oder

 

auch von Stroh, Papier oder Leinwand sein, wenn sie nur polirt und

 

glänzend ist. Um einer Oberfläche genügenden Glanz zu verschaffen,

 

wenn sie ihn nicht schon von Natur au6 hat, gibt cS viele Verschiß

 

dcne Mittel. Firnissen, Reiben, Pressen u. s. w. mag auf manche

 

Stoffe diese Wirkung hervorbringen, überhaupt alles, was eine Oberfläche

 

ganz glatt macht, Oel, Wasser oder sonst eine Flüssigkeit, welche

 

aufgegossen wird, erhärtet oder gefriert. JedcS harte Material, Stein/

 

Metall, Holz kann durch Reibung polirt und zu diesem Zwecke tauglich

 

gemacht werden. Ebenso unwesentlich ist die Form, Gestalt oder

 

Farbe, welche ein solcher Spiegel haben kann, nur eine glatte Oberfläche

 

ist die Hauptsache. Die erforderliche Oberfläche braucht auch keine

 

Krümmung zu haben, wie bei den gewöhnlichen Brennspiegeln. Attcö

 

was verlangt wird, um einen Fokus oder Brennpunkt zu erhalten,

 

in dem alle Strahlenbrechungen sich vereinen, ist, jeder ebenen Fläche

 

solcher Spiegel den geeigneten Platz und die richtige Neigung gegen

 

die Sonne zu geben. Dieß erfordert keine mühsame Berechnung oder

 

Vorbereitung, nichts als eine passende Borrichtung, um jedes Stück

 

zu befestigen, und so weit zu drehen, bis seine Zurückstrcchlung den

 

bestimmten Punkt trifft. Steht die Maschine einmal fest, so ist sie

 

es für immer und sie bedarf nur noch ibren richtigen Standpunkt der

 

Sonne gegenüber, was vermittelst einer Maschine oder eines Menschen

 

erreicht werden kann, welche den Spiegel nach der Bewegung ^der

 

Sonne drehen, um die Strahlen immer auf denselben Raum eoncentrirctt

 

zu können. Der Umfang des Spiegels hängt von dem Hi^egrad

 

ab, der beabsichtet wird und von der ‘Ausdehnung des Fokus oder

 

Brennraumes, welcher wiederum abhängig ist von dem Umfange der

 

Maschinerie, auf die er wirken soll; endlich von der Entfernung des

 

Fokus von dem Spiegel. Wenn z. B. ein Fokus von 2 Fuß im

 

Quadrat, d. h. von 4 Quadratfußen, nöthig wäre, so kanu der

 

Brennspiegel aus Stücken flacher Spiegel von weniger als 2 Quadratfußen

 

zusammengesetzt werden,, wenn man betrachtet, daß die

 

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Strahlenbrechung durch die Entfernung au Umfang gewinnen wird.

 

Man nehme einen Spiegel, bestehend aus je 100 Stucken, welche in

 

einer Reche über einander und aus je 100 andern, welche neben

 

einander gereiht sind, jedes Stück in seiner richtigen Lage, so wird

 

der ganze Spiegel weniger als 200 Fuß im Durchmesser haben’und

 

doch 100 mal 100 oder 10,000 flache Spiegel enthalten. Die Hitze

 

NN Fokus würde demnach an 10,000mal größer fein, als der Strahl

 

eines einzigen Stückes zu leisten im Stande wäre, waS eine außerordentliche

 

noch nie gekannte Hitze geben würde. Versuche haben

 

dargethan, daß kleine künstlich geschliffene Brcnnspiegel eine größere

 

Hitze hervorzubringen vermögen, als das Feuer beim höchsten Hitzegrad

 

für Schmelzöfen in den Gießereien. Für unsere Zwecke

 

bedarf cö keiner solchen Hitze. Eine Hitze, stark genug, um Wasser

 

zu sieden, wird genügen; wir brauchen hiefür nicht den hundertsten

 

Tbcil der erwähnten Kraft und ein Brennspiegel von einem

 

hundertmal geringeren Umfange, daö ist, von 10 bis 20 Fuß im

 

Durchmesser, wird dazu hinreichen. Trotzdem sind wir an keine

 

Gränzcn gebunden, uns durch diese Mittel jede Quantität und jeden

 

Grad der Hitze zu verschaffen. Die Anwendung von Brenrspiegeln

 

hat, wie wir schon erwähnt haben, den Zweck, Wasser zu sieden und

 

dadurch Dampf zu erzeugen. Tic Vorthcile dieser Art von Benützung

 

sind hauptsachlich die, daß kein Brenn-Material verbraucht

 

Kird,, also alle für dasselbe nöthigen Ausgaben wegfallen, daß cS

 

^iner Mühe bedarf, die Stoffe vorzubereiten und an Ort und Stelle

 

Zu führen und überdies), daß keine Zeit zur Unterhaltung des Feuers

 

Wöchig ist. Die Maschinerie kann so eingerichtet werden, daß sie von

 

uch selbst wirkt, so oft die Sonne scheint, ohne eine andere Aufsicht,

 

die einiger Menschen. Alles Material, dessen man bedarf, ist

 

^asscr und dieß giebt eö überall.

 

Ich beschränke mich hier nicht bloo auf Quellen, Flüsse und Seen,

 

Indern rechne hiezu auch daö Wasser, welches überall imter dem

 

^vdcn gefunden werden kann, sobald man nur hinlänglich tief hinunter

 

öräbt. Also findet beim Gebrauch der Brennspiegel zur Produktion

 

?vn Dampf keine Ausnahme statt. Aber man wird nun entgegen

 

galten, daß die Sonne nicht immer scheint, daß die Nächte und neb-

 

^ches oder trübes Wetter die Wirkung unterbrechen.

 

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Diesen Unterbrechungen zu begegnen, gibi. eS zw« Wege.

 

1) Indem man die “Siedkessel mit Stoffen umgibt, welche die

 

Hitze am längsten beibehalten z. B. mit dickem Tuch oder rothglip

 

bendem Eisen oder sonst einem glühenden Metall, und daß man ihn

 

in ein dichtes Kleid von Thon, seinen, Sand oder von einem andern

 

erdigen Material einhüllt. So wird für manche Stunden nach Sonnenuntergang

 

eine hinlängliche Siedhiße erhalten werden können, ohne

 

irgend cm Material zu consumiren.

 

2) Durch Erschaffung einer Gegen-Kraft, bewirkt durch die

 

Kraft des Dampfes, wovon später eine Beschreibung folgen wird unv

 

womit viele Tage, ja viele Monate hindurch, die Kraft des Dampfes

 

durch Sonnenschein benützt, nach Wittkühr geschaffen und so fortdauernd

 

erhalten wird, gleichgültig wie oft und wie lange der Sonnenschein

 

unterbrochen wird. (Etzler System der Mechanik.)

 

Die Unterbrechung des Sonnenscheins ist deshalb zu dieser Ver^

 

Wendung unwesentlich.

 

Sich eine Schätzung dieser Kraft in ihrer möglichst großen Ausdehnung

 

zu bilden, würde alle Grenzen der Phantasie überschreiten;

 

denn die nötbigen Stoffe diese Kraft wirksam zu machen, sind nur

 

allein Wasser und Sonnenschein, welche in der ganzen Welt gefunden

 

werden können. Die Anwendung dieser Kraft erfordert nichts als

 

das Einsperren dieses DampfeS in einen festen, dichten, kompakten

 

Stoff, welcher nicht gerade auS Eisen oder andern Metallen bestehen

 

muß, obgleich dieselben vorzuziehen sind; Steine geformt oder gegossen

 

auf eine Art, die ich später angeben werde, entsprechen demselben

 

Zwecke, so daß wir an kein Material für die Maschine gebunden sind.

 

Um zu begreifen, wie statt deS EisenS oder Metalles Stein

 

angewendet werden kann, werde ich den höchst einfachen Bau einer

 

Dampfmaschine in größerem Maaßstabe, als dieselben bisher angewendet

 

wurden, erklären.

 

Man versenke einen aus einem Stücke bestehenden Stein von

 

hinreichender Dicke und mit einer cylindrischen oder viereckigen Höh^

 

lung senkrecht in die Erde. Die Mündung scy durch einen starken

 

Deckel von Eisen, Metall oder Stein und durch Querstangen fest

 

verschlossen und ein Stein so eng in die Höhlung eingepaßt, daß el

 

dann nockz auf und ab bewegt werden kann. Dieser Stein ftebc

 

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durch einen Stempel oder durch eine Eiscnstangc mit dem Arme

 

einer Waage in Verbindung. Ist derselbe nun nahe an dem obcrn

 

Ende der Höhlung, so gießt man in den Zwischenraum zwischen dem

 

Stein und dem Deckel Wasser, welches, da sich der Deckel im Fokus

 

eines Brennspiegels befindet, alsbald erhißt und in Dampf verwandelt

 

wird. Der am Piston oder Kolben befindliche Stein wird nun

 

durch die Erpansivkraft des Dampfes von oben hinabgedrückt und

 

die Lust oder der Dampf unter dem Steine geht durch eine Klappe

 

am untern Thcil der Höhlung ab. Bewegt sich hierauf der Stein

 

wieder nach oben , so tritt der Dampf durch ein zweites Ventil am

 

vbern Ende aus. Hat man eine zweite ähnliche Vorrichtung, deren

 

Piston mit dem andern Ende der Wage in Verbindung steht, so

 

wechselt diese mit der erstem auf dieselbe Art und es strömt das

 

Wasser bei jeder Bewegung der Wage bald in den einen bald in

 

den andern leeren Raum, der sich in der Höhlung zwischen dem

 

bewegbaren Steine nm Piston und dem Deckel bildet. —

 

Der Unterschied vom gewöhnlichen Erhitzen dcS WasscrS besteht

 

hier darin, daß der Fokus dcö Brennspiegels viel mächtiger und gleichförmiger

 

wick als Feuer, und daß das Wasser dadurch, daß man

 

dem Zwischenraum zwischen dem Stein und dem Deckel, der als

 

Kochkessel dient, eine geeignete Gestalt gibt, augenblicklich erhitzt wird.

 

Ünd dieß wird bewirkt, wenn man der Hitze des Fokus eine eben ausgedehnte

 

Fläche und eine möglichst dünne Wasscrmasse entgegen setzt.

 

Die Einzclnheiten einer solchen Maschine brauchen hier nicht beschrieben

 

Zu werden. Durch eine solche Vorrichtung kann die volle Kraft des

 

heißesten Dampfes, bei höchst geringen HülfSmitteln zur Anwendung

 

gebracht werden.

 

So mag auch die Dampfkraft viel höher gespannt werden als

 

es jetzt gewöhnlich geschieht. —

 

Keine Kraft für irgend einen mechanischen Zweck ist so groß,

 

baß sie nicht durch Dampf erzeugt werden könnte. Eine kurze Skizze

 

von Versuchen, welche dieß bewiesen haben, wird dieß bestätigen.

 

Die Dampfkraft wird gewöhnlich mit dem Luftdrucke verglichen

 

Und letztere wird deßhalb gewöhnlich als Maaß hiesiir angenommen.

 

^Nz diesen Ausdruck zu verstehen ist es nöthig mit den Elementen

 

Aörologie bekannt zu werden.

 

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Einige Leser mögen diesem Gegenstand noch keine Aufmerksamkeit

 

geschenkt baben, und cS mag deßhalb nicht überflüssig seyn, eine kurze

 

Idee davon zu geben, soviel wenigstens als zu meinen Beweisen nöthig

 

ist.

 

Die Lust oder Atmosphäre, welche die Erde umgibt, ist ein

 

Meer von einer wägbaren Flüssigkeit, welche, obgleich sehr dünn und

 

leicht, doch bei einer Höhe von manchen Meilen mit ihrem Gewicht

 

gerade so auf die Oberfläche der Erde drückt, wie das Wasser in

 

einem Gefässe, Flusse oder See gegen seinen Grund. Wir fühlen

 

oder bemerken dieses Gewicht oder den Druck der Atmosphäre nicht

 

unmittelbar, weil letztere auf gleiche Art auf die Innen – und Aussenseite

 

unseres Körpers und so auf jeden andern Körper oder Gegenstand

 

drückt. Sobald wir jedoch das Gleichgewicht dieses Druckes

 

durch künstliche Mittel zerstören, so entdecken wir seine Wirkung, und

 

kö.zncn sie vollkommen messen.

 

Nehmen wir z. B. eine Röhre, 30 Fuß lang und darüber, in

 

senkrechter Stellung, schließen sie an dem einen Ende und lassen daö

 

andere geöffnet, füllen sie mit Wasser, und kehren sie auf eine geschickte

 

Weise um, so daß das geschlossene Ende nach oben, das offene

 

nach unten sieht, so wird das Wasser nicht ganz herausfließen, sondern

 

etwa 30 Fuß hoch in der Röhre hängen bleiben, obgleich daö

 

untere Ende offen ist, wie groß auch der Durchmesser oder die Weite

 

der Röhre seyn mag. Der Grund hicvon ist, daß die Atmosphäre

 

mit einem gleichen Gewicht gegen das offene Ende der Röhre drückt,

 

während sie durch den Schluß des obcrn Endes abgeschnitten bleibt,

 

was sich als wahr herausstellen wird, sobald man das obere Ende

 

öffnet, wo sodann das Wasser aus der Röhre ausfließt, da das Gleichgewicht

 

an beiden Enden der Röhre hergestellt ist. Dieser Versuch

 

zeigt zu gleicher Zeit, daß die Atmosphäre auf die Erdoberfläche und

 

auf alles waS darauf ist, mit einem Gewichte drückt, welches einer

 

Wassermassc von 30 Fuß Höhe gleichkommt.

 

Die Luft als elastischer Körper kann in noch engeren Raum

 

eingepreßt werden, und wird alsdann immer mit einer Dehnkra?

 

widerstehen, welche der gleich kommt, womit sie zusammengedrückk

 

wurde. So wird, wenn die Luft in einen halb so großen Raum

 

eingedrückt wird als vorher, ihr Gegendruck zweimal so groß alS

 

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– LS —

 

juvor seyn; da sie aber durch dqö Gegengewicht, welches der Druck

 

der Atmosphäre vorher auf sie ausübte, als im Zustande des Gleichgewichts

 

nicht wahrnehmbar war, so wird sie nun in ihrem zusamtncngedrückten

 

Znstande einen Widerstand zeigen, der dem Drucke der

 

Atmosphäre gleich kommt. Ist die Luft in eh Dnttel, Viertel ze.

 

des früheren Raumes gedrückt, so wird sie ,mt einer Erpansivkraft

 

widerstehen, welche gleich dem 3, ^fachen u. s. w. .deS Drucks der

 

Atmosphäre ist, und diese Erpansivkraft würde heißen eine Kraft von

 

1, 4 u. s. w. Atmosphären.

 

Der Dampf ist eben so elastisch und seine Expansivkraft, wenn

 

er eingeschränkt ist, wird auf dieselbe Art gemessen u^d durch die

 

Anzahl der Atmosphären benannt, mit welchen sie im Gleichgewichte

 

steht. Um dieses Gewicht, mit wflchem ciye gewisse Dampfkraft im

 

Gleichgewicht verharrt, in Pfuflden auszudrücken, nehme man die

 

Schwere cmer 30 Fuß hphen Wassersäule mit einer Grundfläche

 

gleich der, auf nÄche der Dampf wirken soll, und multiplizire sie

 

Mit der Anzahl der Atmosphären, welche der Dampfkraft gleich sind.

 

Wenn z. B. eine Dampfkraft von 100 Atmosphären auf einen Piston

 

zu wirken hätte, der dem Dampfe eine Oberfläche von 1 Quadratfuß

 

entgegen setzen würde, so würde der Druck oder die Dampfkraft dem

 

Gewichte einer Wassersäule gleich seyn von einer Höhe von 30 mal

 

100 oder 3000 Fuß und mit einer Grundfläche von 1 Quadratsuß.

 

Vkan nehme nun daS Gewicht einer Wassersäule von 30 Fuß Höhe

 

nnd 1 Quadratfuß Grundfläche oder von ZOKubikfuß Wasser, gleich

 

2000 Pfunden an, so würde der Druck von 100 Atmosphären auf

 

einen Quadratfuß2000 mal 100 odex 200,000Pfunden entsprechen.—

 

Die Erpansivkraft des Dampseö ist nicht immer dieselbe, sondern

 

Zachst mit dem Zunehmen der Hitze, vorausgesetzt die Quantität des

 

angewandten Wassers und der Raum der Einsperrung bleiben dieselben.

 

Versuche haben gezeigt, daß der Druck des Dampfes bei 80

 

^rad Neaumur, oder bei dem Siedpunkte dcS WasscrS, 1 Atmosphäre

 

“der 200« Pfunden auf 1 Quadratfuß entspricht.

 

Bei «7 Gr.R. 2 Atmosphären bei 130Gr.N. 6 Atmosphären

 

“103 ” ” 3 ” „ 13ö

 

“116.5” “4 ” „ 140 ?, „ 8 „

 

“124 „ „ 5 ” ,/ 14S „ „ 10 „

 

3

 

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— —

 

Bei 270 Gr. N. 100Atmosphären bei 460 Gr. N. (53! Atmosphären

 

„ 300 „ „ 150 ” “50l) „ „ 820

 

„ 370 „ „ 309″ „ „ s,80 „ „ 20(U

 

„ 400 „ „ 400 „ „ 80>> „ 3080 „

 

„ 440 „ „ 547 „ „ 1000 „ „ 531« ^,

 

Ist der Druck von 1 Ouadratfuß für 1 Atmosphäre 2000 ss,

 

so beträgt er bei 1000 Grad R. 5316 Atmosphären oder 10,632,000

 

Pfund auf den Quadratfuß.

 

Ist alles Wasser in Dampf verwandelt, so wächst die Erpansivkraft

 

desselben gleichförmig bei jedem Grade N. von verstärkter Hipe

 

um 0,0047 ibreS Drucks auf eine Atmosphäre.

 

Mit Brennspiegem vermögen wir jeden bekannten Hitzegrad ;u

 

erzeugen, ohne irgend ein Material zu verbrauchen. 1000 Grad N.

