Das Paradies für Jedermann erreichbar-
eine Vision für Amerika und ein Groß-Israel
nach Überwindung der ISIS in der LEVANTE (Fruchtbarer Halbmond)
– frei nach ArchBishop Uwe AE.Rosenkranz
Mein kleines Paradies- GRoß-ISRAEL im fruchtbaren Halbmond nach Überwindung des ISLAM- nach Etzler- von ArchBishop Uwe AE.Rosenkranz
Content
Das paradies für jedermann erreichbar, … Nach den zweiten englischen
ausg.
Etzler, J. A. (John Adolphus)
Ulm, Heerbrandt & Thümel, 1844.
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SV
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VI!
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Das
R ö ö^S?^^
.’
für IcÄcrmann crrcichlm^!^^ 2
lediglich durch Kräfte der Natur und der
einfachsten Maschinen.
Allen einsichtsvollen Männern gewidmet
von
Z. A. Ehler.
— Ter Weise prüft, ehe er urtheilt;’
Der Narr urtheilt, che er prüft. —
Nach der zweiten englischen Ausgabe.
Ulm.
Secrbrandt K Thämel.
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Druck von W. »cid iu Ulm.
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Vorwort.
Euch gelten meine Worte, ihr Philosophen und Philantropen,
euch, die ihr den Stein der Weisen sucht, euch, die ihr
euch jeder Mühseligkeit und Gefahr unterzieht und den Ozean
von einem Ende zum andern durchschifft um Ncichthümcr zu
erwerben, — ein neuer leichter, gerader und kurzer Weg zum
Gipfel eurer Wünsche ist für euch gefunden. Ihr auch, die
ihr müde scyd von deS Lebens Anstrengungen und Sorgen, legt
euer Arbeits – Geräthc bei Seite und laßt euch hier den Weg
^’igen zu einem neuen Leben, frei von Arbeit, voll Genuß und
Freude! — Widmet mir alle eure Aufmerksamkeit, und bedenket
aufs Angelegenste, daß ihr durch die Mittel und Wege, welche
wir euch hier zeigen, die größtmögliche Glückseligkeit, für euch
selbst, für eure Angehörigen und für euere spätesten Nachkommen
zu erlangen im Stande seyd.
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IV
Es ist kein lccrcr Wahn, kein aus der Luft gegriffenes
System, nur zu eurer Unterhaltung aufgestellt, kein listiger
Plan, euch zu hintergehen oder euch um euer Geld zu betrügen;
nur wesentliche Mittel zur Erreichung des höchsten Glückes
sind es, die ich euch hier auf einfache, offene und ehrliche
Weise vor Augen gelegt habe; kein Opfer, kein blindes Vertrauen,
kein Wagniß wird von euch verlangt, nichts als die
geringe Mühe, selbst zu prüfen. — Ist der Autor im Jrthum,
nun ja, so werdet ihr es bald entdecken; hat er aber Recht,
so wird sich selbst der größte Schwätzer umsonst abmühen, die
aufgestellten Wahrheiten zu widerlegen.
„Warum aber gibt der Autor dem Publikum so unschätzbare
Entdeckungen Preis, welche er, im Falle sie wahr sind,
um viele Millionen Thaler verkaufen könnte? — oder ist er
so einfältig, daß er nicht wissen sollte, auf welche Art er selbst
seine Entdeckungen zu best eigenem Vortheile benützen könnte?”
Das sind Fragen, welche ich von euch erwarte. — So
hört denn aber auch meine Antwort. —
ES geschieht, weil ich diese meine Produkte ebenso möglichst
theucr verkaufen möchte, gerade wie ihr eö mit den curigcn
auf dem Markte zu thun Pflegt. —
Bloße Millionen von Thalcrn aber sind ein zu geringer
Preis für meine Entdeckungen; deßhalb möchte ich daraus
einen andern viel größern Gewinn ziehen — den nämlich: —
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V
alle meine Mitmenschen und mich mit ihnen im
Genüsse des größten Glückes zu sehen, welches
das kurze Erdenleben immerhin bieten kann! —
Ich sehe, ich lauft keine Gefahr dabei; die Welt ist groß
genug und hat hinlängliche Mittel, das größt denkbare Glück
zu schaffen , nicht bloS für mich und wenige Freunde, sondern
für alle Bewohner der Erde. —
Kann ich diesen hohen Preis für meine Erfindungen nicht
erlangen, fo will ich es auch machen wie ihr, wenn eurer
Forderung nicht entsprochen wird; ich verkaufe sie wohlfeiler,
das heißt für bloßes Geld, vielleicht an ein anderes Volk, an
eine andere Negierung, oder an jeden der sie kaufen will; ja
sogar, wenn ich nicht anders kann, und daS Publikum mir
taube Ohren bitten würde, an irgend einen schlauen, reichen
Speeulanten, und lasse darüber nach Gefallen verfügen. —
Zur bessern Verständigung und um euch die Mühe zu
ersparen, vorerst das.ganze Buch zu durchlesen, werde ich eine
kurze Erläuterung über dessen Inhalt geben. —
Ich werde dabei zeigen, daß in der Natur Kräfte walten,
welche hinreichen, um in einem Jahre mehr zu bewirken, als
feithcr alle Menschen der Erde in vielen 1000 Jahren auszuführen
im Stande waren; daß diefe Kräfte angewendet werden
können, alle menschlichen Arbeiten zu verrichten; — ich werde
euch ferner daS System ihrer Erlangung und Anwendung
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VI
auseinandersetzen und endlich darthun, daß der gcwinnreichste,
kürzeste und leichteste Weg, dieselben für solche hohe Zwecke in
Gang zu bringen darin besteht, Vereine oder Gesellschaften zu
bilden, um dadurch dem Neichen wie dem Armen möglich zu
machen, bei dem großen Gewinne dieser Entdeckungen betheiligt
zu seyn, ohne höhere Einlage als die für ein LotteriebiUet,
und zwar nicht eher als bis er vollkommen von der Wahrheit
meiner Angaben überzeugt ist – ganz nach seiner nicht nach
meiner Wahl; ich brauche bei Ausführung meiner Vorschläge
keinen Antheil an den Geldgeschäften zu haben; ich verpflichte
mich allein, die Mittel zum Zwecke anzugeben, soweit solche
erlangt werden können. —
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Mitbrüöer!
<Ich verspreche, euch die Mittel zu zeigen, wornach ihr euch innerhalb
10 Jahren ein Paradies zu schaffen vermögt, in welchem Alles, Wa6
der Mensch nur wünschen kann, im Ucbcrfluß, ohne Anstrengung und
ohne Geld zu haben scyn wird, wo die ganze Natur ihre schönste
Gestalt enthüllen soll, wo ihr leben sollt in den herrlichsten Pallästcn,
in den ausgesuchtesten Genüssen, in den lieblichsten Gärten, wo ihr
ohne Mühe in einem Jahre mehr zu Stande bringen könnt, als seither
in vielen tausend Jahren. — Ihr werdet Berge abtragen, Thäler
auStiefen, Seen schaffen, Teiche und Sümpfe trockenlegen, jedes
Land mit den schönsten Canälen und Straßen durchschneiden und auf
denselben Lasten von vielen taufenden von Tonnen bewegen oder darauf
1000 Meilen in 24 Stunden zurücklegen.
Ihr werdet im Stande seyn, den Ocean mit schwimmenden
Inseln zu bedecken, und sie mit ungeheurer Kraft und Geschwindig»
kcit nach jeder beliebigen Richtung und in vollkommener Sicherheit
zu bewegen. Ihr mögt sie mit aller Bequemlichkeit und jeglichem
LuruS ausstatten, auf ihnen Gärten und Palläste für Taufende von
Familien anlegen und sie mit Bächen voll deS klarsten süßen Wassers
durchschneiden. Das Innerste der Erdkugel wird von euch erforscht
werden und innerhalb 14 Tagen werdet ihr von einem Pole zum
andern reisen. Mittel sollen euch an die Hand gegeben werden, bis
jetzt noch unerhört, um euere Weltkenntnis zu vermehren und euere
Geistesbildung zu steigern. Ihr sollt ein fortwährend glückliches
Leben führen voll bis jetzt ungekannter Genüsse, frei von cllen Uedcln,
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2
welche dem Menschen ankleben, den Tod ausgenommen; ja selbst dieser
wird weit über die gewöhnliche Lebensdauer hinausgeschoben und euch
am Ende weniger betrübend erscheinen.
So wird daS Menschengeschlecht in einer weit erhabener’« Welt
leben und auf eine höhere Stufe des SeynS gelangen.
Es mag wirklich wunderbar erscheinen, daß keines von all diesen
Dingen, ob sie gleich alles in sich fassen, was nur immer in dieser
Welt gewünscht werden kann, je seit Jahrtausenden vorhanden
war, und daß nun ein einziges Individuum cS wagen will, dieselben
alle ins Leben zu rufen. Aber dieses Staunen wird sich bedeutend
Vermindern, wenn nicht ganz aufhören, sobald man einsehen wird, daß
diese großen Versprechungen auf ganz bekannten Thatsachen beruhen,
und daß jeder verständige Mensch, wenn er nur denselben volle Aufmerksamkeit
schenken will, am Ende auf dieselben oder ähnliche Resultate
kommen muß, welche ich auseinanderzusetzen im Begriffe bin.
Man bedenke endlich, daß manche Erfindungen der nenern Zeit zu den
größten Bequemlichkeiten und Vorthcilcn geführt haben, welche den
Alten unbekannt geblieben, wenn sie gleich dieselben geistigen Fähigkeiten
zu ihrer Hervorbringung besaßen. Tausende von Jahren brachten
sie in Unwissenheit und Jrrthum hin, stets in der Meinung, den
Gipfel menschlicher Vollkommenheit erreicht zu haben.
Die Geschichte zeigt nur zu deutlich, daß die Fortschritte des
menschlichen Wissens höchst langsam und schleppend sind. Individuen,
welche es hie und da unternahmen, neue werthvolle Wahrheiten zu
verbreiten, wurden nicht gehört, ja für überspannt gehalten, wenn
die von ihnen ausgesprochenen Wahrheiten von dem gewöhnlichen Geleise
der nichtdenkenden, unverständigen Menge abwichen.
Unser heutiges Zeitalter neigt sich zu demselben großen Uebel
hin. — Beispiele hiezu finden sich überall in Fülle. Doch da wir
gegenwärtig auf einer höhcrn Stufe der Bildung stehen, so werden
wir auch weniger dieser Geistesträgheit unterworfen seyn. Liest man
das Folgende aufmerksam durch, und überlegt dessen Inhalt mit Muße,
so wird man finden, daß Alles, was darin versprochen wird, nach
seiner ganzen Ausdehnung und im vollen Sinne des Wortes, ohne
irgend ein Wunder oder eine verborgene Kraft der Natur, und nur
durch wenige höchst einfache Mittel erreicht werden kann.
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— 3 –
Al6 Basis meiner Borschläge stelle ich auf, daß die Natur dem
Menschen Kräfte zur Verfügung stellt, millionenmal mächtiger, als
was alle Menschen auf der Erde mit vereinter Anstrengung vermöch
ten. Kann ich nun zeigen, daß ein solches Uebermaaß von Kraft uns
zu Gebote steht, welche Einwürfe können alsdann noch gemacht werden,
wenn wir dieselbe auf die beste Art zu unserm Nutzen verwen
den? Haben wir die erforderliche Kraft für mechanische Zwecke, so
ist eS nur eine Aufgabe deö menschlichen Geistes, die nöthigen Werl
zeuge oder Maschinen zu deren Benützung zu erfinden. Kräfte müssen
schon vorhanden seyn, sie können nicht erfunden, aber wohl entdeckt
werden. Mechanismus allein kann keine Kraft erzeugen. ES würde
thöricht seyn, Werkzeuge erfinden zu wollen, welche ohne Kraftanwendung
in Thätigkcit gesetzt werden könnten. — Maschinen, von welcher
Art sie seyn mögen, sind nichts als mehr oder weniger zusammengesetzte
Werkzeuge. Ich halte diese Bemerkung nicht für überflüssig,
weil schon manche mechanische Talente irriger Weist die Idee genährt
haben, einen Mechanismus zu erfinden, der von selbst ohne bewegende
Kraft wirken sollte, und weil solche Menschen unnützerweise Zeit und
Geld verschwendeten, eine Maschine zu ersinnen, welche ohne Zuthat
einer neuen Kraft sich in immerwährendem Zustande der Bewegung
erhalten sollte: (poipetuum modi!«). —
Ich bitte deßhalb, meine Vorschläge nicht übereilt mit so man
chcn eitlen Entwürfen zu verwechseln.
Ich werde cS mir zur Hauptaufgabe machen, zu entwickeln, welche
Kräfte anzuwenden sind; ihre Verwendung selbst ist Nebensache und
kann auf unendlich verschiedenen Wegen geschehen. Der beste unter
diesen wird immer derjenige seyn, auf welchem die größten Vorthoile
errungen werden. Wer einmal überzeugt ist, daß uns zu Erreichung
unseres vorliegenden Zweckes genug Kräfte zu Gebote stehen, dem
ist auch der Beweis gegeben, daß daS vorgesteckte Ziel errimgcn
werden kann. Es handelt sich dann nicht mehr um daS „Ob”, sondcrn
um daS „Wie”!
Die Kräfte sind hauptsächlich zu gewinnen ^
1) von dem Winde,
2) von der Ebbe und Flnth, oder dem Steigen und Fallen
1″
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dcö Meeres, hervorgebracht durch die Anziehungskraft dcS
Mondes gegen den Occan s^ravitgtion) und
3) von dem Sonnenscheine oder der Hitze der Sonnenstrahlen,
wodurch Wasser in Dampf verwandelt werden soll,
dessen Streben nach Ausdehnung auf Maschinen wirkt,
deren Einrichtung jedoch verschieden von den jetzt gebräuchlichen
seyn muß.
Auch die Wellen deSOceans sind anwendbare Kräfte, da sie aber
Folgen des Windes sind, so gehören sie zu den Kräften deS letzter«.
Keine dieser Kräfte erfordert einen Verbrauch von Material,
sondern nur die zum Bau der Maschinen nöthigcn Bestandthcilc.
Ich werde mich vor allen Dingen bestreben, die Größe einer
jeden Kraft, in ihrer vollen Ausdehnung über die ganze Welt, zu
zeigen, und will mit bekannten Thatsachen anfangen. Dieß wird die
Durchschnittskrast für jede geforderte Ausdehnung über die Erdoberfläche
angeben. Da aber diese Kräfte sehr unregelmäßig sind und
manche Unterbrechung erleiden, so wird meine nächste Aufgabe seyn,
darzuthun, wie dieselben so geregelt werden können, daß sie so lange
zusammenhängend und gleichmäßig fortwirken, bis die gebrauchte Maschine
durch Abnützung der Bestandteile zum Stillstand gebracht wird,
wodurch, — diese Abnützung abgerechnet — ein Perpetuum nwdilo
erzeugt werden muß. — Nach diesem werde ich angeben, wie diese
fortdauernd wirkenden Bewegkräftc der Natur zu unserm vorliegenden
Zwecke benutzt werden können. Ich werde das System über die
Anwendung der Maschinen mit Rücksicht auf unfern Zweck in allgemeinen
Umrissen niederlegen, und hierauf die durch diese Mittel erreichbaren
Resultate beleuchten, so wie den Standpunkt schildern, auf den
sich der Mensch in Folge der Ausführung solcher Pläne erheben kann.
Es wird alsdann aus der Natur der Sache hervorgehen, daß die
Ausführung meiner Vorschläge sich nicht für einzelne Individuen eignet;
denn, da eine einzige Maschine unter der Aufsicht weniger Menschen
hinreicht, viele tausend Familien mit all ihrem natürlichen und künstlichen
Bedarf zu versehen, so würde die Folge sehr Nachtheilig für
die arbeitende Klasse seyn, da der Arbeitslohn beinahe auf Nichts
herabsinken würde. Ties hätte Gewalttätigkeiten und Gefahren zur
Folge und statt einer wohlthätigen Wirkung würde sogar den Unter-
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— 5
nchmcrn Unheil daraus erwachsen, bis durch eine Reihe von Umwälzungen
eine neue Ordnung der Dinge herbeigeführt wäre. Eine
Regierung müßte sich die Vorbereitung zur Ausführung meiner Vorschläge
besonders angelegen seyn lassen, aber da unsere Staatsverwaltung
das Organ des VolköwillenS ist, so muß der Gegenstand vor
allen Dingen populär scyn; er kann dies aber nicht eher werden, als
bis er überall aufgefaßt und verstanden wird. Die Ausführung meiner
Ansichten wird daher auch nur einer größern Zahl intelligenter
Manner überlassen bleiben, welche sich hiezu vereinigen, ohne sich an
Zahl, Zeit, Platz oder Land zu binden. Daher will ich am Schlüsse
auch eine Verfassung für eine derartige Verbindung vorschlagen. .
Je größer diese Gesellschaft ist und je mehr ihr Mittel zu Gebote
stehen, desto größer werden die Vortheile für Jeden seyn, welcher
daran Thcil nimmt.
Ich werde nun auseinandersetzen
I. Die Kraft des Windes.
Daß der Wind Kraft besitze, brauche ich nicht zu beweisen.
Seine Anwendung bei Schifffahrt und Windmühlen ist zu allgemein
bekannt. Meine Aufgabe ist daher, zu zeigen, wie viel Kraft im
Winde sey, und ich werde sie in ihrer vollen Ausdehnung, so weit sie
von den Menschen benützt werden kann, feststellen.
Um das Maaß für irgend eine Kraft zu finden, vergleicht man
gewöhnlich ihre Wirkung mit der, welche eine Anzahl Menschen oder
Thiere hervorzubringen im Stande ist, d. h. man beobachtet, wie
diele Menschen, Pferde, Ochsen:c. erforderlich sind, um in derselben
Zeit dieselbe Wirkung zu erzeugen, welche durch eine gewisse Kraft
bewirkt wird. So sagt man z. B., eine Dampfmaschine hat 20 oder
50 Pferdekraft, wenn 20 oder 50 Pferde gebraucht werden müßten,
um die nämliche Wirkung zu erzielen. Vergleichen wir ein Dampfboot,
welches durch seine Maschine von bestimmter Pferdekraft in
Bewegung gesetzt wird, mit dem Laufe eines gewöhnlichen Schiffes,
auf dessen Segel der Wind wirkt, sy werden wir für die letztere
Kraft leicht ein Maaß finden. Stellen wir uns ein Dampfboot und
ein Segelschiff vor, beide gleich groß, von derselben Form und Belastung,
gleich tief im Wasser gehend, unter denselben Umständen und
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– 6 —
mit derselben Geschwindigkeit segelnd, so ist augenscheinlich, daß die
Kraft des Windes, welche auf die Segel wirkt, der der Dampfmaschine
in dem Dampfboote gleichkommt. Ein Segelschiff wird bei
gutem Winde in der Stunde einen Raum von 6 bis 10 Knoten,
das ist, 7 bis 12 Landmeilen durchlaufen. Ein Dampfboot unter denselben
Verhältnissen mit einer Ladung von 400 bis 000 Tonnen
wird in ruhigem Wasser eine Maschinenkraft von 50 Pferden erfordern.
Der Wind wird also auf daö obige Segelschiff mit einer
Kraft von 50 Pferden wirken. Angenommen, die Oberfläche seiner
Segel nebst demjenigen Theile des Rumpfes, welcher über dem
Wasser dem Winde ausgesetzt ist, und den Lauf des Schiffes, so wie
den größten Längcndurchschnitt desselben senkrecht durchschneidet, betragen
ungefähr 5000 Quadratfuß, so werden je 100 Quadratfuß eine
Kraft von 1 Pferde erhalten.
Lange und vielfache Versuche mit Windmühlen thun dar, daß
diese Kraft durchschnittlich im ganzen Jahre noch weit stärker sey.
Die Holländer widmeten seit Jahrhunderten der Anwendung deS
Windes auf Windmühlen zu verschiedenen Zwecken die größte Aufmerksamkeit.
Dk Holland als ein ebenes niederes Land wenig Gefäll
in seinen Gewässern hat, so waren seine Bewohner genöthigt, zum
Betrieb ihrer Mühlen den Wind zu gebrauchen. Veranlaßt durch
seinen ausgebreiteten Handel nach allen Theilen der Erde, wendete
daS holländische Volk diese Kraft zu manchen ökonomischen und kaufmännischen
Zwecken an, und hat nun in seinem kleinen Lande viele
tausend Windmühlen. Daher kommt eS auch, daß holländische Windmühlen
bei allen Nationen als die besten Muster gelten.
Die daselbst gesammelten Erfahrungen zeigen, daß eine Mühle
mit 4 Flügeln, deren jeder 30 Fuß lang und 8 Fuß breit ist, im
Durchschnitt mit einer Kraft von 8 Pferden wirke. ES betrage nun
die Oberfläche eines jeden Flügels 240 Quadratfuß, so stellen alle
4 Flügel dem Winde eine Fläche von 960 Quadratfuß entgegen,
welche, da sie einen schiefen Winkel mit der Richtung des WindeS
bildet, kaum der Hälfte oder 480 Quadratfuß entsprechen wird,
wenn man diese Fläche auf eine senkrecht auf der Richtung des Windes
stehende Ebene bezieht. Nehmen wir nun durchschnittlich 430 Quadratfuß
gleich 8 Pferdekräftcn, so wird, da 60 der achte Theil von
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— 7 —
480 ist, die Wirkung des Windes auf «0 Quadratfuß ungefähr
Einer Pferdekraft gleichkommen.
Ich werde also ohne Übertreibung bei einer der Einwirkung des
Windes rechtwinkelig entgegenstehenden Fläche statt 60 Quadratfuß,
100 Quadratfuß als Durchschnittömaaß für die Kraft eines Pferdes
annehmen können.
ES ist überdieß wohl zu bemerken, daß zu starke Winde nicht
nur nicht voll/ sondern oft gar nicht zum Segeln oder bei Wind-
Mühlen gebraucht werden können, well die dem Winde ausgesetzten
Flächen verkleinert, oder aus Furcht vor gewaltsamer Zertrümmerung
ganz hinweggenommen werden müssen. Für meine Vorschläge nehme
ich jedenfalls die Kraft des Windes in ihrer vollen Wirkung an.
Der Wind hat jedoch nicht überall die gleiche Durchschnittskraft. Ich
berücksichtige dabei nicht die Höhe, in der er weht, — denn, wie später
gezeigt wird, ist Abweichungen, welche daraus entstehen, abzuhelfen,—
fondern nur geographische Beziehungen. ES gibt Theile der Erde,
wo leichte, kaum bemerkbare Lüfte beinahe das ganze Jahr hindurch
vorherrschen, während m andern Gegenden Stürme und heftige Winde
beständig wehen. In der heißen Zone und bis zum 30sten Grade
nördlicher oder südlicher Breite, so weit die Continente keinen Eintrag
thun, weht beständig der Passatwind. Diese 30 Grade südlich und
nördlich des AequatorS bilden einen Gürtel um den Erdball von
60 Graden, welcher gerade die Hälfte der ganzen Erdoberfläche ausmacht,
und wovon nicht der vierte Theil Festland ist. Auf den
Continenten dieser heißen Zone herrschen in der einen Jahreszeit
gewöhnlich Stürme, und in der andern folgen sich täglich regelmäßig
Winde. BergHe Regionen und ihre nächste Umgebung find bemadc
halb dieses Gürtels wehen im Allgemeinen die Winde unregelmäßiger,
fehlen jedoch nie. Wir können dieß jeden Tag aus den Bewegungen
der Wolken abnehmen, wenn wir auch auf der Erdoberfläche wegen
irgend eines Hindernisses nichts davon fühlen. Die Wolken bewegen
stch, wie begreiflich ist, viel schneller, als es den’ Anschein hat. Ihre
Entfernung oder Höhe beträgt im Durchschnitte eine halbe bis 2 Meilen.