 

ist noch eine mäßige Hitze. In Gießereien und Laboratorien braucht

 

man oft 16,000 Grade R. und darüber. Wenn 1000 Grade R. >

 

einen Dampf zu erzeugen im Stande sind mit einem Druck von mehr

 

als S000 Atmosphären, oder mehr als 1’0 Millionen Pfund auf einen

 

Quadratfuß, und wir sehen eine Fläche von 10 oder 100 Quadratfußen

 

der unmittelbaren Wirkung des Dampfes auS, und wenn daS

 

Piston im Verbältm’ß von 2 Fuß auf jede Sekunde sich bewegen würde,

 

so würden wir eine Kraft erhalten von 100 mal 10 Millionen,

 

oder von 1000 Millionen Pfunden, welche sich in jeder Sekunde 2 Fuß

 

hoch auf oder ab bewegen würden. Die Erfahrung lehrt, daß ein

 

gewöhnlicher Arbeiter bei dauerndem Flciße im Stande ist, in der

 

Sekunde 20 Pfund 2 Fuß hoch zu heben, daraus folgt, daß eine

 

Kraft von 1000 Millionen Pfm^en im selben Verhältnisse der Bewc^

 

gung, einer Kraft gleich kommt von 1,000,000,000 dividirt dnrch 20,

 

oder von 50 Millionen Menschen. Geben wir jedem Tage im Durch/

 

schnitt nur 6 Stunden Sonnenschein und rechnen 12 Stunden Arbeit

 

auf den Mann> so würde diese Kraft immer noch einer Kraft vo”

 

25 Millionen Menschen gleichkommen. Aber dieses Beispiel zeigt,

 

daß wir an keine Gränzen der Kraft für irgend einen denkbaren Zweck,

 

gebunden wären und daß diese Kraft im Vergleich zu ihrer Anwen’

 

dung nur wenig Raum verlangen würde.

 

Vielleicht möcht ihr bei der Idee von ungeheuer« Ausgaben und

 

Materialbedarf zu solch einer mächtigen Maschine staunen? Aber

 

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dann habe ich euch in’sGedächtmß zurückzurufen, waö ich schon in

 

Hinsicht des Baues von?ampftnaschincn enuähnt habe; nämlich wir

 

brauchen kei.le Metalle^ noch andere theurc Stoffe zu dm Maschinen,

 

wenn gleich Eisen und ähnliche feste Metalle am tauglichsten sind.

 

Die Röhren oder Dqmpfbphälter können von soliden Stemm gemacht,

 

gegossen uno geschmolzen und zu einer Härte und Consistenz gebrannt

 

werden, welche dem besten Steine entspricht, jede erforderliche Dicke

 

erhalten und so in den Boden versenkt werden. Zu dem Piston selbst

 

und dem Deckel ist Eisen vorzuziehen. Das Brennen solcher Steine

 

ist ein Gegenstand, der eine Folge meiner Vorschlage bilden wird.

 

Wie dem sey, Eisen gibt eS genug in der Welt. Nichts ist in

 

der Natur so verbreitet als Eisenz fast alle Stoffe sind mehr oder

 

weniger damit geschwängert. Plätze von einigen Quadratmoilen

 

sind voll Eisen, und wenn wir gleich nicht den hundertsten Thcil

 

der Erdoberfläche in dieser Hinsicht ausgeforscht haben, so haben wir

 

es doch zu einem Preise, der nur um ganz wenig die Auslagen für

 

das Graben, Zubereiten’und den Transport übersteigt, und selbst

 

dieser Preis würde bald zu einer Kleinigkeit rcduzirt werden> könnten

 

wir den zum Erwerb nöthigen Arbeltslohn ersparen und Kräfte

 

dafür anwenden, welche uns nichts kosten, wie dieß durch meine

 

Beweise schon dargethan wurde.

 

Wir haben bis jetzt nur einen sehr kleinen Theil von den Ungeheuern

 

Vvrräthcn an Eisen verbraucht, welche seither in dcrNatur

 

entdeckt wurden, und sehr wahrscheinlich wird eine unvergleichlich

 

größere Masse noch entdeckt werden. So unterliegt eS keinem Zweifel,

 

daß wir mit diesem Metalle in Fülle zu all unsern mechanischen

 

Zwecken versehen sind. Entgegnet ihr aber, daß wir nicht für

 

die Zukunft leben, nun so können wir dieses Metall durch andere

 

Stoffe ersetzen, wie bereits erwähnt wurde. — Die Dampfkraft ist

 

also keinen Gränzcn unterworfen. Ihre Erfordernisse sind Sonnenschein

 

Wasser und feste Stoffe, um den Dampf einzuschließen, und

 

keinerlei Materien werden verbraucht.

 

Aber nicht nur zur Erzeugung von Dampf dienen die Brennspiegcl;

 

sie können auch noch zu verschiedenen anderen Zwecken von

 

großer Wichtigkeit benutzt werden, wie ich nachher zeigen werde.

 

Habe ich zuviel behauptet, wenn ich zu zeigen versprach, daß

 

3*

 

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in der Natur millionenmül größere Kräfte vorhanden sind als daS

 

ganze Menschengeschlecht mit vereinigten Anstrengungen der Sinne

 

und Muskeln hervorzubringen im Stande ist? —

 

Die Dampfkraft und die Kraft des Windes können auf dem

 

ganzen Erdballe, auf dem Lande oder Meere, zumal oder nach einander

 

angewandt werden, ganz wie eS als zuträglich erfunden wird. Die

 

3 gigantischen Kräfte deS DampfcS, deö MindeS und der Wellen

 

mögen auf der bohen See gleichzeitig, oder Eine allein, oder in

 

Ermangelung der 3ten 2 davon benutzt werden. Die 4 Kräfte deS

 

Dampfes, Windes, der Wellen und der Ebbe oder Fluth sind zugleich

 

zu unserer Disposition längs der Küsten, und an seichten

 

Stellen deS MccrcS. Nie werden sie gänzlich aufhören. ES gibt

 

Meereötheilc, wo Wolken und Nebel mit Wind herrschen, und andere

 

Stellen, wo ein klarer Himmel mit Windstitte vorherrscht. Bei

 

dem ersteren haben wir Wind und Wellen, bei dem letzteren Sonnenstrahlen

 

für Brennspiegel zu unserer Verfügung. Machen wir

 

von einer oder der andern Kraft Gebrauch, wie eS der Zufall gibt,

 

so sind wir im Stande, den Ozean nach jeder Richtung auf schwimmenden

 

Inseln mit aller Bequemlichkeit und mit jedem Genüsse,

 

ohne Gefahr, mit einer täglichen Geschwindigkeit von 4000 Meilen

 

zu durchkreuzen. Wie auf diesen schwimmenden Inseln Flüßchcn

 

voll süßen und gesunden Wassers mitten im Meere geschaffen werden

 

können, wird nun kein Käthsel mehr seyn. Seewasser in Dampf

 

verwandelt, wird das Salz auf dem Boden lassen und sich zu süßem

 

Wasser destilliren. So mögen Dampfmaschinen, seien sie zur Fortbewegung

 

der schwimmenden Inseln oder zu sonst rincm Zwecke

 

verwendet, zu gleicher Zeit zum Destilliren deS süßen WasscrS dienen,

 

welches in Becken gesammelt, mittelst Kanälen über die ganze

 

Insel geleitet werden kann, nährend eS durch künstliche Mittel in

 

kühles, frisches Wasser verwandelt wird, daS an Gesundheit daö

 

beste Quellwasser übertrifft, weil die Natur selten Wasser von gleicher

 

Reinheit von selbst destillirt/ ohne irgend einen Stoff beizumischen,

 

der von weniger gesundem Einflüsse auf den menschlichen Körper

 

wäre.

 

Ich habe biö jetzt nur von den hauptsächlichsten und allgemeinsten

 

Kräften in der Natur gesprochen, welche seither unbenutzt dem

 

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– Z7 –

 

Menschen vor Augen gelegen haben, und deren Anwendung keines

 

Verbrauchs an Stoffen bedarf. Wie gesehen wurde, haben sie

 

ihren Ursprung in den Bewegungen der Atmosphäre, in den Sonnenstrahlen,

 

und in den Bewegungen des Meeres, verursacht entweder

 

durch die Anziehungskraft des Mondes oder durch den Wind.

 

Aber dies sind nicht die alleinigen Kräfte, welche die Natur zu unserem

 

Gebrauche stellte. Es gibt viele andere, wenn auch weniger

 

allgemein oder wichtig, welche ich jedoch nickt näher beleuchten werde,

 

da ich bis zum Gegenstand meiner Aufgabe, zu zeigen, daß überflüssige

 

Kraft zu allen unfern voraussichtlichen Zwecken vorhanden

 

seye, vorgedrungen bin.

 

Dieser Beweis kann nur auf allgemeinem Wege geführt werden,

 

auch kann ich Mit meinen Resultaten nicht in kleinliches Detail

 

eingehen; letzteres würde hier zwecklos seyn. Die Frage ist nicht,

 

ob die bezeichneten Krälte irgend geringer oder auch größer seyen,

 

als angeführt wurde, oder ob sie von solch gigantischer Größe sind,

 

daß sie weit über all unser« Bedarf ausreichen. Hätte der Beweis

 

von dem Dasein dieser Kräfte sie als gerade hinreichend für die

 

großen Zwecke, welche wir im Auge haben, erkennen lassen, so

 

würde eö wesentlich seyn, auSzusinden, ob nicht vielleicht irgend ein

 

kleiner Jrrthum sich dabei eingeschlichen, ob keine Ungenauigkeit oder

 

Übertreibung bei Anführung der Versuche, stattgefunden habe. Wenn

 

aber allgemein gekannte Thatsachen oder ganz unwiderlegliche Experimente

 

beweisen, daß es auch bei der geringsten Annahme, tausend

 

und wahrscheinlich 10 tausendmal größere Kräfte gibt, als wir möglicher

 

Weise bedürfen, so müssen alle Zweifel oder Vorstellungen

 

von möglicher Unzulänglichkeit dieser Kräfte für immer ver chwinden,

 

und wir dürfen in dieser Hinsicht vollkommen beruhigt seyn. Zu

 

diesem Zwecke habe ich mich befleißigt, die Kräfte> welche für unsere

 

großen Zwecke angewandt werden können, in ihrem ganzen Umfange

 

aufzuführen. Wenn Vorschläge, wie die mcinigen, fabelhaft erscheinen

 

können, so suche man den Grund davon in den engherzigen Begriffen

 

und in der Unaufmerksamkeit, womit Dinge in der Natur behandelt

 

werden, welche wesentlich zur Verbesserung des Menschengeschlechts

 

beitragen könnten; man suche ihn ferner in den beklagenSwerthen

 

Vorurthcilen, in welchen wir aufcrzogen wurden.

 

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Der wißbegierige, nachdenkende Geist wird alöbalv den Zusammenhang

 

zwischen den Mitteln und ihren Wirkungen entdecken. Aber

 

eS gibt auch Menschen, welche so schlecht von der Natur begünstigt

 

sind, daß sie auf unausstehliche Weise an ihren engen Begriffen

 

hängen, ohne nach der Wahrheit neuer Ideen zu forschen, und welche,

 

um ihre GeisteSträghcit zu entschuldigen, lieber ihren Stolz darin

 

finden, alles was ihnen neu erscheint, zu verachten und zu bekritteln

 

oder gar lächerlich zu machen.

 

Wir haben Ueberfluß an Kraft ohne Gränzen, millionenmal

 

größer, als Alles, waS seither alle Menschen der Erde bewirken

 

konnten: dieß ist bewiesen: ziemt eS nun einem verständigen Manne,

 

in seiner Gefühllosigkeit und Gleichgültigkeit gegen diese Kräfte zu

 

verharren? Hyt er nicht heut zu Tage genug Bersuche in Maschinerien

 

kennen gelernt, um seinen Geist zu den großen Vortheilcn zu

 

erheben, welche sie mehr und mehr hervorbringen? Wird dem

 

Geiste kein neues Licht aufgehen bei Anschauung dieser ricsenartigcn

 

Kräfte, welche die Menschen gar nichts kosten? Die Natur spielt

 

mit diesen mächtigen Kräften auf die unregelmäßigste Art vor unfern

 

Augen. Wollte man sie unmittelbar so, wie sie sich pnS darbieten,

 

auf Maschinerien für unsere Zwecke anwenden, so könnten sie allerdings

 

nur mit großen Unregelmäßigkeiten und Unterbrechungen wirken.

 

Wahrscheinlich ist cS diesem Umstände zuzuschreiben, daß die Menschen

 

bis jetzt so wenig Nutzen daraus zogen. Diesen: Nachthcile

 

aber wird dadurch abgeholfen werden, daß man zwischen diese Kräfte

 

und ihre Endwirkung etwas Vermittelndes bringt, wodurch sie zu

 

gleichförmiger Wirkung gebracht werden, oder mit andern Worten,

 

daß man sie zu ununterbrochener Bewegung und gleichmäßiger Wirkung

 

umzuschaffen sucht. Da wir Kräfte im tteberflusse haben, so

 

unregelmäßig sie auch seyn mögen, so können wir mit jeder nöthigen

 

Kraft und überall eine immerdanerndc Bewegung hinführen.

 

Um diesen Zweck zu erreichen, müssen wir für die Kraft deö

 

WindcS, Dampfes zc. eine Gegenwirkung hervorbringen. DaS Gewicht

 

einer aufgezogenen Wanduhr gibt uns ein Bild von letzterer.

 

Das Sinken dieses Gewichts ist die Gegenwirkung des Aufziehens.

 

Es ist gerade nicht nöthig so lange mit dem Aufziehen des Gcwick

 

teö zu warten, bis eS ganz herabgesunken ist, sondern eS mag theil-

 

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lveise oder ganz aufgezogen werden; und geschieht dieß immer, ehe

 

das Gewicht den Boden erreicht, so wird die Uhr fortdauernd im

 

Gange feyn. Auf ähnlichem, wenn auch nicht auf gleichem Wege

 

können wir eine Gegenwirkung in größerem Maaßstäbe bewerkstelligen.

 

Wir können z. B. Wasser durch die unmittelbare Anwendung

 

vott Wind oder Dampf in ein hochgelegenes Bassin bringen, aus

 

welchem dasselbe durch einen Auslaß auf ein Rad oder auf eine

 

sonstige Vorrichtung fallen kann, um eine Maschinerie in Gattg zu

 

bringen. So vermögen wir Wasser in irgend einem hochgelegenen

 

Teicke aufzubewahren und zu jeder Zeit durch den Auslaß so viel

 

davon zu verwenden, als wir bedürfen. Durch dieses Mittel kann

 

die ursprüngliche Kraft noch manche Tage fortwirken, wenn ihr unmittelbarer

 

Einfluß längst aufgehört hat.

 

Um einen vichtigen Begriff zu bekommen, wie, lange und . wie

 

stark eine Kraft in Gegenwirkung erhalten werden kann, wird es

 

nothig feyn, hier einige Fälle speziell aufzuzählen.

 

Man denke sich eine Erhöhung des Grundes von etwa 100 Fuß

 

über den zunächst liegenden Boden. Ihre Fläche sey ein 1000 Fuß

 

langes Quadrat, und es sey um dieselbe eine 20 Fuß hohe Mauer,

 

als Einschlußwand eines Beckens aufgeführt.

 

Man lasse ferner auf passende Art von den zunächst liegenden

 

tiefsten Punkten durch Männer Wasser in die Höbe heben. Aus der

 

Erfahrung, daß ein gewöhnlicher Arbeiter 20 Pfund in einer Sekunde

 

2 Fuß boch heben kann, wenn er beständig arbeitet, folgt, daß er

 

innerhalb 50 bis 60 Sekunden 20 Pfund 100 bis 120 Fuß hoch

 

zu heben vermag; d. h. von dem ursprünglichen Boden an bis zur

 

Spitze des Beckens. Es würde demzufolge ein Kubikfust Wasser

 

in 3 Minuten zu ebcu dieser Höhe gehoben werden können, und eS

 

könnte also ein Mann in 12 Stunden oder in einem Tage 240

 

Kubikfuß und in hundert Tagen 24,000 Kubikfuß Wassör zu der

 

erwähnten Höhe heben. Das angenommene Becken (dessen Grundflache

 

ein Quadrat ist mit einer Seite von 1000 Fuß und dessen

 

Tiefe 20 Fuß ist) hält 20,000,000 Kubikfuß. Die Füllung dieses

 

Beckens in 100 Tagen würde eine Arbeit von 800 bis 1000 Mann

 

bedürfen. Eine Kraft, welche denselben Zweck ebenfalls in 100

 

Tagen erreichen könnte, müßte nach Obigem einer Kraft von 1000 ^

 

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Mann gleich kommen. Es ist klar und bedarf keiner Weilern Erklärung,

 

daß das Wasser deö Beckens, wurde es wieder hinabfallen,

 

dieselbe Kraft äußern müßte; denn cS würde durch sein Fallen im

 

Stande sein, dieselbe Wasscrmasse in derselben Zeit wieder auf die

 

nämliche Höhe zu heben, wobei man jedoch den freilich unbedeutenden

 

Verlust, den eS durch Verdunstung erleidet, abziehen muß.

 

Eö würde demnach dieses Becken durch daS Sinken seines Wassers

 

eine Gegenkraft bewirken, welche der Kraft von 1000 Mann auf

 

100 Tage, oder von 10,000 Mann für 10 Tage gleich zu setzen

 

wäre. Ein Zeitraum von 100 Tagen würde länger fein, als irgend

 

eine anhaltende Windstille dauert, und daher für die alleinige. Anwendung

 

von Wind mehr als genügen. Bei dem gleichzeitigen

 

Gebrauche von Sonnenschein und Wind würde daher noch vlcl

 

mehr eine Periode von 100 Tagen vollständig hinreichen, um das

 

Becken beständig mit Wasser gefüllt zu erhalten. — Solche Becken

 

von mäßiger Erhöhung und geringerem Umfange brauchen nicht

 

gerade künstlich verfertigt zu werden, sondern werden sehr häusig

 

in der Natur schon vorhanden gefunden und erfordern dann zu ihrer

 

Vollendung nur geringe Nachhülse. Sie bedürfen keiner regelmäßigen

 

Form. Jedes Thal von Höhen umgeben, mit tieferen Gründen

 

in der Nachbarschaft würden dem Zwecke entsprechen. Kleine Erdrisse

 

kann man ausfüllen.

 

Für den Anfang derartiger Unternehmungen können solche Orte

 

gut verwendet werden, aber später, wenn die Kräfte für die Zwecke,

 

die man im Auge hat, in ihre volle Wirkung treten, kann man

 

größere und vollkommenere Vorrichtungen ohne Unkosten anlegen.

 

Hügel und Berge gewähren natürliche Hülföquellen für diesen Zweck.

 

Je höher das Becken, desto weniger Raum ist nöthig, denn um so

 

mehr Kraft wird durch dieselbe Wassermasse bei größerem Gefäll

 

hervorgebracht. Aber man nehme selbst ein ganz ebenes Land, so

 

können wir durch Anwendung von einer der angeführten Kräfte irgend

 

ein weites Loch von 200 blS 250 Fnß Tiefe ausgraben, und mit

 

dem Stoffe, den wir daraus gewinnen, eine Erhöhung von 300 Fuß

 

am Rande aufwerfen, so daß wir eine relative Höhe von 500 bis

 

‘>>0 Fuß erhalten. Die Oberfläche dieser Erhöhung bilde ein Qua”

 

dral von 2000 Fuß Länge, das Wasser deS durch sie gebildeten

 

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— öl —

 

Beckens scye 100 Fuß tief und es falle durchschnittlich 400 Fuß,

 

so kann die Gegenkraft bis zu einer 8 Mal größeren Starke gebracht

 

werden als die des früher erwähnten Beckens, denn ihre Grundfläche

 

wird 4mal, ihre Tiefe 5mal, ihr Fall 4mal und also ihre Gegenkraft

 

4 x 5 x 4mal, oder 80mal so groß sein, als die Berechnung

 

im crsteren Falle zeigt. Bringt nun dieß früher beschriebene Becken

 

eine Kraft von 10,000 Mann für 10 Tage hervor, so wird das letztere

 

in dieser Zeit eine Kraft von 80 X 10,000 oder 800,000 Mann

 

auszuüben im Stande sein. In solcher Tiefe wird man überall

 

genuF Wasser finden. Wäre dieß aber nicht der Fall, so können

 

wir statt Wasser Sand, Steine:c. gebrauchen, welche den Vortheil haben,

 

nicht zu verdunsten und schwerer zu sein, welche also weniger Raum

 

für eine gleiche Quantität Kraft erfordern. Jndeß verursachen diese

 

trockenen Stoffe etwas mehr Reibung als Wasser, ohne daß jedoch

 

dadurch ihre übrige Wirkung wesentlich beeinträchtigt würde.

 

Der Raum, welchen dieses Loch und die angranzende Erhöhung

 

einnehmen, ist für Bepflanzung deS BodenS nicht verloren. Beide

 

Oberflächen mögen mit Flößen bedeckt sein, die mit fruchtbarer Erde

 

überdeckt, verschiedenartige Gemüse hervorbringen, welche hier eben

 

so gut wachsen würden, als irgendwo anders. —

 

Die Gegenkraft ist nicht bei jeder Anwendung der ursprünglichen

 

Kraft erforderlich, sondern nur bei einer solchen, welche keinen Aufschub

 

leidet, wie z. B. bei dem Baue des BodenS in der geeigneten

 

Jahreszeit. In andern Fällen und bei den meisten Verwendungen

 

ist cS gleichgültig, zu welcher Zeit die Maschinerie wirkt, oder ob

 

sie dieß beständig oder in Zwischenräumen tbut. In diesen Fällen

 

können dann die ursprünglichen Kräfte deö Windcö, Dampfes ze.

 

unmittelbar bcnützt werden. ES kann daher daö obige Mittel, durch

 

welches diese Kräfte beständig und zu jeder beliebigen Zeit in Tätigkeit

 

gesetzt werden können, hauptsächlich auf die Bearbeitung des

 

BodenS beschränkt werden. Gäbe eS indessen irgend einen Grund,

 

der eS ivünschenöwerth machte, daß man in den Stand gesetzt würde,

 

die Gegenkraft auf demselben Räume, der als Beispiel angeführt

 

würde, noch größer zu machen, so würde die hiezu nöthigc Vorrichtung

 

leicht in einen größern Maaßstab ausgedehnt werden können.

 

Äum Beispiel eine Erhöhung von 1000 Fuß über dem Grunde der

 

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daneben liegenden Vertiefung mit dem Flächeninhalte von einer

 

Quadratmeilc oder von 5000 Fuß im Quadrate, mit 400 Fuß

 

tiefem Wasser, mit einem Falle von zwischen 600—1000 oder durchs

 

schnittlich 800 Fuß, würde für 10 Tage eine Kraft hervorbringen^-

 

verglichen mit einem Becken von 1000 Fuß im Quadrat, 100 Fuß

 

Fallhöhe und 20 Fuß Wasserhöhe (welches gleich 10,000 Menschenkräften

 

ist), — von 25x20x8xl0M0 oder von 40,000,000

 

Menschenkraften, welche Kraft weit über alle möglichen Bedürfnisse

 

eines so kleinen Raumes hinausgeht. — Auf der hohen See oder

 

entlang den Küsten, wo mehrere Kräfte zusammen sich vereinigen,

 

und wo nicht leicht ein vollständiges Aufhören von allen gleichzeitig

 

eintritt, ist wenig oder kein Grund für eine Gegenkraft vorhanden.

 

Das Emporheben deS Wassers oder anderer schwerer Stoffe,

 

sowie das Sinkenlassen desselben, kann auf verschiedene Art bewirkt

 

werden, welches ich hier nicht näher auseinander setze. Die Lokalitäten

 

müssen dem geeigneten Mechanismus an die Hand gehen,

 

welcher in allen Fällen nur höchst einfach sein kann.

 

Schon gewöhnliche Wasscrmaschinen erfüllen jeden erforderlichen

 

Zweck. Sowohl für daS Heben als Sinken der Stoffe sind, wenn

 

die Höhe sehr bedeutend ist, eine Rolle an der Spitze, eine andere

 

auf dem Boden, um beide eine Kette geschlungen, an welche ans geeignete

 

Weise Wasser-Eimer befestigt sind, dem Zwecke vollkommen

 

entsprechend. Die Porrichtung zum Heben von Stoffen kann wirken,

 

wenn die Natur günstige Gelegenbeit bietet, das ist, wenn die Sonne

 

scheint oder der Wind weht. DaS Sittken der Stoffe aber kann

 

ununterbrochen mit gleicher Kraft auf irgend eine andere Vorrichtung

 

wirken, welche damit in Verbindung steht. Beide Maschinen zum

 

Hinaufziehen oder Herablassen können ohne alle Überwachung thätiq

 

sein, ausgenommen in Fällen, wo irgend eine Aenderung Statt finden

 

soll. So kann eine Kraft von vielen tausend oder selbst Mittionen

 

Menschen beständig im Gange sein, bis durch die Länge der Zeit

 

die Maschinerie abgenutzt ist; und nur einer oder wenige Menschen

 

werden erfordert, sie in Ordnung zu erhalten und ihre Anwendung

 

zu dirigircn.

 

Ich habe die Größe und Einrichtung der hauptsächlichsten

 

leblosen Kräfte der Natur auseinander gesetzt und dadurch de”

 

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Grund enthüllt, auf welchen meine ausgedehnten Vorschläge

 

gebaut sind. Wenn wir Kräfte zu unserer Disposition gestellt sehen,

 

Millionenmal größer alö beim geringsten Anschlage alle vereinten

 

Kräfte unserer Sinne Und Muskeln hervorbringen Zonnen, wenn

 

wir sehen, daß es in unserer Macht steht, diese Kräfte beständig und

 

gleichförmig wirken zu lassen, können wir alsdann diese Entdeckung

 

mit Gleichgültigkeit betrachten? Wenn die ersten Elemente der Mechanik

 

lehren, daß es keine denkbare Bewegung gebe, welche nicht

 

durch irgeud einen Mechanismus hervorgebracht werden kann, vorausgesetzt,

 

wir haben die erforderliche Kraft dazu, können wir, als

 

vernünftige Menschen, über diese Riesenkräfte nachdenken ohne zu fragen,

 

ob sie nicht benutzt werden könnten und warum sie noch nie zum

 

Wohle der Menschheit angewandt wurden? Kann es einem vernünftigen

 

Manne länger befremdend erscheinen, daß mit solchen

 

Riesenkräften in Einem Jahre mehr bewirkt werden kann, als die

 

Menschen seither in taustndön von Jahren leisten konnten? Kann

 

ein Mann von gesundem Urtheile es für absurd und thöricht erklären,

 

wenn Dinge bewirkt werden sollen, an deren Anblick er bisher nicht

 

gewöhnt war, und dieß durch Anwendung solch enormer Kräfte, die

 

seither unberücksichtigt ihr Spiel trieben? Sind diese Kräfte nicht

 

hinreichend, bei allgemeiner Anwendung der Natur eine ganz andere

 

Gestalt zu geben? WaS wird uns hindern, den größten möglichen

 

Nutzen daraus zu ziehen, wenn wir sie umsonst haben können? ÄZir

 

wissen bereits, daß bei einer beharrlichen Industrie von mehreren

 

Jahrhunderten eine volkreiche Nation einen unfrüchtbdren Wald in

 

herrliche Gärten umwandeln kann, durchschnitten von Kanälen, behufs

 

der Bebauung, mit herrlichen und bequemen Landhäusern gefüllt

 

Und versehen mit jedem Comfort und jedem denkbaren Lebensgenüsse.

 

Was hätte man nun für Grund, es unmöglich zu sindett, dieses

 

und mehr noch durch Kräfte hervorzubringen, welche über Hundertjahrige

 

Anstrengungen einer Nation hinausgehen? Nichts gibt uns

 

ein Recht zu solchen Gedanken; sie sind nur Folge eines blinden

 

AnklcbenS an alltägliche Eindrücke, und gehören Köpfen an, die an

 

kein Nachdenken gewöhnt sind. Solch ein trägcS Anhängen nn Gewohnheiten

 

aber ist daö Verderblichste und Entehrendste von allen

 

Menschlichen Uebeln, detw eö nähert den Menschen dem Standpunkte

 

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der Thicre, indem er die kostbarste Gabe seines Schöpfers, den

 

Verstand, der ihn allein über die Thiere erheben kann, vernachläßigt.

 

Die Thiere folgen der Gewohnheit, ohne zu urtheilen; die Haussiere

 

z, B. hängen fest an ihren gewohnten Stätten und Weiden,

 

ob sie gleich dadurch zu Sklaven gemacht oder abgeschlachtet werden.

 

Der Mensch erhebt sich nur wenig über Thiere, wenn er in seinem

 

Denken und Handeln ein Sklave seiner Gewohnheiten bleibt. Wenn

 

er aber so weit bethört ist, daß er sich mit dieser GeistcSträgheit

 

sogar brüstet, dann hat er auch nicht den mindesten Anspruch auf

 

Nachsicht. Dieses Uebel findet sich aber nicht nur unter den Niedern

 

ungebildeten Volksklassen, bei welchen es leichter zu entschuldigen

 

sein möchte, sondern selbst bei gebildeten und hochgestellten Personen.

 

Letzteren möchte ich die Versicherung peben, daß ich nicht wünsche,

 

die traurige Lage zu verschlimmern, m der sie sich ohne ihr Wissen

 

befinden, sondern daß ich vielmehr die Hoffnung hege, daß es mir

 

gelingen wird, die Wirkung dieses UebelS auf sie und andere zu

 

schwächen, wenn ich sie gerade so behandle, wie ein Arzt einen

 

epidemisch Kranken behandelt. Ich will die Symptome dieser Epidemie

 

naher bezeichnen, als eine nützliche Warnung für Viele. —

 

Diese Symptome sind sehr allgemein. Der Patient ist sehr übcrmüthig

 

und sogleich mit seinem Urtheile bei der Hand> ohne Vcrnunftgründe

 

zu geben noch anzunehmen; er argwöhnt, statt zu

 

urtheilen; er urtheilt ehe er prüft, und bei diesem Unverstand belacht

 

er selbstgefällig, was er nicht versteht. — Man nehme sich vor

 

einem solchen unvernünftigen Thiere in Acht, eS ist unmöglich, vernünftig

 

mit ihm zu sprechen.

 

Wenn der Mensch, je daS Paradies durch seine Sünden, wie

 

man sagt, verloren hat, so muß eS die Sünde der Vernachläßignng

 

des ersten Gutes, der Vernunft, gewesen sein, denn sie allein gibt

 

ihm Herrschaft über die Thiere und ebenso über die leblose Schöpfung

 

und kann aus der Erde ein Paradies schaffen.

 

Der Mensch braucht sein Brod nicht im Schweiß seines Angesichtes

 

zu essen und ein Leben voll Plackerei und Elend zu führen,

 

außer er beharrt in seiner Geistesträgheit und verzichtet auf den

 

Gebrauch seiner Vernunft. Wir sind mit der Ansicht auferzogcn,

 

daß Industrie eine Tugend und eine Notwendigkeit für den Men-

 

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schon ist, und dieß ist sie in der ^hat,. — ich habe nicht im Sinne

 

Trägheit und Faulheit zu entschuldigen, oder gar, zu empfehlen; —

 

aber sie ist eS , nur mit Berücksichtigung unserer jetzigen Stufe des

 

Wisscnö; denn sie gibt allein Mittel an die Hand, um uns gegen

 

Leiden und Noth zu schützen, unduns LebcnSbequemli^kelten, ja

 

selbst Achtung bei unsern Nachbarn.zu Verschaffen. Mit demselben

 

Rechte hält eS der Wilde für die zwei größten Tugenden, viele

 

Feinde zu erschlagen und die Thiexc in…semen Wäldern zu tödtcn;

 

denn sie bezwecken allein seine Selbstcrhaltung und die seiner Familie.

 

Der gebildetere Mensch bedarf anderer Tugenden. Unnöthige Plackereien

 

und Arbeit hören auf Tugend :u sxin. Die erhabener«

 

Eigenschaften eines freieren und glücklicheren ZustandeS treten an

 

ihre Stelle. WaS für eine Tugend kann eS auch sein, daS Leben

 

gleich dem eines Gefangenen auf der Tretmühle hinzubringen? Und

 

doch sind die Beschäftigungen der .heutigen Menschen nicht viel besser,

 

sondern bestehen in monotoner, abgeschmackter Plackerei, welche nur

 

die Gewohnheit und Roth einigermaßen erträglich machen und wodurch

 

zwar der Geist in Thätigkcit,, aber auch in einer Niedern

 

Gesinnung gehalten wird.

 

AuS Furcht vor Weitschweifigkeiten will ich nicht länger bei

 

diesem widerwärtigen Gegenstande verweilen, sondern mich zum

 

Landmanne auf dem Felde, zum.Arbeiter in seiner Wcrkstätte, oder

 

zu andern üblichen Beschäftigungen wenden» Welch ein verdumpfcnder

 

und langweiliger Beruf, den besten Theil des Lebens unter dem

 

ewigen Einerlei von sich immer wiederholenden mechanischen Bewegungen

 

und Arbeiten zuzubringen, die 10,000 Mal wiederholt noch

 

10,000 Mal wieder und wieder gemacht werden? Worin konnte

 

Wohl der Reiz cineö solchen Lebens..bestehen? Etwa darin, Geld

 

zu bekommen, um die Lebensbedürfnisse« zu befripdigcn! — Ist dieß

 

aber die höchste, erhabenste Aufgabe, welche der Mensch in der Welt

 

lösen soll! ES mag dieß eine Tugend öder ein MthwendigeS Uebcl

 

in einem Staate sein, wo Unwissenheit und Vorurtheilc vorherrschen,

 

aber eS ist keine Tugcüd, welche. sich ist der Natur vorfindet. —

 

Wo blüht denn Wissenschaft, Geistesbildung und die Verfeinerung des

 

Lebens am meisten? Niemals unter Völkern, welche ihr Leben in

 

Mühe und Sorge hinbrachten. Die Griechen hielten, alle mccha-

 

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m’schen Arbeiten eines freien Bnrger6^>nwürdig, und gebrauchten

 

deßhalb ihre Sklaven zu diesem Zw.^e. Daher ihre erhabenen

 

Gesinnungen, ihr hoher Stand von Geistesbildung und feinen Sitten,

 

worin sie allen ihren Nachbarn, selbst den Römern, überlegen waren.

 

Diesen alten Griechen allein verdanken wir unsere fetzige Vernunft-

 

Lehre. Betrachtet aber jetzt dasselbe Volk, die Nachkommen der

 

nämlichen Griechen — was für eine unwissende, unterdrückte Mcnschenra^

 

e! Auch für unS würden die Wissenschaften ihrer Vorfahren

 

verloren gegangen sein, wenn nicht besondere Kasten, welche sich der

 

Religion oder dem Herrschen widmeten und die mechanischen Arbeiten

 

ihrer unwürdig hielten, durch ihre wissenschaftlichen Forschungen die

 

Ueberreste jener alten erhabenen Erwerbungen aufbewahrt hätten;

 

denn die arbeitenden Klaffen, selbst des eivilisirtcn Europa’S, legten

 

sich nie auf die Wissenschaften, die Philosophie und die Veredlung

 

dcS Menschenlebens. Sip hatten andere Zwecke, nämlich Gewinnung

 

der gewöhnlichen Lebensbedürfnisse, welche ihnen weder Zeit übrig

 

ließen, uoch einen Gedanken an höheres Streben erlaubten, glücklich

 

genug, wenn sie sich durch Geld von der Arbeit, von physischer

 

Noth und von Furcht vor Mangel befreien konnten.

 

Es war schon oft die Frage, ob daS Leben eines Wilden in

 

seinen Wäldern und Einöden mcht dem civilisirten Leben mit seinem

 

Wechsel von Mühe und Annehmlichkeiten vorzuziehen seye? Aber e6

 

ist bekannt, daß ein einzelner Wilder nie auf einem flachen, offenen

 

Lande leben kann, woraus 100 arbeitsame, gebildete Menschen vollkommen

 

eristiren können. Deßhalb ist auch durchaus kein Grund

 

vorhanden, das Leben eines Wilden vorzugehen. Der Mensch sollte

 

bei seiner Ausbildung immer vorwärts, nie rückwärts geben und er

 

wird eS von selbst thun, wenn er nicht gewaltsam in seinem Laufe

 

gehindert oder anfgebalten wird. Wir leben gegenwärtig in einem

 

Zustande deS Fortschreitens, aber erst seit wenigen Jahrhunderten,

 

denn, wie die Geschichte lehrt, so waren die Menschen vor dieser

 

Zeit in große Barbarei versunken. Alte Nationen, welche vor manchen

 

tausend Jahren in Asien und Afrika lebten, hatten in manchen

 

Wissenschaften größere Kenntnisse erreicht, als wir heut zu Tage

 

besitzen, wenigstens beweisen dieses ihre Ruinen und Monmnente,

 

welche sie uns zurückgelassen. In letzterer Zeit haben wir Verbeft

 

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seruNgcn in sehr steigendem Verhältnisse hervorgebracht, auch ist dieß

 

ganz natürlich; denn Wisscnschqft erzeugt Wissenschaft, wie Reichthum

 

den Neichthum.