Stellen wir uns nun vor, wir sehen auf der Erde einen Ge
instand in einer ähnlichen bekannten Entfernung, mü derselben schein
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baren Geschwindigkeit, wie die der Wolken ist, sich fortbewegen, so
können wir unö einen Begriff von der Schnelligkeit dieser Bcwegun
gen machen. Die Hindernisse, welche an manchen Orten der gewöhnlichen
Anwendung des Windes hemmend entgegen wirken, werde ich
bei meiner beabsichtigten Art, diese Kraft zu benutzen, außer Acht
lassen dürfen.
Da eö meine Aufgabe ist, eine der Wirklichkeit möglichst nahe
kommende Berechnung der Kraft des Windes zu geben, so wird eS
nicht überflüssig seyn, alle meine Gründe hiefür in ihrer vollen Ausdehnung
zu entwickeln, was indessen eine übersichtliche Darstellung
des ZustandeS der Atmosphäre, so weit sich die Aöorologie damic
befaßt, nöthig macht. Die Atmosphäre gleicht einem Ocean von
einer dünnen elastischen wagbaren Flüssigkeit, welche den Erdball bis
zu einer Höhe von ungefähr 50 Meilen umgicbt. Sie dehnt sich
bei Erhöhung der Temperatur auS und zieht sich bei deren Abnahme
zusammen, beides mehr als irgend ein anderer Körper. Daraus ist
erklärbar, daß jede Aenderung der Temperatur daS Gleichgewicht
der Atmosphäre zerstört, wenn letztere an irgend einem Punkte sich
ausdehnt oder zusammenzieht. Die Schwere dieses FluidumS strebt
sogleich darnach, daS Gleichgewicht wieder herzustellen, wie wir eö
beim Wasser sehen, und verursacht auf diese Art einen Luftzug oder
Wind. Da der Temperaturwcchsel von der Lokalität der TageSoder
Jahreszeit, von physischen Wirkungen in der Natur, wie von
Dünsten, Regen u. s. w., und von vielen anderen bekannten und
unbekannten Ursachen herrührt, so ist auch der Zustand oder Grad
der Wärme nie und nirgends unveränderlich, sondern ändert sich
vielmehr beständig mebr oder weniger. Ueberdieß vermehrt oder
vermindert sich die Dichtigkeit oder Masse der atmosphärischen Luft,
und daher wechselt auch ihre Schwere, wie wir dieß bei dem Barometer
oder an anderen Dingen täglich wahrnehmen können. Unbekannte
Ursachen von mehr allgemeiner Natur können auf irgend einer
Stelle der Atmosphäre einen Eindruck oder Einfluß äußern. Ereignet
eS sich, daß an einem oder dem andern Punkte eine Ausdehnung
der Atmosphäre stattfindet, während sie sich auf einer andern Seite
zusammenzieht, so wird die Luft von der erstcren Stelle nach der
letzteren strömen, sie mögen selbst viele 100 Meilen von einander
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— 9 —
entfernt scyn. Ist einmal daö Gleichgewicht gestört, so kann es sich
nicht sogleich wieder herstellen, sondern wird dieß zuerst in der nächsten
Umgebung thun, sodann stufenweise zu entfernteren Theilen übergehen,
und dieß fortsetzen, bis irgend eine andere Ursache oder entgegengesetzte
Wirkung die Bewegung hemmt oder ändert, gerade auf
dieselbe Art, wie wenn wir einen Stein oder sonst einen Gegenstand
in daö Wasser werfen, eine wellenförmige Bewegung um den Platz
erfolgen wird, welche sich durch immer weiter werdende Kreise kundgibt.
Doch ist wieder ein Unterschied in der Bewegung der Luft
bemerkbar. Da sie vollkommen elastisch ist, so gibt sie dem leichtesten
Drucke nach und dehnt sich im nächsten Augenblicke nach der Seite
aus, welche ihr den geringsten Widerstand bietet, um ihren früheren
Raum wieder einzunehmen. Daher ist die Wirkung einer Bewegung
in der Atmosphäre von längerer Dauer als im Waffer, und den
größten Unregelmäßigkeiten unterworfen. Die Wirkung deS WindeS
äußert sich nicht immer in horizontaler, sondern häufiger in von unten
nach oben gehender oder schiefer Richtung. Auch weht er nicht gerade
parallel mit der Erdoberfläche, fondern eher wellenförmig, obgleich
sehr unregelmäßig, was wir schon aus der Richtung abnehmen können,
in welcher leichte Körper, wie Schneeflocken, Rauch, Federn
u. s. w. in der Atmosphäre Herumssiegen.
Um uns nun eine der Wirklichkeit in der Natur möglichst nahe
kommenden Vorstellung davon zu verschaffen, wie viel WindeSkraft
Zu unfcrcr Verfügung stehen möchte, so haben wir mit Hülfe der
Erfahrungen und Beobachtungen nur festzusetzen, welch’ große Oberflächen
wir den Wirkungen des WindeS auszusetzen vermögen, und
in welch’ kleinen Umfang die ersteren gebracht werden können, ohne den
Wind emandcr gleichsam wegzufangen und seine Kraft wesentlich zu schwächen.
Wir wissen aus Erfahrung, daß Schiffe ersten Ranges 20 Fuß
hohe Segel führen, dürfen alfo auf gleiche Art auf dem Lande dem
Winde 200 Fuß hohe Flächen entgegensetzen. Denke man sich nun
eine Linie solcher Oberflächen 200 Fuß hoch und 1 Meile (oder
5000 Fuß) lang, so würde dieselbe 1,000,000 Quadratfuß enthalten.
Diese Oberflächen sollen ferner durch irgend eine Borrichtung den
Wind rechtwinkelig durchschneiden, und daher die ganze Kraftäußerung
desselben zu jeder Zeit erhalten. Da die Durchschnittskraft deS
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Windcö für je 100 Quadratfuß einer Pferdekraft entspricht, so wurde
die Totalkraft dieser Oberflächen 1,000,000 dividirt durch 100, oder
10,000 Pferdekräfte betragen. Setze man die Kraft eines Pferdes
gleich der von 10 Menschen, so würde die von 10,000 Pferden
100,000 Menschen erfordern. Da ccker die Menschen nicht ununterbrochen
fortarbeiten können, sondern die Hälfte der Zeit zum Schlafen
und Ausruhen nöthig haben, so erfordert dieselbe Kraft 200,000
Menschen. Nehme man nun eine zweite Linie solcher Oberflächen
an, vor oder hinter der ersteren, auf die Entfernung einer Meile,
gleichlaufend mit dieser und unter denselben Verhältnissen, so wird
diese zweite Linie dieselbe Windkraft erhalten, wie die erstcre. Denn
da ihre Entfernung das 25fache beträgt von ihrer Höhe, so wird von
der ersten Linie der für die zweite bestimmte Wind in keiner bemerkbaren
Weise aufgefangen, und auf beide Liuien wird der Wind mit
voller Kraft einwirken, sobald ihre Richtung vom Horizonte um mehr
als ungefähr 2 Grade abweicht. Es ist leicht zu bemerken, daß der
Wind im Allgemeinen den Boden unter einem größeren Winkel trifft,
und deßbalb eine engere Zusammenstellung dieser Oberflächen zuläßt.
Daß der Wind den Boden schief bestreiche, ist auf der hohen See
ersichtlich. Woher käme sonst die unruhige Bewegung und das Steigen
der Wellen? Würde er mit dem Boden gleichlaufend wehen,
so würde die Oberfläche der See nicht dadurch angegriffen, nnd sie
würde für immer glatt bleiben. Aber dieß ist nie der Fall. Das
geringste Lüftchen kräuselt die Oberfläche des Wasserö, und eö ist zu
bekannt, zn welcher Höhe und Kraft die Wellen durch den Wind gehoben
werden können. Ueberdieß lehren die Erfahrungen, welche uns die
Schifffahrt an die Hand gibt, daß Schiffe vom ersten Range wenn sie
selbst in der Entfernung einer Meile längs eines Ufers hinsegeln, das,
Dämme u. s. w. mit eingeschlossen, eine Höhe von 200 Fuß hat, auf
ihrer Windseite keine bedeutende Windverminderung erleiden.
Wenn die oben angeführten 2 Linien von Oberflächen eine
solche Windkrnft aufnehmen, wie gezeigt wurde, d. h. jede gleich
200,000 Mcnschenkräften, so wird eine dritte Linie von derselben Höhe,
in der nämlichen Entfernung und parallel mit den früheren, unter
gleichen Verhältnissen, die ähnliche Quantität an Kraft erhalten, so
eine vierte, fünfte und so viel man will. Die Länge von einer
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jeden mag unter den angenommenen Verhältnissen vergrößert werden,
so weit man Lust hat, die Kraft des Windcö wird sich überall gleich
bleiben. Wenn wir nun finden, daß die Kraft des WindeS am Ende
einer jeden Meile der von 200,000 Menschen entspreche, und so für
jede Meile der Breite nach, so folgt daraus, daß je eine QuKdratnmle
eine solche Kraft hervorbringe. Wie ungeheuer ist diese! In
den bevölkcrteren Gegenden der Erde kommen auf eine Quadratmeile
durchschnittlich 100 bis 200 Individuen, wovon kaum die Hälfte im
Stande zu arbeiten ist, oder als vollkommen thcitige Arbeiter gezählt
werden kann. Aber man nehme nur 100 kräftige arbeitsfähige Hände
für eine Quadratmcile an, so wird die Kraft des WindeS innerbalb
ihres Wohnortes immerhin 2000mal größer seyn. Und dieß wird
noch nicht die ganze Windkraft seyn, welche in ihre Macht gegeben
ist. Wir sind an die Höhe von 200 Fuß nicht gebunden. Wir
wögen erforderlichen Falles vermittelst papierener Drachen die Anwendung
dieser Kraft bis zur Höhe der Wolken ausdehnen. Nehmen
wir z. Ä. ,eine Höhe von 2000 Fuß an, so können wir die Kraft .
um das Zehnfache vermehren, das ist> eine 20,000mal größere Wirkung
hervorbringen, als die Einwohner der volkreichsten Länder mit
all ihren Muskeln und Sehnen zu thun im Stande sind. Wir
wollen einen noch größeren Begriff von dieser Kraft geben und unsere
Begleichung auf die ganze Erdkugel ausdehnen. Die Oberfläche
derselben beträgt ungefähr 200,000,000 Quadratmcilen. Wie wir
vorher gezeigt, so entspricht einer jeden Quadratmeile die Kraft von
200,000 Menschen, die ganze Wirkung der Windkraft auf dem Erdbälle
beläuft sich daher auf etwa 200,000,0«0mal 200,00«, WS ist,
auf die Kraft von 40,000,000,000,000 Menschen. Die Zahl aller
Individuen auf der Erde wird 1,000,000,000 nicht überschreiten,
wovon kaum die Hälfte als arbeitsfähig gerechnet werden dürfte, also
500,000,000. Die angegebene Kraft deö WindeS wirkt also 80,000mal
wehr als alle Menschen der Erde mit äußerster Anstrengung hervorzubringen
im Stande wären, angenommen, der Wind würde nur bis
ZU einer Höhe von 200 Fuß benützt.
Man mag mir entgegenhalten, daß bei dieser Zusammenstellung
A Oberfläche des Mccrcö und die der unbewohnbaren Regionen der
Erde mit eingerechnet wurden, woselbst diese Kraft für unfern Zweck
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unanwendbar sey. Ich bitte jedoch zu bedenken, 5aß ich versprochen
habe, Mittel zu zeigen, den Oeean so bewohnbar zu machen, als das
fruchtbarste trockenste Land, und ich schließe selbst die Polargegenden
nicht aus.
Wie können nun aber Oberflächen von 200 Fuß Höhe in senkrechter
Stellung der Wirkung dcö WindeS ausgesetzt werden? Dieß
mag auf ähnliche Art wie bei den Windmühlen geschehen, nur habe
ich dabei größeren VortheilS halber einen andern Weg erdacht, so
daß jede Quadratmeile von einer fortgesetzten Linie von 200 Fuß
hohen Oberflachen oder Segeln umgeben würde, welche sich um eine
Achse bewegten und mit all ihren Maschinen nicht den zehnten Theil
des BodenS einnähmen. Was für eine erhabene gigantische Kraft ist
dieß! 80,000mal größer als die aller Menschen auf Erden! Nun
zur letzten Berechnung. Angenommen, die Hälfte ginge durch die
Reibung der Maschinen verloren, oder mehr, wir brauchen mit solch
unendlicher Kraft nicht zu sparen, laßt uns nur ein Achtel davon beibehalten,
so würde dieselbe immer 10,000mal die Kraft aller Menschen
auf Erden übersteigen. Wären alle Menschen beständig angehalten,
für nützliche Zwecke zu arbeiten, so würden sie einen guten
Theil mehr hervorbringen, als sie wirklich thun; auch gewänne die
Welt ein weit besseres Ansehen und bätte größeren Üebcrfluß an
Bequemlichkeiten deö menschlichen Lebens. Aber wenn 10,000mal
mehr geschaffen werden kann, wenn in einem Jahre mehr geleistet
wird, als seither in 10,000 Jahren, zu welch’ erhabener Größe vermag
das Menschengeschlecht sich dann aufzuschwingen! Die größten
Monumente und Meisterwerke, welche die Vorwelt unserer Bewunderung
zurückgelassen, welche Millionen von Händen erforderten und
deren Bau sich auf manche 100 Jahre ausdehnte, sind nur Kinderwerke,
unbedeutende Kleinigkeiten im Vergleich mit den crstaunungSwürdigen
Werken, die durch jene Kräfte geschaffen werden können.
Und noch ist dieß nicht die einzige Kraft, über die wir verfügen können.
Ihr mögt erschrecken über diese Idee, ihr werdet wieder und
wieder fragen, ob eS möglich ist, daß eS eine solche Kraft für unseren
Gebrauch gäbe? Gerade wie ich eö gethan. — Ist meine Annahme
vielleicht ein großer Jrrthum? Ist sie etwa reine Einbildung?
Beruht sie auf Selbsttäuschung? Ich habe zur Basis meiner Nn^
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sichten die allergewöhnlichsten Versuche mit Segel und Windmühlen
genommen. ES ist also eure Sache, zu urlheilen, ob die Folgerungen,
welche ich hieraus zog, wahr oder wesentlich falsch sind. Die Entscheidung
über diese Frage wird nicht schwierig seyn. Fragt den
Schiffer, fragt den Windmiiller, oder beobachtet selbst die Kraft dcS
Windes, auf welche Art ihr wollt. Die Resultate eurer Forschungen
und Beobachtungen mögen vorschieden seyn, sie mögen mehr oder
weniger Kraft aufweisen, als ich gezeigt, aber doch wird eine enorme
Kraft übrig bleiben. Wie dem sey, ich glaube zuversichtlich, bei genauerer
Untersuchung wird man eine noch größere Kraft auffinden,
als ich angegeben habe. — Wenn aber auch meine Erfahrungen im
Wesentlichen richtig sind, so habe ich vielleicht irgend einen groben
Fehler in meinen Schlüssen oder Zusammenstellungen gemacht? Auch
hierüber mag man sich leicht Gewißheit verschaffen. Findet man
aber keinen wesentlichen Jrrthum in meinen Beweisen, können dann
vernünftige Menschen diese Kraft mit Gleichgültigkeit ansehen? Verdient
dieser Gegenstand nicht unsere größte Aufmerksamkeit, unser
gründlichstes Nachdenken? Wie kommt cö aber, fragt ihr weiter,
daß noch nie eine Anwendung dieser Kraft von größerer Ausdehnung
stattfand? Bei der Schifffahrt ziehen wir keinen unbcdentenden Nutzen
aus ihr, und gebrauchen sie auch an manchen Orten auf dem Lande
bei Windmühlen. Aber cS wird euch einfallen, daß sie wegen ihrer
Unregelmäßigkeit nicht immer und nicht überall benutzt werden kann.
Ich wiederhole, ihre Benutzung ist demungeachtet möglich, denn es ist
ein wesentlicher Unterschied zwischen der Art der Verwendung, .wie
sie seither stattfand, und zwischen der, welche ich vorschlage. Seither
wirkte die Kraft deö Windes unmittelbar auf die Maschmerien, und
man mußte warten, bis der Wind zu wehen anfing, w^bei die Wirkung
aufhörte, sobald er sich legte. Aber die Art der Kraftbenützung,
welche ich spater auseinander setzen werde, besteht darin , sie vorerst
zu sammeln und aufzubewahren, und alsdann von diesem Vorrathe
zu jeder Zeit so viel herauszunehmen, als zum Betrieb der Maschinerien
nöthig seyn wird. Die so gesammelte Kraft kann man wirken
lassen, wie man ihrer bedarf, und selbst noch lange, nachdem die ursprüngliche
Kraft deö Windes aufgehört hat. Und sollte der Wind
auch Monate lang ausbleiben, so werden wir doch durch dieselbe
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Kraft eine höchst einfache, gleichförmige und immerwährende Bewegung
erhalten.
Fragt ihr nun, warum diese Kraft nickt mehr gebraucht wird,
wenn meine Aussage richtig ist, so antworte ich mit der Gegenfrage:
wie geschah es, daß die Kraft des Dampfes erst so spät in Anwendung
kam? So viele Menschen haben seit Tausenden von Jahren
Wasser gesotten, und müssen oft dabei gesehen haben, daß siedendes
Wasser in fesiverschlosscnen Häfen oder Kesseln den Deckel hebt oder
das Gefäß mit großer Gewalt zersprengt. Die Dampskraft war also
bis hinab zum letzten Küchen- oder Wäschermädchen eben so bekannt,
als die des Windes. Aber genaue Beobachtungen oder ernstes Nach?
denken wurde weder dem einen noch dem andern gewidmet. Nm
bei ruhiger Ueberlegung, und dadurch, daß man die Anfangsgründe
oder die ersten und einfachen Beobachtungen nach und nach zusammenkettet,
wird man im Stande seyn, Wahrheiten zu entdecken, welche
dem oberflächlichen Beobachter entgehen. So ist es oft der Fall,
daß wir auf Erscheinungen stoßen, von denen wir keine Ahnung hatten,
während wir von den einfachsten und bekanntesten, jedem Kinde verständlichen
Wahrheiten ausgingen, von Wahrheiten, welche der Aufmerksamkeit
deö reiferen Mannes unwürdig zu seyn schienen. Bei
den einfachsten Elementen der Beobachtung fängt der Mensch mit
seinem Urtheile an, stellt sie zusammen, dehnt sie immer weiter aus,
wendet sie an und staunt am Ende über das Resultat; er mißtraut
seinem Urtheil, wähnt Jrrthümer, geht wieder zurück bis zu den einfachsten
Grundlagen seiner Schlüsse, verfolgt letztere mit der gründlichsten
Aufmerksamkeit, um mögliche Fehler herauszufinden, vergleicht
die Theorie mit den Versuchen, und sieht sich endlich genöthigt, die
entdeckte Wahrheit anzuerkennen.
Ermuthigt durch den überraschenden Erfolg fährt er mit erhöh«
ter Neugierde fort. So erhielt die Mathematik ibren Ursprung, und
mit ihr alle ans Gewißheit sich gründenden Wissenschaften. Von
den einfachsten Begriffen ausgehend, welche dem Anfänger als
unbedeutende und seiner Aufmerksamkeit unwürdige Kleinigkeiten erscheinen,
kann er kaum begreifen, zu was diese angelegentlichen Untersuchungen
der einfachsten Dinge dienen sollen; nach und nach aber wird
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er mit verwickelteren Wahrheiten vertraut, und gelangt am Ende zu
crstaunungSwürdigcn Resultaten. Zuletzt sieht er sich in die Möglichkit
versetzt, das Universum zu übersehen, ohne das Zimmer zu
Verlaffen, entdeckt die Größe, Form und Bewegung der ganzen Erde,
die Entfernung der Sonne, des Mondes und der Sterne, ihre. Ausdehnung,
Gestalt und ihren Lauf und die Verhältnisse, in denen sie
zu einander stehen, er überzeugt sich, daß sie Welten sind, größer
als unsere Erde und Millionen von Meilen von unS und unter sich
entfernt; er sieht ein All vieler Millionen von großen Weltkörpern,
lauter Weltsysteme; neue Ideen dringen sich seinem Geiste auf, er
findet kein Ende in seinen Entdeckungen. Aber sage dem Manne,
der zwar gleiche Fähigkeiten besitzt, jedoch des geregelten Ganges der
Schlüsse, welche jenes Resultat erzeugten, unkundig ist, sage ihm von
all diesen Entdeckungen! spreche zu ihm über Größe und Entfernung
der Sonne, des Mondes u. s. w., auf welchen doch nie ein menschliches
Wesen war, und zu welchen /mch nie ein Mensch gelangen
kann; theile diese mathematischen Wahrheiten dem mit, dessen Geist
vielleicht von falschen Begriffen und Vorurtheilen eingenommen ist,
über die er sich keine vernünftige Rechenschaft abzulegen vermag und
nn deren Prüfung er nie dachte! Was wird er antworten? Er
wird den, der diese Kenntnisse besitzt, auslachen, er wird ihn für einen
Thoren halten. — Aber wenn er sieht, daß derselbe Mann mit Bestimmtheit
Sonnen- und Mondfinsternisse u. a. voraussagt, — wenn
er ficht, daß dieser vermeintliche Thor Bücher schreibt und astronomische
Tafeln fertigt, womit er dem Schiffer von seinem Zimmer
nuS die Mittel an die Hand gibt, seinen Weg durch den weiten
Ocean um die Welt zu finden, und so noch manche sonderbare Dinge,
von denen er nicht den mindesten Begriff hat, so wird der arme
Mensch nicht wissen, waS er davon denken sott. Wahrheiten wie
diese, werden im Allgemeinen heut zu Tage anerkannt, aber eS ist
nicht so lange her, daß sie eS nicht waren. Und selbst jetzt sind d:e
Gründe dieser Entdeckungen noch nicht allgemein eingesehen, denn
nur den Resultaten wird auf Rechnung gelehrter Männer von der
Menge Glauben geschenkt. So könnte man noch durch viele Fälle
zeigen, in welch’ großen Jrrthümcrn, Vorurtheilen, in welcher Unwissenheit
die Menge stets gelebt habe, und wie sie stets alle Vcr-
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suche einzelner Individuen verachtet und verlacht habe, welche neue
nützliche Wahrheiten zu entdecken glaubten.