 

Bei unserem Systeme der Erziehung und des . öffentlichen Unterrichts

 

hinauf ln’6 zu den Universitäten begehen wir übrigens einen

 

Fehler, in welchem ein wesentliches Hindcrniß für unser geistiges

 

Fortschreiten liegt, pS ist nämlich der, daß die Wissenschaften der

 

Vernunft weniger gepflegt werden, als die des Gedächtnisses und

 

der Einbildung. Diesem Ueberreste-früherer Barbarei ist anch zuzuschreiben,

 

daß die Völker gewöhnlich so unvernünftig über alles

 

urtheilcn, was ihnen neu erscheint. Sie sind nicht daran gewöhnt,

 

viel nachzudenken oder mit Aufmerksamkeit zu forschen; die nützlichsten

 

Wissenschaften unserer Zeit sind ihnen entweder gar nicht, oder.mjr

 

oberflächlich zur Kenntniß gekommen. Ueberhaupt gibt es wcmg

 

Individuen, welche heut zu Tage in die Kcyntyiß nützlicher Gegen?

 

stände tief eingedrungen sind, und so ist auch die Mechanik noch

 

auf der Stufe der Kindheit. Es ist wahr, Verbesserungen folgen auf

 

Verbesserungen und werden zum Theil durch Patente der Regierungen

 

ermuthigt; aber sie sind mehr dem Zufalle oder Glücke zuzuschreiben.

 

Wenn gleich mathematisch, so hat die Wissenschaft der Mechanik doch kein

 

Haupt-System, welches die Grundregeln ihrer vollen Ausdehnung nach

 

behandelt und die Grönzcn ihrer.Anwendung angibt. Es findet

 

Nicht die geringste Idee von Vcrgleichung zwischen dem statt, was

 

in der Wissenschaft schon erforscht, wurda und wie viel noch gefunden

 

werden kann. Weder esnc Prüfnnfl der-Natnrkrä ihre Anwendung

 

zum Wohle der Menschheit nqch all’ ihren Verzweigungen

 

und nach ihrer ganzen Ausdehnung, siybxn statt,, pnd so kriechen wir

 

im Finstcrn herum lzich wundern WS über, jede.neue Ersindpng oder

 

Verbesserung in der Mechanik. .Mgn zwciftlt, verwirft und urtheilt

 

aufs Geradcwohl mit Zuversicht über , allc^, was neu erscheint, ohne

 

es zu verstehen, oder ohne sich die. Muhe zu geben, zu prüfen, und

 

so ist es auch eine schwere Aufgabe,,, eine Belehrung oder Ucberzcugnng

 

auszusprechen, welche solchen oberflächlichen und irrigen Begriffen

 

nicht ansteht. Die alten Griechen setzten die Mathematik an die

 

Spitze ihrer Erziehung und hielten es für pine freie. Bildung unumgänglich

 

notwendig, den Geist mehr an ein gutes, gesundes und

 

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scharfes Urthcil zu gewöhnen, als in diese Wissenschaft selbst tiefer

 

einzudringen. Wir aber sind froh unser Gedächtniß mit Begriffen

 

auszufüllen, ohne uns die Mühe zu geben, darüber zu urtbeilen,

 

und wenn wir es thun, geschieht eö ganz im Stillen. Daherkommt

 

auch die große Meinungsverschiedenheit, welche der beste Beweis

 

dafür ist, daß wir in großen Jrrthiimern leben.

 

Gehe ich hier zu weit in meinen Behauptungen? Wenn dieß

 

der Fall wäre, so würde mir keine Gelegenheit übrig geblieben sein,

 

die Entdeckungen zu machen, von denen ich im Bisherigen gesprochen

 

habe, dann würde eS auch Niemand geben, für den ihre Ankündigung

 

außer der Sphäre seines Verstandes liegen würde. ArchimedcS

 

kannte und gebrauchte Brennspiegel vor 2000 Jahren, um feindliche

 

Schiffe anzuzünden. Die Geschichte 5>er Griechen wird schon seit

 

Jahrhunderten in unsern Schulen gelehrt und mit ihr auch bie Geschichte

 

von den Brennspiegeln; aber die Lehrer bezeichneten diese

 

Geschichte als fabelhaft, und ihre Schüler glaubten (S so, weil sie

 

nie etwas AehnlicheS vor ihren Augen ausgeführt sahen, während

 

ihnen doch die ersten Elemente der Optik dieß mit mathematischer

 

Genauigkeit hätten erklären können.

 

Die Entdeckung des mathematischen Gesetzes über den Hebel

 

brachte den Entdecker zu dem AuSrufe: „Gebt mir nur einen Unterstützungspunkt

 

und ich kann den Erdball auS seinen Angeln beben.”

 

Und ich sage mit nicht weniger Frohlocken — und ich wollte ich

 

könnte mit Donnerstimmen sprechen, und den Stumpfsinn für die

 

größten und erfreulichsten Nachrichten, welche je in ein menschliches

 

Ohr gedrungen, empfänglicher machen: Läßt mich nur einen

 

Verem intelligenter Mömtier finden, welche nicht urtheilen,

 

ehe sie prüfen; versichert mich ihrer Aufmerksamkeit, «nd

 

ich kann die Welt in das herrlichste Paradies umschaffen.

 

Er ist bekannt, daß das Gesetz deS Hebels daS Fundament der

 

Mechanik ist, deren Effekte dem Kurzsichtigen nicht weniger wunderbar

 

vorkommen mögen, als meist verheißenes Paradies. —

 

Die Basis meiner Behauptungen bilden die unendlichen Kräfte

 

der Natur, von welchen ich gezeigt habe, daß sie zu unserer Disposition

 

stehen, und. daS einfache System ihrer Anwendung, welches ich

 

näher zu beleuchten bereit bin. — Beide sind mathematische Wahr-

 

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beitcn und lassen, sobald sie verstanden werden, weder eine abweichende

 

Meinung noch Streit und Ungewißheit zu. Nur der Unwissende

 

oder Thörichte würde die crstere dicser^cheiden Wahrheiten zu schmälern

 

suchen; nur ein solcher wird eö auch mit der letzteren zu thun

 

versuchen.

 

Muß nun zugegeben werden, daß Kraft genug vorhanden sei,

 

so wird die Frage sein: Welcher Mechanismus und welche Maschinen

 

angewendet werden sollen.

 

Ich werde hier eine allgemeine Ucbersicht über das System der

 

Maschinerien und Einrichtungen geben, welche zu unserem Zwecke

 

nöthig sind. Wir mühen und quälen uns ab bei dem Ackerbau,

 

der Baukunst, Schifffahrt, in allen Werkstatten und Fabriken, um

 

manche übliche und nützlose Lebensbedürfnisse zu verfertigen’ und

 

um den Anforderungen der Notwendigkeit, der Bequemlichkeit, deö

 

LuxuS, der Einbildung und der Mode zu entsprechen. Wir bekümmern

 

unS wenig um den Gewinn, welchen die Produkte der Industrie

 

dem Käufer gewähren, wenn wir nur dafür lezablt werden und

 

durch deren Verkauf zu Velde kommen. Eine endlose Verschiedenheit

 

von künstlichen Produkten jeder Art entsteht aus der Concurrenz

 

der Producircnden. Ich habe versprochen Vorrichtungen zu zeigen,

 

welche die Menschen aller Anstrengung und Mühe entheben. Eine

 

ins Kleinliche gehende genaue Nachahmung aller der unendlich verschiedenen

 

Produkte der menschlichen Industrie durch Maschinen würde

 

ein. endloses, undankbares und närrisches Unternehmen sein, ob eS

 

gleich möglich wäre. ES würde beinahe für jede kleine Arbeit die

 

Erfindung eines besondern Automaten erfordern. Dieß liegt jedoch

 

nicht in meiner Absicht. Denn ich bezwecke die einfachsten Einrichtnngen

 

und deren so wenig wie möglich, nicht um die gewöhnlichen

 

Artikel der menschlichen Industrie zu erzeugen, sondern um Dinge

 

hervorzubringen^ selche weit über die Lebensbedürfnisse, Bequemlichkeiten

 

und Ueppigkcit hinausgehen oder an ihre Stelle treten sollen.

 

Dieses Problem ist nicht so schwierig als eö anfanglich zu sein scheint.

 

Nie gab eö ein System für die Erzeugnisse menschlicher Arbeit,

 

sondern sie entstanden und kamen in Mode, wie gerade der Zufall

 

den Menschen leitete. Noch weniger dachte man daran eine allgemeine

 

Wissenschaft oder ein System zu bilden, um alle künstlichen

 

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Lebensbedürfnisse zu schaffen. Ich beabsichtige aber ein höchst einfaches

 

System aufzustellen, das alle Wünsche und Bedürfnisse des

 

Gebens liefern soll, ohne irgend schon vorhandene Gegenstände der

 

Industrie zum Muster zu nehmen. Von allem, was eristirt und

 

in der Mode ist, abstrahlend, bin ich im Stande die Mittel anzugeben,

 

womit, ohne irgend eine künstliche Maschinerie, alleö hervorgebracht

 

werden kann, was der Mensch braucht, um sich zu nähren,

 

zu kleiden und zu wohnen; ferner alle Gerätschaften und alle

 

Artikel für die Befriedigung seiner Phantasie und seines Vergnügens.

 

Aber wir müssen dabei alle unsere üblichen Begriffe über

 

menschliche Bedürfnisse bei Seite legen, und sie durch andere von

 

erhabenerer und mehr systematischer Ordnung ersetzen.

 

Ich werde mit dem Ackerbau beginnen. —

 

Der erste Gegenstand, welcher erläutert werden muß, besteht

 

darin, zu wissen, wie der Boden von allem Unkraute und von allen

 

Steinen gereinigt werden kann. Zuerst bedarf man dazu einer Maschine

 

von großem Umfange, welche, während sie sich fortbewegt,

 

alle Bäume jeder Größe mit ihren Wurzeln auS dem Grunde reißt,

 

sie in passende Stücke schneidet, aufschichtet und die Steine auö jeder

 

beliebigen Tiefe des Bodens herauszieht.

 

2) Eine zweite Maschine muß sodann der ersten folgen, um

 

die Holz- und Steinschichten aufzunehmen und sie zu dem Platze

 

ihrer Bestimmung zu bringen. Diese Maschine kann tauscndc von

 

Tonnen zumal mit sich führen.

 

3) DaS Holz, zu seinen Nntzungöplätzim geführt, kann vermittelst

 

einer einfachen Vorrichtung sogleich in Bretter, Dielen, Latten

 

u. dgl., in Brennholz oder zu jedem beliebigen Zwecke verarbeitet

 

werden, um hierauf dahin befördert zu werden, wo man seiner bedarf.

 

Dieß geschieht durch eine Maschine, welche auch Steine jeder Größe

 

zu behauen im Stande ist.

 

4) Die erstgenannte Maschine hat hierauf nach einer geringen

 

Acndcrung den Boden vollkommen zu ebnen, indem sie ihn abflächt,

 

die Vertiefungen ausfüllt oder die Erhöhungen abträgt. Sind die

 

Hügel oder Thäler bedeutend, so schneidet dieselbe Maschine Terassen

 

ein, welche sich in angenehmen Formen um sie herum bis zum Gipfel

 

hinauf winden. Die nämliche Maschine mag auch jede AuStiefung

 

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oder Erdcrhöhung bilden, Kanäle, Gräben und Teiche von jeder Größe

 

und Gestalt einschneiden, Damme aufwerfen, künstliche Wege,

 

Mauern und Wälle auffuhren, welche mit Gräben versehen als

 

Einfriedungen der Felder dienen und auf ihren Gipfeln Spaziergänge

 

und Pfade mit erhöhten Scitenwänden bilden.

 

5) Die gleiche Maschine gibt nach geringer Abänderung dem

 

Erdboden seine letzte Vorbereitung, um den Samen aufzunehmen.

 

Sic pflügt den Boden, indem sie ihn bis znr erforderlichen Tiefe

 

aufreißt, ihn zerreibt oder läutert, alle kleine Wurzeln und Steine

 

ausscheidet, und bringt endlich den Samen auf jede erforderliche

 

Weise in die Erde.

 

6) Sie kann ferner jeden guten Boden von einem Platze zum

 

andern befördern, um auf jede Tiefe schlechte Erde mit der fruchtbaren

 

zu mischen.

 

7) Sic wird durch eine einfache weitere Vorrichtung jede Art

 

von Korn oder Gemüse einernten, die Kerne zn gleicher Zeit ausdreschen,

 

sie zu Mehl verreiben oder zu Oel pressen; ebenso kann

 

sie jedes andere Gemüse ic. :c. zum Gebrauche in der Küche oder

 

Bäckerei schneiden oder zubereiten.

 

8) Eine andere kleine Maschine mag indessen Brunnen und

 

Schachte zu jeder beliebigen Tiefe und in jeder gewünschten Richtung

 

abteufen, und den Inhalt an’s Licht ziehen, er mag in Erde,

 

Felsen, Moorgrund oder Wasser bestehen. (Die Beschreibung dieser

 

Maschine siehe in EtzlcrS System der Mechanik.)

 

Die Architektur.

 

Die Erde kann durch Holz zu Ziegeln oder zu verglasten

 

Steinen gebrannt werden. Die Steine können so zusammengekittct

 

werden, daß sie eher in Stücke brechen, als daß ihr Kitt nachgäbe,

 

was beweist, daß der Kitt härter und zusammenhängender wird als

 

der Stein. Sattd und Steine zu Staub zerrieben, können durch

 

Roße Hitze zu GlaS oder verglasten, Stoffe umgeschaffcn werden,

 

und die größte Härte und Dichtigkeit erlangen.

 

Auf diese Art können wir große Massen von jedem Stücke

 

und von jedem Umfange durch Brennspiegel zu Stein oder Glasstoff

 

von der größten Dauerhaftigkeit brennen, indem wir dazu

 

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Thon, Erde oder ;u Staub zerriebene Steine nehmen. Dieß geschieht

 

in freier Luft ohne andere Vorbereitung als das Sammeln

 

d.’r Stoffe, das Zerstoßen und Mischen mir Wasser, wodurch sie in

 

Formen gedruckt und gegossen werden, während der Fokus eines

 

hinlänglich großen Brennspiegels ans sie einwirkt. Ferner wird Holz

 

gefällt und zu Staub zermalmt, hierauf mit einer Flüssigkeit angefeuchtet,

 

kann ebenso in jeder Form gegossen und getrocknet werden,

 

so daß eS einen soliden konsistenten Stoff gibt, der mit allerhand

 

Farben bemalt und polirt werden kann.

 

So sind wir im Stande, jede Form und Größe zu gießen oder

 

zu brennen, ganze Mauern, Fußböden, Zimmerdecken, Dächer,

 

Thürme, Rinnen für Kanäle, Gruben, Wasserleitungen, Brücken,

 

Bedeckungen von Spaziergängen und Straßen, Kamine, hohle Cylinder

 

für Maschinen, Minen und Brunnen, Platten zu beliebigem

 

Zwecke, Gefässe für trockene und flüssige Materien, Pfeiler, Säulen,

 

Geländer, Statuen (Gestelle) und andere Verzierungen, Figuren

 

von jeder Beschreibung, Reliefs, Sculptur-Arbeiten, Röhren, HauSrath,

 

Küchcngcschirre, Maschinenstücke und eine Unzahl anderer Dinge

 

von jeder Gestalt, Umfang, Farbe, Mode, und Geschmack; kurz alles

 

waS von hartem Material verarbeitet werden kanm Ist die Form

 

einmal gefertigt, so mag sie für viele taufend Stücke dienen, ohne

 

Berücksichtigung, wie künstlich sie geformt sein mögen, ohne selbst irgend

 

weitere Arbeit und Anstrengung zu forvern. Die Substanz mag

 

geschliffen oder verglast werden und dann als Brcnnspiegel dienen.

 

Gießereien jeder Art können durch Brcnnfviegel gebeizt werden

 

und erfordern keine Arbeit, außer die Bildung der ersten Formest

 

und die Oberaufsicht über das Sammeln des MetalleS und Hin<

 

wegräumen der fertigen Stücke.

 

Biegsame Stoffe.

 

ES bleibt noch ein Wunsch übrig: daß man im Stande sein

 

möchte, einen dehnbaren und biegsamen Stoff zu verfertigen und

 

aus demselben auf eine leichte Weise die nöthigen Gegenstände zuw

 

Gebrauch zuzurichten, wie Kleider, Bettzeuge und alle anderen Bequemlichkeiten

 

und Zierrathen. Vermag man dieß ohne Mühe aus’

 

zuführen, dann ist das Räthsel der Entbehrlichmachung menschlicher

 

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Anstrengungen vollkommen gelöst. ES kann dieß aber geschehen

 

ohne Spinnen, Weben, Nahen, Gerben :c. ke. durch ein höchst

 

einfaches Verfahren. ES gibt in der Natur zusammenhängende

 

Substanzen im Ueberfluß, sowohl im Pflanzenreiche als auch im

 

Tierreiche, welche nur gewonnen werden dürfen. Sie sind von

 

verschiedenen Eigenschaften. Die einen widerstehen dem Wasser,

 

die andern der Hitze, wieder andere beiden. Diese sind elastisch,

 

jene weich und wieder andere hart. Sie können alle gehärtet oder

 

in Wasser aufgelöst werden, wie man eö nöthig hat, auch bedient

 

Man sich ihrer zu verschiedenen Zwecken. — Löst man sie in der

 

dazu dienlichen Flüssigkeit auf, mischt sie mit hinlänglich zarten Pflanzenfasern,

 

oder mit biegsamen Stoffen, welche genugsam hiezu vorbereitet

 

sindx so werden sie sich zu einer festen Masse verbinden.

 

Durch eine geeignete Maschinen – Vorrichtung können Tücher gerade

 

wie Maschinen-Papier zu jeder Größe und Form verarbeitet werden.

 

Der Stoff kann jede Feinheit oder Dicke und jeden Grad von

 

Straffheit oder Weichheit erhalten, waS von der Mischung der Bestandteile

 

und der Zubcrcitungsart abhangt. Er kann gepreßt oder

 

durch Policren veredelt oder mit einem spiegelnden Glänze versehen

 

werden; man kann ihm jede Farbe und jede Zeichnung geben, ohne

 

daß man, die Beimischung eines Farbestoffs ausgenommen, besondere

 

Mühe nöthig hätte. Er wird jedem Zwecke entsprechen, und statt

 

irgend eines gewobenen Stoffes, LcdcrS, PapiereS, Pelzwerkes ze. ,c.

 

dienen. Fertige Kleider, Gefässc für trockene oder flüssige Stoffe

 

von jeder Gestalt oder jedem Umfange können auf diese Art verfertigt

 

oder vielmehr gegossen werden. Dadurch wird das Nähen

 

oder sonstige Handarbeit überflüssig gemacht. ES gibt keinen denkbaren

 

Gegenstand von weicher Materie, welcher nicht vollständig auf

 

diese Art gefertigt werden könnte, so daß damit jeder im Gebrauch

 

befindliche Artikel ersetzt werden kann.

 

Solcher Gestqlt sind nun alle Mittels welche ich ausgedacht

 

habe, um vorhandene außerordentliche Kräfte der Natur anzuwenden

 

Und dadurch die menschlichen Anstrengungen und Arbeiten zu ersetzen.

 

Cie sind einfach, von sehr geringer Anzahl und bestehen kaum in

 

^ bis 4 Vorrichtungen. Sie sind durchaus nicht von einer Beschaffenheit,

 

die vor einem Versuche damit abschreckt, sondern sie befassen

 

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sich allein Init d-^r Entzifferung des RäthselS, wie alle körperliche

 

Anstrengung entbehrlich gemacht nnd daS nnmöglich Scheinende leicht

 

und einfach werden kamt. Aber nicht allein zum Ersatz aller Ge^

 

genstände der menschlichen Industrie sollen sie dienen, sondern neue

 

nie gesehene noch gedachte Dinge hervorbringen. Sie reichen bin,

 

ein Paradies, weit erhaben über alle Pracht und Herrlichkeit, welche

 

die Einbildung sich vormalen kann, und eine neue Welt für die

 

Menschen zu erschaffen, und zwar alles dieß in ganz kurzer Zeit.

 

Laßt uns einen Blick auf die Dinge werfen, welche sogleich durch

 

diese Mittel hervorgebracht werden können. Jede Wildnis?, selbst die

 

ödeste und unfruchtbarste, wird sich in den prächtigsten Garte,? umgestalten.

 

Jedes noch so ungesunde Sumpfland wird geläutert oder

 

ausgefüllt und durch Kanäle, Gräben oder Wasserleitungen völlig

 

trocken gelegt. Wenn es nöthig ist, wird der Boden verbessert,

 

dadurch, daß man ihn mit einem fruchtbareren Erdreiche vermischt,

 

ihn zu feinem Staube zerreibt, ebnet, alle Wurzeln, Steine und

 

alles Unkraut ausscheidet.

 

Fruchtbäume.und allerhand Kräuter und Pflanzen werden m

 

der schönsten Ordnung darauf gesäct und gepflanzt; die Spaziergänge

 

und Straßen mit harten gebrannten und verglasten Platten belegt,

 

so daß sie bei jedem Wetter odev in jeder Jahreszeit stets frei von

 

Schmutz sind. Zu ihren Seiten gewähren die schönsten Blumenbeete,

 

fruchtbare Gebüsche, Gesträuche und Baume den herrlichsten Genuß

 

für daS Auge, den Geschmack und den Geruch. Kanäle und Wasserleitungen

 

werden entstehen mit verglasten Rinnen, und wenn eö

 

verlangt wird mit dem klarsten Quellwasser gefüllt, das den tiefen

 

unterirdischen Wasserbehältern entnommen, überall hervorsprudelt

 

und nach allen Richtungen fließt. Bald werden einzelne Kanäle zu

 

Fischwcibern, bald zur Bewässerung von Gärten dienen oder daS

 

Wasser von Sümpfen abführen. Auch Wasserleitungen können dazu

 

benutzt werden, die Gärten zu bewässern, indem man sie mit bewegbaren

 

Röhren in Verbindung setzt, deren Mündung groß genug ist,

 

um überall einen hinlänglich kräftigen Wasserstrahl zu erlauben-

 

Dieß Wasser kann mit flüssigem Dünger oder vermoderten Pflanzenthcilen

 

und Stoffen in eigenS dazu vorbereiteten Gebäuden vermischt

 

werden, wodurch die Fruchtbarkeit der Gartenerde nicht erst vom

 

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Wetter abbängig gemacht wird. Nfgnct eS zu viel, so wird das

 

Wasser in besonderen Kanälen abgeleitet. Diese erhalten wiederum

 

Einfassungen von den schönsten Gewächsen, gerade wie die Spaziergänge;

 

da die Kanäle von verglastem Stoffe sind, und das Wasser

 

klar und rein in ihnen fließt, so werden sie die schönsten LmiKschaften

 

bclehen und abspiegeln, während sie zu gleicher Zeit auch Gelegenheit

 

geben, in diesen herrlichen Gegenden der Kunst und Natur auf

 

niedlichen Gondeln umherznfahren. In diesen klaren, durchsichtigen

 

Gewässern werden wir die verschiedensten Fische sich spiegeln sehen,

 

während Oberfläche uyd Ufer von schönen Land- und Wasservögeln

 

belebt sind. Die Kanäle mögetr sich zu großen Weihern vereinigen,’

 

deren Grund xbenfalls mit verglasten Steinen ausgelegt ist. So

 

verschönert das Wasser, klar wie Crystall, in crystallgleichen Kanälen

 

oder Betten, umgeben und bedeckt mit bezquberndcn Landschaften,

 

die Westen Gärten, macht sie fruchtbar und perschafft ihnen daö

 

Aussehen eines Paradieses. Die Aquädukte können von den schönsten

 

Colonyadcn getragen werden, während die großartigsten Säulenhallen

 

mit Statuen und Sculpturarbcitcn die Spaziergänge verzieren, alles

 

von verglastem Stoffe, der ewig dauern wird, während die Naturschönheitcn

 

ringsum die Pracht und das Vergnügen erhöhen. Auch

 

die Teiche können von Säulengängen eingeschlossen werden. Die

 

letzteren, verbunden mit Springbrunnen, nmgcbcn von Gebüschen

 

und Lauben, werden die Luft immer kühl erhalten, daö WachSthum

 

der Pflanzen fördern und einen herrlichen Schutz gegen Regen und

 

Hitze gewähren.

 

Die Früchte werden ohne Mühe geerntct und zubereitet. Nichts

 

als Genuß und Freude! Den Waiden wird ihr Platz neben den

 

Gärten angewiesen, anf ihnen Scnnereien:e. auf solche Art angelegt,

 

5«ß ein oder zwei Menschen in weniger als einer Stnnde für Taufende

 

von Consmneuten Milch gewinnen können. Hügel und Berge

 

erhalten hübsche Terrassen, welche in Spiralform bis zu ihren Gipfeln

 

emporsteigen, von wo aus sie die herrlichste Aussicht gewähren.

 

So weit vom Landbau, wobei ich von dem ungünstigsten Boden

 

ausgegangen bin, der gefunden werden kann.

 

Die Wohnungen müssen eben solche Verschiedenheit darbieten,

 

wenn wir im vollen Besitze aller uns zu Gebote stehenden Mittel

 

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sind. Ihr Vau muß von einer Art scyn, für die wlr noch keine

 

Benennung babcn. Weder Palläste nech Tempel, noch Städte sollen

 

sie seyn, fondern eine Zusammensetzung von all’Dieftm, alles übertreffend

 

waS bis jetzt bekannt ist.

 

Man wird leicht einsebcn, daß die Leitung von Maschinen und

 

Etablissements nicht mehr Leute erfordert, ob eine ganze Gemeinde

 

von Tausenden von Familien mit allen Bedürfnissen versehen werden

 

soll, oder nur eine einzige Familie. ES wird ebenso unpasseud seyn,

 

solche mächtigen Mittel für jede Familie besonders anzuwenden, als

 

jeden Spinner, statt mit einem Spinnrad, mit einer großen Kammund

 

Spinnmaschine von tausend Spindeln zu verseben. Es muß

 

jedoch nicht darunter verstanden werden, daß eS nötbrg oder erforderlich

 

ist, daß diese Mittel nur von Gemeinden gebraucht werden

 

sollen. Jedermann mag volle Freiheit haben zu leben wie er

 

will ohne seines AnthcileS an dem Genüsse dieser Erzeugnisse verlustig

 

zu werden. Man wird jedoch alsbald finden, daß eS am

 

Vorthcilhaftesten ist und am meisten zum eigenen Glücke beiträgt,

 

wenn man in eine derartige Gemeinde eintritt.

 

Wir wollen indessen vorerst betrachten, waS für eine Gemeinde,

 

welche zusammenlebt, durch Anwendung dieser Mittel erreicht werden ^

 

kann, und wollen hierauf dieses Leben mit dem vergleichen, welches

 

ein einzelner abgesondert führt.

 

Tie Anwendung unserer Kraftmittel kennt keine Grenzen, ihre

 

vollste Benützung ist weder mit Zeitverlust noch mit irgend einem

 

andern Opfer verbunden. ES ist daher auch weder ein leerer Traum

 

noch eine unfruchtbare Eitelkeit, wenn wir uns ein vollständiges Gemälde

 

von dem entwerfen, was wir erreichen können;’ eben so wenig

 

aber kann es für weife gelten, wenn wir uns oder unfern Lieben,

 

und überhaupt unfern Mitmenschen irgend etwas von dem verweb

 

gern, was unser oder des Andern Glück vermehren könnte, wenn

 

wir uns auf dem vorgeschlagenen Wege eine folgenreiche Zukunft zu

 

gründen versuchen.?

 

Der Bildung einer Gemeinschaft liegt die Absicht zu Grunde,

 

jedem Mitglied den größtmöglichsten Genuß, Comfort und Vergnügen

 

durch die geringstmögliche Anstrengung zu verschassen.

 

Um diesen Endzweck zu erreichen muß ein Bausystem entworfen

 

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werden, wonach tau’cndc von Familien in einem einzigen Gebäude

 

untergebracht werden können, ohne daß dadurch ein Pewohncr sich

 

Hestert findet, ja daß s.gar jeder Genuß oder Bedarf im möglichen

 

Bereiche cincö jeden ist, während icdeS sociale Vergnügen, welches

 

eine freie und gebildete Gesellschaft verlangt, verschafft oder gegeben

 

werden kann.

 

ES folgt hier nur ein allgemeiner Umriß dieser Idee, und ich

 

überlasse eö dem Belieben Anderer, diese Skizze nach ihrer Willkübr

 

zu vollenden.

 

Jedes erwachsene Glied deö einen oder andern Geschlechtes

 

erhalt ein Lokal zu seinem ausschließlichen Gebrauche, daS aus einem

 

Echlafgemache, Bad«, Ankleide- und Wohnzimmer besteht. Die Kinder

 

wohnen getrennt unter der spcciellen Aufsicht und Unterweisung

 

gewisser hicsiir angestellten Personen, können aber auch erforderlichen

 

FqlleS bei ihren Eltern untergebracht Werden. Ein solches Privat-

 

Apartcment steht znit de,ü Innern durch eine Thüre in Verbindung,

 

welche nach einem geräumigen Eorridor geht. Nach Außen führt

 

eine andere Thüre nach einem Altan, welcher um daS ganze Gebäude

 

geht, und von dem auS man auf daö flache Dach des Hauses gelangt.

 

Durch jede dieser Wohnungen zieben sich überdieß verschiedene Röbrcn,

 

nm entweder vermittelst cineS Hahnen zu jeder Zeit warmes

 

oder kaltes Wasser zu erhalten, oder GaS für die Beleuchtung, oder

 

Wohlgcrüche für die Verbesserung der Luft, oder erwärmte Luft zu

 

beliebiger Heizung, kalte zur Abkühlung so wie auch zur Herbeifchafsung

 

irgend andrer Bedürfnisse oder zur Entfernung des Entbehrlichen.

 

Die Lebensmittel wc.den auf eine sogleich zu beschreibende Weise

 

besonders aufbewahrt. Die Wohnung eines Erwachsenen kann sich

 

Äer die Breite deö ganzen Gebäudes ausdehnen, wird aber alsdann

 

durch den Eorridor in 2 Theile getheilt. Nimmt man an, daß ein

 

Erwachsener auf diese Weise 25 Fuß Länge zu beiden Seiten des

 

TebäudcS besitze, und daß jede Wohnung in 3 bis 4 Zimmer zerfällt,

 

gibt man ferner dem Hause 100 Fuß Tiefe und 1000 Fuß

 

^ange, dem Eorridor 20, den ApartementS zu beiden Seiten 40 Fuß

 

Durchmesser, so können auf diese Art 40 Personen wohnen.

 

Nebe.rdieß erhalte daö Gebäude 10 Stockwerke, jedes 20 Fuß

 

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also das Ganze 200 Fuß hoch, so würde man 400 solcher Privatwohnungen

 

erhalten.

 

Vier solcher Gebäude, rechtwinkelig zusammengestellt, so daß sie

 

ein Quadrat von 1000 Fuß Länge einschließen, könnten auf obige

 

Weise 1600 Personen fassen. Es blieben dabei in den 4 Ecken ein

 

Quadrat von 100 Fuß übrig, welches in 10 Stockwerken 40 Zimmer

 

zu 100 Quadratfuß geben würde, welche zu Schlafzimmern der Kinder

 

gebraucht werden könnten.

 

Die CorridorS erhalten zum Hinauf- und Heruntersteigen im

 

Innern bequeme Treppen, oder die Bewohner können sich von den

 

Altanen, welche innerhalb des Viereckes oder außerhalb desselben in

 

jedem Stockwerke um das HauS sülneu, in Ä r^seHeln herab ode,

 

hinaufziehen lassen, welche ohne Mühe und Anstrengung auf und

 

abbcwegt werden können.

 

Ter viereckige Raum innerhalb dieser 4 Gebäude wird durch

 

4 Mauern nach einer Richtung und dnrch vier nach der Andern

 

durchschnitten und bildet so Z.) Höfe von beinahe 200 M im Qua

 

drat. Jeder dieser Räume erhält sein Licht von oben durch große

 

Spiegel oder durch eine Kuppel mit großen Fenstern. Jede dieser

 

Kuppeln wird mit passend angebrachten Reflektoren versehen, welche

 

das Tageslicht vermittelst Spiegel zurückstrahlen und so die Helle

 

innerhalb verstärken. Hier werden die Strahlen durch große Spiegel

 

oder glänzende Wände abermals aufgefangen und zurückgeworfen,

 

so daß daö Licht nach jedem Punkt im Innern dringt.

 

Alle Mauern außerhalb und alle Scheidewände bestehen aus

 

Colonnaden, deren Säulen durch Thüren oder große Spiegel verbunden

 

sind. Einzelne der 2o Höfe können auch noch Unterabthei

 

lungcn erhalten. Jedenfalls dienen diese Räume zu verschiedenen

 

Zwecken, als zum Mittagessen, Lesen, Sprechen, zun: Unterricht von

 

Hindern oder Erwachsenen, für Vergnügungen, Zuscnnmenkünfte,

 

Eonzerte, Theater, Bälle, zur Abhaltung öffentlicher Reden u. s. f.

 

Die Küche sowie Borrathskammern für rohe und zubereitete Mtualicn,

 

werden ebendaselbst angelegt. Letztere Magazine werden wieder

 

in Gemächer Und bewegbare Kästen eingeteilt. Jeder dieser Kasten

 

enthält irgend einen Antheil an Lebensmitteln für die Gemeinde.

 

Durch eine leichte Bewegung mit der Hand in die Küche gebracht,

 

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leert cr sich daselbst in cm zun: Empfange und Zubereitung der

 

Speisen zugerichtetes Gefäß aus. Eine oder zwei Personen sind

 

hinlänglich zum ^üchengeschäfte. Sie haben nichts zu thun als das

 

lochen zu bewachen, die Zeit abzuwarten in der die Speisen fertig

 

Herden und sie hierauf nlit den Tisch – und Speisegeräthen in die

 

Halle, oder die respektive« Privat-Gemächer zu befördern, was durch

 

die leise Bewegung an irgend einer Kurbel geschieht. Bleiben Speisen

 

übrig, so werden sie in daS Magazin der zubereiteten Speisen geschickt.

 

DaS Reinigen der Gcfässc und alles Waschen von Utensilien,

 

Böden u. s. f. geschieht durch einen Wasserstrom, das Waschen anderer

 

Stoffe durch Dampf. Auch dies! erfordert keine Mühe, sondern

 

Mtt rm lelchtua Deelien an irgend einen, Hahnen.

 

Hat irgend Jemand besondere Wünsche, so begibt cr sich an

 

die zur Erfüllung geeignete Stelle, und jede besondere Zubereitung

 

beim Kochen oder Backen kann durch den geschehen, der dieselbe

 

Wünscht.

 

So gibt es keine Arbeit außer der Oberaufsicht über daö Küchen^

 

Departement und über einzelne Maschinerien, wodurch eine bis

 

d^ei Personen der Gemeinde in Anspruch genommen werden. Wechseln

 

die erwachsenen Mitglieder dabei ab, so wird es den Einzelnen

 

itn ganzen Jahre kaum einmal treffen. Da dieß Geschäft aber

 

hehr unterhaltend als langweilig ist, so wird ohne Zweifel die Mehr-

 

Khl der Gemeinde nicht warten, bis sie did Reihe trifft, sönderiusich

 

freiwillig demselben unterziehen.

 

Die Handhabung der Polizei ist Gegenstand besonderer Anordnung

 

von Seiten der Gemeinde.

 

‘Diese Umrisse des Zweckes des Gebäudes, der Stoffe, Mittel

 

^d Kräfte, die zu unserer Disposition stehen, geben eine Idee von

 

^r Architektur, welche dabei zu Grunde gelegt werden muß.

 

, Ich wiederhole dabei, eS ist nicht , eitler Prunk und leerer Wahn,

 

M ich ein solch phantastisches Bilo entwerfe. Eine vollkommene

 

Uebcreinstimmnng zwischen den Zwecken und Mitteln muß allen Errungen

 

zu Grunde liegen, und diese beabsichtigte Harmonie ist es

 

allein, welche mich bestimmt eine volle Skizze aller Gegenstände zu

 

^ben, die in unserm Bereiche sind.