Ich habe die Gründung eineö neuen Paradieses angekündigt,
einer neuen erhabeneren Welt, in welcher ein einziges Jahr mehr
bewirken solle, als dieß seither in taufenden von Jahren der Fall
war. Man mag diese Idee ins Lächerliche ziehen, oder ihre Verwirklichung
als ein Wunder ansehen. Aber wo liegt denn das Wunder,
durch welches unser Ziel erreicht werden sott, wenn wir hinlängliche
und überflüssige Kräfte dazu besitzen? Wenn ihr z. B. das
Gewicht einer Tonne zu heben hättet, und ihr wißt, daß 10 Pferde
dieß ausführen können, ihr aber habt statt 10 — 100 Pferde; wo
wird wohl daö Wunder oder ein Zweifel an solcher Leistung zu
suchen seyn. Gerade so ist eS mit meinen Vorschlägen. Das Fortbewegen
einer Tonne wird gewiß mit 100 Pferden weniger leicht
seyn, als die Wirkung, welche ich mir von einer Kraft verspreche,
die alle denkbaren Bedürfnisse übersteigt. Ihr werdet nun fragen,
durch welche Maschinen alle diese verschiedenen Absichten bei Anwendung
der fraglichen Kraft ausgeführt werden sotten? Maschinen
sind bloße Werkzeuge. Die Möglichkeit, Werkzeuge zu irgend einem
bestimmten Zwecke zu verfertigen, ist außer aller Frage, sie mögen
biefür auch die verschiedenste Form erfordern. Haben wir hinlängliche
Kraft und Stoffe zur Anwendung der Werkzeuge, so mögen
wir deren ohne Mühe ersinnen und formen, wie es uns gefällt, oder
wie eS unser Zweck erheischt. Es ist kein Grund vorhanden, die
Verfertigung von entsprechenden Werkzeugen für gewisse Zwecke unmöglich
zu halten. Ich für meine Person werde dieses Problem auf
eine höchst einfache Weise für alle angekündigten Zwecke auflösen und
will spater auch noch besonders diesen Punkt zur Erörterung bringen.
(Siehe EtzlerS System der Mechanik :e.)
Ich komme nun zur Auseinandersetzung der zweiten Kraft,
nämlich —
Der Kraft, welche die Ebbe und Fluth äußert.
Die Ebbe und Fluth ist ein beständiges Steigen und Fallen
durch den ganzen Ocean, welches sich regelmäßig nach etwa 6^Stunden
wiederholt. Sie ist jedoch weder in allen Theilen des Meeres
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dieselbe, noch zu allen Zeiten an den nämlichen Orten. Sie ändert
sich von 2 Fuß bei dem Aequator bis zn 00 Fuß gegen die Pole.
Um einen Begriff von der Kraft zu bekommen, welche die Ebbe
und Fluth hervorbringt, denke man sich eine Quadratflache von
10,000 Meilen irgendwo im Ocean, wo die Ebbe und Fluth durchschnittlich
10 Fuß steigt und fällt. Wie viel Menschen wären nötbig,
ein Becken von 10,000 Quadratmeilen Grundfläche und 10 Fuß
Tiefe in 0^ Stunden auszuleeren und wiederum in derselben Zeit
zu füllen? Mag dieß durch die Anziehung des MondeS oder durch
Menschenhand geschehen, die Wirkung und die Krafterforderniß wird
dieselbe seyn.
Die Erfahrung lehrt, daß ein gewöhnlicher Arbeiter bei fortdauernder
Arbeit 20 Pfund jede Sekunde 2 Fuß hoch heben kann. Um
ein 10 Fuß tiefeö Becken auszuleeren, würde der Arbeiter anfangs
wenig zu heben haben, aber je näher er dem Grunde des Gefäßes
käme, desto höher müßte er daS Wasser heben; am Ende mußte
dasselbe 10 Fuß hoch gehoben werden. Der Gcsammtkraftaufwand
des Arbeiters müßte daher bei der günstigsten Vorrichtung jener
Kraft gleich gesetzt werden, welche erforderlich wäre, den ganzen Inhalt
S Fuß zu heben. Hebt ein Mann in einer Sekunde 20 Pfund
2 Fuß hoch, so kann er dieselben in je 2’^Sekunden 5 Fuß, einen
Kubikfuß Seewasser aber (gleich 70 Pfund) in 8 oder 9 Sekunden
eben so hoch heben.
Nimmt man, um eine runde Zahl zu bekommen, für einen Kubikfuß
7 l/2 Sekunden, also für 8 Kubikfuß je eine Minute an, so
können in 0^ Stunden 3000 Kubikfuß gebobcn werden. Eine geographische
Meile sey 6000 Fuß lang, folglich eine Quadratmeilc
gleich 30 Millionen Quadratfuß, fo wird dieser Behälter bei einer
Tiefe von 10 Fuß eine Wassermasse von 360,000,000 Kubikfuß enthalten.
Kommen nun auf jeden Mann 3000 Kubikfuß, so wird daS
Heben einer solchen Masse 120,000 Mann erfordern.
Um nun diefeS Becken in den nächst folgenden 0^ Stunden
Wieder auf dieselbe Höhe anzufüllen, würde die nämliche Kraft nöthig
lcyn u. s. w. Da jedoch die Menschen nicht 24 Stunden ununterbrochen
arbeiten können, sondern kaum die Hälfte dieser Zeit, fo
Hürde diese ganze Arbeit die doppelte Anzahl Hände erfordern; dar-
2
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cm6 entstände eine Kraft von 240,000 Mann auf die Quadratmelle.
10,000 Quadratmeilen dcö OeeanS würden daher, um eine Ebbe
und Fluth von 10 Fuß zu bewirken, wenigstens 2,400,000,000
Menschen nöthig haben, wa6 nahe zu 3mal so viel Menschen sind,
als auf der Erde leben. Angenommen, die vereinigten Staaten besäßen
eine 3000 Meilen lange Küste und man wende obige Kraft
nur auf eine Durchschnittsentfernung von 100 Meilen von der Küste
an, so würde dicß eine Fläche von 300,000 Quadratmeilen geben
und also eine Kraft von 30 mal 2,400,000,000 oder 72,000,000,000
Menschen nöthig machen.
Wie ist nun aber auö dieser Kraft Nutzen zu ziehen? Sie
wurde zwar schon angewandt, doch selten und mehr durch Zufall.
Wenn Schiffe zur Zeit der Ebbe auf den Grund fahren, so erwarten
sie die Fluth, welche sie heben und wieder flott machen wird, was
sonst nicht bewerkstelligt werden könnte, außer durch Ausladen des
Fahrzeuges oder durch eine Hebekraft gleich dem Gewichte des Schiffes
und der Ladung. Auf diese Art wird durch die Fluth bewirkt,
was. sonst die Kraft von vielen 100 Tonnen erfordern würde.
Ein Schiff z. B. oder eine Arche, 100 Fuß lang und eben so
breit und 10 Fuß tief gehend, also gerade den Grund deö HohwasserS
berührend, würde, vorausgesetzt die darauf folgende Ebbe betrage
10 Fuß, ganz außer Wasser gesetzt. Wird eö nun mit einem Gewichte
beladen, wodurch es auf eine Tiefe von 10 Fuß zum Sinken
gebracht wird, so muß sein Gewicht gleich einer Wassermassc von
10,000 Quadratfuß Grundfläche und 10 Fuß Tiefe seyn, was einen
Inhalt von 100,000 Kubikfuß geben wird. Ein Kubikfuß Wasser
wäge 70 Pfund, so würde das Gewicht 7,000,000 Pfund betragen,
welche nötbig wären, um ein Schiff in die Höhe zu heben, was doch
durch die Fluth von selbst bewerkstelligt wird.
Um deutlicher auszuführen, auf welchem Wege diese Kraft im
Allgemeinen benutzt werden kann, so will ich folgendes Beispiel anführen.
Man denke sich einen Kasten einen Quadratfuß weit und
10 Fuß hoch, also 10 Kubikfuß enthaltend, befestige ihn an das Ende
cmer Wage, deren Mittelpunkt von einer Kette oder auf irgend eine
Art unterstützt ist und welche hart am Ufer angebracht wird, hänge
an den andern Arm ein Gewicht, oder lasse irgend eine Maschine
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darauf einwirken. Den Kasten belade man mit einem Gewichte, gerade
hinreichend, um ilm gänzlich in das Wasser zu senken, und stelle
den andern Arm der Wage fest. Das Niederwasser wird nach und
nach 10 Fuß sinken, und in dem Augenblicke, in welchem dieses Sinken
eintritt, beginnt das Gewicht des Kastens an der Wage zu ziehen,
welche, da sie fest gemacht ist, nicht nachgeben kann, während
das Gewicht deS Gefäßeö im Verhältnisse zum Sinken des WasserS
Zunimmt. Wenn am Ende der ganze Kasten aus dem Wasser scyn
wird, so wird sein ganzes Gewicht, d. h. 10 Kubikfuß Wasser an der
Wage ziehen. Wird nun der Arm losgelassen, so wird der Kasten
ein Gewicht daran haben, gleich dem von 10 Kubikfuß Wasser. Da
aber derselbe bei seinem Sinken daö Wasser wiederum berührt, so
wird er in dem Verhältnisse, in welchem er tiefer in das Wasser
sinkt, sein Gewicht verlieren, bis das ganze Gewicht an der Wage
am Ende bei einer Tiefe von 10 Fuß auf Null reducirt werden
Wird. Die Gesammtwirkung wird also nnr die Hälfte scyn von der
Kraft, welche erfordert wird, um 10 Kubikfuß Wasser 10 Fuß hoch
in die Höhe zu heben. Wenn nun die Periode der Fluth eintritt,
wird der Kasten auf dieselbe Art gehoben werden, wie dieß mit dem
Gewichte am andern Ende der Wage vorber geschah, und das letztere
Ende wird mit einem diesem Kasten gleichen Gewichte gedrückt “werden.
So mag die Wage in ihrer Bewegung auf und ab gehalten
Werden, wie bei einer Dampfmaschine, nur mit dem Unterschiede, dag
diese Bewegung langsamer, innerhalb lZ V^ Stunden einmal, und mit
einem Gewicht stattfinden würde, welches dem von 10 Kubikfuß
Wasser gleichkäme, welches bei einer Grundfläche von 1 Quadratfuß
5 Fuß hoch gehoben würde. Nehmen wir aber statt einem Kasten
don i Quadratfuß ein Gefäß an, 100 Fuß lang und eben so breit,
dessen Grundfläche also 10,000 mal.größer ist, als bei jenem Kasten, so
Aird auch die neue Kraft 10,000 mal größer seyn, als die frühere.
Der langsamen Wirkung der Kraft mag dann leicht abgeholfen und
lhr durch irgend eine Erfindung, durch wenige Räder oder eine hydraulische
Presse, dadurch, daß man einen Wasserstrahl.durch eine
Agc Mündung treibt, jede beliebige Geschwindigkeit gegeben werden.
Wenn cS verlangt würde, könnten wir entweder größere Gefäßd oder
^ue Anzahl kleinerer nach einander auf dieselbe Maschine wirken
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lassen. Diese Kraft ist auf oder in der Nähe der See, oder in
jeder Entfernung vom Ufer, selbst mitten imOeean anwendbar, vorausgesetzt,
daß ein Theil der Maschine mit irgend einer festen Unterlage
oder mit Ketten verbunden, auf den Grund geankert werden
kann. Da wir jedoch die größte Tiefe des ganzen Oceans noch nicht
wissen, so ist es nicht meine Aufgabe zu’sagen, in wie weit diese
Kraft Anwendung zulasse, ob sie gleich vermittelst,der unendlichen
Kräfte, welche uns die Natur bietet, möglicher Weise auf das ganze
Weltmeer ausgedehnt werden könnte. Geschieht einmal die Anwendung
der Ebbe und Fluth vermittelst auf den Grund festgesetzter
Anstalten, so ist es natürlich, daß man mit ihnen in der Nähe des
UferS in seichtem Wasser und auf Sandbänken anfängt, und von
hieraus nach und nach tiefer in die See vorrückt. Die Ufer des
Festlandes und der Inseln, auch die Sandbänke, sind in der Regel
mit seichtem Wasser umgeben, welches auf eine Entfernung von 20,
50 bis 100 Meilen und darüber die Tiefe von 50 bis 100 Faden
nicht übersteigt. Es mögen daher auch die Küsten von Nordamerika
mit ihren ausgedehnten Sandbänken, Inseln und Klippen leicht einen
Grund von A000 Meilen Länge uud durchschnittlich 100 Meilen
Breite, oder von 300,000 Quadratmeilen zu diesem Zwecke aufzuweisen
im Stande seyn, dessen Leistungen nach der obigen AuSein^
andersetzung bei einer Ebbe und Fluth von 10 Fuß Tiefe einer
Kraft von 240,000 Menschen auf die Quadratmeile, — somit der
von 72,000 Mittionen Menschen, oder für jede Längenmeile längs
der Küste der Kraft von 24 Millionen Menschen gleichkommen.
Welch’ enorme Kraft! Und diese Kraft kann auf die wohltätigste
Weise für die Menschen benutzt werden, ohne selbst irgend einen
Raum auf dem festen Lande einzunehmen. Auf welche Art fragt ihr?
Die Antwort darauf wird den Anschein hübscher Mährchen haben;
behalte ich aber die Antwort zurück, so wird mein Beweis über daS
Daseyn dieser Riesenmacht nutzlos scheinen. Ich will deßhalb hier
einige allgemeine Notizen über ihre Anwendung geben, und obgleich
vielleicht njcht der tausendste Theil heut zu Tage gebraucht werden
wird, so wird es doch dazu dienen, engherzige Ansichten oder Vorurteile
unv’dic Besorgnisse zu beseitigen, als hätten wir nicht genug
Mittel zur Erreichung unserer Zwecke an der Hand. Wir haben
l
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— 21 —
UNS mit einem neuen Standpunkt der Dinge vertraut zu machen,
auf den wir in Folge der Benützung dieser Mittel gelangen werden
und gelangen müssen, mit einem Standpunkte, der ganz verschieden
von dem sein wird, den wir zu sehen gewohnt sind. Wir wollen
uns Flöße denken, von jeder beliebigen Ausdehnung, längs der Küste
«uf dem Grunde der See befestigt und weit in diese hinausrcichend,
bedeckt mit dem fruchtbarsten Boden, welcher Pflanzen, Gemüse und
Bäume jeder Art hervorbringt, mit den schönsten Gärten, wie sie nur
irgend auf dem Festlande angelegt werden können, mit Gebäuden und
Maschinerien verschen, welche nicht nur auf der See, auf der sie sind,
sondern vermittelst mechanischer Verbindungen viele Meilen weit in
den Continent hinein ihre Wirkungen äußern. (Siehe Etzlers System
der Mechanik.) Es wird diese Kraft den künstlichen Boden
viele Meilen weit auf der Oberfläche der See, an den Ufern, ja
selbst auf mehrere Meilen von den Ufern einwärts das feste Land
bebauen. Sie wird an den Ufern Städte hervorrufen aus den herrlichsten
Pallästcn bestehend, deren jeder von Gärten und den schönsten
Ländereicn umgeben ist; sie vermag Hügel und Unebenheiten des
Bodens zu ebnen, oder Höhen auf dem Gestade auszuwerfen, mn
eine offene Aussicht nach dem Lande und der See zu bieten; sie kann
das dürre Ufer mit fruchtbarer Erde bedecken und cö auf manche Art
verschönern, die See von den Untiefen befreien und den Zugang
gefahrlos machen, nicht nur für Schiffe, sondern für große schwimmende
Flöße, welche von entfernten Punkten kommen oder dahin
segeln, gleich Inseln mit jeder Sicherheit und Bequemlichkeit ausgestattet,
welche das Festland bieten kann. Alle diese Dinge und noch
viele andere, welche für jetzt noch als übertriebene Bilder der Phantasie
erscheinen mögen, erfordern nichts als das rohe Material zu
ihrer Erzeugung und dieß ist in Fülle vorhanden.
So kann eine Kraft, Folge der Anziehungskraft, Gravitation
Zwischen Mond und Ozean, welche seither nur der Gegenstand eitler
Neugierde wißbegieriger Männer war, unendlich dienstbar werden,
um die lieblichsten Aufenthalte längs den Küsten zu schaffen, wo die
Menschen zu gleicher Zeit alle Bortheile der See und des Landes
genießen können. Die Küsten werden später beständige paradiesische
Gränzcn zwischen Land und See bilden, überall mit der dichtesten
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Bevölkerung. Die Ufer und die See längs denselben werden dann
nicht mehr in dem rauhen Naturzustande sein, wie heut zu Tage,
fondern überall einen leichten und lieblichen Zugang bieten, nicht
einmal belästigt durch das Getöse der Wellen, das sich nych dem
Witten und für den Nutzen der Einwohner regeln wird; das Meer
wird von Allem befreit werden, waö eine freie Durchfahrt hemmen
könnte, und die Fische werden in großen Behältern gcsannnelt, um
sich den Bewohnern der See und der Ufer zur Verfügung zu stellen.
Noch eine andere Kraft ist in der See, von gleicher, wenn nicht
von größerer Wichtigkeit. Es ist dicß die Gewalt der Wetten, verursacht
durch den Druck, den der Wind auf die Oberfläche deS
WasscrS ausübt. Obgleich diese Kraft in der deS Windes enthalten
ist und deßhalb bei der Schätzung der Wirkung der letzteren Kraft
schon mitgerechnet ist, und obgleich sie im Allgemeinen die Kraft deS
WindeS nicht übersteigen kann, da sie nur eine Wirkung desselben ist,
so mag sie doch sehr nutzbringend in Fällen sein, wo kein Wind weht,
oder sich nur eine geringe Kraft desselben äußert. Ist die See einmal
in ihrem Gleichgewichte gestört, so behält sie ihre Bewegung noch
einige Tage fort, nachdem der Wind schon aufgehört hat, wie ein
Pendel oder ein Schwungrad, wenn sie einmal in Bewegung gesetzt sind.
Diese Bewegung deS Meeres ist jedoch nicht auf den Raum
beschränkt, in welchem der Wind gerade weht, sondern dehnt sich selbst
über die ganze Oberfläche deS Ozeans aus, bis sie mit irgend einem
Hindernisse zusammentrifft. Wir können uns von dieser Bewegung
cm Bild im Kleinen machen, wenn wir einen Stein in einen Teich
werfen. Es wird sich eine ringförmige Bewegung des Wassers um
den Punkt bilden, an welchem der Stein hineinsiel. Dieser Ring
verursacht wieder einen zweiten von größerer Ausdehnung, der zweite
einen dritten u. s. f., bis sich der letzte endlich über den ganzen
Teich ausdehnt. Die Natur dieser Bewegung läßt sich auf folgende
Art erklären: Der Stein verdrängt eine Wassermasse von seinem
Platze, die seinem Rauminhalte gleichkömmt, aber daS übrige umgebende
Wasser drückt durch sein Gewicht dagegen und das vertriebene
Wasser weicht in der Richtung zurück, von welcher eö am wenigsten
Widerstand erleidet d. h. gerade aufwärts, oder senkrecht auf die
Oberfläche. Auf diose Art höher gestiegen, als seine Umgebung,
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drückt dasselbe nun mit einem grösiern Gewichte zurück, ohne jedoch
wegen des Gegendruckes des umgebenden Wassers urplötzlich einen
geringeren Widerstand zu finden. Das Wasser muß daher abermals
nach der Richtung laufen, in welcher es am wenigsten Widerstand
erleidet, das ist, senkrecht auf die Oberfläche, und bildet auf diese Art
einen Ring. Auf dieselbe Weise und aus demselben Grunde bildet
dieser Ring einen zweiten und so folgt einer dem andern. Die Bildung
dieser Ringe macht keinen ticfcrn Eindruck auf daS Wasser, als
crstere hoch sind; denn wäre dieß der Fall, so würde der Ring seine
^-Umgebung höher drücken als er selbst ist, was unmöglich ist. Aus
demselben Grunde kann der Zwischenraum zwischen zwei Nebcnringen
nicht größer sein, als die Ringe selbst, und ihre Grundflächen müssen
sich mit einander vereinigen; denn wären die Zwischenräume größer,
so würden die Ringe Wasser nach der Seite hin drängen, nach welcher
eö wegen des größeren Widerstandes nicht zurückweichen kann. ES
scyen z. B. die Ringe einen Zoll hoch, so können sie daS Wasser
nicht tiefer angreifen als einen Zoll, und sind ihre Grundflächen
2 Zoll breit, so kann die Entfernung zwischen je zwei Peripherien
der Kreise nur 2 Zoll betragen. Tie Summe des Raumes zwischen
.den Intervallen muß gleich sein der Summe dcö Raumes der Ringe.
Wird ein Körper, etwa eine Kugel von 10 Fuß Durchmesser, mit
hinreichender Geschwindigkeit in daS Wasser geworfen, so wird ein
10 Fuß hoher Ring entstehen, hierauf ein konzentrischer von derselben
Höhe, dann ein dritter u. s. f., jedesmal mit einem Zwischenraum
von gleicher Breite und auf das Wasser nur bis zu einer Tiefe von
10 Fuß wirkend. Was hier durch das Gewicht dcö Körpers gcthan
wird, geschieht auf dieselbe Art durch den Druck deS Windes bei
Bildung der Wellen. Würde de, Wind nur einen einzigen Stoß
ausüben, so würde der Effekt ganz derselbe sein, allein da er sehr
unregelmäßig weht, bald auf einmal, bald nach und nach das Wasser
Peitscht, so müssen die so verursachten Wetten sich ganz unregelmäßig
heben und bewegen, jedoch immer der Richtung des Windes folgend.
Die Unregelmäßigkeit dieser Bewegungen mag jedoch sein wie sie will,
so bleiben doch die Gesetze der Natur dieselben, daS heißt, die Wetten
können nicht tiefer in daS Wasser eindringen, als sie selbst hoch sind
und ihre Zwischenräume unter sich sind nicht breiter als die Wellen.
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So werden 10 Fuß hohe Wetten im Allgememen nicht tiefer al6
10 Fuß in das Wasser eindringen. Dieß wird durch die Erfahrung
der Taucher hinlänglich bestätigt.
Ist diese Bewegung nur nahe an der Oberfläche, so erfordert
die Anwendung dieser Kraft keine Berücksichtigung des Grundes,
sondern dieselbe kann durch eine gewisse Borrichtung, vermittelst der die
Maschinerie mit dem tiefer gelegenen ruhigen Wasser in Verbindung
gebracht wird, in Thätigkcit gesetzt werden. (Siehe Beschreibung des
See-Automaten.)
Die Wellenbewegungen deS WasserS sind zu vergleichen mit dem
Schwingen eines Pendels und folgen demselben Gesetze, sind aber
hie und da durch den Druck des Windes, und durch den eigenen
Druck gegen einander, Abweichungen unterworfen. Geben wir jeder
Schwingung einer Welle von 10 Fuß durchschnittlich 4 Sekunden,
so daß 15 in einer Minute erfolgen, welche Annahme wohl eine
langsamere Bewegung geben wird, als in der Wirklichkeit stattfindet,
so können wir uns eine Idee von dieser Kraft auf dieselbe Art machen,
wie wir es bei der Ebbe und Fluth gethan.
Die Berechnung zeigt, daß eine Ebbe oder Fluth von 10 Fußen für
jede Quadratmeile, oder für ein Quadrat von 6000 Fuß Länge eine
Kraft von 240,000 Mann beim jeweiligen Steigen oder Fallen nach
Stunden ausübe. Die durch den Wind verursachten Wellen sollen
jede Minute 15 Mal oder alle 0^ Stunden 5775mal steigen oder
fallen, so ist dieß ungefähr «000mal so schnell als bei der Ebbe und
Fluth und die Kraft derselben würde demzufolge eben so viel mal
größer sein. Da jedoch diese Wellen immer Zwischenräume von
gleicher Größe, wie sie selbst sind, zulassen, so kann die Größe der
Wellen nur der Hälfte der Steigung der Fluth gleichgestellt werden,
und ihre Kraft belcinft sich daher auf 3000mal 240,000 oder auf
720,000,000 Menschenkräfte. Würden wir aber die Oberfläche der
See mit irgend einem großen Vierecke bedecken, so wird dieß die
Bewegungen deö WasserS hindern und nur der Windseite entlang eine
Wirkung gestatten. Der Widerstand, welcher den Bewegungen der
Wetten entgegengesetzt wird, muß demzufolge in einer Linie angenommen
werden d. h. als von langen schmalen Körpern herrührend,
welche die Bewegungen der Wellen von einer Seite aus erhalten.