 

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DasVausysiem, welches hier angewendet werden muß, erzielt

 

die Erschaffung passender möglichst angenehmer Wohnungen, ohne

 

die geringste Mühe, für die größte Anzahl von Individuen, und

 

den kleinsten Raum. Bei dem obenerwähnten Systeme sckeint dieser

 

Zweck am vollkommensten erreicht zu werden , denn eine Fläche von

 

ungcfäbr 1200 Fuß im Quadrat, oder von dem sechzehnten Theile

 

einer Ouadratmeilc ist im Stande, mit Einschluß der Ninder 3000

 

bis 4000 Manschen zu fassen und ihnen folgende Bequemlichkeiten zu

 

verschaffen. JedeS erwachsene Mitglied hat nach aussen eine freie

 

Uebersicht der Umgebung seiner Wohnung, und eine untnittelbarc

 

Kommunikation mit den Hallen innerhalb deS HofraumeS. Es kann

 

innerhalb oder außerhalb deS Platzes auf den Altanen jedes Stockwerkes

 

spazieren gehen, ist im Stande bis zum Dache deS ganzen

 

Gebäudes zu steigen, oder sich auf jede Gallerie unterhalb seines

 

Stockwerkes oder bis auf die Erde in einem Tragsessel herabzulassen,

 

ohne Mühe und mit jedem Grade der Geschwindigkeit. — Da jede

 

Person einen doppelten Sessel in und außerhalb des Gebäudes besitzt,

 

welcher auf geeignete Weise qn jeder Galleric befestigt ist, so

 

kann sie in wenig Sekunden, nach jedem beliebigen Theile dcö Gebäudes

 

gelangen. Die Herbeischassung der gewöhnlichen Lebensbedürfnisse

 

erfordert nur ein leichtes Drehen des Hahnen, ohne die

 

Wohnung zu verlassen. Zu jeder Ze.t ist es möglich sich in kaltem

 

oder warmem Wasser, im Dampfe pder in sonst einer künstlich erzeugten

 

heilsamen Flüssigkeit zu baden. Die Zimmer können mit

 

jedem gewünschten Temperatur-Grade, mit jedem Wohlgeruche versehen

 

und die Luft, dieses Hauptmittel unsrer LcbenSthätigkeit, iü

 

jedem Augenblicke gereinigt werden.

 

Wie dieß möglich ist, ergibt sich leicht aus dem Standpunkte,

 

den die Chemie heut zu Tage eingenommen hat. Der Mensch hängt

 

physisch nnd moralisch von den Dingen ab, die ihn umgeben, unv

 

hauptsächlich von der Temperatur nnd dem Zustande der Luft, die

 

er einathmet oder durch die Poren absorbirt. Unreine und schlechte.

 

Luft schadet der Gesundheit und dem Gemütszustände mehr alö

 

schlechtes Wasser. Der Unterschied besteht allein darin, daß die unreinen

 

und schlechten Stoffe im Wasser mehr oder weniger gesehen unv

 

geschmeckt werden können, während die der Luft unsichtbar sind«

 

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Niemand wird gerne aus einem stinkenden Sumpfe trinken und doch

 

ist die unsichtbare Luft, welche man beständig einathmet und die

 

alsbald in Theilc unseres Körpers übergeht, von weit größerer

 

Wichtigkeit für das Leben. Dieß ist in solchem Grade der Fall,

 

daß derselbe Mensch ^nit der nämlichen Nahrung und Gewohnheit in

 

der einen Luftart mit zerstörter Gesundheit, blassem eingefallenen

 

Gesichte lebt, schmächtig wird, schlecht verdaut, in allen Lebcnöfunktionen

 

geschwächt und für verschiedene Krankheiten empfänglich wird,

 

bis früher Tod oder schnelle Slbgelebtheit seine Existenz beschließt,

 

während er in einer andern Luftart sich einer kräftigen Gesundheit,

 

eines blühenden Aussehens und der besten Lebenskraft erfreut, und

 

ein ungewöhnlich hohes Alter erreicht. Und doch wird der Unterschied

 

der Luft nie weder gesehen noch gerochen. Es kann also der Mensch

 

bei richtiger Anwendung der physikalischen Kenntnisse in beständigem

 

Genüsse geistiger Heiterkeit gehalten werden und ist kein organischer

 

Fehler oder keine unheilbare Krankheit vorhanden, so wird er eine

 

fortdauernd feste Gesundheit genießen, und so sein Leben weit über

 

die gewöhnliche Dauer verlängern.

 

DaS Gebäude wird mit großen Eiskellern versehen, um die

 

Bewohner zu allen Zeiten mit einem kalten Luftstrom oder mit

 

Eiöwasser sowohl in den Hatten als Privat – ApartementS zu versehen.

 

Eben so hat ein Sied- oder Dampfapparat beständig und überall

 

warmes Wasser oder laue Luft herbeizuschaffen.

 

Alles dieses geschieht durch keine komplizirte Maschine, sondern

 

auf dem einfachsten Wege.

 

Der Charakter der Architektur unterscheidet sich hiebei weit von

 

dem seither gebräuchlichen. ES bringen besondere Fuhrwerke viele

 

tausend Tonnen an Gewicht zumal und mit Leichtigkeit an ihren

 

bestimmten Platz; hier werden große feste Massen zu Einem Stücke

 

Mit jeder gewünschten Form gebrannt oder gegossen. Der Bau

 

kann deßhalb auch aus Säulen bestehen, welche 200 Fuß Höhe und

 

darüber haben, von verhältnißmäßiger Dicke sind und je ein einziges

 

verglastes Stück ausmachen. Diefe Säulen bilden Colonnaden, welche

 

entweder daö Viereck umgeben, oder die Privatwohnungen, Hallen

 

und. ihre Theile und Unterabthcilungen in größere oder kleinere

 

Vierecke scheiden. Boden und Zimmerdecke eines jeden solchen Vier-

 

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eckeö kann aus einem ganzen Stlickc derselben oder einer äbnlichen

 

verglasten Substanz bestehen. Die Räume zwischen den Säulen

 

bilden Thören, Fenster, dienen zur Aufnahme von Spiegeln, Gemälden

 

?c. — Da6 Ucbrigc besteht dann in Scheidewänden und Umfassungs-

 

Mauern. Alle diese großartigen Stücke werden so gegossen,

 

daß sie vermittelst Scbarniren oder Falzen vereinigt und ineinander

 

geschoben werden können, daß sie eher brechen als auf irgend andere

 

Art nachgeben. So kann ein Gebäude aufgeführt werden, für viele

 

tausend Jahre unzerstörbar, nur aus Säulen und Platten von harten?

 

verglastem Stoffe, auf die einfachste Art, ohne Aufwand und Mühe

 

und in kurzer Zeit, nachdem die ersten einfachen Werkzeuge biezu

 

gemacht sind. Und welch’ großer Unterschied zwischen diesem Baujystemc

 

und dem der herrlichsten Palläste und Tempel, die je bekannt

 

wurden.

 

Ter Baustoff kann die schönsten, verschiedenartigsten Farben erhalten,

 

ebenso können die Colonnadcn mit Reliefs, Basreliefs, Gemälden, Bildbauerarbeiten

 

:e. theilS Originalen, theslö nnr auf mechanischem Wege

 

kopirt, sowie mit allerlei andern Verzierungen ausgeschmückt’werden.

 

Alls und zwischen den Säulen mag alles glänzen wie Ärystall und

 

mit den schönsten unzerstörbaren Farben, deren Strahl durch mehrfach

 

angebrachte Spiegel und Reflektoren vervielfältigt wird.

 

Alle Theile deö Gebäudes werden mit hübschen Teppichen und

 

Rubebetten längs den Wänden ausgestattet und erheben sich in den

 

Hallen amphitheatralisch hinter einander, so auch mit bewegbaren

 

Sitzen und Tischen, kurz mit allem was Bequemlichkeit oder Phan

 

tasie verlangen kann.

 

Das Gebäude enthält 2.) Hallen innerhalb, jede 200 Fuß

 

breit und 200′ hoch, die 40 Corridorc deren jeder 1100 Fuß

 

lang und 20 Fuß breit ist, 80 Gallericn je 1000 bis 1250 Fuß

 

lang, und etwa 7000 Privatzimmer. DaS Ganze wird von den großartigsten

 

und herrlichsten Colvnnaden umgeben und durchschnitten.

 

Boden, Decken, Säulen sind mit verschiedenen prächtig und sinnreich

 

geschmückten Zwischenräumen ausgestattet, Alles glänzend und Personen

 

und Gegenstände aufö verschiedenartigste zurückstrahlend, mit dem

 

buntesten Schimmer von Farben; Gestalten und Gemälden, überall

 

die elegantesten Ruhebetten, Sitze, Tische u. s. f. Alle Gallericn

 

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– 08 —

 

innerhalb und außerhalb der Hallen sind mit tausenderlei bequemen

 

und eleganten Fahrzeugen versehen, worin die Personen wie Bogel

 

vollkommen sicher und obnc Mühe sich hmauf und herablassen können;

 

die schönen (Batterien sind mit hübschen Geländern und verschiedenen

 

Verzierungen geschmückt; das flache Dach des ganzen

 

Viereckes hat eine Größe von 1200 Fuß im Quadrat und l>5 Kuppeln,

 

jede über 100 Fuß im Durchmesser, mit Labyrinthen niedlicher

 

Gallerien, Thürchen, Plätzen zu verschiedenen Zwecken, gewölbten

 

Alleen, Pavillons und sonstigen Verzierungen und Bequemlichkeiten

 

aller Art; bei Nacht ist das Dach sowohl als die Innen-und Aussenscite

 

des Gebäudes des ganzen Vierecks durch Gas beleuchtet,

 

wobei daS Licht durch die erystallähnlichen Colonnaden, Gewölbe und

 

Reflektoren mit einem Glänze zurückgestrahlt wird, der soweit das

 

Auge reichen kann dem Ganzen den Glanz von Edelsteinen gibt.

 

Dicß ist ein Bild der zukünftigen Wohnorte der Menschen! —

 

Die Umgebungen dieser Residenz ‘sind nicht minder schön. Hat die

 

Natur nicht schon das ihrige gethan, so errichtet man das Gebäude

 

auf einem künstlich erhöhten Orte, mit ausgedehnter Fernsicht über

 

eine Landschaft voll der seltsamsten und verschiedenartigsten Natur –

 

und 5Umstschönhcitcn, mit aller Ueppigkeit und jedem Wechsel von

 

Vegetation, welche eine solche überlegene Bebauung des Bodens und

 

ein herrliches Clima hervorbringen können. — Und warum einen

 

traurigen Winter in jedem Jahre zubringen, wenn anf dem Erdballe

 

Raum genug vorhanden ist, wo die Natur mit ewigem Sommer

 

und weit größcrem und prächtigerem WachSthume versehen, ist? —

 

Mehr als die Hälfte der Erde hat keinen Winter. Die Menschen

 

werden eö in ihrer Gewalt haben, allen schlechten Einfluß deö K limas

 

zu beseitigen oder zu verhindern und sich den Genuß einer Temperatur

 

zu verschaffen, welche ihrer Constitution und ihrem Gefühle

 

am besten entspricht. — Die entzückendsten Aussichten werden außerhalb

 

den Privatwohnungen, von den Gallerien, vom Dache > feinen

 

Thürmchen und Kuppeln geschaffen werden. — Gärten, so weit das

 

Auge reichen kann, voll von Früchten und Blumen in schönster

 

Ordnung gepflanzt, mit Spaziergängen, Säulengängen, Wasserleitungen,

 

Canälen, Weihern, Ebenen, Amphitheatern, Terrassen,

 

Springbrunnen, Bildhauerarbeiten, Pavillons, Gondeln, öffentlichen

 

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– 64 —

 

VergnügungSorten u. s. w. werden Auge, Phantasie, Gfschmack und

 

Geruch entzücken.

 

Nicht geringer« Genuß wird die Nacht für Gefühl und Phantasie

 

gewähren. Ein unendlicher Wechsel von großartigen herrlichen

 

Gegenständen und Sccnerien, mit Krvstallglanz in allen Farben

 

schimmernd, wird im Innern und außerhalb durch Gaslicht erzeugt.

 

Die Menschen selbst, im höchsten Luxus gekleidet, strahlen gleich Edelsteinen,

 

entzücken durch eine zierliche Gestalt und Form und werden

 

durch die großartigen Spiegel und Reflektoren vertausendfacht. Theatralische

 

Scencn erhalten eine bis jetzt unbekannte Pracht und Illusion,

 

und Jedermann kann als Schauspieler oder Zuschauer auftreten.

 

Gewölbe, welche sich zu jeder Zeit in beliebiger Form bewegen lassen,

 

geben der Sprache und dem Gesänge verstärkte Töne und erzeugen

 

mehr als natürlichen Wohlklang und Harmonie, und so mag die

 

lieblichste und eindruckvollstc Musik durch Gesang und zum Theil

 

noch unbekannte Instrumente mit andern Vergnügungen abwechselnd

 

auf unsere Sinne wirken.

 

Ein solches Leben ist für den ächten Verstand aufbehalten und

 

bis jetzt nur durch Unwissenheit, Vorurthcil und dummen Gewohnhcitödünkcl

 

für uns noch unzugänglich.

 

Und welches Material bedarf man, um solche bezaubernde und

 

unerhörte Wohnorte, Scenerien, Verzierungen, Kleidungen, Comfortö,

 

Luruogegenstä’nde und Annehmlichkeiten hervorzubringen5 Nichts alö

 

die gemeinsten und am meisten vernächläßigten Stoffe der Natur, —

 

Erde, Sand, Thon, Steine und vegetabilische Substanzen, welche

 

sei her zu keinem andern Zwecke als zur Bereitung von Dünger

 

gebraucht wurden. Und waö kosten diese großartigen Dinge? Nichiö

 

als waö die Anschaffung der ersten Maschinerien von dem einfachsten

 

Baue und die ersten Formen erfordern. Denn dieselben Maschinell

 

und Formen, um die nöthigen Materialien zu gießen, werden durch

 

die ersten Maschinen gemacht, und können alödann zu jeder erforderten

 

Zahl ohne Mühe und Kosten vervielfältigt werden.

 

So wird sich das häusliche Leben gestalten, in dessen Genuß

 

jeder Mensch gelangen kann, wenn er daran Theil nehmen will.

 

Wie verschieden selbst von dem deS mächtigsten Monarchen oder des

 

reichsten ManncS unserer Zeit? Weder Nanb noch Betrug sind

 

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– 65 —

 

zu fürchten, keine Sorge um den Haushalt, selbst nicht um Erzie.

 

hnnz der Kinder; denn ein weises Volk wird auf allgemeinem Wege

 

sich vorsehen, daß gute Grundsätze geschaffen und genährt werden,

 

und daß die Jugend in Allem dem Unterricht erhalte, was zu wissen

 

Nöthig ist. Da wird der Geist weder mit ängstlicher Sorge um

 

Erhaltung oder Vermehrung des Eigenthums, noch durch abgeschmackte

 

Gegenstände und Beschäftigungen gequält, und Noth oder Furcht

 

vor Mangel erzeugen weder niedere Gewohnheiten und Verbrechen,

 

noch druckt Slrmuth den Menschen. Nur Ein Wunsch wird bei

 

Allem vorherrschen, und dieser ist, möglichst glücklich und so zu leben, ^

 

daß man sich und andere zufrieden stellt. Liebe und Zuneigung

 

Mögen hier genährt und genossen werden ohne jene Hindernisse,

 

welche sie heutzutage vermindern und sogar zerstören. Herz und

 

Geist werden durch edle Triebfedern aufgemuntert und die verhält-

 

M’ßmäßige Veredlung seines physischen ZustandeS wird dem Menschen

 

eine Stelle einräumen eben so erhaben über den jetzigen Standpunkt,

 

als die gegenwärtige gebildete Welt über den wilden Kannibalen

 

steht. Jeder Grund zu niedriger List und Betrug, um seine Mitmenschen

 

im Vermögen und Nang zu übervortheilen, wird fortan

 

aufhören, und der Verkehr innerhalb der Gemeinde wird nicht mehr

 

darin bestehen, möglichst theucr zu verkaufen oder wohlfeil einzukaufen;

 

eö wird überhaupt keinen Handel geben, weil alles so wohlfeil

 

wie das Wasser und so frei wie die Luft ist. Ganz andere Geschäfte

 

Werden in der Börfenhalle besprochen werden, nämlich wie das Leben

 

am besten durch gegenseitigen Verkehr, durch gefelliges Ucbercinkom-

 

Nlen, durch öffentliche Vergnügungen und Unterricht genossen werden

 

kann. Keine niedrigen, elenden, unglücklichen Wesen werden dett

 

Menschen umgeben und ihn zur Vorsicht, zum Mitleide oder zur

 

Verachtung nöthigcn, sondern nur theure Freunde und Mitbrüder

 

wird er um sich sehen, welche auf der höchsten Bildungsstufe sich

 

befinden, deren das menschliche Leben fähig ist. —

 

Verdient dies vielleicht den Namen eines bloßen Phantasiebildes?

 

was sollte den Menschen vom Genüsse einer solch erhabenen Glückseligkeit

 

abhalten, wenn ihm der gerade Weg gezeigt wird, auf dem

 

sie erreichen kann? Die menschliche Natur besitzt einen viel

 

stärkeren Trieb nach dem Genüsse von Glückseligkeit als alle ungründ-

 

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— «6 —

 

liche Sophisterei zu läugnen vermag. Der Mensch ist gemacht für

 

Gesellschaft, nicht fiir Einsamkeit wie die Naubthiere. Er ist geschaffen

 

zur Freude, nicht um sich das Leben wegzutrauern. Er ist

 

empfänglich für große Leiden und große Freuden. Furcht vor den

 

einen und Hoffnung auf die anderen treiben ihn an. Nur falsche

 

Beurtheilung unserer Bestimmung, Barbarei, Unwissenheit, Aberglaube

 

und selbst Narrheit sind eS, welche Leiden dem Vergnügen, oder

 

einen geringeren Grad von Glück einem höheren vorziehen. Die

 

größte Summe der Glückseligkeit ist nur im geselligen und freundschaftlichen

 

Leben zu finden; und ein solches wird und muß eintreten,

 

sobald die Ursachen zur Feindschaft zwischen den Menschen aufgehört

 

haben. Diese Ursachen zur Feindschaft sind bei nnsercm jetzigen

 

gesellschaftlichen Zustande und bei der allgemeinen Armuth unvermeidlich;

 

aber sie alle werden und müssen in einem Staate abnehmen,

 

wo Ueberfluß herrscht’ und sich der Bürger von aller unangenehmen

 

Arbeit und Beschäftigung und von sich durchkreuzenden Interessen

 

befreit sieht. Keine Meinungsverschiedenheit ist zu befürchten. Laßt

 

auch noch so viele und verschiedene Meinungen entstehen, sie werden

 

keinen Zwang verursachen; jeder Mann wirv leben wie es ihm

 

gefällt, aber der Wunsch, glücklich und friedlich zu leben, wird

 

überall derselbe sein. Dieser Wunsch wird hinreichen, um jeden in

 

Nuhe leben zu lassen, und wird ein Sehnen nach Freunden erzeugen,

 

mit denen man Ideen und Genüsse theilen und austauschen kann.