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Es erhält z. B. ein Schiff, 200 Fuß lang und 50 Fuß breit, die
vollständige Wirkung solcher Wellen, wie die Erfahrung bei Schiffen
ersten Ranges zeigt. Nimmt man mm die Breite gleich 25 Fuß,
so beträgt seine Durchschnittsfläche 5000 Quadratfuß. Dicß ist der
7200te Theil einer Quadratmeile. Entsprechen 36000,000 Quadratfußc
einer Kraft von 720,000,000 Menschen, als der Kraft einer
Quadratmeile, und man theilt diese durch 7200, so gibt dieß eine
Kraft von 100,000 Mann für die Fläche des angenommenen Schiffes,
als eines Viereckes von 200 Fuß Länge und 50 Fuß Breite. Die
Größe eines solchen Schiffes wird der eines Schiffes ersten Ranges
nicht gleich kommen. Schiffe mögen in einer Stunde 15 Meilen
durchsegeln. Ein Schiff ersten NangeS nur durch Dampfgcwalt fortgetriebcn,
wird eine Maschine von etwa 200 Pferden erfordern, um
auf der hohen See mit der Schnelligkeit von 7^ Meilen, — was
gewöhnlich der Fall ist— zu laufen. 15 Meilen zurückzulegen würde
800 Pferdekraft erfordern; denn die Theorie und Praxis lehren,
daß die Kraft im Quadrate der respectiven Geschwindigkeit wachsen
muß. So erfordert also eine doppelte Geschwindigkeit eine vierfache
Kraft und eine dreifache Geschwindigkeit eine Mal so große.
Können wir eine Kraft von 100,000 Menschen oder 10,000
Pferden gebrauchen, um cm solches Schiff fortzubewegen, so vermögeil
wir eine außerordentliche Geschwindigkeit zu erhalten. Neimen wir
aber nur eine Kraft von 64,000 Mann an, oder eine Maschine von
32,000 Pferdekräften als die Hälfte der crsteren mit beständiger Wirkung,
das ist 4mal so viel Kraft als die Geschwindigkeit von 15
Meilen in der Stunde, so würde cS die Kraft von 30 Meilen in
der Stunde besitzen, diese würde sich in 24 Stunden aus 720 und in
4 Tagen nahezu auf 3000 Meilen, der Entfernung zwischen Amerika und
Europa belaufen. Wir brauchen uns über die so eben angeführte
Kraft nicht zu verwundern, wenn wir bedenken, wie Schiffe von 1000
und 2000 Tonnen von den Wellen getragen und innerhalb weniger
Sekunden nach jeder Richtung hin geworfen werden. Welche Mcnschcnkraft
würde erfordert werden, solche schwere Gewichte mit derselben
Leichtigkeit zu bewegen und zu heben? Dieß wird uns am Ende
^inen Begriff von dieser Kraft geben. —- Obgleich die Wellen nicht
w:mer 10 Fuß hoch sind, so ist doch die See nie ruhig. Sehr große
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Wassermassen steigen und fallen ununterbrochen, obgleich oft manche Tage
hindurch kein Wind geht. Wir bemerken beinahe beständig ein Heft
tigeS Brecben und Zurückprallen der Wogen an steilen Ufern und an
Felsen. Nimmt man auch die Höhe der Wellen zu der Hälfte oder
dem dritten Theil der obenerwähnten DurchschnittShöbe an, so wird
immer noch Kraft genug übrig bleiben, den atlantischen Ozean in 4
bis 6 Tagen durch diese einzige Kraft, ohne die deS Windes oder
Dampfes zu durchschiffen. WaS von einem einzigen Schiffe gesagt
werden kann, ist ebenso auf viele hundert anzuwenden/ wenn man sie
mit einander verbindet, mit dem grosien Vorthcil iedock, daß nur die
vordersten Schiffe, wenn alle fest verbunden in langen Reihen einander
folgen oder alle ein zusammenhängendes Ganze bilden, daS Wasser zu
durchschneiden haben werden, während die hinter ibnen nur eine kleine
Reibung des WasserS zu ihren Seiten auSzuhalten haben. ^ So mögen
10 Schiffe hintereinander fest wie zu einem einzigen Ganzen verbunden,
— nur die doppelte Kraft eines einzigen erfordern, während sie
Mittel zu einer 10mal größern Kraft hervorbringen. Mehrere solche
Reihen mögen zu einem Ganzen vereinigt werden und so eine schwimmende
Insel bilden. Aber eine solche Insel braucht nicht auS Schiffen
zusammengesetzt zu sein, sondern kann auö soliden Holzftämmen gebaut
werden, welche letztere spezifisch leichter als Wasser sind, und daher,
wenn auch zertrümmert, nie sinken werden. Eine solche Insel von
geeigneter Gestalt kann in einem Tage 1000 Meilen zurücklegen,
und wird den Ozean sicherlich in 3 bis 4 Tagen durchlaufen. Die
Insel mag mit dem fruchtbarsten Boden überschüttet werden und
Gebäude und alle Bedürfnisse deö Lebens und de6 Bergnügens tragen.
Eine Bewegung wie auf Schissen wird nicht gefühlt werden.
Dieselbe Kraft wird eS für jedes einzelne Schiff oder jede
schwimmende Insel möglich machen, unter allen Verhältnissen, trotz
Wind und Wellen, nach’Willkühr stille zu stehen ohne zu ankern.
Auf diese Art können telegraphische Linien von einem Continent zum
andern errichtet und in weniger als einer Stunde gegenseitige Nachrichten
mitgetbeilt werden.
ES sind dieß nur Winke, wie der Mensch über den Ozean ohne
Gefahr oder sonstige Unbequemlichkeit zu herrschen im Stande ist,
wie er die furchtbarsten Kräfte und Bewegungen der See zu den
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heilsamsten Zwecken und zum höchsten Genüsse seiner Wünsche und
Begierden nmzuschaffen vermag, wie er daS vergnügteste Leben führen
und die gesundesten Klimate der Welt durchziehen kann, — denn
Man weiß, daß die Atmosphäre auf dem Ozean, selbst in der heißen
Zone, gemäßigt und sehr gesund ist; — wie er endlich nicht > einen kleinen
Punkt, sondern die ganze Welt zu seiner theuern Hcimath machen
kany. Kann dieses Bild nur der Einbildungskraft angehören oder ist
seine Verwirklichung nur der späten Nachwelt vorbehalten? Nein, in
weniger denn 10 Jahren können wir in seinen Besitz gelangen, von
dem ersten Jahr eines Vereins ausgehend, der sich für den Zweck
bilden soll, die Maschinen zu bauen und anzuwenden. Die Ausführung
erfordert nur das rohe Material, nämlich Eisen, Kupfer, Holz,
hauptsächlich Erde, und einen Verein von Männern, deren Augen
und Verstand nicht durch Vorurthcile geschlossen sind. Ich habe indessen
nicht im Sinne, mit solchen Projekten anzufangen, sondern
ihnen Unternehmungen von engerem Interesse vorausgehen zu lassen.
Ich komme nun an die
Illte Kraft, welche durch die Tonnensirahlcn erzeugt
werden soll.
Wenn ein gewöhnlicher flacher Spiegel gegen die Sonne gehalten
wird, so daß er den Strahl auf einen schattigen Platz zurückwirft,
so wird man fühlen oder durch die Thermometer bemerken, daß dieser
Zurückgeworfene Strahl wärmer ist, als der Schatten, ja beinahe so
lvarm, als der Sonnenstrahl selbst. Wird auf diesen ersten Strahl
durch einen zweiten Spiegel ein anderer Strahl geleitet, so wird der
!o getroffene Ort noch wärmer werden, denn der zweite Spiegel hat
denselben Effekt wie der erste, und muß demzufolge die Hitze auf dem
Wereim’gUngSpunkte beider Strahlen vergrößern. So wird die Wärme
durch einen dritten Spiegel, zu denselben Zwecken aufgestellt, zunehmen,
und mag durch einen 4-, ö-, 6ten u. s. w. Versuch zu jedem
^forderlichen Grad gebracht werden. Hiezu wird nun Nichts verlangt,
“ls eine hinlängliche Anzahl von Spiegeln oder sonstigen Reflektoren,
Hiße zu erzeugen.
^ Auf diesem Grundsatze beruht die Zusammensetzung künstlicher
“^rennspiegel in kleinerem Umfange, und von ihm ausgebend erfand
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2l)l)g Jahre früher Archimcdcs die geschichtlich bekannten Brennspiegel-
Tie Idee ist ganz einfach. Man hat keinen besonder« Kunstgriff
dabei nöthig. Wir brauchen nicht gerade Spiegel ;u diesem Zwecke,
jeder Gegenstand mit polirter Oberfläche wird denselben Dienst thun,
es mag nun diese Oberfläche von Glas, Metall, Holz, Stein oder
auch von Stroh, Papier oder Leinwand sein, wenn sie nur polirt und
glänzend ist. Um einer Oberfläche genügenden Glanz zu verschaffen,
wenn sie ihn nicht schon von Natur au6 hat, gibt cS viele Verschiß
dcne Mittel. Firnissen, Reiben, Pressen u. s. w. mag auf manche
Stoffe diese Wirkung hervorbringen, überhaupt alles, was eine Oberfläche
ganz glatt macht, Oel, Wasser oder sonst eine Flüssigkeit, welche
aufgegossen wird, erhärtet oder gefriert. JedcS harte Material, Stein/
Metall, Holz kann durch Reibung polirt und zu diesem Zwecke tauglich
gemacht werden. Ebenso unwesentlich ist die Form, Gestalt oder
Farbe, welche ein solcher Spiegel haben kann, nur eine glatte Oberfläche
ist die Hauptsache. Die erforderliche Oberfläche braucht auch keine
Krümmung zu haben, wie bei den gewöhnlichen Brennspiegeln. Attcö
was verlangt wird, um einen Fokus oder Brennpunkt zu erhalten,
in dem alle Strahlenbrechungen sich vereinen, ist, jeder ebenen Fläche
solcher Spiegel den geeigneten Platz und die richtige Neigung gegen
die Sonne zu geben. Dieß erfordert keine mühsame Berechnung oder
Vorbereitung, nichts als eine passende Borrichtung, um jedes Stück
zu befestigen, und so weit zu drehen, bis seine Zurückstrcchlung den
bestimmten Punkt trifft. Steht die Maschine einmal fest, so ist sie
es für immer und sie bedarf nur noch ibren richtigen Standpunkt der
Sonne gegenüber, was vermittelst einer Maschine oder eines Menschen
erreicht werden kann, welche den Spiegel nach der Bewegung ^der
Sonne drehen, um die Strahlen immer auf denselben Raum eoncentrirctt
zu können. Der Umfang des Spiegels hängt von dem Hi^egrad
ab, der beabsichtet wird und von der ‘Ausdehnung des Fokus oder
Brennraumes, welcher wiederum abhängig ist von dem Umfange der
Maschinerie, auf die er wirken soll; endlich von der Entfernung des
Fokus von dem Spiegel. Wenn z. B. ein Fokus von 2 Fuß im
Quadrat, d. h. von 4 Quadratfußen, nöthig wäre, so kanu der
Brennspiegel aus Stücken flacher Spiegel von weniger als 2 Quadratfußen
zusammengesetzt werden,, wenn man betrachtet, daß die
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Strahlenbrechung durch die Entfernung au Umfang gewinnen wird.
Man nehme einen Spiegel, bestehend aus je 100 Stucken, welche in
einer Reche über einander und aus je 100 andern, welche neben
einander gereiht sind, jedes Stück in seiner richtigen Lage, so wird
der ganze Spiegel weniger als 200 Fuß im Durchmesser haben’und
doch 100 mal 100 oder 10,000 flache Spiegel enthalten. Die Hitze
NN Fokus würde demnach an 10,000mal größer fein, als der Strahl
eines einzigen Stückes zu leisten im Stande wäre, waS eine außerordentliche
noch nie gekannte Hitze geben würde. Versuche haben
dargethan, daß kleine künstlich geschliffene Brcnnspiegel eine größere
Hitze hervorzubringen vermögen, als das Feuer beim höchsten Hitzegrad
für Schmelzöfen in den Gießereien. Für unsere Zwecke
bedarf cö keiner solchen Hitze. Eine Hitze, stark genug, um Wasser
zu sieden, wird genügen; wir brauchen hiefür nicht den hundertsten
Tbcil der erwähnten Kraft und ein Brennspiegel von einem
hundertmal geringeren Umfange, daö ist, von 10 bis 20 Fuß im
Durchmesser, wird dazu hinreichen. Trotzdem sind wir an keine
Gränzcn gebunden, uns durch diese Mittel jede Quantität und jeden
Grad der Hitze zu verschaffen. Die Anwendung von Brenrspiegeln
hat, wie wir schon erwähnt haben, den Zweck, Wasser zu sieden und
dadurch Dampf zu erzeugen. Tic Vorthcile dieser Art von Benützung
sind hauptsachlich die, daß kein Brenn-Material verbraucht
Kird,, also alle für dasselbe nöthigen Ausgaben wegfallen, daß cS
^iner Mühe bedarf, die Stoffe vorzubereiten und an Ort und Stelle
Zu führen und überdies), daß keine Zeit zur Unterhaltung des Feuers
Wöchig ist. Die Maschinerie kann so eingerichtet werden, daß sie von
uch selbst wirkt, so oft die Sonne scheint, ohne eine andere Aufsicht,
die einiger Menschen. Alles Material, dessen man bedarf, ist
^asscr und dieß giebt eö überall.
Ich beschränke mich hier nicht bloo auf Quellen, Flüsse und Seen,
Indern rechne hiezu auch daö Wasser, welches überall imter dem
^vdcn gefunden werden kann, sobald man nur hinlänglich tief hinunter
öräbt. Also findet beim Gebrauch der Brennspiegel zur Produktion
?vn Dampf keine Ausnahme statt. Aber man wird nun entgegen
galten, daß die Sonne nicht immer scheint, daß die Nächte und neb-
^ches oder trübes Wetter die Wirkung unterbrechen.
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Diesen Unterbrechungen zu begegnen, gibi. eS zw« Wege.
1) Indem man die “Siedkessel mit Stoffen umgibt, welche die
Hitze am längsten beibehalten z. B. mit dickem Tuch oder rothglip
bendem Eisen oder sonst einem glühenden Metall, und daß man ihn
in ein dichtes Kleid von Thon, seinen, Sand oder von einem andern
erdigen Material einhüllt. So wird für manche Stunden nach Sonnenuntergang
eine hinlängliche Siedhiße erhalten werden können, ohne
irgend cm Material zu consumiren.
2) Durch Erschaffung einer Gegen-Kraft, bewirkt durch die
Kraft des Dampfes, wovon später eine Beschreibung folgen wird unv
womit viele Tage, ja viele Monate hindurch, die Kraft des Dampfes
durch Sonnenschein benützt, nach Wittkühr geschaffen und so fortdauernd
erhalten wird, gleichgültig wie oft und wie lange der Sonnenschein
unterbrochen wird. (Etzler System der Mechanik.)
Die Unterbrechung des Sonnenscheins ist deshalb zu dieser Ver^
Wendung unwesentlich.
Sich eine Schätzung dieser Kraft in ihrer möglichst großen Ausdehnung
zu bilden, würde alle Grenzen der Phantasie überschreiten;
denn die nötbigen Stoffe diese Kraft wirksam zu machen, sind nur
allein Wasser und Sonnenschein, welche in der ganzen Welt gefunden
werden können. Die Anwendung dieser Kraft erfordert nichts als
das Einsperren dieses DampfeS in einen festen, dichten, kompakten
Stoff, welcher nicht gerade auS Eisen oder andern Metallen bestehen
muß, obgleich dieselben vorzuziehen sind; Steine geformt oder gegossen
auf eine Art, die ich später angeben werde, entsprechen demselben
Zwecke, so daß wir an kein Material für die Maschine gebunden sind.
Um zu begreifen, wie statt deS EisenS oder Metalles Stein
angewendet werden kann, werde ich den höchst einfachen Bau einer
Dampfmaschine in größerem Maaßstabe, als dieselben bisher angewendet
wurden, erklären.
Man versenke einen aus einem Stücke bestehenden Stein von
hinreichender Dicke und mit einer cylindrischen oder viereckigen Höh^
lung senkrecht in die Erde. Die Mündung scy durch einen starken
Deckel von Eisen, Metall oder Stein und durch Querstangen fest
verschlossen und ein Stein so eng in die Höhlung eingepaßt, daß el
dann nockz auf und ab bewegt werden kann. Dieser Stein ftebc
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— 21 —
durch einen Stempel oder durch eine Eiscnstangc mit dem Arme
einer Waage in Verbindung. Ist derselbe nun nahe an dem obcrn
Ende der Höhlung, so gießt man in den Zwischenraum zwischen dem
Stein und dem Deckel Wasser, welches, da sich der Deckel im Fokus
eines Brennspiegels befindet, alsbald erhißt und in Dampf verwandelt
wird. Der am Piston oder Kolben befindliche Stein wird nun
durch die Erpansivkraft des Dampfes von oben hinabgedrückt und
die Lust oder der Dampf unter dem Steine geht durch eine Klappe
am untern Thcil der Höhlung ab. Bewegt sich hierauf der Stein
wieder nach oben , so tritt der Dampf durch ein zweites Ventil am
vbern Ende aus. Hat man eine zweite ähnliche Vorrichtung, deren
Piston mit dem andern Ende der Wage in Verbindung steht, so
wechselt diese mit der erstem auf dieselbe Art und es strömt das
Wasser bei jeder Bewegung der Wage bald in den einen bald in
den andern leeren Raum, der sich in der Höhlung zwischen dem
bewegbaren Steine nm Piston und dem Deckel bildet. —
Der Unterschied vom gewöhnlichen Erhitzen dcS WasscrS besteht
hier darin, daß der Fokus dcö Brennspiegels viel mächtiger und gleichförmiger
wick als Feuer, und daß das Wasser dadurch, daß man
dem Zwischenraum zwischen dem Stein und dem Deckel, der als
Kochkessel dient, eine geeignete Gestalt gibt, augenblicklich erhitzt wird.
Ünd dieß wird bewirkt, wenn man der Hitze des Fokus eine eben ausgedehnte
Fläche und eine möglichst dünne Wasscrmasse entgegen setzt.
Die Einzclnheiten einer solchen Maschine brauchen hier nicht beschrieben
Zu werden. Durch eine solche Vorrichtung kann die volle Kraft des
heißesten Dampfes, bei höchst geringen HülfSmitteln zur Anwendung
gebracht werden.
So mag auch die Dampfkraft viel höher gespannt werden als
es jetzt gewöhnlich geschieht. —
Keine Kraft für irgend einen mechanischen Zweck ist so groß,
baß sie nicht durch Dampf erzeugt werden könnte. Eine kurze Skizze
von Versuchen, welche dieß bewiesen haben, wird dieß bestätigen.
Die Dampfkraft wird gewöhnlich mit dem Luftdrucke verglichen
Und letztere wird deßhalb gewöhnlich als Maaß hiesiir angenommen.
^Nz diesen Ausdruck zu verstehen ist es nöthig mit den Elementen
Aörologie bekannt zu werden.
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Einige Leser mögen diesem Gegenstand noch keine Aufmerksamkeit
geschenkt baben, und cS mag deßhalb nicht überflüssig seyn, eine kurze
Idee davon zu geben, soviel wenigstens als zu meinen Beweisen nöthig
ist.
Die Lust oder Atmosphäre, welche die Erde umgibt, ist ein
Meer von einer wägbaren Flüssigkeit, welche, obgleich sehr dünn und
leicht, doch bei einer Höhe von manchen Meilen mit ihrem Gewicht
gerade so auf die Oberfläche der Erde drückt, wie das Wasser in
einem Gefässe, Flusse oder See gegen seinen Grund. Wir fühlen
oder bemerken dieses Gewicht oder den Druck der Atmosphäre nicht
unmittelbar, weil letztere auf gleiche Art auf die Innen – und Aussenseite
unseres Körpers und so auf jeden andern Körper oder Gegenstand
drückt. Sobald wir jedoch das Gleichgewicht dieses Druckes
durch künstliche Mittel zerstören, so entdecken wir seine Wirkung, und
kö.zncn sie vollkommen messen.
Nehmen wir z. B. eine Röhre, 30 Fuß lang und darüber, in
senkrechter Stellung, schließen sie an dem einen Ende und lassen daö
andere geöffnet, füllen sie mit Wasser, und kehren sie auf eine geschickte
Weise um, so daß das geschlossene Ende nach oben, das offene
nach unten sieht, so wird das Wasser nicht ganz herausfließen, sondern
etwa 30 Fuß hoch in der Röhre hängen bleiben, obgleich daö
untere Ende offen ist, wie groß auch der Durchmesser oder die Weite
der Röhre seyn mag. Der Grund hicvon ist, daß die Atmosphäre
mit einem gleichen Gewicht gegen das offene Ende der Röhre drückt,
während sie durch den Schluß des obcrn Endes abgeschnitten bleibt,
was sich als wahr herausstellen wird, sobald man das obere Ende
öffnet, wo sodann das Wasser aus der Röhre ausfließt, da das Gleichgewicht
an beiden Enden der Röhre hergestellt ist. Dieser Versuch
zeigt zu gleicher Zeit, daß die Atmosphäre auf die Erdoberfläche und
auf alles waS darauf ist, mit einem Gewichte drückt, welches einer
Wassermassc von 30 Fuß Höhe gleichkommt.
Die Luft als elastischer Körper kann in noch engeren Raum
eingepreßt werden, und wird alsdann immer mit einer Dehnkra?
widerstehen, welche der gleich kommt, womit sie zusammengedrückk
wurde. So wird, wenn die Luft in einen halb so großen Raum
eingedrückt wird als vorher, ihr Gegendruck zweimal so groß alS
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– LS —
juvor seyn; da sie aber durch dqö Gegengewicht, welches der Druck
der Atmosphäre vorher auf sie ausübte, als im Zustande des Gleichgewichts
nicht wahrnehmbar war, so wird sie nun in ihrem zusamtncngedrückten
Znstande einen Widerstand zeigen, der dem Drucke der
Atmosphäre gleich kommt. Ist die Luft in eh Dnttel, Viertel ze.
des früheren Raumes gedrückt, so wird sie ,mt einer Erpansivkraft
widerstehen, welche gleich dem 3, ^fachen u. s. w. .deS Drucks der
Atmosphäre ist, und diese Erpansivkraft würde heißen eine Kraft von
1, 4 u. s. w. Atmosphären.
Der Dampf ist eben so elastisch und seine Expansivkraft, wenn
er eingeschränkt ist, wird auf dieselbe Art gemessen u^d durch die
Anzahl der Atmosphären benannt, mit welchen sie im Gleichgewichte
steht. Um dieses Gewicht, mit wflchem ciye gewisse Dampfkraft im
Gleichgewicht verharrt, in Pfuflden auszudrücken, nehme man die
Schwere cmer 30 Fuß hphen Wassersäule mit einer Grundfläche
gleich der, auf nÄche der Dampf wirken soll, und multiplizire sie
Mit der Anzahl der Atmosphären, welche der Dampfkraft gleich sind.