 

Denkt man vielleicht, die Menschen werden nach und nach diefeö

 

Lebens voll Gennß und Muße überdrüssig werden? ES ist wahr,

 

der Mensch wird kein Sklave der Arbeit und Mühe und geistloser

 

Beschäftigungen sein; eS wird nicht mehr die traurige Notwendigkeit

 

auf ihn warten, sich durch das Leben hindurch kämpfen zu

 

müssen, sein Geist wird nicht länger von mechanischen Arbeiten

 

verzehrt werden, um Lebensunterhalt und Geld zu erringen; er

 

wird aufhören, sich wie ein Lastthier abzuhärmen, um zu leben. —

 

Ist denn der Mensch wirklich von Natur ein so elendes, armeö^

 

Geschöpf, daß seine Bestimmung sein sollte, ein Leben gleich dcw .

 

eines LastthiereS oder eines Sklaven zu führen? Ist ihm kein besseres

 

Loos beschieden?

 

Laßt uns vielmehr einen Blick auf die Mittel werfen, zu deren

 

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— 67 —

 

Besitz die Menschen alsbald in diesem neuen Zustande gelangen

 

werden, um ihr Leben genußreich hinzubringen. Der Mensch wird

 

den größten Thcil seines Lebens in Gesellschaft der Gegenstände

 

seiner Liebe und Zuneigung hinbringen, sein Glück und das seiner

 

Theuern wird sich vergrößern, wenn er sich mit ihnen unterhält,

 

ihnen Vergnügen und Belehrung ertheilt, oder solche empfängt und

 

so mit denselben cm Leben führt voll geistigen und physischen Genusses.

 

Immer werden ihm Feste, VergnüguugS-Parthien, Abwechslungen,

 

Ergötzlichkeiten und belehrende Beschäftigungen zu Gebote.? stehen.

 

Er wird in lieblichen Gärten herumschweifen; er wird in zierlichen

 

Gondeln auf dem Wasser dahingleiten, hell wie Crysiall und verschönert

 

und belebt durch Fische und Schwärme von Land- und

 

Wasservögeln, und umgeben von den herrlichsten Landparthien, welche

 

sich wiederum im Wasser spiegeln. Hat er Freude an der Gärtnerei,

 

so kann er seine Neigung aufs angenehmste befriedigen,

 

Blumen, Gesträuche oder Bäume pflanzen und säen, wie Lust und

 

Kcnntniß oder die Freude an Versuchen, ihm angeben. Nie wird

 

er mit neuen Entwürfen und Planen zu Ende kommen. Treibt er

 

gerne mechanische Beschäftigung, so kann er seine Talente Und Kenntnisse

 

weit über die gegenwärtigen Begriffe ausdehnen, Modelle und

 

Formen bauen und ohne weitere Mühe die Produkte zum Gebrauche

 

oder zur Schau vervielfältigen. Besitzt er Talent zum Zeichnen,

 

Malen, Bildhauen u. s. w., so hat er von jeder Figur nur ein

 

Modell zu nehmen und sie wird alsdann zu jeder beliebigen Zahl

 

durch Gieß-, Actz- und Druckmaschinen vervielfältigt werden. Liebt

 

er die Musik, so wird er nirgends bessere Gelegenheit dazu finden,

 

als bei einem solchen Leben. Er mag sich an eigenem Spiele

 

erfreuen, oder durch einen Verein anderer Musiker erfreuen lassen.

 

Für jetzt noch uubekannte Mittel und Instrumente werden ihm

 

Zu Gebote stehen, und seine Compositionen können durch mechanisches

 

Spiel oder durch Maschinerien wiederholt und vermehrt werden.

 

Die Gemeinden werden die Mittel haben, sich jedes Vergnügen,

 

jede Unterhaltung und Belehrung zu verschaffen, welche die einzelnen

 

Thcilc der Erde darbieten können. Besitzt eine: Neigung zum Studium

 

der Botanik, so kann er m einem botanischen Garten die

 

Pflanzen in ihrem Naturzustande betrachten und die Eigenschaften,

 

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den Gebrauch und Organismus einer jeden in einem besonder«

 

Buche nachlesen, welches in einer Büchse zur Seite der Pflanze aufbewahrt

 

wird. Sollte eö einen Andern interessircn, sich über Naturgeschichte

 

und Naturmerkwürdigkciten zu unterrichten, so geht er in

 

das Museum nach einer der Hallen, wo er alles aufgestellt finden

 

wird, waS die Natur dem Menschen auf der ganzen Erdkugel darbietet.

 

Ein Buch, welches zur Seite liegt, wird ihm überdicß eine

 

umfassende Beschreibung und Geschichtskunde eines jeden Gegenstandes

 

geben. Der Geschmack an Mineralogie kann ebenso durch zweckmäßig

 

geordnete und mit den nöthigen Beschrcibnngen versehene

 

Mineralien-Sammlungen befriedigt werden. Er kann daselbst die

 

Vorwelt in Versteinerungen von untergegangenen organischen Wesen

 

studiren, welche in ihren natürlichen Verhältnissen unter sich und

 

mit denen der Gegenwart geordnet sind. Geht sein Streben nach

 

Geschichtskunde der Nationen, so kann er dieß, so weit sie bekannt

 

ist, vermittelst besonderer Karten thun, worin mit Streifen, Armen

 

und Verzweigungen von verschiedenen Farben die Zeitalter, Nationen

 

und ihre Stämme von dem entferntesten Alter bis zu unserer Zeit

 

mit Hülfe eines gewissen SystemeS von Zeichen aufgeführt sind.

 

Er wird sich hier auf einen Blick von der Entstehung, dem WachSthum,

 

den Eroberungen, Herrschaften und Einflüssen der Einen und

 

dem Falle, Umstürze und der Unterwerfung Anderer überzeugen.

 

Er wird den Charakter, die Religion, das Staatösystem, die Sitten

 

und Gebräuche, Beschäftigungen, HülfSquellcn, geographische Lage,

 

Produkte, Climate, Lebensweise u. s. w. eines jeden älteren und

 

neueren Volkes kennen lernen, und daraus den Ursprung der heutigen

 

Nationen und ihre verschiedenen Verhältnisse zu einander ableiten.

 

Will er sich mit den Einzelnheiten der Geschichte unterhalten und

 

belehren, so wird er dieß in Büchern jeder Nation finden. Sein

 

Studium in der Geographie mag er in der Halle ausführen, in

 

welcher nicht nur die nöthigen Karten und Bücher, sondern auch

 

große Globen und Plane in erhabener Arbeit vorhanden sind, welche

 

die Berge und Höhen in ihrem natürlichen Verhältnisse und die

 

Ausdehnung besonders merkwürdiger Gegenden vorstellen. Gallerictt

 

mit Gemälden und Ansichten können überall im Gebäude aufgestellt

 

werden. In besonderen Hallen werden Landschaften und Ansichten

 

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fremder Lander nach Größe und Aussehen naturgemäß durch große

 

Camera oliscur«. und «iura dargestellt, so daß er die seltensten

 

Merkwürdigkeiten, Städte und Ansichten in der Welt sehen kann,

 

ohne dahin zu reisen. LicSt er gerne, so findet er in der Lesehalle

 

viele tausend ausgewählte Bücher über alle Gegenstände der Vernuüft

 

und Phantasie. Will sich Jemand mit Chemie, Physik, Anatomie,

 

Mathematik und Astronomie bekannt machen, so geht er in

 

die Hörsäle und Laboratorien und sieht die Versuche und Beobachtungen,

 

welche daselbst gemacht und erklärt werden. Will er an

 

philosophischen und andern forschenden Untersuchungen und Abhandlungen

 

Theil nehmen, so vermag er jeden Tag seinen Wunsch zu

 

befriedigen, denn eS wird nie an Gegenständen noch an Merkwürdigkeiten

 

fehlen. Will er sich von den Neuigkeiten deö Tages

 

unterrichten, so wird er seine Neugierde hinlänglich durch Zeitungen

 

und telegraphische Mittheilungen stillen können, welche jeden Tag

 

von allen Theilen der Welt zusammenkommen. Man kann eine

 

Schnettschreiberei mit eigcndS angepaßten Charakteren, eine Lithographie

 

und Druckereien hinzufügen, durch welche die Zusammensetzung

 

der Worte so schnell geschieht als man spricht, und deren Abdrücke

 

ohne Mühe vervielfältigt werden können.

 

Welche endlose Abwechslung von höchst belehrenden, nützlichen

 

und unterhaltenden Gegenständen ist hier dem allgemeinen Wohle

 

dargeboten!

 

Die vergangene und gegenwärtige Welt, die Geschichte der

 

Natur, nicht wie sie sich der Aberglaube und die Unwissenheit vorstellen,

 

sondern wie sie die Natur selbst dem denkenden Beobachter

 

zeigt; die geheimen und lehrreichen Wirkungen der Natur, die Gesuchte

 

deö Menschen vom Alterthum herab bis zu uns, die urkundlichen

 

Ucberreste früherer Wissenschaften, Künste, Sitten, Ideen,

 

Lebensweisen u. s. w., die endlose Mannigfaltigkeit organischer Wesen,

 

ihr Organismus, ihre Natur und Gebrauchsweise für die Menschen,

 

die unorganischen Substanzen in der Natur und ihre verschiedene

 

Anwendung, die Phänomene der Atmosphäre und deö Wassers; das

 

bei Nacht sichtbare Universum von Welten durch mächtige Telesco-

 

Ven beobachtet und erklärt; die Welten von Wesen, welche

 

Mikroskope dem Auge aufdecken; allerhand optische Vergnügungen,

 

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endlose Ansichten von Landschaften und Gegenden, Zcichenkunst,

 

Malerei, Bildhauerei, Modelliren, Gärtnerei, Musik, Lesen, unendliche

 

theatralische Scenericn zur Unterhaltung und Bildung des

 

Geistes und edlerer Gefühle, Abhandlungen, Vorträge, Gespräche,

 

TageSneuigkeitcn; VcrgnügungS-Parthien jeder Art, Gesellschaftsspiele

 

und Zeitvertreib für Geist und Körper; — wenn dieß Alles dem

 

Menschen dargeboten ist, sollte da je derselbe seiner Zeit und seines

 

Lebens überdrüssig werden können? ES handelt sich hier nicht nnr

 

mühsames Studium oder um Anstrengung, sondern eS ist nur Sache

 

des Vergnügens, die dem Manne und dein Kinde eigene natürliche

 

Wißbegierde zu befriedigen, wodurch eine Kcnntniß von allen Wissenschaften

 

errungen wird und in Folge dessen sich die ganze Welt

 

der menschlichen Beobachtung und Anschauung darstellt. Alle Gegenstände

 

menschlichen Wissens, die Natur selbst, sind vor dem

 

Menschen entfaltet; cS erfordert für ihn keine Mühe, sie zu schauen

 

und ;u beobachten; er wird sich mit ihnen ebenso vertraut machen,

 

als eS mit den Produkten seiner Felder, der Werkstätte oder mit

 

den Artikeln auf dem Markte geschieht. ES gibt deren eine solche

 

zahllose Menge, sie sind so belehrend, so wichtig für den Gebrauch,

 

für Vernunft, Phantasie und menschliches Gefühl, daß sie eine endlose

 

Verschiedenheit und Neuheit gewähren. — Wissenschaft erzeugt

 

Wissenschaft, eine Idee bringt die andere hervor, die schlummernden

 

Fähigkeiten der Menschen werden erweckt, und der Forschungsgeist

 

entzündet. Jeder Tag wird für Jedermann neue Kenntnisse bringen.

 

Der Wunsch mehr zu wissen und andern das mitzutheilen, was den

 

eigenen Geist unterhalten und hingerissen hat, ist natürlich; die Eonversation

 

wird auf die interessantesten Gegenstände fallen und wird

 

gegenseitig neue Ideen und Wissenschaften erzeugen. Welch’ außerordentlicher

 

Vorrath und welche Verschiedenheit von Gegenständen

 

der größten Wichtigkeit wird alsdann die Unterhaltung beleben!

 

Kaum wird Zeit übrig bleiben für gemeine Phrasen, Reden und

 

Beschäftigungen. So wird schon das Kind tiefer in alles DaS eindringen,

 

was die gelehrtesten Männer heutzutage mit dem eifrigsten

 

Studiren erforscht haben; eS wird die wichtigsten Dinge ebenso leicht

 

kennen lernen, als cS sich die Muttersprache aneignet, das heißt,

 

ohne zu wissen, daß eS lernt, ohne unangenehme Anstrengung, ohne

 

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Zwang. Nur das Licht wahrer Wissenschaften, nur die Kcnntmß

 

reeller Dinge, nur freie und urgefesselte Hebung geistiger Fähigkeiten

 

können nach und nach die Nacht erleuchten, in welche der Aberglaube,

 

der Jrrthmn und die Unwissenheit, das Verderben des menschlichen

 

Lebens, die Schande eines Volkes und der größte Fluch des jetzigen

 

Menschengeschlechts, uns versenkt haben. Der Mensch wird alsbald

 

lernen, daß er seither nicht den tausendsten Theil von dem wußte,

 

was er zu seinem eigenen Nutzen hätte wissen können und sollen,

 

und daß er nicht den millionsten Theil vön dem wußte, was mau

 

ihn glauben machte. Die Natur ist in Geheimnisse gehüllt, welche

 

unsere unmittelbare Wahrnehmung nicht zulassen. Unser eigenes

 

Leben, die ganze Natur um uns, beständig und mächtig, sind für

 

uns Mysterien. Ein großer Theil wurde durch emsige Beobachtungen

 

und Versuche gelehrter Männer in den letzten Zeiten aufgedeckt.

 

Noch ist eS nöthig, einen unendlich großen Theil zu entschleiern und

 

zu unserem großen Vortheil, zur Verbesserung des menschlichen Lebens

 

anzuwenden.” Kaum ein Jahrhundert früher wurden Männer ohne

 

Gnade als Zauberer lebendig verbrannt, nicht durch den Pöbel

 

allein, sondern durch den Spruch der Nichter und Gesetze der damals

 

gebildetsten Lander, die unsrigen nicht ausgenommen, sobald sie

 

physikalische Experimente zeigten, welche heut zu Tage ganz bekannt

 

sind. Diese unsere Vorväter begingen solche schauerliche Barbareien

 

mit allem Ernste und aller Ehrbarkeit, deren jeder von uns fähig

 

ist, und würden auf uns als Unthicre herabgesehen haben, hätten

 

wir die Möglichkeit eines solchen Verbrechens läugnen wollen. Dieß

 

sind die unausbleiblichen Folgen von Unwissenheit, Vorurtheil und

 

albernem Festhalten an Gewohnheiten. Ist vielleicht unsere gegenwärtige

 

Generation frei von Unvernunft und Jrrthum? Haben wlr

 

vielleicht jetzt den Gipfel menschlichen Wissens erreicht und haben

 

wir unS um keine geistige und physische Besserung mehr umzusehen?

 

Dieß ist ganz die Art zu denken, welche von jeher den Weg zur

 

Einsicht versperrte. Laßt uns untersuchen, ob wir einigen Grund

 

haben zu vermuthcn, daß wir schon an der Periode angelangt sind,

 

wo alles so gut und vollkommen ist, daß wir uns nicht welter mit

 

Verbesserungen zu bemühen haben, daß wir das Recht besitzen, alle

 

diejenigen alS Thoren zu behandeln, welche etwas für die Äerbcssc-

 

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rung deö menschlichen ZustandeS thun wollen, daß es endlich eine

 

Schande für uns ist, neuen Ideen Aufmerksamkeit zu widmen, —

 

eine hübsche Entschuldigung für geistige Trägheit und für Dummheit!

 

 

Nicht der zchntausendste Theil von Menschen der civilisirtesten

 

Staaten sind wirklich mit irgend einem Studium oder Forschen in

 

der Natur beschäftigt. Nur wenige Männer, zu deren Erwerbzweig

 

es gehört, beschäftigen sich mit dem Unterrichte der Naturphilosophie,

 

mit der Chemie und den andern Zweigen von Naturwissenschaften,

 

und dicß in sehr beschränktem Umfange, zu sebr beschränkten Zwecken

 

und mit sehr beschränkten Mitteln. Die übrigen Menschen verbringen

 

ihr Leben in Plackerei und niedrigen Beschäftigungen, in Unwissenheit,

 

voll von falschen Vorstellungen über die Natur, auS Mangel

 

an Mitteln, Zeit und Gelegenheit, sich besser zu unterrichten.

 

Welch hohen Schwung würden die Wissenschaften erhalten,

 

wenn eine große Gemeinde mit unbeschränkten Mitteln dem natürlichen

 

Trieb der Wißbegierde in Erforschung der Natur folgen wollte?

 

Ist es nicht wahrscheinlich, daß in einem Jahre mehr entdeckt würde,

 

als seither in Jahrhunderten? Der Mensch ist ein Geschöpf der

 

Natur. Sein Leben hängt von der Luft ab, die er einathmet, von

 

der Nahrung, die er zu sich nimmt, von verschiedenen äußern sichtbaren

 

oder unsichtbaren Einwirkungen. Sein Leben ist vielen Uebeln

 

und einer sehr ungewissen Dauer unterworfen. Er ist im Stande,

 

die Ursachen vieler, wenn auch nicht aller, Uebel zu entfernen, er

 

kann sein Leben kräftigen und verlängern. Je tiefer er die Ursache

 

der Uebel und die Mittel für Gesundheit und Glück erforscht, desto

 

mehr wird er auch die Gewalt erlangen, sein Glück zu vergrößern,

 

seine Gesundheit zu erhalten und sein Leben zu verlängern. Wer

 

weiß, wohin günstige Resultate eines allgemeinen Forschungsgeistes

 

mit unbeschränkten Mitteln führen mögen? Ohne Zweifel wußten

 

die Alten, bei denen Künste und Wissenschaften am meisten blühten,

 

schon mehr von der Natur als wir jetzt davon wissen. In diesem

 

neuen Znstande der Menschen kann jedes Ding, welches der Gesundheit

 

und dem Glücke zuträglich erscheint, sobald es bekannt ist,

 

benützt werden. Je mehr der Mensch versteht, in dem unendlichen

 

Buche der Natur zu lesen, welches die einzige Quelle deö Wissens ist.

 

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— 73 —

 

desto begieriger wird er darin fortlesen und desto mehr wird er

 

daraus lernen.