Wenn z. B. eine Dampfkraft von 100 Atmosphären auf einen Piston
zu wirken hätte, der dem Dampfe eine Oberfläche von 1 Quadratfuß
entgegen setzen würde, so würde der Druck oder die Dampfkraft dem
Gewichte einer Wassersäule gleich seyn von einer Höhe von 30 mal
100 oder 3000 Fuß und mit einer Grundfläche von 1 Quadratsuß.
Vkan nehme nun daS Gewicht einer Wassersäule von 30 Fuß Höhe
nnd 1 Quadratfuß Grundfläche oder von ZOKubikfuß Wasser, gleich
2000 Pfunden an, so würde der Druck von 100 Atmosphären auf
einen Quadratfuß2000 mal 100 odex 200,000Pfunden entsprechen.—
Die Erpansivkraft des Dampseö ist nicht immer dieselbe, sondern
Zachst mit dem Zunehmen der Hitze, vorausgesetzt die Quantität des
angewandten Wassers und der Raum der Einsperrung bleiben dieselben.
Versuche haben gezeigt, daß der Druck des Dampfes bei 80
^rad Neaumur, oder bei dem Siedpunkte dcS WasscrS, 1 Atmosphäre
“der 200« Pfunden auf 1 Quadratfuß entspricht.
Bei «7 Gr.R. 2 Atmosphären bei 130Gr.N. 6 Atmosphären
“103 ” ” 3 ” „ 13ö
“116.5” “4 ” „ 140 ?, „ 8 „
“124 „ „ 5 ” ,/ 14S „ „ 10 „
3
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— —
Bei 270 Gr. N. 100Atmosphären bei 460 Gr. N. (53! Atmosphären
„ 300 „ „ 150 ” “50l) „ „ 820
„ 370 „ „ 309″ „ „ s,80 „ „ 20(U
„ 400 „ „ 400 „ „ 80>> „ 3080 „
„ 440 „ „ 547 „ „ 1000 „ „ 531« ^,
Ist der Druck von 1 Ouadratfuß für 1 Atmosphäre 2000 ss,
so beträgt er bei 1000 Grad R. 5316 Atmosphären oder 10,632,000
Pfund auf den Quadratfuß.
Ist alles Wasser in Dampf verwandelt, so wächst die Erpansivkraft
desselben gleichförmig bei jedem Grade N. von verstärkter Hipe
um 0,0047 ibreS Drucks auf eine Atmosphäre.
Mit Brennspiegem vermögen wir jeden bekannten Hitzegrad ;u
erzeugen, ohne irgend ein Material zu verbrauchen. 1000 Grad N.
ist noch eine mäßige Hitze. In Gießereien und Laboratorien braucht
man oft 16,000 Grade R. und darüber. Wenn 1000 Grade R. >
einen Dampf zu erzeugen im Stande sind mit einem Druck von mehr
als S000 Atmosphären, oder mehr als 1’0 Millionen Pfund auf einen
Quadratfuß, und wir sehen eine Fläche von 10 oder 100 Quadratfußen
der unmittelbaren Wirkung des Dampfes auS, und wenn daS
Piston im Verbältm’ß von 2 Fuß auf jede Sekunde sich bewegen würde,
so würden wir eine Kraft erhalten von 100 mal 10 Millionen,
oder von 1000 Millionen Pfunden, welche sich in jeder Sekunde 2 Fuß
hoch auf oder ab bewegen würden. Die Erfahrung lehrt, daß ein
gewöhnlicher Arbeiter bei dauerndem Flciße im Stande ist, in der
Sekunde 20 Pfund 2 Fuß hoch zu heben, daraus folgt, daß eine
Kraft von 1000 Millionen Pfm^en im selben Verhältnisse der Bewc^
gung, einer Kraft gleich kommt von 1,000,000,000 dividirt dnrch 20,
oder von 50 Millionen Menschen. Geben wir jedem Tage im Durch/
schnitt nur 6 Stunden Sonnenschein und rechnen 12 Stunden Arbeit
auf den Mann> so würde diese Kraft immer noch einer Kraft vo”
25 Millionen Menschen gleichkommen. Aber dieses Beispiel zeigt,
daß wir an keine Gränzen der Kraft für irgend einen denkbaren Zweck,
gebunden wären und daß diese Kraft im Vergleich zu ihrer Anwen’
dung nur wenig Raum verlangen würde.
Vielleicht möcht ihr bei der Idee von ungeheuer« Ausgaben und
Materialbedarf zu solch einer mächtigen Maschine staunen? Aber
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— 35 —
dann habe ich euch in’sGedächtmß zurückzurufen, waö ich schon in
Hinsicht des Baues von?ampftnaschincn enuähnt habe; nämlich wir
brauchen kei.le Metalle^ noch andere theurc Stoffe zu dm Maschinen,
wenn gleich Eisen und ähnliche feste Metalle am tauglichsten sind.
Die Röhren oder Dqmpfbphälter können von soliden Stemm gemacht,
gegossen uno geschmolzen und zu einer Härte und Consistenz gebrannt
werden, welche dem besten Steine entspricht, jede erforderliche Dicke
erhalten und so in den Boden versenkt werden. Zu dem Piston selbst
und dem Deckel ist Eisen vorzuziehen. Das Brennen solcher Steine
ist ein Gegenstand, der eine Folge meiner Vorschlage bilden wird.
Wie dem sey, Eisen gibt eS genug in der Welt. Nichts ist in
der Natur so verbreitet als Eisenz fast alle Stoffe sind mehr oder
weniger damit geschwängert. Plätze von einigen Quadratmoilen
sind voll Eisen, und wenn wir gleich nicht den hundertsten Thcil
der Erdoberfläche in dieser Hinsicht ausgeforscht haben, so haben wir
es doch zu einem Preise, der nur um ganz wenig die Auslagen für
das Graben, Zubereiten’und den Transport übersteigt, und selbst
dieser Preis würde bald zu einer Kleinigkeit rcduzirt werden> könnten
wir den zum Erwerb nöthigen Arbeltslohn ersparen und Kräfte
dafür anwenden, welche uns nichts kosten, wie dieß durch meine
Beweise schon dargethan wurde.
Wir haben bis jetzt nur einen sehr kleinen Theil von den Ungeheuern
Vvrräthcn an Eisen verbraucht, welche seither in dcrNatur
entdeckt wurden, und sehr wahrscheinlich wird eine unvergleichlich
größere Masse noch entdeckt werden. So unterliegt eS keinem Zweifel,
daß wir mit diesem Metalle in Fülle zu all unsern mechanischen
Zwecken versehen sind. Entgegnet ihr aber, daß wir nicht für
die Zukunft leben, nun so können wir dieses Metall durch andere
Stoffe ersetzen, wie bereits erwähnt wurde. — Die Dampfkraft ist
also keinen Gränzcn unterworfen. Ihre Erfordernisse sind Sonnenschein
Wasser und feste Stoffe, um den Dampf einzuschließen, und
keinerlei Materien werden verbraucht.
Aber nicht nur zur Erzeugung von Dampf dienen die Brennspiegcl;
sie können auch noch zu verschiedenen anderen Zwecken von
großer Wichtigkeit benutzt werden, wie ich nachher zeigen werde.
Habe ich zuviel behauptet, wenn ich zu zeigen versprach, daß
3*
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– 30 –
in der Natur millionenmül größere Kräfte vorhanden sind als daS
ganze Menschengeschlecht mit vereinigten Anstrengungen der Sinne
und Muskeln hervorzubringen im Stande ist? —
Die Dampfkraft und die Kraft des Windes können auf dem
ganzen Erdballe, auf dem Lande oder Meere, zumal oder nach einander
angewandt werden, ganz wie eS als zuträglich erfunden wird. Die
3 gigantischen Kräfte deS DampfcS, deö MindeS und der Wellen
mögen auf der bohen See gleichzeitig, oder Eine allein, oder in
Ermangelung der 3ten 2 davon benutzt werden. Die 4 Kräfte deS
Dampfes, Windes, der Wellen und der Ebbe oder Fluth sind zugleich
zu unserer Disposition längs der Küsten, und an seichten
Stellen deS MccrcS. Nie werden sie gänzlich aufhören. ES gibt
Meereötheilc, wo Wolken und Nebel mit Wind herrschen, und andere
Stellen, wo ein klarer Himmel mit Windstitte vorherrscht. Bei
dem ersteren haben wir Wind und Wellen, bei dem letzteren Sonnenstrahlen
für Brennspiegel zu unserer Verfügung. Machen wir
von einer oder der andern Kraft Gebrauch, wie eS der Zufall gibt,
so sind wir im Stande, den Ozean nach jeder Richtung auf schwimmenden
Inseln mit aller Bequemlichkeit und mit jedem Genüsse,
ohne Gefahr, mit einer täglichen Geschwindigkeit von 4000 Meilen
zu durchkreuzen. Wie auf diesen schwimmenden Inseln Flüßchcn
voll süßen und gesunden Wassers mitten im Meere geschaffen werden
können, wird nun kein Käthsel mehr seyn. Seewasser in Dampf
verwandelt, wird das Salz auf dem Boden lassen und sich zu süßem
Wasser destilliren. So mögen Dampfmaschinen, seien sie zur Fortbewegung
der schwimmenden Inseln oder zu sonst rincm Zwecke
verwendet, zu gleicher Zeit zum Destilliren deS süßen WasscrS dienen,
welches in Becken gesammelt, mittelst Kanälen über die ganze
Insel geleitet werden kann, nährend eS durch künstliche Mittel in
kühles, frisches Wasser verwandelt wird, daS an Gesundheit daö
beste Quellwasser übertrifft, weil die Natur selten Wasser von gleicher
Reinheit von selbst destillirt/ ohne irgend einen Stoff beizumischen,
der von weniger gesundem Einflüsse auf den menschlichen Körper
wäre.
Ich habe biö jetzt nur von den hauptsächlichsten und allgemeinsten
Kräften in der Natur gesprochen, welche seither unbenutzt dem
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– Z7 –
Menschen vor Augen gelegen haben, und deren Anwendung keines
Verbrauchs an Stoffen bedarf. Wie gesehen wurde, haben sie
ihren Ursprung in den Bewegungen der Atmosphäre, in den Sonnenstrahlen,
und in den Bewegungen des Meeres, verursacht entweder
durch die Anziehungskraft des Mondes oder durch den Wind.
Aber dies sind nicht die alleinigen Kräfte, welche die Natur zu unserem
Gebrauche stellte. Es gibt viele andere, wenn auch weniger
allgemein oder wichtig, welche ich jedoch nickt näher beleuchten werde,
da ich bis zum Gegenstand meiner Aufgabe, zu zeigen, daß überflüssige
Kraft zu allen unfern voraussichtlichen Zwecken vorhanden
seye, vorgedrungen bin.
Dieser Beweis kann nur auf allgemeinem Wege geführt werden,
auch kann ich Mit meinen Resultaten nicht in kleinliches Detail
eingehen; letzteres würde hier zwecklos seyn. Die Frage ist nicht,
ob die bezeichneten Krälte irgend geringer oder auch größer seyen,
als angeführt wurde, oder ob sie von solch gigantischer Größe sind,
daß sie weit über all unser« Bedarf ausreichen. Hätte der Beweis
von dem Dasein dieser Kräfte sie als gerade hinreichend für die
großen Zwecke, welche wir im Auge haben, erkennen lassen, so
würde eö wesentlich seyn, auSzusinden, ob nicht vielleicht irgend ein
kleiner Jrrthum sich dabei eingeschlichen, ob keine Ungenauigkeit oder
Übertreibung bei Anführung der Versuche, stattgefunden habe. Wenn
aber allgemein gekannte Thatsachen oder ganz unwiderlegliche Experimente
beweisen, daß es auch bei der geringsten Annahme, tausend
und wahrscheinlich 10 tausendmal größere Kräfte gibt, als wir möglicher
Weise bedürfen, so müssen alle Zweifel oder Vorstellungen
von möglicher Unzulänglichkeit dieser Kräfte für immer ver chwinden,
und wir dürfen in dieser Hinsicht vollkommen beruhigt seyn. Zu
diesem Zwecke habe ich mich befleißigt, die Kräfte> welche für unsere
großen Zwecke angewandt werden können, in ihrem ganzen Umfange
aufzuführen. Wenn Vorschläge, wie die mcinigen, fabelhaft erscheinen
können, so suche man den Grund davon in den engherzigen Begriffen
und in der Unaufmerksamkeit, womit Dinge in der Natur behandelt
werden, welche wesentlich zur Verbesserung des Menschengeschlechts
beitragen könnten; man suche ihn ferner in den beklagenSwerthen
Vorurthcilen, in welchen wir aufcrzogen wurden.
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— 38 —
Der wißbegierige, nachdenkende Geist wird alöbalv den Zusammenhang
zwischen den Mitteln und ihren Wirkungen entdecken. Aber
eS gibt auch Menschen, welche so schlecht von der Natur begünstigt
sind, daß sie auf unausstehliche Weise an ihren engen Begriffen
hängen, ohne nach der Wahrheit neuer Ideen zu forschen, und welche,
um ihre GeisteSträghcit zu entschuldigen, lieber ihren Stolz darin
finden, alles was ihnen neu erscheint, zu verachten und zu bekritteln
oder gar lächerlich zu machen.
Wir haben Ueberfluß an Kraft ohne Gränzen, millionenmal
größer, als Alles, waS seither alle Menschen der Erde bewirken
konnten: dieß ist bewiesen: ziemt eS nun einem verständigen Manne,
in seiner Gefühllosigkeit und Gleichgültigkeit gegen diese Kräfte zu
verharren? Hyt er nicht heut zu Tage genug Bersuche in Maschinerien
kennen gelernt, um seinen Geist zu den großen Vortheilcn zu
erheben, welche sie mehr und mehr hervorbringen? Wird dem
Geiste kein neues Licht aufgehen bei Anschauung dieser ricsenartigcn
Kräfte, welche die Menschen gar nichts kosten? Die Natur spielt
mit diesen mächtigen Kräften auf die unregelmäßigste Art vor unfern
Augen. Wollte man sie unmittelbar so, wie sie sich pnS darbieten,
auf Maschinerien für unsere Zwecke anwenden, so könnten sie allerdings
nur mit großen Unregelmäßigkeiten und Unterbrechungen wirken.
Wahrscheinlich ist cS diesem Umstände zuzuschreiben, daß die Menschen
bis jetzt so wenig Nutzen daraus zogen. Diesen: Nachthcile
aber wird dadurch abgeholfen werden, daß man zwischen diese Kräfte
und ihre Endwirkung etwas Vermittelndes bringt, wodurch sie zu
gleichförmiger Wirkung gebracht werden, oder mit andern Worten,
daß man sie zu ununterbrochener Bewegung und gleichmäßiger Wirkung
umzuschaffen sucht. Da wir Kräfte im tteberflusse haben, so
unregelmäßig sie auch seyn mögen, so können wir mit jeder nöthigen
Kraft und überall eine immerdanerndc Bewegung hinführen.
Um diesen Zweck zu erreichen, müssen wir für die Kraft deö
WindcS, Dampfes zc. eine Gegenwirkung hervorbringen. DaS Gewicht
einer aufgezogenen Wanduhr gibt uns ein Bild von letzterer.
Das Sinken dieses Gewichts ist die Gegenwirkung des Aufziehens.
Es ist gerade nicht nöthig so lange mit dem Aufziehen des Gcwick
teö zu warten, bis eS ganz herabgesunken ist, sondern eS mag theil-
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— 39 —
lveise oder ganz aufgezogen werden; und geschieht dieß immer, ehe
das Gewicht den Boden erreicht, so wird die Uhr fortdauernd im
Gange feyn. Auf ähnlichem, wenn auch nicht auf gleichem Wege
können wir eine Gegenwirkung in größerem Maaßstäbe bewerkstelligen.
Wir können z. B. Wasser durch die unmittelbare Anwendung
vott Wind oder Dampf in ein hochgelegenes Bassin bringen, aus
welchem dasselbe durch einen Auslaß auf ein Rad oder auf eine
sonstige Vorrichtung fallen kann, um eine Maschinerie in Gattg zu
bringen. So vermögen wir Wasser in irgend einem hochgelegenen
Teicke aufzubewahren und zu jeder Zeit durch den Auslaß so viel
davon zu verwenden, als wir bedürfen. Durch dieses Mittel kann
die ursprüngliche Kraft noch manche Tage fortwirken, wenn ihr unmittelbarer
Einfluß längst aufgehört hat.
Um einen vichtigen Begriff zu bekommen, wie, lange und . wie
stark eine Kraft in Gegenwirkung erhalten werden kann, wird es
nothig feyn, hier einige Fälle speziell aufzuzählen.
Man denke sich eine Erhöhung des Grundes von etwa 100 Fuß
über den zunächst liegenden Boden. Ihre Fläche sey ein 1000 Fuß
langes Quadrat, und es sey um dieselbe eine 20 Fuß hohe Mauer,
als Einschlußwand eines Beckens aufgeführt.
Man lasse ferner auf passende Art von den zunächst liegenden
tiefsten Punkten durch Männer Wasser in die Höbe heben. Aus der
Erfahrung, daß ein gewöhnlicher Arbeiter 20 Pfund in einer Sekunde
2 Fuß boch heben kann, wenn er beständig arbeitet, folgt, daß er
innerhalb 50 bis 60 Sekunden 20 Pfund 100 bis 120 Fuß hoch
zu heben vermag; d. h. von dem ursprünglichen Boden an bis zur
Spitze des Beckens. Es würde demzufolge ein Kubikfust Wasser
in 3 Minuten zu ebcu dieser Höhe gehoben werden können, und eS
könnte also ein Mann in 12 Stunden oder in einem Tage 240
Kubikfuß und in hundert Tagen 24,000 Kubikfuß Wassör zu der
erwähnten Höhe heben. Das angenommene Becken (dessen Grundflache
ein Quadrat ist mit einer Seite von 1000 Fuß und dessen
Tiefe 20 Fuß ist) hält 20,000,000 Kubikfuß. Die Füllung dieses
Beckens in 100 Tagen würde eine Arbeit von 800 bis 1000 Mann
bedürfen. Eine Kraft, welche denselben Zweck ebenfalls in 100
Tagen erreichen könnte, müßte nach Obigem einer Kraft von 1000 ^
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– 40 —
Mann gleich kommen. Es ist klar und bedarf keiner Weilern Erklärung,
daß das Wasser deö Beckens, wurde es wieder hinabfallen,
dieselbe Kraft äußern müßte; denn cS würde durch sein Fallen im
Stande sein, dieselbe Wasscrmasse in derselben Zeit wieder auf die
nämliche Höhe zu heben, wobei man jedoch den freilich unbedeutenden
Verlust, den eS durch Verdunstung erleidet, abziehen muß.
Eö würde demnach dieses Becken durch daS Sinken seines Wassers
eine Gegenkraft bewirken, welche der Kraft von 1000 Mann auf
100 Tage, oder von 10,000 Mann für 10 Tage gleich zu setzen
wäre. Ein Zeitraum von 100 Tagen würde länger fein, als irgend
eine anhaltende Windstille dauert, und daher für die alleinige. Anwendung
von Wind mehr als genügen. Bei dem gleichzeitigen
Gebrauche von Sonnenschein und Wind würde daher noch vlcl
mehr eine Periode von 100 Tagen vollständig hinreichen, um das
Becken beständig mit Wasser gefüllt zu erhalten. — Solche Becken
von mäßiger Erhöhung und geringerem Umfange brauchen nicht
gerade künstlich verfertigt zu werden, sondern werden sehr häusig
in der Natur schon vorhanden gefunden und erfordern dann zu ihrer
Vollendung nur geringe Nachhülse. Sie bedürfen keiner regelmäßigen
Form. Jedes Thal von Höhen umgeben, mit tieferen Gründen
in der Nachbarschaft würden dem Zwecke entsprechen. Kleine Erdrisse
kann man ausfüllen.
Für den Anfang derartiger Unternehmungen können solche Orte
gut verwendet werden, aber später, wenn die Kräfte für die Zwecke,
die man im Auge hat, in ihre volle Wirkung treten, kann man
größere und vollkommenere Vorrichtungen ohne Unkosten anlegen.
Hügel und Berge gewähren natürliche Hülföquellen für diesen Zweck.
Je höher das Becken, desto weniger Raum ist nöthig, denn um so
mehr Kraft wird durch dieselbe Wassermasse bei größerem Gefäll
hervorgebracht. Aber man nehme selbst ein ganz ebenes Land, so
können wir durch Anwendung von einer der angeführten Kräfte irgend
ein weites Loch von 200 blS 250 Fnß Tiefe ausgraben, und mit
dem Stoffe, den wir daraus gewinnen, eine Erhöhung von 300 Fuß
am Rande aufwerfen, so daß wir eine relative Höhe von 500 bis
‘>>0 Fuß erhalten. Die Oberfläche dieser Erhöhung bilde ein Qua”
dral von 2000 Fuß Länge, das Wasser deS durch sie gebildeten
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— öl —
Beckens scye 100 Fuß tief und es falle durchschnittlich 400 Fuß,
so kann die Gegenkraft bis zu einer 8 Mal größeren Starke gebracht
werden als die des früher erwähnten Beckens, denn ihre Grundfläche
wird 4mal, ihre Tiefe 5mal, ihr Fall 4mal und also ihre Gegenkraft
4 x 5 x 4mal, oder 80mal so groß sein, als die Berechnung
im crsteren Falle zeigt. Bringt nun dieß früher beschriebene Becken
eine Kraft von 10,000 Mann für 10 Tage hervor, so wird das letztere
in dieser Zeit eine Kraft von 80 X 10,000 oder 800,000 Mann
auszuüben im Stande sein. In solcher Tiefe wird man überall
genuF Wasser finden. Wäre dieß aber nicht der Fall, so können
wir statt Wasser Sand, Steine:c. gebrauchen, welche den Vortheil haben,
nicht zu verdunsten und schwerer zu sein, welche also weniger Raum
für eine gleiche Quantität Kraft erfordern. Jndeß verursachen diese
trockenen Stoffe etwas mehr Reibung als Wasser, ohne daß jedoch
dadurch ihre übrige Wirkung wesentlich beeinträchtigt würde.
Der Raum, welchen dieses Loch und die angranzende Erhöhung
einnehmen, ist für Bepflanzung deS BodenS nicht verloren. Beide
Oberflächen mögen mit Flößen bedeckt sein, die mit fruchtbarer Erde
überdeckt, verschiedenartige Gemüse hervorbringen, welche hier eben
so gut wachsen würden, als irgendwo anders. —
Die Gegenkraft ist nicht bei jeder Anwendung der ursprünglichen
Kraft erforderlich, sondern nur bei einer solchen, welche keinen Aufschub
leidet, wie z. B. bei dem Baue des BodenS in der geeigneten
Jahreszeit. In andern Fällen und bei den meisten Verwendungen
ist cS gleichgültig, zu welcher Zeit die Maschinerie wirkt, oder ob
sie dieß beständig oder in Zwischenräumen tbut. In diesen Fällen
können dann die ursprünglichen Kräfte deö Windcö, Dampfes ze.
unmittelbar bcnützt werden. ES kann daher daö obige Mittel, durch
welches diese Kräfte beständig und zu jeder beliebigen Zeit in Tätigkeit
gesetzt werden können, hauptsächlich auf die Bearbeitung des
BodenS beschränkt werden. Gäbe eS indessen irgend einen Grund,
der eS ivünschenöwerth machte, daß man in den Stand gesetzt würde,
die Gegenkraft auf demselben Räume, der als Beispiel angeführt
würde, noch größer zu machen, so würde die hiezu nöthigc Vorrichtung
leicht in einen größern Maaßstab ausgedehnt werden können.
Äum Beispiel eine Erhöhung von 1000 Fuß über dem Grunde der
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— 42 —
daneben liegenden Vertiefung mit dem Flächeninhalte von einer
Quadratmeilc oder von 5000 Fuß im Quadrate, mit 400 Fuß
tiefem Wasser, mit einem Falle von zwischen 600—1000 oder durchs
schnittlich 800 Fuß, würde für 10 Tage eine Kraft hervorbringen^-
verglichen mit einem Becken von 1000 Fuß im Quadrat, 100 Fuß
Fallhöhe und 20 Fuß Wasserhöhe (welches gleich 10,000 Menschenkräften
ist), — von 25x20x8xl0M0 oder von 40,000,000
Menschenkraften, welche Kraft weit über alle möglichen Bedürfnisse
eines so kleinen Raumes hinausgeht. — Auf der hohen See oder
entlang den Küsten, wo mehrere Kräfte zusammen sich vereinigen,
und wo nicht leicht ein vollständiges Aufhören von allen gleichzeitig
eintritt, ist wenig oder kein Grund für eine Gegenkraft vorhanden.
Das Emporheben deS Wassers oder anderer schwerer Stoffe,
sowie das Sinkenlassen desselben, kann auf verschiedene Art bewirkt
werden, welches ich hier nicht näher auseinander setze. Die Lokalitäten
müssen dem geeigneten Mechanismus an die Hand gehen,
welcher in allen Fällen nur höchst einfach sein kann.
Schon gewöhnliche Wasscrmaschinen erfüllen jeden erforderlichen
Zweck. Sowohl für daS Heben als Sinken der Stoffe sind, wenn
die Höhe sehr bedeutend ist, eine Rolle an der Spitze, eine andere
auf dem Boden, um beide eine Kette geschlungen, an welche ans geeignete
Weise Wasser-Eimer befestigt sind, dem Zwecke vollkommen
entsprechend. Die Porrichtung zum Heben von Stoffen kann wirken,
wenn die Natur günstige Gelegenbeit bietet, das ist, wenn die Sonne
scheint oder der Wind weht. DaS Sittken der Stoffe aber kann
ununterbrochen mit gleicher Kraft auf irgend eine andere Vorrichtung
wirken, welche damit in Verbindung steht. Beide Maschinen zum
Hinaufziehen oder Herablassen können ohne alle Überwachung thätiq
sein, ausgenommen in Fällen, wo irgend eine Aenderung Statt finden
soll. So kann eine Kraft von vielen tausend oder selbst Mittionen
Menschen beständig im Gange sein, bis durch die Länge der Zeit
die Maschinerie abgenutzt ist; und nur einer oder wenige Menschen
werden erfordert, sie in Ordnung zu erhalten und ihre Anwendung
zu dirigircn.
Ich habe die Größe und Einrichtung der hauptsächlichsten
leblosen Kräfte der Natur auseinander gesetzt und dadurch de”
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– 43 —
Grund enthüllt, auf welchen meine ausgedehnten Vorschläge
gebaut sind. Wenn wir Kräfte zu unserer Disposition gestellt sehen,
Millionenmal größer alö beim geringsten Anschlage alle vereinten
Kräfte unserer Sinne Und Muskeln hervorbringen Zonnen, wenn
wir sehen, daß es in unserer Macht steht, diese Kräfte beständig und
gleichförmig wirken zu lassen, können wir alsdann diese Entdeckung
mit Gleichgültigkeit betrachten? Wenn die ersten Elemente der Mechanik
lehren, daß es keine denkbare Bewegung gebe, welche nicht
durch irgeud einen Mechanismus hervorgebracht werden kann, vorausgesetzt,
wir haben die erforderliche Kraft dazu, können wir, als
vernünftige Menschen, über diese Riesenkräfte nachdenken ohne zu fragen,
ob sie nicht benutzt werden könnten und warum sie noch nie zum
Wohle der Menschheit angewandt wurden? Kann es einem vernünftigen
Manne länger befremdend erscheinen, daß mit solchen
Riesenkräften in Einem Jahre mehr bewirkt werden kann, als die
Menschen seither in taustndön von Jahren leisten konnten? Kann
ein Mann von gesundem Urtheile es für absurd und thöricht erklären,
wenn Dinge bewirkt werden sollen, an deren Anblick er bisher nicht
gewöhnt war, und dieß durch Anwendung solch enormer Kräfte, die
seither unberücksichtigt ihr Spiel trieben? Sind diese Kräfte nicht
hinreichend, bei allgemeiner Anwendung der Natur eine ganz andere
Gestalt zu geben? WaS wird uns hindern, den größten möglichen
Nutzen daraus zu ziehen, wenn wir sie umsonst haben können? ÄZir
wissen bereits, daß bei einer beharrlichen Industrie von mehreren
Jahrhunderten eine volkreiche Nation einen unfrüchtbdren Wald in
herrliche Gärten umwandeln kann, durchschnitten von Kanälen, behufs
der Bebauung, mit herrlichen und bequemen Landhäusern gefüllt
Und versehen mit jedem Comfort und jedem denkbaren Lebensgenüsse.
Was hätte man nun für Grund, es unmöglich zu sindett, dieses
und mehr noch durch Kräfte hervorzubringen, welche über Hundertjahrige
Anstrengungen einer Nation hinausgehen? Nichts gibt uns
ein Recht zu solchen Gedanken; sie sind nur Folge eines blinden
AnklcbenS an alltägliche Eindrücke, und gehören Köpfen an, die an
kein Nachdenken gewöhnt sind. Solch ein trägcS Anhängen nn Gewohnheiten
aber ist daö Verderblichste und Entehrendste von allen
Menschlichen Uebeln, detw eö nähert den Menschen dem Standpunkte
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— 44 —
der Thicre, indem er die kostbarste Gabe seines Schöpfers, den
Verstand, der ihn allein über die Thiere erheben kann, vernachläßigt.
Die Thiere folgen der Gewohnheit, ohne zu urtheilen; die Haussiere
z, B. hängen fest an ihren gewohnten Stätten und Weiden,
ob sie gleich dadurch zu Sklaven gemacht oder abgeschlachtet werden.
Der Mensch erhebt sich nur wenig über Thiere, wenn er in seinem
Denken und Handeln ein Sklave seiner Gewohnheiten bleibt. Wenn
er aber so weit bethört ist, daß er sich mit dieser GeistcSträgheit
sogar brüstet, dann hat er auch nicht den mindesten Anspruch auf
Nachsicht. Dieses Uebel findet sich aber nicht nur unter den Niedern
ungebildeten Volksklassen, bei welchen es leichter zu entschuldigen
sein möchte, sondern selbst bei gebildeten und hochgestellten Personen.
Letzteren möchte ich die Versicherung peben, daß ich nicht wünsche,
die traurige Lage zu verschlimmern, m der sie sich ohne ihr Wissen
befinden, sondern daß ich vielmehr die Hoffnung hege, daß es mir
gelingen wird, die Wirkung dieses UebelS auf sie und andere zu
schwächen, wenn ich sie gerade so behandle, wie ein Arzt einen
epidemisch Kranken behandelt. Ich will die Symptome dieser Epidemie
naher bezeichnen, als eine nützliche Warnung für Viele. —
Diese Symptome sind sehr allgemein. Der Patient ist sehr übcrmüthig
und sogleich mit seinem Urtheile bei der Hand> ohne Vcrnunftgründe
zu geben noch anzunehmen; er argwöhnt, statt zu
urtheilen; er urtheilt ehe er prüft, und bei diesem Unverstand belacht
er selbstgefällig, was er nicht versteht. — Man nehme sich vor
einem solchen unvernünftigen Thiere in Acht, eS ist unmöglich, vernünftig
mit ihm zu sprechen.
Wenn der Mensch, je daS Paradies durch seine Sünden, wie
man sagt, verloren hat, so muß eS die Sünde der Vernachläßignng
des ersten Gutes, der Vernunft, gewesen sein, denn sie allein gibt
ihm Herrschaft über die Thiere und ebenso über die leblose Schöpfung
und kann aus der Erde ein Paradies schaffen.
Der Mensch braucht sein Brod nicht im Schweiß seines Angesichtes
zu essen und ein Leben voll Plackerei und Elend zu führen,
außer er beharrt in seiner Geistesträgheit und verzichtet auf den
Gebrauch seiner Vernunft. Wir sind mit der Ansicht auferzogcn,
daß Industrie eine Tugend und eine Notwendigkeit für den Men-
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— 45 –
schon ist, und dieß ist sie in der ^hat,. — ich habe nicht im Sinne
Trägheit und Faulheit zu entschuldigen, oder gar, zu empfehlen; —
aber sie ist eS , nur mit Berücksichtigung unserer jetzigen Stufe des
Wisscnö; denn sie gibt allein Mittel an die Hand, um uns gegen
Leiden und Noth zu schützen, unduns LebcnSbequemli^kelten, ja
selbst Achtung bei unsern Nachbarn.zu Verschaffen. Mit demselben
Rechte hält eS der Wilde für die zwei größten Tugenden, viele
Feinde zu erschlagen und die Thiexc in…semen Wäldern zu tödtcn;
denn sie bezwecken allein seine Selbstcrhaltung und die seiner Familie.
Der gebildetere Mensch bedarf anderer Tugenden. Unnöthige Plackereien
und Arbeit hören auf Tugend :u sxin. Die erhabener«
Eigenschaften eines freieren und glücklicheren ZustandeS treten an
ihre Stelle. WaS für eine Tugend kann eS auch sein, daS Leben
gleich dem eines Gefangenen auf der Tretmühle hinzubringen? Und
doch sind die Beschäftigungen der .heutigen Menschen nicht viel besser,
sondern bestehen in monotoner, abgeschmackter Plackerei, welche nur
die Gewohnheit und Roth einigermaßen erträglich machen und wodurch
zwar der Geist in Thätigkcit,, aber auch in einer Niedern
Gesinnung gehalten wird.
AuS Furcht vor Weitschweifigkeiten will ich nicht länger bei
diesem widerwärtigen Gegenstande verweilen, sondern mich zum
Landmanne auf dem Felde, zum.Arbeiter in seiner Wcrkstätte, oder
zu andern üblichen Beschäftigungen wenden» Welch ein verdumpfcnder
und langweiliger Beruf, den besten Theil des Lebens unter dem
ewigen Einerlei von sich immer wiederholenden mechanischen Bewegungen
und Arbeiten zuzubringen, die 10,000 Mal wiederholt noch
10,000 Mal wieder und wieder gemacht werden? Worin konnte
Wohl der Reiz cineö solchen Lebens..bestehen? Etwa darin, Geld
zu bekommen, um die Lebensbedürfnisse« zu befripdigcn! — Ist dieß
aber die höchste, erhabenste Aufgabe, welche der Mensch in der Welt
lösen soll! ES mag dieß eine Tugend öder ein MthwendigeS Uebcl
in einem Staate sein, wo Unwissenheit und Vorurtheilc vorherrschen,
aber eS ist keine Tugcüd, welche. sich ist der Natur vorfindet. —
Wo blüht denn Wissenschaft, Geistesbildung und die Verfeinerung des
Lebens am meisten? Niemals unter Völkern, welche ihr Leben in
Mühe und Sorge hinbrachten. Die Griechen hielten, alle mccha-
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m’schen Arbeiten eines freien Bnrger6^>nwürdig, und gebrauchten
deßhalb ihre Sklaven zu diesem Zw.^e. Daher ihre erhabenen
Gesinnungen, ihr hoher Stand von Geistesbildung und feinen Sitten,
worin sie allen ihren Nachbarn, selbst den Römern, überlegen waren.
Diesen alten Griechen allein verdanken wir unsere fetzige Vernunft-
Lehre. Betrachtet aber jetzt dasselbe Volk, die Nachkommen der
nämlichen Griechen — was für eine unwissende, unterdrückte Mcnschenra^
e! Auch für unS würden die Wissenschaften ihrer Vorfahren
verloren gegangen sein, wenn nicht besondere Kasten, welche sich der
Religion oder dem Herrschen widmeten und die mechanischen Arbeiten
ihrer unwürdig hielten, durch ihre wissenschaftlichen Forschungen die
Ueberreste jener alten erhabenen Erwerbungen aufbewahrt hätten;
denn die arbeitenden Klaffen, selbst des eivilisirtcn Europa’S, legten
sich nie auf die Wissenschaften, die Philosophie und die Veredlung
dcS Menschenlebens. Sip hatten andere Zwecke, nämlich Gewinnung
der gewöhnlichen Lebensbedürfnisse, welche ihnen weder Zeit übrig
ließen, uoch einen Gedanken an höheres Streben erlaubten, glücklich
genug, wenn sie sich durch Geld von der Arbeit, von physischer
Noth und von Furcht vor Mangel befreien konnten.
Es war schon oft die Frage, ob daS Leben eines Wilden in
seinen Wäldern und Einöden mcht dem civilisirten Leben mit seinem
Wechsel von Mühe und Annehmlichkeiten vorzuziehen seye? Aber e6
ist bekannt, daß ein einzelner Wilder nie auf einem flachen, offenen
Lande leben kann, woraus 100 arbeitsame, gebildete Menschen vollkommen
eristiren können. Deßhalb ist auch durchaus kein Grund
vorhanden, das Leben eines Wilden vorzugehen. Der Mensch sollte
bei seiner Ausbildung immer vorwärts, nie rückwärts geben und er
wird eS von selbst thun, wenn er nicht gewaltsam in seinem Laufe
gehindert oder anfgebalten wird. Wir leben gegenwärtig in einem
Zustande deS Fortschreitens, aber erst seit wenigen Jahrhunderten,
denn, wie die Geschichte lehrt, so waren die Menschen vor dieser
Zeit in große Barbarei versunken. Alte Nationen, welche vor manchen
tausend Jahren in Asien und Afrika lebten, hatten in manchen
Wissenschaften größere Kenntnisse erreicht, als wir heut zu Tage
besitzen, wenigstens beweisen dieses ihre Ruinen und Monmnente,
welche sie uns zurückgelassen. In letzterer Zeit haben wir Verbeft
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seruNgcn in sehr steigendem Verhältnisse hervorgebracht, auch ist dieß
ganz natürlich; denn Wisscnschqft erzeugt Wissenschaft, wie Reichthum
den Neichthum.
Bei unserem Systeme der Erziehung und des . öffentlichen Unterrichts
hinauf ln’6 zu den Universitäten begehen wir übrigens einen
Fehler, in welchem ein wesentliches Hindcrniß für unser geistiges
Fortschreiten liegt, pS ist nämlich der, daß die Wissenschaften der
Vernunft weniger gepflegt werden, als die des Gedächtnisses und
der Einbildung. Diesem Ueberreste-früherer Barbarei ist anch zuzuschreiben,
daß die Völker gewöhnlich so unvernünftig über alles
urtheilcn, was ihnen neu erscheint. Sie sind nicht daran gewöhnt,
viel nachzudenken oder mit Aufmerksamkeit zu forschen; die nützlichsten
Wissenschaften unserer Zeit sind ihnen entweder gar nicht, oder.mjr
oberflächlich zur Kenntniß gekommen. Ueberhaupt gibt es wcmg
Individuen, welche heut zu Tage in die Kcyntyiß nützlicher Gegen?
stände tief eingedrungen sind, und so ist auch die Mechanik noch
auf der Stufe der Kindheit. Es ist wahr, Verbesserungen folgen auf
Verbesserungen und werden zum Theil durch Patente der Regierungen
ermuthigt; aber sie sind mehr dem Zufalle oder Glücke zuzuschreiben.
Wenn gleich mathematisch, so hat die Wissenschaft der Mechanik doch kein
Haupt-System, welches die Grundregeln ihrer vollen Ausdehnung nach
behandelt und die Grönzcn ihrer.Anwendung angibt. Es findet
Nicht die geringste Idee von Vcrgleichung zwischen dem statt, was
in der Wissenschaft schon erforscht, wurda und wie viel noch gefunden
werden kann. Weder esnc Prüfnnfl der-Natnrkrä ihre Anwendung
zum Wohle der Menschheit nqch all’ ihren Verzweigungen
und nach ihrer ganzen Ausdehnung, siybxn statt,, pnd so kriechen wir
im Finstcrn herum lzich wundern WS über, jede.neue Ersindpng oder
Verbesserung in der Mechanik. .Mgn zwciftlt, verwirft und urtheilt
aufs Geradcwohl mit Zuversicht über , allc^, was neu erscheint, ohne
es zu verstehen, oder ohne sich die. Muhe zu geben, zu prüfen, und
so ist es auch eine schwere Aufgabe,,, eine Belehrung oder Ucberzcugnng
auszusprechen, welche solchen oberflächlichen und irrigen Begriffen
nicht ansteht. Die alten Griechen setzten die Mathematik an die
Spitze ihrer Erziehung und hielten es für pine freie. Bildung unumgänglich
notwendig, den Geist mehr an ein gutes, gesundes und
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scharfes Urthcil zu gewöhnen, als in diese Wissenschaft selbst tiefer
einzudringen. Wir aber sind froh unser Gedächtniß mit Begriffen
auszufüllen, ohne uns die Mühe zu geben, darüber zu urtbeilen,
und wenn wir es thun, geschieht eö ganz im Stillen. Daherkommt
auch die große Meinungsverschiedenheit, welche der beste Beweis
dafür ist, daß wir in großen Jrrthiimern leben.
Gehe ich hier zu weit in meinen Behauptungen? Wenn dieß
der Fall wäre, so würde mir keine Gelegenheit übrig geblieben sein,
die Entdeckungen zu machen, von denen ich im Bisherigen gesprochen
habe, dann würde eS auch Niemand geben, für den ihre Ankündigung
außer der Sphäre seines Verstandes liegen würde. ArchimedcS
kannte und gebrauchte Brennspiegel vor 2000 Jahren, um feindliche
Schiffe anzuzünden. Die Geschichte 5>er Griechen wird schon seit
Jahrhunderten in unsern Schulen gelehrt und mit ihr auch bie Geschichte
von den Brennspiegeln; aber die Lehrer bezeichneten diese
Geschichte als fabelhaft, und ihre Schüler glaubten (S so, weil sie
nie etwas AehnlicheS vor ihren Augen ausgeführt sahen, während
ihnen doch die ersten Elemente der Optik dieß mit mathematischer
Genauigkeit hätten erklären können.
Die Entdeckung des mathematischen Gesetzes über den Hebel
brachte den Entdecker zu dem AuSrufe: „Gebt mir nur einen Unterstützungspunkt
und ich kann den Erdball auS seinen Angeln beben.”
Und ich sage mit nicht weniger Frohlocken — und ich wollte ich
könnte mit Donnerstimmen sprechen, und den Stumpfsinn für die
größten und erfreulichsten Nachrichten, welche je in ein menschliches
Ohr gedrungen, empfänglicher machen: Läßt mich nur einen
Verem intelligenter Mömtier finden, welche nicht urtheilen,
ehe sie prüfen; versichert mich ihrer Aufmerksamkeit, «nd
ich kann die Welt in das herrlichste Paradies umschaffen.
Er ist bekannt, daß das Gesetz deS Hebels daS Fundament der
Mechanik ist, deren Effekte dem Kurzsichtigen nicht weniger wunderbar
vorkommen mögen, als meist verheißenes Paradies. —
Die Basis meiner Behauptungen bilden die unendlichen Kräfte
der Natur, von welchen ich gezeigt habe, daß sie zu unserer Disposition
stehen, und. daS einfache System ihrer Anwendung, welches ich
näher zu beleuchten bereit bin. — Beide sind mathematische Wahr-
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beitcn und lassen, sobald sie verstanden werden, weder eine abweichende
Meinung noch Streit und Ungewißheit zu. Nur der Unwissende
oder Thörichte würde die crstere dicser^cheiden Wahrheiten zu schmälern
suchen; nur ein solcher wird eö auch mit der letzteren zu thun
versuchen.
Muß nun zugegeben werden, daß Kraft genug vorhanden sei,
so wird die Frage sein: Welcher Mechanismus und welche Maschinen
angewendet werden sollen.
Ich werde hier eine allgemeine Ucbersicht über das System der
Maschinerien und Einrichtungen geben, welche zu unserem Zwecke
nöthig sind. Wir mühen und quälen uns ab bei dem Ackerbau,
der Baukunst, Schifffahrt, in allen Werkstatten und Fabriken, um
manche übliche und nützlose Lebensbedürfnisse zu verfertigen’ und
um den Anforderungen der Notwendigkeit, der Bequemlichkeit, deö
LuxuS, der Einbildung und der Mode zu entsprechen. Wir bekümmern
unS wenig um den Gewinn, welchen die Produkte der Industrie
dem Käufer gewähren, wenn wir nur dafür lezablt werden und
durch deren Verkauf zu Velde kommen. Eine endlose Verschiedenheit
von künstlichen Produkten jeder Art entsteht aus der Concurrenz
der Producircnden. Ich habe versprochen Vorrichtungen zu zeigen,
welche die Menschen aller Anstrengung und Mühe entheben. Eine
ins Kleinliche gehende genaue Nachahmung aller der unendlich verschiedenen
Produkte der menschlichen Industrie durch Maschinen würde
ein. endloses, undankbares und närrisches Unternehmen sein, ob eS
gleich möglich wäre. ES würde beinahe für jede kleine Arbeit die
Erfindung eines besondern Automaten erfordern. Dieß liegt jedoch
nicht in meiner Absicht. Denn ich bezwecke die einfachsten Einrichtnngen
und deren so wenig wie möglich, nicht um die gewöhnlichen
Artikel der menschlichen Industrie zu erzeugen, sondern um Dinge
hervorzubringen^ selche weit über die Lebensbedürfnisse, Bequemlichkeiten
und Ueppigkcit hinausgehen oder an ihre Stelle treten sollen.
Dieses Problem ist nicht so schwierig als eö anfanglich zu sein scheint.
Nie gab eö ein System für die Erzeugnisse menschlicher Arbeit,
sondern sie entstanden und kamen in Mode, wie gerade der Zufall
den Menschen leitete. Noch weniger dachte man daran eine allgemeine
Wissenschaft oder ein System zu bilden, um alle künstlichen
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Lebensbedürfnisse zu schaffen. Ich beabsichtige aber ein höchst einfaches
System aufzustellen, das alle Wünsche und Bedürfnisse des
Gebens liefern soll, ohne irgend schon vorhandene Gegenstände der
Industrie zum Muster zu nehmen. Von allem, was eristirt und
in der Mode ist, abstrahlend, bin ich im Stande die Mittel anzugeben,
womit, ohne irgend eine künstliche Maschinerie, alleö hervorgebracht
werden kann, was der Mensch braucht, um sich zu nähren,
zu kleiden und zu wohnen; ferner alle Gerätschaften und alle
Artikel für die Befriedigung seiner Phantasie und seines Vergnügens.
Aber wir müssen dabei alle unsere üblichen Begriffe über
menschliche Bedürfnisse bei Seite legen, und sie durch andere von
erhabenerer und mehr systematischer Ordnung ersetzen.
Ich werde mit dem Ackerbau beginnen. —
Der erste Gegenstand, welcher erläutert werden muß, besteht
darin, zu wissen, wie der Boden von allem Unkraute und von allen
Steinen gereinigt werden kann. Zuerst bedarf man dazu einer Maschine
von großem Umfange, welche, während sie sich fortbewegt,
alle Bäume jeder Größe mit ihren Wurzeln auS dem Grunde reißt,
sie in passende Stücke schneidet, aufschichtet und die Steine auö jeder
beliebigen Tiefe des Bodens herauszieht.
2) Eine zweite Maschine muß sodann der ersten folgen, um
die Holz- und Steinschichten aufzunehmen und sie zu dem Platze
ihrer Bestimmung zu bringen. Diese Maschine kann tauscndc von
Tonnen zumal mit sich führen.