 

Darf man nun noch besorgen, daß der Mensch in diesem neuen

 

unendlich glücklicheren Zustande aus Mangel an Beschäftigung seiner

 

Zeit überdrüssig werden würde? Welch’ ungeheure Verschiedenheit

 

zwischen einem solchen Leben und dem, welches seither das LooS dcö

 

Menschen war; zwischen einem Leben der Belehrung, mit einer

 

zehntausendmal größeren Sphäre der Thätigkeit und mit beständig

 

abwechselndem Genüsse und Gewährung aller Wünsche, mit einem

 

geselligen freundschaftlichen Verkehr, und auf der andern Seite einem

 

Leben voll Mühseligkeiten, gemeinen Beschäftigungen, langer Weile,

 

Acrger, Angst, Mangel und Furcht vor Mangel, bei durchgängiger

 

Armuth an Mitteln zum Vergnügen und Genüsse, einem Leben

 

voll Unwissenheit und Unkenntniß in den meisten und wichtigsten

 

Wissenschaften, bei entgegengesetzten Interessen in den Gesellschaften,

 

voll von Feindschaft, gegenseitigem Mißtrauen, Ungerechtigkeit, Verbrechen

 

nnd Barbarei? — Aber eS gibt Einige, welche behaupten

 

gelernt haben, ein Leben voll Genuß, Vergnügen und LuxuS, ein

 

Leben voll Glück und Reichthum werde den Menschen entnerven

 

und verderben. — Arme Leute! — Sie können sich ohne Zweifel

 

keine Genüsse und Ueppigkeiten vorstellen, ohne daran zu denken,

 

was sie hörten oder wußten von den armseligen Vergnügungen und

 

elenden Unterhaltungen in Branntwein-Buden, Spielhäusern, Bordellen

 

zc. ,c., wo der Mensch seines langweiligen Lebens überdrüssig

 

nnd ungeduldig über sein Mißgeschick, seinen Geist auf kurze Zeit

 

durch Saufen zu betäuben sucht, und sich dabei befleckt und elend

 

macht. Oder sie werden Beispiele auö der alten Geschichte von

 

Nationen anführen, welche sich durch harte Arbeit und Räuberei

 

unabhängig erhielten, während sie arm und in Unwissenheit lebten,

 

wie die alten Römer und andere Nationen, welche aber im Laufe

 

politischer Begebenheiten ihre Unabhängigkeit verloren oder durch die

 

Habgier und daö Bedürfniß einflußreicher Individuen in’s Verderben

 

gestürzt wurden, nachdem mehr Wohlhabenheit, Aufklärung und andere

 

Mittel zur Verführung eingeführt wurden. Armselige Logik,

 

welche sich nicht um die wirklichen Ursachen und Folgen bekümmert!

 

Eben so gut könnten wir die Lage unserer wilden Indianer der

 

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Unsrigen vorziehen. Wir erheben uns zum mächtigsten Volke, ohne

 

die Lebensgenüsse zu verachten, während diese armen Indianer, trotz

 

ihreö mühseligen Lebens, in ein Nichts zusammenschwinden. —

 

Ich habe hier nur eine Skizze deS häuslichen Lebens, wie e6

 

in unserem unmittelbaren Bereich liegen wird, gezeichnet. Aber der

 

Mensch soll nicht zu einem solchen gezwungen seyn. Er soll im

 

Stande seyn über die ganze Welt zu ziehen, nicht im Kampf mit

 

Ungemach, Entbehrungen und Gefahr, sondern mit seiner Familie

 

und seinen Freunden in aller Sicherheit und in vollem Genüsse

 

aller häuslichen Annehmlichkeiten.

 

Große bequeme Fahrzeuge mit einer Tragkraft von vielen tausend

 

Tonnen, und auf besonders dazu geebneten Straßen dahinlaufend,

 

Vermögen in der Stunde 40 Meilen oder jyW Meilen por Tag

 

mit Menschen und Gütern zurückzulegen, dabei kleine Häuser zu

 

tragen, mit allem, was auf dem Lande zur Verschönerung des Lebens

 

beitragen kann. Schwimmende Inseln von Stämmen oder von einem

 

wie Steinmasse zubereiteten hölzernen Stoffe erbaut, oder auch auS

 

astreichen Bäumen zusammengesetzt, welche so ineinander geschlungen

 

werden, daß sie dem Ganzen Festigkeit geben, mit Gärten und

 

Pallasten bedeckt und durch mächtige Maschinen fortgetrieben, werden

 

auf gleiche Weise durch Seen und Meere dahin segeln. So wird

 

sich der Mensch mit der Schnelligkeit eines Vogels in diesem irdischen

 

Paradiese von einem Clima in das andere tragen lassen, die Welt

 

in all’ ihrer Mannigfaltigkeit sehen und seinen tteberfluß an Produkten

 

gegen den fremder Nationen austauschen. Die Reise von

 

einem Pole zum andern wird in 14 Tagen vollendet werden, der

 

Besuch eines überseeischen Landes eine oder 2 Wochen erfordern,

 

und eine Reise um die Welt in 1 bis 2 Monaten zu Land und

 

zu Wasser ausführbar seyn. Welche nene ForschungSgegenftände

 

werden dann aufgefunden werden, und in welch reißendem Verhältnisse

 

werden sich die Kenntnisse der Menschen vermehren? Aber

 

nicht nur hie Erdoberfläche wird in Bälde erforscht werden, sondern

 

auch die Eingeweide derselben werden sich dem Auge enthüllen.

 

Neue Wissenschaften, neue Begriffe über die Erde, die Natur überhaupt

 

und über alle ihre Schöpfungen werden entstehen. Ohne

 

Mühe und Gefahr wird man Meilen tief in die Erde dringen und

 

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Ungckannte, ungeträumte Gegenstände entdecken. Man wird die

 

verborgenen Kräfte der Natur innerhalb wie auf dem Erdballe

 

erforschen, ihrem Organismus im Einzelnen und Allgemeinen nachspüren,

 

sey cö durch Vergrößerungsgläser, durch physikalische Versuche

 

und Beobachtungen, oder durch Anwendung der Chemie, kurz alle

 

interessanten Gegenstände werden nach einem ausgedehnten Plane

 

mit unbcgränzten Mitteln und von vielen tausend Beobachtern ermittelt

 

werden; so wird ein Gchcimniß der Natur um daS andere sich dem

 

Auge des Forschers enthüllen, und eine zweckdienliche Benützung der

 

gemachten Entdeckungen erzeugen. Wer weiß, wo das Ende solcher

 

Untersuchungen liegen wird, die alle durch so mächtigen Antrieb und

 

durch so reichliche Belehrung höchst anziehend scyn werden?

 

Welches Feld wird dem Unternehmungsgeist dargeboten? Endlose

 

Quellen für eine höhere Thätigkeit werden sich öffnen; Verstand

 

und Phantasie erhalten die wichtigsten Gegenstände zur Uebung und

 

Schärfung und immer höher wird sich der Mensch über die Thiere

 

erheben, und sich mehr und mehr zum Herrn der Schöpfung machen.

 

— Wie kleinlich, unscheinbar und wie langweilig müssen unö alle

 

unsere jetzigen Beschäftigungen und Nachforschungen erscheinen, wenn

 

wir sie mit dieser neuen Sphäre des Wirkens vergleichen.

 

Die Furcht vor Krieg, Naub und Mord verschwindet; die

 

großartigen Kräfte und Mittel, womit wir uns ein paradiesisches

 

Leben erschaffen wollen, können eben so gut als furchtbare und unwiderstehliche

 

Schußwaffen gebraucht werden. Weisheit und Menschlichkeit

 

werden nicht ferner ihren Nuhm in nutzloser Zerstörungssucht

 

und in dem Unglücke der Mitmenschen suchen. Menschen, welche

 

sich auf diese erhabene Stufe der Bildung und deö Glückes aufgeschwungen,

 

können fremden Völkern von geringerem Grade des

 

Wissens mit der einen Hand großen und wesentlichen Vortheil darbieten,

 

ihren geistigen Zustaud nach und nach verbessern, bis sie zu

 

würdigen Genossen heranreifen, während sie anderseits dieselben durch

 

die Betrachtung der zerstörenden Kräfte, welche in ihrer Macht

 

stehen, in Furcht erhalten. Und so werden sie Achtung, Ehrfurcht

 

und Dankbarkeit bei allen Nationen einernten, mit welchen sie in

 

Verkehr treten. Sie werden in aller Sicherheit die Wohlthaten,

 

welche aus diesen neuen Mitteln für die menschliche Glückseligkeit

 

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erwachsen, auf alle Menschen der Erde ausdehnen, ohne irgend Nachtheil

 

oder Gefahr für sich zu fürchten; denn die Welt ist groß genug,

 

um einen Ueberfluß an allen Bedürfnissen und Bequemlichkeiten dc6

 

menschlichen Lebens zu erzeugen, für viele zukünftige Zeitalter, für

 

das ganze Menschengeschlecht, ja selbst bei einer noch so bedeutenden

 

Zunahme der Bevölkerung. Die Seen und das Weltmeer und alle

 

unfruchtbaren Theile des Erdballes werden fruchtbar gemacht werden.

 

Die Erdoberfläche hat etwa 200 Millionen Quadratmcilcn, wovon

 

die Hälfte keinen Winter hat. Dieser Erdgürtel ungefähr zwischen

 

30 Graden südlicher und nördlicher Breite gelegen, erlaubt mehrere

 

Ernten im Jahre. Auf diese Art gibt es etwa 100 Millionen Quadratmeilen

 

mit dem lieblichsten Elim«, welche die prachtvollsten und

 

verschiedenartigsten Gewächse hervorbringen können. Man weiß, daß

 

in einigen Gegenden 1 oder 2 Quadrat-Ruthen hinlänglich Nahrung

 

für einen Menschen zu erzeugen im Stande sind. Man nehme aber

 

trotz der möglichst bester Cultur für jeden Menschen 10 Quadrat-

 

Ruthen an, eine Schätzung, welche durchaus nicht unzulässig erscheint,

 

wenn wir bedenken, welche trefflichen Bebauungsmittel wir haben, um

 

den besten Boden künstlich zu bilden, ohne je Mangel an der nöthigcn

 

Bewässerung zu haben; vergleichen wir die unverhältnißmäßig

 

große Masse an Nahrungsstoffen, welche hiebei gewonnen werden

 

und die mehr als einmal im Jahre wiederholbare günstige Ernte

 

mit den geringen Lebensbedürfnissen des Menschen, wenn er sie richtig

 

einzutheilen weiß; so würde auf diese Art ein Acker 16 und eine

 

Quadrat-Meile gegen 10,000 Menschen ernähren. Dcwei würden

 

die schönsten und geräumigsten Wohnungen kaum den löten Theil

 

der Grundfläche einnehmen und 100 Mill. Quadratmcilen könnten

 

1000,000,000,000 menschlicher Wesen, d. h. tausendmal mehr als

 

jetzt auf der ganzen Erde leben, ernähren und alle würden sich eines

 

Glückes erfreuen, wie es nur irgend die menschliche Natur zu fassen

 

und wie eS irgend diese Erde darzubieten im Stande wäre.

 

Ich spreche nur von den mir bekannten Mitteln, aber wer mag

 

behaupten, daß sie nicht noch weiter ausgedehnt werden können?

 

Chemie und andere Naturwissenschaften mögen neue Wege zeigen,

 

um die Naturprodukte zur Nahrung des Menschen zu vervielfältigen

 

und ihr WachSthum zu befördern.

 

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ES gibt daher auch keinen Grund zu Neid, Furcht und Feindschaft

 

zwischen Mann und Mann oder Nation und Nation; denn

 

nur Unwissenheit und Jrrthum können dazu Anlaß geben. Alle Menschen

 

können vollständig an den Wohlthaten der Natur Theil nehmen,

 

wenn sie deren Kräfte und Mittel weise anwenden. Es würde

 

dann ebenso lächerlich seyn, um Lebensmittel zu streiten und zu

 

zanken, als wie an Flüssen um Wasser, in der Atmosphäre um die

 

Erlaubniß zu athmen und in Wäldern um einen Stock. Was wir

 

heut zu Tage um Geld kaufen, hat seinen Werth von der Mühe

 

erhalten, die darauf verwendet wurde, oder von der Seltenheit,

 

womit cö zu haben war. Da, wo eö weder einer Mühe bedarf,

 

noch Mangel zu fürchten ist, ist auch kein Grund zum Kaufen oder

 

zum Streit um Vcsitzthum vorhanden, gerade wie es bei dem Wasser,

 

der Luft oder andern werthlosen Artikeln der Fall ist, die übrigens

 

zum Leben nothwendig sind. Und diese glückliche Periode ist nicht

 

weit entfernt; sie vermag innerhalb 10 Jahren erreicht zu werden.

 

UcbrigenS die Hauptsache, welche wir vor allen Dingen im Auge

 

haben müssen, ist — Rcichthum oder dessen Repräsentanten — Geld

 

zu gewinnen, um unö alles verschaffen zu können, dessen wir zur

 

Erreichung unseres Zweckes bedürfen. —

 

Wir pflegen jedes Ding nach dem Gcldwerthe zu schätzen, den

 

cS entweder kostet oder einträgt; jeder Gewinn oder Verlust wird

 

durch den Unterschied zwischen dem Preise dcS Einkaufes oder Verkaufes

 

gemessen. ES ist also ganz natürlich, wenn wir fragen,

 

welchen pekuniären Vorthcil erhalten wir durch dicfc Mittel? Obgleich

 

die Antwort auf diese Frage von untergeordnetem Werthe ist,

 

da sie nicht unmittelbar die Verbesserung des menschlichen ZustandcS

 

erzielt, sondern nur den vergänglichen engen Vortheil Einzelner im

 

Auge hat, so wird sie doch auch für die gewöhnlichste Fassungskraft

 

den Nutzen meiyer Borschläge auf die schlagendste Weise in’S Licht

 

setzen. Eine genaue Berechnung deö pekuniären VortheilS derselben

 

ist freilich nicht zu machen. Sie hängt von der Lokalität/ dem

 

Arbeitslohne, dem Preise der Stoffe, der kommerziellen Lage, der

 

Art der Anwendung und von vielen andern Dingen und Umständen

 

ab. Dagegen kann ein allgemeiner Anschlag bei niederster und

 

höchster Berechnung, nach allgemeinen ErfahrungSpreiscn der betreff

 

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senden Artikel gebildet werden. Ich werde hier den geringst möglichen

 

Gewinn angeben, ohne jedoch ganz zuverlässig sein zu wollen,

 

sondern ich überlasse es andern, die Berechnung zu verbessern oder

 

zu vollenden, sobald sie mit den Einzelnheitcn der Unternehmungen

 

bekannt sein werden.

 

Der Anfang zur Ausführung unseres Zweckes muß mit der

 

Wahl der günstigsten Umstände gemacht werden, sowie mit Berücksichtigung

 

der Lokalität und der pekuniären Verhältnisse. ES wird

 

dabei keines speziellen Beweises bedürfen, daß bei einem zu geringen

 

Kapitale und bei zu starker Beschränkung in der Ausführung eines

 

solchen Planes der Gewinn von geringerem Belange sein wird.

 

Viele Unternehmungen von Straßen, Kanälen, Manufaktnreienu.s.w.

 

sind in unserm Lande ausgeführt worden. . Die Ausgaben betrugen

 

Millionen Thaler, welche durch freiwillige Assoziationen in Aktien

 

von 50 und weniger Thalern zusammengebracht wurden, so daß

 

selbst der Arme daran Theil nehmen konnte, ohne sein geringes

 

Vermögen in Gefahr zu bringen. Man wird es also als eine maßige

 

Summe ansehen, wenn in Raten 200,000 bis 300,000 Thlr.

 

auf ähnlichem Wege für den Anfang zusammengebracht werden sollten.

 

(Die Berechnung in Ehlers System der Mechanik zeigt, daß eine

 

weit geringere Summe hinreichend ist.) Diese Summe wird zureichen,

 

das erste Etablissement für eine ganze Gemeinde von 3000

 

bis 4000 Menschen auf obenerwähnte Weise zu schaffen. Man

 

rechne vorerst ein Jahr für die Zubereitungen. Dann nehme man

 

ferner an, daß im zweiten Jahre ein Mann durch die errichteten

 

Maschinerien so viel bewirken wird als 1000 Mann, die auf gewöhnliche

 

Weise arbeiten, gewiß eine geringe Berechnung, wenn man

 

überlegt, Wa6 von den anzuwendenden Kräften und Mitteln gesagt

 

wurde. Das Werk eines gewöhnlichen Arbeiters solle endlich im

 

Durchschnitt per Jahr 200 Thaler Werth sein,, so würde ein

 

Mann mit der vorhandenen Maschinerie einen 1000mal größeren

 

Werth, oder im zweiten Jahre 200,000 Tbaler gewinnen. Aber

 

neben diesem Gewinne können die Maschinen noch gebraucht werden,

 

um alle rohen Stoffe, welche zu den Etablissements und zu den

 

weiter» Maschinen der neuern Art erforderlich sind, in fertige Stücke

 

umzugestalten, so daß es nur noch des Transportes und des Zusammennsetzes

 

bedarf u. s. w.

 

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Die Maschinen sind einfach und so eingerichtet, daß sie sich

 

leicht durch sich selbst verfertigen lassen. Der Bau neuer Maschinen

 

würde während eines Jahres eine verhältnißmäßig geringe Aufgabe

 

für eine nach unserer Art verfertigte Maschine seyn. So werden

 

im 3tcn Jahre 10, im äten hundert und im 5ten 1000 Maschinen

 

oder Fabriken entstehen. Die Einkünfte würden alsdann im 3tett

 

Jahre 10mal 200,000 oder 2 Millionen Thaler, im 4ten noch

 

zehnmal so viel oder 20 Millionen und so im 5ten Jahre 200 Millionen

 

Thaler betragen. Nimmt man nun die Einkünfte der ersten

 

4 Jahre zum Ankaufen des rohen Materials für die neuen Etablissements,

 

so würde dennoch ein Gewinn von 200 Millionen. Thalern

 

übrig bleiben, d. h. jeder Thalcr würde sich innerhaw 5 Jahren

 

bis auf 1000 Thaler vermehrt haben. Die Produkte dieser Fabriken

 

würden überall eine gewisse Abnahme finden, weil sie lauter

 

Bediixfnisse des Lebens sind. Ihre Abnahme würde den Preis feststellen

 

und ihr Transport würde nur einen geringen Thcil ihreö

 

Wcrthes verschlingen, wenn man vollkommenere Mittel hiezu gebrauchen

 

würde, als es früher der Fall war.

 

 

 

Published: October 23, 2014, 15:56 | Comments Off on Das Paradies für Jedermann erreichbar- eine Vision für Amerika und ein Groß-Israel nach Überwindung der ISIS in der LEVANTE (Fruchtbarer Halbmond- frei nach ArchBishop Uwe AE.Rosenkranz
Category: Staatsphilosophie

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