3) DaS Holz, zu seinen Nntzungöplätzim geführt, kann vermittelst
einer einfachen Vorrichtung sogleich in Bretter, Dielen, Latten
u. dgl., in Brennholz oder zu jedem beliebigen Zwecke verarbeitet
werden, um hierauf dahin befördert zu werden, wo man seiner bedarf.
Dieß geschieht durch eine Maschine, welche auch Steine jeder Größe
zu behauen im Stande ist.
4) Die erstgenannte Maschine hat hierauf nach einer geringen
Acndcrung den Boden vollkommen zu ebnen, indem sie ihn abflächt,
die Vertiefungen ausfüllt oder die Erhöhungen abträgt. Sind die
Hügel oder Thäler bedeutend, so schneidet dieselbe Maschine Terassen
ein, welche sich in angenehmen Formen um sie herum bis zum Gipfel
hinauf winden. Die nämliche Maschine mag auch jede AuStiefung
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oder Erdcrhöhung bilden, Kanäle, Gräben und Teiche von jeder Größe
und Gestalt einschneiden, Damme aufwerfen, künstliche Wege,
Mauern und Wälle auffuhren, welche mit Gräben versehen als
Einfriedungen der Felder dienen und auf ihren Gipfeln Spaziergänge
und Pfade mit erhöhten Scitenwänden bilden.
5) Die gleiche Maschine gibt nach geringer Abänderung dem
Erdboden seine letzte Vorbereitung, um den Samen aufzunehmen.
Sic pflügt den Boden, indem sie ihn bis znr erforderlichen Tiefe
aufreißt, ihn zerreibt oder läutert, alle kleine Wurzeln und Steine
ausscheidet, und bringt endlich den Samen auf jede erforderliche
Weise in die Erde.
6) Sie kann ferner jeden guten Boden von einem Platze zum
andern befördern, um auf jede Tiefe schlechte Erde mit der fruchtbaren
zu mischen.
7) Sic wird durch eine einfache weitere Vorrichtung jede Art
von Korn oder Gemüse einernten, die Kerne zn gleicher Zeit ausdreschen,
sie zu Mehl verreiben oder zu Oel pressen; ebenso kann
sie jedes andere Gemüse ic. :c. zum Gebrauche in der Küche oder
Bäckerei schneiden oder zubereiten.
8) Eine andere kleine Maschine mag indessen Brunnen und
Schachte zu jeder beliebigen Tiefe und in jeder gewünschten Richtung
abteufen, und den Inhalt an’s Licht ziehen, er mag in Erde,
Felsen, Moorgrund oder Wasser bestehen. (Die Beschreibung dieser
Maschine siehe in EtzlcrS System der Mechanik.)
Die Architektur.
Die Erde kann durch Holz zu Ziegeln oder zu verglasten
Steinen gebrannt werden. Die Steine können so zusammengekittct
werden, daß sie eher in Stücke brechen, als daß ihr Kitt nachgäbe,
was beweist, daß der Kitt härter und zusammenhängender wird als
der Stein. Sattd und Steine zu Staub zerrieben, können durch
Roße Hitze zu GlaS oder verglasten, Stoffe umgeschaffcn werden,
und die größte Härte und Dichtigkeit erlangen.
Auf diese Art können wir große Massen von jedem Stücke
und von jedem Umfange durch Brennspiegel zu Stein oder Glasstoff
von der größten Dauerhaftigkeit brennen, indem wir dazu
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Thon, Erde oder ;u Staub zerriebene Steine nehmen. Dieß geschieht
in freier Luft ohne andere Vorbereitung als das Sammeln
d.’r Stoffe, das Zerstoßen und Mischen mir Wasser, wodurch sie in
Formen gedruckt und gegossen werden, während der Fokus eines
hinlänglich großen Brennspiegels ans sie einwirkt. Ferner wird Holz
gefällt und zu Staub zermalmt, hierauf mit einer Flüssigkeit angefeuchtet,
kann ebenso in jeder Form gegossen und getrocknet werden,
so daß eS einen soliden konsistenten Stoff gibt, der mit allerhand
Farben bemalt und polirt werden kann.
So sind wir im Stande, jede Form und Größe zu gießen oder
zu brennen, ganze Mauern, Fußböden, Zimmerdecken, Dächer,
Thürme, Rinnen für Kanäle, Gruben, Wasserleitungen, Brücken,
Bedeckungen von Spaziergängen und Straßen, Kamine, hohle Cylinder
für Maschinen, Minen und Brunnen, Platten zu beliebigem
Zwecke, Gefässe für trockene und flüssige Materien, Pfeiler, Säulen,
Geländer, Statuen (Gestelle) und andere Verzierungen, Figuren
von jeder Beschreibung, Reliefs, Sculptur-Arbeiten, Röhren, HauSrath,
Küchcngcschirre, Maschinenstücke und eine Unzahl anderer Dinge
von jeder Gestalt, Umfang, Farbe, Mode, und Geschmack; kurz alles
waS von hartem Material verarbeitet werden kanm Ist die Form
einmal gefertigt, so mag sie für viele taufend Stücke dienen, ohne
Berücksichtigung, wie künstlich sie geformt sein mögen, ohne selbst irgend
weitere Arbeit und Anstrengung zu forvern. Die Substanz mag
geschliffen oder verglast werden und dann als Brcnnspiegel dienen.
Gießereien jeder Art können durch Brcnnfviegel gebeizt werden
und erfordern keine Arbeit, außer die Bildung der ersten Formest
und die Oberaufsicht über das Sammeln des MetalleS und Hin<
wegräumen der fertigen Stücke.
Biegsame Stoffe.
ES bleibt noch ein Wunsch übrig: daß man im Stande sein
möchte, einen dehnbaren und biegsamen Stoff zu verfertigen und
aus demselben auf eine leichte Weise die nöthigen Gegenstände zuw
Gebrauch zuzurichten, wie Kleider, Bettzeuge und alle anderen Bequemlichkeiten
und Zierrathen. Vermag man dieß ohne Mühe aus’
zuführen, dann ist das Räthsel der Entbehrlichmachung menschlicher
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Anstrengungen vollkommen gelöst. ES kann dieß aber geschehen
ohne Spinnen, Weben, Nahen, Gerben :c. ke. durch ein höchst
einfaches Verfahren. ES gibt in der Natur zusammenhängende
Substanzen im Ueberfluß, sowohl im Pflanzenreiche als auch im
Tierreiche, welche nur gewonnen werden dürfen. Sie sind von
verschiedenen Eigenschaften. Die einen widerstehen dem Wasser,
die andern der Hitze, wieder andere beiden. Diese sind elastisch,
jene weich und wieder andere hart. Sie können alle gehärtet oder
in Wasser aufgelöst werden, wie man eö nöthig hat, auch bedient
Man sich ihrer zu verschiedenen Zwecken. — Löst man sie in der
dazu dienlichen Flüssigkeit auf, mischt sie mit hinlänglich zarten Pflanzenfasern,
oder mit biegsamen Stoffen, welche genugsam hiezu vorbereitet
sindx so werden sie sich zu einer festen Masse verbinden.
Durch eine geeignete Maschinen – Vorrichtung können Tücher gerade
wie Maschinen-Papier zu jeder Größe und Form verarbeitet werden.
Der Stoff kann jede Feinheit oder Dicke und jeden Grad von
Straffheit oder Weichheit erhalten, waS von der Mischung der Bestandteile
und der Zubcrcitungsart abhangt. Er kann gepreßt oder
durch Policren veredelt oder mit einem spiegelnden Glänze versehen
werden; man kann ihm jede Farbe und jede Zeichnung geben, ohne
daß man, die Beimischung eines Farbestoffs ausgenommen, besondere
Mühe nöthig hätte. Er wird jedem Zwecke entsprechen, und statt
irgend eines gewobenen Stoffes, LcdcrS, PapiereS, Pelzwerkes ze. ,c.
dienen. Fertige Kleider, Gefässc für trockene oder flüssige Stoffe
von jeder Gestalt oder jedem Umfange können auf diese Art verfertigt
oder vielmehr gegossen werden. Dadurch wird das Nähen
oder sonstige Handarbeit überflüssig gemacht. ES gibt keinen denkbaren
Gegenstand von weicher Materie, welcher nicht vollständig auf
diese Art gefertigt werden könnte, so daß damit jeder im Gebrauch
befindliche Artikel ersetzt werden kann.
Solcher Gestqlt sind nun alle Mittels welche ich ausgedacht
habe, um vorhandene außerordentliche Kräfte der Natur anzuwenden
Und dadurch die menschlichen Anstrengungen und Arbeiten zu ersetzen.
Cie sind einfach, von sehr geringer Anzahl und bestehen kaum in
^ bis 4 Vorrichtungen. Sie sind durchaus nicht von einer Beschaffenheit,
die vor einem Versuche damit abschreckt, sondern sie befassen
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sich allein Init d-^r Entzifferung des RäthselS, wie alle körperliche
Anstrengung entbehrlich gemacht nnd daS nnmöglich Scheinende leicht
und einfach werden kamt. Aber nicht allein zum Ersatz aller Ge^
genstände der menschlichen Industrie sollen sie dienen, sondern neue
nie gesehene noch gedachte Dinge hervorbringen. Sie reichen bin,
ein Paradies, weit erhaben über alle Pracht und Herrlichkeit, welche
die Einbildung sich vormalen kann, und eine neue Welt für die
Menschen zu erschaffen, und zwar alles dieß in ganz kurzer Zeit.
Laßt uns einen Blick auf die Dinge werfen, welche sogleich durch
diese Mittel hervorgebracht werden können. Jede Wildnis?, selbst die
ödeste und unfruchtbarste, wird sich in den prächtigsten Garte,? umgestalten.
Jedes noch so ungesunde Sumpfland wird geläutert oder
ausgefüllt und durch Kanäle, Gräben oder Wasserleitungen völlig
trocken gelegt. Wenn es nöthig ist, wird der Boden verbessert,
dadurch, daß man ihn mit einem fruchtbareren Erdreiche vermischt,
ihn zu feinem Staube zerreibt, ebnet, alle Wurzeln, Steine und
alles Unkraut ausscheidet.
Fruchtbäume.und allerhand Kräuter und Pflanzen werden m
der schönsten Ordnung darauf gesäct und gepflanzt; die Spaziergänge
und Straßen mit harten gebrannten und verglasten Platten belegt,
so daß sie bei jedem Wetter odev in jeder Jahreszeit stets frei von
Schmutz sind. Zu ihren Seiten gewähren die schönsten Blumenbeete,
fruchtbare Gebüsche, Gesträuche und Baume den herrlichsten Genuß
für daS Auge, den Geschmack und den Geruch. Kanäle und Wasserleitungen
werden entstehen mit verglasten Rinnen, und wenn eö
verlangt wird mit dem klarsten Quellwasser gefüllt, das den tiefen
unterirdischen Wasserbehältern entnommen, überall hervorsprudelt
und nach allen Richtungen fließt. Bald werden einzelne Kanäle zu
Fischwcibern, bald zur Bewässerung von Gärten dienen oder daS
Wasser von Sümpfen abführen. Auch Wasserleitungen können dazu
benutzt werden, die Gärten zu bewässern, indem man sie mit bewegbaren
Röhren in Verbindung setzt, deren Mündung groß genug ist,
um überall einen hinlänglich kräftigen Wasserstrahl zu erlauben-
Dieß Wasser kann mit flüssigem Dünger oder vermoderten Pflanzenthcilen
und Stoffen in eigenS dazu vorbereiteten Gebäuden vermischt
werden, wodurch die Fruchtbarkeit der Gartenerde nicht erst vom
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Wetter abbängig gemacht wird. Nfgnct eS zu viel, so wird das
Wasser in besonderen Kanälen abgeleitet. Diese erhalten wiederum
Einfassungen von den schönsten Gewächsen, gerade wie die Spaziergänge;
da die Kanäle von verglastem Stoffe sind, und das Wasser
klar und rein in ihnen fließt, so werden sie die schönsten LmiKschaften
bclehen und abspiegeln, während sie zu gleicher Zeit auch Gelegenheit
geben, in diesen herrlichen Gegenden der Kunst und Natur auf
niedlichen Gondeln umherznfahren. In diesen klaren, durchsichtigen
Gewässern werden wir die verschiedensten Fische sich spiegeln sehen,
während Oberfläche uyd Ufer von schönen Land- und Wasservögeln
belebt sind. Die Kanäle mögetr sich zu großen Weihern vereinigen,’
deren Grund xbenfalls mit verglasten Steinen ausgelegt ist. So
verschönert das Wasser, klar wie Crystall, in crystallgleichen Kanälen
oder Betten, umgeben und bedeckt mit bezquberndcn Landschaften,
die Westen Gärten, macht sie fruchtbar und perschafft ihnen daö
Aussehen eines Paradieses. Die Aquädukte können von den schönsten
Colonyadcn getragen werden, während die großartigsten Säulenhallen
mit Statuen und Sculpturarbcitcn die Spaziergänge verzieren, alles
von verglastem Stoffe, der ewig dauern wird, während die Naturschönheitcn
ringsum die Pracht und das Vergnügen erhöhen. Auch
die Teiche können von Säulengängen eingeschlossen werden. Die
letzteren, verbunden mit Springbrunnen, nmgcbcn von Gebüschen
und Lauben, werden die Luft immer kühl erhalten, daö WachSthum
der Pflanzen fördern und einen herrlichen Schutz gegen Regen und
Hitze gewähren.
Die Früchte werden ohne Mühe geerntct und zubereitet. Nichts
als Genuß und Freude! Den Waiden wird ihr Platz neben den
Gärten angewiesen, anf ihnen Scnnereien:e. auf solche Art angelegt,
5«ß ein oder zwei Menschen in weniger als einer Stnnde für Taufende
von Consmneuten Milch gewinnen können. Hügel und Berge
erhalten hübsche Terrassen, welche in Spiralform bis zu ihren Gipfeln
emporsteigen, von wo aus sie die herrlichste Aussicht gewähren.
So weit vom Landbau, wobei ich von dem ungünstigsten Boden
ausgegangen bin, der gefunden werden kann.
Die Wohnungen müssen eben solche Verschiedenheit darbieten,
wenn wir im vollen Besitze aller uns zu Gebote stehenden Mittel
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— 56 ^
sind. Ihr Vau muß von einer Art scyn, für die wlr noch keine
Benennung babcn. Weder Palläste nech Tempel, noch Städte sollen
sie seyn, fondern eine Zusammensetzung von all’Dieftm, alles übertreffend
waS bis jetzt bekannt ist.
Man wird leicht einsebcn, daß die Leitung von Maschinen und
Etablissements nicht mehr Leute erfordert, ob eine ganze Gemeinde
von Tausenden von Familien mit allen Bedürfnissen versehen werden
soll, oder nur eine einzige Familie. ES wird ebenso unpasseud seyn,
solche mächtigen Mittel für jede Familie besonders anzuwenden, als
jeden Spinner, statt mit einem Spinnrad, mit einer großen Kammund
Spinnmaschine von tausend Spindeln zu verseben. Es muß
jedoch nicht darunter verstanden werden, daß eS nötbrg oder erforderlich
ist, daß diese Mittel nur von Gemeinden gebraucht werden
sollen. Jedermann mag volle Freiheit haben zu leben wie er
will ohne seines AnthcileS an dem Genüsse dieser Erzeugnisse verlustig
zu werden. Man wird jedoch alsbald finden, daß eS am
Vorthcilhaftesten ist und am meisten zum eigenen Glücke beiträgt,
wenn man in eine derartige Gemeinde eintritt.
Wir wollen indessen vorerst betrachten, waS für eine Gemeinde,
welche zusammenlebt, durch Anwendung dieser Mittel erreicht werden ^
kann, und wollen hierauf dieses Leben mit dem vergleichen, welches
ein einzelner abgesondert führt.
Tie Anwendung unserer Kraftmittel kennt keine Grenzen, ihre
vollste Benützung ist weder mit Zeitverlust noch mit irgend einem
andern Opfer verbunden. ES ist daher auch weder ein leerer Traum
noch eine unfruchtbare Eitelkeit, wenn wir uns ein vollständiges Gemälde
von dem entwerfen, was wir erreichen können;’ eben so wenig
aber kann es für weife gelten, wenn wir uns oder unfern Lieben,
und überhaupt unfern Mitmenschen irgend etwas von dem verweb
gern, was unser oder des Andern Glück vermehren könnte, wenn
wir uns auf dem vorgeschlagenen Wege eine folgenreiche Zukunft zu
gründen versuchen.?
Der Bildung einer Gemeinschaft liegt die Absicht zu Grunde,
jedem Mitglied den größtmöglichsten Genuß, Comfort und Vergnügen
durch die geringstmögliche Anstrengung zu verschassen.
Um diesen Endzweck zu erreichen muß ein Bausystem entworfen
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werden, wonach tau’cndc von Familien in einem einzigen Gebäude
untergebracht werden können, ohne daß dadurch ein Pewohncr sich
Hestert findet, ja daß s.gar jeder Genuß oder Bedarf im möglichen
Bereiche cincö jeden ist, während icdeS sociale Vergnügen, welches
eine freie und gebildete Gesellschaft verlangt, verschafft oder gegeben
werden kann.
ES folgt hier nur ein allgemeiner Umriß dieser Idee, und ich
überlasse eö dem Belieben Anderer, diese Skizze nach ihrer Willkübr
zu vollenden.
Jedes erwachsene Glied deö einen oder andern Geschlechtes
erhalt ein Lokal zu seinem ausschließlichen Gebrauche, daS aus einem
Echlafgemache, Bad«, Ankleide- und Wohnzimmer besteht. Die Kinder
wohnen getrennt unter der spcciellen Aufsicht und Unterweisung
gewisser hicsiir angestellten Personen, können aber auch erforderlichen
FqlleS bei ihren Eltern untergebracht Werden. Ein solches Privat-
Apartcment steht znit de,ü Innern durch eine Thüre in Verbindung,
welche nach einem geräumigen Eorridor geht. Nach Außen führt
eine andere Thüre nach einem Altan, welcher um daS ganze Gebäude
geht, und von dem auS man auf daö flache Dach des Hauses gelangt.
Durch jede dieser Wohnungen zieben sich überdieß verschiedene Röbrcn,
nm entweder vermittelst cineS Hahnen zu jeder Zeit warmes
oder kaltes Wasser zu erhalten, oder GaS für die Beleuchtung, oder
Wohlgcrüche für die Verbesserung der Luft, oder erwärmte Luft zu
beliebiger Heizung, kalte zur Abkühlung so wie auch zur Herbeifchafsung
irgend andrer Bedürfnisse oder zur Entfernung des Entbehrlichen.
Die Lebensmittel wc.den auf eine sogleich zu beschreibende Weise
besonders aufbewahrt. Die Wohnung eines Erwachsenen kann sich
Äer die Breite deö ganzen Gebäudes ausdehnen, wird aber alsdann
durch den Eorridor in 2 Theile getheilt. Nimmt man an, daß ein
Erwachsener auf diese Weise 25 Fuß Länge zu beiden Seiten des
TebäudcS besitze, und daß jede Wohnung in 3 bis 4 Zimmer zerfällt,
gibt man ferner dem Hause 100 Fuß Tiefe und 1000 Fuß
^ange, dem Eorridor 20, den ApartementS zu beiden Seiten 40 Fuß
Durchmesser, so können auf diese Art 40 Personen wohnen.
Nebe.rdieß erhalte daö Gebäude 10 Stockwerke, jedes 20 Fuß
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also das Ganze 200 Fuß hoch, so würde man 400 solcher Privatwohnungen
erhalten.
Vier solcher Gebäude, rechtwinkelig zusammengestellt, so daß sie
ein Quadrat von 1000 Fuß Länge einschließen, könnten auf obige
Weise 1600 Personen fassen. Es blieben dabei in den 4 Ecken ein
Quadrat von 100 Fuß übrig, welches in 10 Stockwerken 40 Zimmer
zu 100 Quadratfuß geben würde, welche zu Schlafzimmern der Kinder
gebraucht werden könnten.
Die CorridorS erhalten zum Hinauf- und Heruntersteigen im
Innern bequeme Treppen, oder die Bewohner können sich von den
Altanen, welche innerhalb des Viereckes oder außerhalb desselben in
jedem Stockwerke um das HauS sülneu, in Ä r^seHeln herab ode,
hinaufziehen lassen, welche ohne Mühe und Anstrengung auf und
abbcwegt werden können.
Ter viereckige Raum innerhalb dieser 4 Gebäude wird durch
4 Mauern nach einer Richtung und dnrch vier nach der Andern
durchschnitten und bildet so Z.) Höfe von beinahe 200 M im Qua
drat. Jeder dieser Räume erhält sein Licht von oben durch große
Spiegel oder durch eine Kuppel mit großen Fenstern. Jede dieser
Kuppeln wird mit passend angebrachten Reflektoren versehen, welche
das Tageslicht vermittelst Spiegel zurückstrahlen und so die Helle
innerhalb verstärken. Hier werden die Strahlen durch große Spiegel
oder glänzende Wände abermals aufgefangen und zurückgeworfen,
so daß daö Licht nach jedem Punkt im Innern dringt.
Alle Mauern außerhalb und alle Scheidewände bestehen aus
Colonnaden, deren Säulen durch Thüren oder große Spiegel verbunden
sind. Einzelne der 2o Höfe können auch noch Unterabthei
lungcn erhalten. Jedenfalls dienen diese Räume zu verschiedenen
Zwecken, als zum Mittagessen, Lesen, Sprechen, zun: Unterricht von
Hindern oder Erwachsenen, für Vergnügungen, Zuscnnmenkünfte,
Eonzerte, Theater, Bälle, zur Abhaltung öffentlicher Reden u. s. f.
Die Küche sowie Borrathskammern für rohe und zubereitete Mtualicn,
werden ebendaselbst angelegt. Letztere Magazine werden wieder
in Gemächer Und bewegbare Kästen eingeteilt. Jeder dieser Kasten
enthält irgend einen Antheil an Lebensmitteln für die Gemeinde.
Durch eine leichte Bewegung mit der Hand in die Küche gebracht,
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leert cr sich daselbst in cm zun: Empfange und Zubereitung der
Speisen zugerichtetes Gefäß aus. Eine oder zwei Personen sind
hinlänglich zum ^üchengeschäfte. Sie haben nichts zu thun als das
lochen zu bewachen, die Zeit abzuwarten in der die Speisen fertig
Herden und sie hierauf nlit den Tisch – und Speisegeräthen in die
Halle, oder die respektive« Privat-Gemächer zu befördern, was durch
die leise Bewegung an irgend einer Kurbel geschieht. Bleiben Speisen
übrig, so werden sie in daS Magazin der zubereiteten Speisen geschickt.
DaS Reinigen der Gcfässc und alles Waschen von Utensilien,
Böden u. s. f. geschieht durch einen Wasserstrom, das Waschen anderer
Stoffe durch Dampf. Auch dies! erfordert keine Mühe, sondern
Mtt rm lelchtua Deelien an irgend einen, Hahnen.
Hat irgend Jemand besondere Wünsche, so begibt cr sich an
die zur Erfüllung geeignete Stelle, und jede besondere Zubereitung
beim Kochen oder Backen kann durch den geschehen, der dieselbe
Wünscht.
So gibt es keine Arbeit außer der Oberaufsicht über daö Küchen^
Departement und über einzelne Maschinerien, wodurch eine bis
d^ei Personen der Gemeinde in Anspruch genommen werden. Wechseln
die erwachsenen Mitglieder dabei ab, so wird es den Einzelnen
itn ganzen Jahre kaum einmal treffen. Da dieß Geschäft aber
hehr unterhaltend als langweilig ist, so wird ohne Zweifel die Mehr-
Khl der Gemeinde nicht warten, bis sie did Reihe trifft, sönderiusich
freiwillig demselben unterziehen.
Die Handhabung der Polizei ist Gegenstand besonderer Anordnung
von Seiten der Gemeinde.
‘Diese Umrisse des Zweckes des Gebäudes, der Stoffe, Mittel
^d Kräfte, die zu unserer Disposition stehen, geben eine Idee von
^r Architektur, welche dabei zu Grunde gelegt werden muß.
, Ich wiederhole dabei, eS ist nicht , eitler Prunk und leerer Wahn,
M ich ein solch phantastisches Bilo entwerfe. Eine vollkommene
Uebcreinstimmnng zwischen den Zwecken und Mitteln muß allen Errungen
zu Grunde liegen, und diese beabsichtigte Harmonie ist es
allein, welche mich bestimmt eine volle Skizze aller Gegenstände zu
^ben, die in unserm Bereiche sind.
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DasVausysiem, welches hier angewendet werden muß, erzielt
die Erschaffung passender möglichst angenehmer Wohnungen, ohne
die geringste Mühe, für die größte Anzahl von Individuen, und
den kleinsten Raum. Bei dem obenerwähnten Systeme sckeint dieser
Zweck am vollkommensten erreicht zu werden , denn eine Fläche von
ungcfäbr 1200 Fuß im Quadrat, oder von dem sechzehnten Theile
einer Ouadratmeilc ist im Stande, mit Einschluß der Ninder 3000
bis 4000 Manschen zu fassen und ihnen folgende Bequemlichkeiten zu
verschaffen. JedeS erwachsene Mitglied hat nach aussen eine freie
Uebersicht der Umgebung seiner Wohnung, und eine untnittelbarc
Kommunikation mit den Hallen innerhalb deS HofraumeS. Es kann
innerhalb oder außerhalb deS Platzes auf den Altanen jedes Stockwerkes
spazieren gehen, ist im Stande bis zum Dache deS ganzen
Gebäudes zu steigen, oder sich auf jede Gallerie unterhalb seines
Stockwerkes oder bis auf die Erde in einem Tragsessel herabzulassen,
ohne Mühe und mit jedem Grade der Geschwindigkeit. — Da jede
Person einen doppelten Sessel in und außerhalb des Gebäudes besitzt,
welcher auf geeignete Weise qn jeder Galleric befestigt ist, so
kann sie in wenig Sekunden, nach jedem beliebigen Theile dcö Gebäudes
gelangen. Die Herbeischassung der gewöhnlichen Lebensbedürfnisse
erfordert nur ein leichtes Drehen des Hahnen, ohne die
Wohnung zu verlassen. Zu jeder Ze.t ist es möglich sich in kaltem
oder warmem Wasser, im Dampfe pder in sonst einer künstlich erzeugten
heilsamen Flüssigkeit zu baden. Die Zimmer können mit
jedem gewünschten Temperatur-Grade, mit jedem Wohlgeruche versehen
und die Luft, dieses Hauptmittel unsrer LcbenSthätigkeit, iü
jedem Augenblicke gereinigt werden.
Wie dieß möglich ist, ergibt sich leicht aus dem Standpunkte,
den die Chemie heut zu Tage eingenommen hat. Der Mensch hängt
physisch nnd moralisch von den Dingen ab, die ihn umgeben, unv
hauptsächlich von der Temperatur nnd dem Zustande der Luft, die
er einathmet oder durch die Poren absorbirt. Unreine und schlechte.
Luft schadet der Gesundheit und dem Gemütszustände mehr alö
schlechtes Wasser. Der Unterschied besteht allein darin, daß die unreinen
und schlechten Stoffe im Wasser mehr oder weniger gesehen unv
geschmeckt werden können, während die der Luft unsichtbar sind«
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Niemand wird gerne aus einem stinkenden Sumpfe trinken und doch
ist die unsichtbare Luft, welche man beständig einathmet und die
alsbald in Theilc unseres Körpers übergeht, von weit größerer
Wichtigkeit für das Leben. Dieß ist in solchem Grade der Fall,
daß derselbe Mensch ^nit der nämlichen Nahrung und Gewohnheit in
der einen Luftart mit zerstörter Gesundheit, blassem eingefallenen
Gesichte lebt, schmächtig wird, schlecht verdaut, in allen Lebcnöfunktionen
geschwächt und für verschiedene Krankheiten empfänglich wird,
bis früher Tod oder schnelle Slbgelebtheit seine Existenz beschließt,
während er in einer andern Luftart sich einer kräftigen Gesundheit,
eines blühenden Aussehens und der besten Lebenskraft erfreut, und
ein ungewöhnlich hohes Alter erreicht. Und doch wird der Unterschied
der Luft nie weder gesehen noch gerochen. Es kann also der Mensch
bei richtiger Anwendung der physikalischen Kenntnisse in beständigem
Genüsse geistiger Heiterkeit gehalten werden und ist kein organischer
Fehler oder keine unheilbare Krankheit vorhanden, so wird er eine
fortdauernd feste Gesundheit genießen, und so sein Leben weit über
die gewöhnliche Dauer verlängern.
DaS Gebäude wird mit großen Eiskellern versehen, um die
Bewohner zu allen Zeiten mit einem kalten Luftstrom oder mit
Eiöwasser sowohl in den Hatten als Privat – ApartementS zu versehen.
Eben so hat ein Sied- oder Dampfapparat beständig und überall
warmes Wasser oder laue Luft herbeizuschaffen.
Alles dieses geschieht durch keine komplizirte Maschine, sondern
auf dem einfachsten Wege.
Der Charakter der Architektur unterscheidet sich hiebei weit von
dem seither gebräuchlichen. ES bringen besondere Fuhrwerke viele
tausend Tonnen an Gewicht zumal und mit Leichtigkeit an ihren
bestimmten Platz; hier werden große feste Massen zu Einem Stücke
Mit jeder gewünschten Form gebrannt oder gegossen. Der Bau
kann deßhalb auch aus Säulen bestehen, welche 200 Fuß Höhe und
darüber haben, von verhältnißmäßiger Dicke sind und je ein einziges
verglastes Stück ausmachen. Diefe Säulen bilden Colonnaden, welche
entweder daö Viereck umgeben, oder die Privatwohnungen, Hallen
und. ihre Theile und Unterabthcilungen in größere oder kleinere
Vierecke scheiden. Boden und Zimmerdecke eines jeden solchen Vier-
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eckeö kann aus einem ganzen Stlickc derselben oder einer äbnlichen
verglasten Substanz bestehen. Die Räume zwischen den Säulen
bilden Thören, Fenster, dienen zur Aufnahme von Spiegeln, Gemälden
?c. — Da6 Ucbrigc besteht dann in Scheidewänden und Umfassungs-
Mauern. Alle diese großartigen Stücke werden so gegossen,
daß sie vermittelst Scbarniren oder Falzen vereinigt und ineinander
geschoben werden können, daß sie eher brechen als auf irgend andere
Art nachgeben. So kann ein Gebäude aufgeführt werden, für viele
tausend Jahre unzerstörbar, nur aus Säulen und Platten von harten?
verglastem Stoffe, auf die einfachste Art, ohne Aufwand und Mühe
und in kurzer Zeit, nachdem die ersten einfachen Werkzeuge biezu
gemacht sind. Und welch’ großer Unterschied zwischen diesem Baujystemc
und dem der herrlichsten Palläste und Tempel, die je bekannt
wurden.
Ter Baustoff kann die schönsten, verschiedenartigsten Farben erhalten,
ebenso können die Colonnadcn mit Reliefs, Basreliefs, Gemälden, Bildbauerarbeiten
:e. theilS Originalen, theslö nnr auf mechanischem Wege
kopirt, sowie mit allerlei andern Verzierungen ausgeschmückt’werden.
Alls und zwischen den Säulen mag alles glänzen wie Ärystall und
mit den schönsten unzerstörbaren Farben, deren Strahl durch mehrfach
angebrachte Spiegel und Reflektoren vervielfältigt wird.
Alle Theile deö Gebäudes werden mit hübschen Teppichen und
Rubebetten längs den Wänden ausgestattet und erheben sich in den
Hallen amphitheatralisch hinter einander, so auch mit bewegbaren
Sitzen und Tischen, kurz mit allem was Bequemlichkeit oder Phan
tasie verlangen kann.
Das Gebäude enthält 2.) Hallen innerhalb, jede 200 Fuß
breit und 200′ hoch, die 40 Corridorc deren jeder 1100 Fuß
lang und 20 Fuß breit ist, 80 Gallericn je 1000 bis 1250 Fuß
lang, und etwa 7000 Privatzimmer. DaS Ganze wird von den großartigsten
und herrlichsten Colvnnaden umgeben und durchschnitten.
Boden, Decken, Säulen sind mit verschiedenen prächtig und sinnreich
geschmückten Zwischenräumen ausgestattet, Alles glänzend und Personen
und Gegenstände aufö verschiedenartigste zurückstrahlend, mit dem
buntesten Schimmer von Farben; Gestalten und Gemälden, überall
die elegantesten Ruhebetten, Sitze, Tische u. s. f. Alle Gallericn
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innerhalb und außerhalb der Hallen sind mit tausenderlei bequemen
und eleganten Fahrzeugen versehen, worin die Personen wie Bogel
vollkommen sicher und obnc Mühe sich hmauf und herablassen können;
die schönen (Batterien sind mit hübschen Geländern und verschiedenen
Verzierungen geschmückt; das flache Dach des ganzen
Viereckes hat eine Größe von 1200 Fuß im Quadrat und l>5 Kuppeln,
jede über 100 Fuß im Durchmesser, mit Labyrinthen niedlicher
Gallerien, Thürchen, Plätzen zu verschiedenen Zwecken, gewölbten
Alleen, Pavillons und sonstigen Verzierungen und Bequemlichkeiten
aller Art; bei Nacht ist das Dach sowohl als die Innen-und Aussenscite
des Gebäudes des ganzen Vierecks durch Gas beleuchtet,
wobei daS Licht durch die erystallähnlichen Colonnaden, Gewölbe und
Reflektoren mit einem Glänze zurückgestrahlt wird, der soweit das
Auge reichen kann dem Ganzen den Glanz von Edelsteinen gibt.
Dicß ist ein Bild der zukünftigen Wohnorte der Menschen! —
Die Umgebungen dieser Residenz ‘sind nicht minder schön. Hat die
Natur nicht schon das ihrige gethan, so errichtet man das Gebäude
auf einem künstlich erhöhten Orte, mit ausgedehnter Fernsicht über
eine Landschaft voll der seltsamsten und verschiedenartigsten Natur –
und 5Umstschönhcitcn, mit aller Ueppigkeit und jedem Wechsel von
Vegetation, welche eine solche überlegene Bebauung des Bodens und
ein herrliches Clima hervorbringen können. — Und warum einen
traurigen Winter in jedem Jahre zubringen, wenn anf dem Erdballe
Raum genug vorhanden ist, wo die Natur mit ewigem Sommer
und weit größcrem und prächtigerem WachSthume versehen, ist? —
Mehr als die Hälfte der Erde hat keinen Winter. Die Menschen
werden eö in ihrer Gewalt haben, allen schlechten Einfluß deö K limas
zu beseitigen oder zu verhindern und sich den Genuß einer Temperatur
zu verschaffen, welche ihrer Constitution und ihrem Gefühle
am besten entspricht. — Die entzückendsten Aussichten werden außerhalb
den Privatwohnungen, von den Gallerien, vom Dache > feinen
Thürmchen und Kuppeln geschaffen werden. — Gärten, so weit das
Auge reichen kann, voll von Früchten und Blumen in schönster
Ordnung gepflanzt, mit Spaziergängen, Säulengängen, Wasserleitungen,
Canälen, Weihern, Ebenen, Amphitheatern, Terrassen,
Springbrunnen, Bildhauerarbeiten, Pavillons, Gondeln, öffentlichen
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VergnügungSorten u. s. w. werden Auge, Phantasie, Gfschmack und
Geruch entzücken.
Nicht geringer« Genuß wird die Nacht für Gefühl und Phantasie
gewähren. Ein unendlicher Wechsel von großartigen herrlichen
Gegenständen und Sccnerien, mit Krvstallglanz in allen Farben
schimmernd, wird im Innern und außerhalb durch Gaslicht erzeugt.
Die Menschen selbst, im höchsten Luxus gekleidet, strahlen gleich Edelsteinen,
entzücken durch eine zierliche Gestalt und Form und werden
durch die großartigen Spiegel und Reflektoren vertausendfacht. Theatralische
Scencn erhalten eine bis jetzt unbekannte Pracht und Illusion,
und Jedermann kann als Schauspieler oder Zuschauer auftreten.
Gewölbe, welche sich zu jeder Zeit in beliebiger Form bewegen lassen,
geben der Sprache und dem Gesänge verstärkte Töne und erzeugen
mehr als natürlichen Wohlklang und Harmonie, und so mag die
lieblichste und eindruckvollstc Musik durch Gesang und zum Theil
noch unbekannte Instrumente mit andern Vergnügungen abwechselnd
auf unsere Sinne wirken.
Ein solches Leben ist für den ächten Verstand aufbehalten und
bis jetzt nur durch Unwissenheit, Vorurthcil und dummen Gewohnhcitödünkcl
für uns noch unzugänglich.
Und welches Material bedarf man, um solche bezaubernde und
unerhörte Wohnorte, Scenerien, Verzierungen, Kleidungen, Comfortö,
Luruogegenstä’nde und Annehmlichkeiten hervorzubringen5 Nichts alö
die gemeinsten und am meisten vernächläßigten Stoffe der Natur, —
Erde, Sand, Thon, Steine und vegetabilische Substanzen, welche
sei her zu keinem andern Zwecke als zur Bereitung von Dünger
gebraucht wurden. Und waö kosten diese großartigen Dinge? Nichiö
als waö die Anschaffung der ersten Maschinerien von dem einfachsten
Baue und die ersten Formen erfordern. Denn dieselben Maschinell
und Formen, um die nöthigen Materialien zu gießen, werden durch
die ersten Maschinen gemacht, und können alödann zu jeder erforderten
Zahl ohne Mühe und Kosten vervielfältigt werden.
So wird sich das häusliche Leben gestalten, in dessen Genuß
jeder Mensch gelangen kann, wenn er daran Theil nehmen will.
Wie verschieden selbst von dem deS mächtigsten Monarchen oder des
reichsten ManncS unserer Zeit? Weder Nanb noch Betrug sind
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zu fürchten, keine Sorge um den Haushalt, selbst nicht um Erzie.
hnnz der Kinder; denn ein weises Volk wird auf allgemeinem Wege
sich vorsehen, daß gute Grundsätze geschaffen und genährt werden,
und daß die Jugend in Allem dem Unterricht erhalte, was zu wissen
Nöthig ist. Da wird der Geist weder mit ängstlicher Sorge um
Erhaltung oder Vermehrung des Eigenthums, noch durch abgeschmackte
Gegenstände und Beschäftigungen gequält, und Noth oder Furcht
vor Mangel erzeugen weder niedere Gewohnheiten und Verbrechen,
noch druckt Slrmuth den Menschen. Nur Ein Wunsch wird bei
Allem vorherrschen, und dieser ist, möglichst glücklich und so zu leben, ^
daß man sich und andere zufrieden stellt. Liebe und Zuneigung
Mögen hier genährt und genossen werden ohne jene Hindernisse,
welche sie heutzutage vermindern und sogar zerstören. Herz und
Geist werden durch edle Triebfedern aufgemuntert und die verhält-
M’ßmäßige Veredlung seines physischen ZustandeS wird dem Menschen
eine Stelle einräumen eben so erhaben über den jetzigen Standpunkt,
als die gegenwärtige gebildete Welt über den wilden Kannibalen
steht. Jeder Grund zu niedriger List und Betrug, um seine Mitmenschen
im Vermögen und Nang zu übervortheilen, wird fortan
aufhören, und der Verkehr innerhalb der Gemeinde wird nicht mehr
darin bestehen, möglichst theucr zu verkaufen oder wohlfeil einzukaufen;
eö wird überhaupt keinen Handel geben, weil alles so wohlfeil
wie das Wasser und so frei wie die Luft ist. Ganz andere Geschäfte
Werden in der Börfenhalle besprochen werden, nämlich wie das Leben
am besten durch gegenseitigen Verkehr, durch gefelliges Ucbercinkom-
Nlen, durch öffentliche Vergnügungen und Unterricht genossen werden
kann. Keine niedrigen, elenden, unglücklichen Wesen werden dett
Menschen umgeben und ihn zur Vorsicht, zum Mitleide oder zur
Verachtung nöthigcn, sondern nur theure Freunde und Mitbrüder
wird er um sich sehen, welche auf der höchsten Bildungsstufe sich
befinden, deren das menschliche Leben fähig ist. —
Verdient dies vielleicht den Namen eines bloßen Phantasiebildes?
was sollte den Menschen vom Genüsse einer solch erhabenen Glückseligkeit
abhalten, wenn ihm der gerade Weg gezeigt wird, auf dem
sie erreichen kann? Die menschliche Natur besitzt einen viel
stärkeren Trieb nach dem Genüsse von Glückseligkeit als alle ungründ-
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liche Sophisterei zu läugnen vermag. Der Mensch ist gemacht für
Gesellschaft, nicht fiir Einsamkeit wie die Naubthiere. Er ist geschaffen
zur Freude, nicht um sich das Leben wegzutrauern. Er ist
empfänglich für große Leiden und große Freuden. Furcht vor den
einen und Hoffnung auf die anderen treiben ihn an. Nur falsche
Beurtheilung unserer Bestimmung, Barbarei, Unwissenheit, Aberglaube
und selbst Narrheit sind eS, welche Leiden dem Vergnügen, oder
einen geringeren Grad von Glück einem höheren vorziehen. Die
größte Summe der Glückseligkeit ist nur im geselligen und freundschaftlichen
Leben zu finden; und ein solches wird und muß eintreten,
sobald die Ursachen zur Feindschaft zwischen den Menschen aufgehört
haben. Diese Ursachen zur Feindschaft sind bei nnsercm jetzigen
gesellschaftlichen Zustande und bei der allgemeinen Armuth unvermeidlich;
aber sie alle werden und müssen in einem Staate abnehmen,
wo Ueberfluß herrscht’ und sich der Bürger von aller unangenehmen
Arbeit und Beschäftigung und von sich durchkreuzenden Interessen
befreit sieht. Keine Meinungsverschiedenheit ist zu befürchten. Laßt
auch noch so viele und verschiedene Meinungen entstehen, sie werden
keinen Zwang verursachen; jeder Mann wirv leben wie es ihm
gefällt, aber der Wunsch, glücklich und friedlich zu leben, wird
überall derselbe sein. Dieser Wunsch wird hinreichen, um jeden in
Nuhe leben zu lassen, und wird ein Sehnen nach Freunden erzeugen,
mit denen man Ideen und Genüsse theilen und austauschen kann.
Denkt man vielleicht, die Menschen werden nach und nach diefeö
Lebens voll Gennß und Muße überdrüssig werden? ES ist wahr,
der Mensch wird kein Sklave der Arbeit und Mühe und geistloser
Beschäftigungen sein; eS wird nicht mehr die traurige Notwendigkeit
auf ihn warten, sich durch das Leben hindurch kämpfen zu
müssen, sein Geist wird nicht länger von mechanischen Arbeiten
verzehrt werden, um Lebensunterhalt und Geld zu erringen; er
wird aufhören, sich wie ein Lastthier abzuhärmen, um zu leben. —
Ist denn der Mensch wirklich von Natur ein so elendes, armeö^
Geschöpf, daß seine Bestimmung sein sollte, ein Leben gleich dcw .
eines LastthiereS oder eines Sklaven zu führen? Ist ihm kein besseres
Loos beschieden?
Laßt uns vielmehr einen Blick auf die Mittel werfen, zu deren
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Besitz die Menschen alsbald in diesem neuen Zustande gelangen
werden, um ihr Leben genußreich hinzubringen. Der Mensch wird
den größten Thcil seines Lebens in Gesellschaft der Gegenstände
seiner Liebe und Zuneigung hinbringen, sein Glück und das seiner
Theuern wird sich vergrößern, wenn er sich mit ihnen unterhält,
ihnen Vergnügen und Belehrung ertheilt, oder solche empfängt und
so mit denselben cm Leben führt voll geistigen und physischen Genusses.
Immer werden ihm Feste, VergnüguugS-Parthien, Abwechslungen,
Ergötzlichkeiten und belehrende Beschäftigungen zu Gebote.? stehen.
Er wird in lieblichen Gärten herumschweifen; er wird in zierlichen
Gondeln auf dem Wasser dahingleiten, hell wie Crysiall und verschönert
und belebt durch Fische und Schwärme von Land- und
Wasservögeln, und umgeben von den herrlichsten Landparthien, welche
sich wiederum im Wasser spiegeln. Hat er Freude an der Gärtnerei,
so kann er seine Neigung aufs angenehmste befriedigen,
Blumen, Gesträuche oder Bäume pflanzen und säen, wie Lust und
Kcnntniß oder die Freude an Versuchen, ihm angeben. Nie wird
er mit neuen Entwürfen und Planen zu Ende kommen. Treibt er
gerne mechanische Beschäftigung, so kann er seine Talente Und Kenntnisse
weit über die gegenwärtigen Begriffe ausdehnen, Modelle und
Formen bauen und ohne weitere Mühe die Produkte zum Gebrauche
oder zur Schau vervielfältigen. Besitzt er Talent zum Zeichnen,
Malen, Bildhauen u. s. w., so hat er von jeder Figur nur ein
Modell zu nehmen und sie wird alsdann zu jeder beliebigen Zahl
durch Gieß-, Actz- und Druckmaschinen vervielfältigt werden. Liebt
er die Musik, so wird er nirgends bessere Gelegenheit dazu finden,
als bei einem solchen Leben. Er mag sich an eigenem Spiele
erfreuen, oder durch einen Verein anderer Musiker erfreuen lassen.
Für jetzt noch uubekannte Mittel und Instrumente werden ihm
Zu Gebote stehen, und seine Compositionen können durch mechanisches
Spiel oder durch Maschinerien wiederholt und vermehrt werden.
Die Gemeinden werden die Mittel haben, sich jedes Vergnügen,
jede Unterhaltung und Belehrung zu verschaffen, welche die einzelnen
Thcilc der Erde darbieten können. Besitzt eine: Neigung zum Studium
der Botanik, so kann er m einem botanischen Garten die
Pflanzen in ihrem Naturzustande betrachten und die Eigenschaften,
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den Gebrauch und Organismus einer jeden in einem besonder«
Buche nachlesen, welches in einer Büchse zur Seite der Pflanze aufbewahrt
wird. Sollte eö einen Andern interessircn, sich über Naturgeschichte
und Naturmerkwürdigkciten zu unterrichten, so geht er in
das Museum nach einer der Hallen, wo er alles aufgestellt finden
wird, waS die Natur dem Menschen auf der ganzen Erdkugel darbietet.
Ein Buch, welches zur Seite liegt, wird ihm überdicß eine
umfassende Beschreibung und Geschichtskunde eines jeden Gegenstandes
geben. Der Geschmack an Mineralogie kann ebenso durch zweckmäßig
geordnete und mit den nöthigen Beschrcibnngen versehene
Mineralien-Sammlungen befriedigt werden. Er kann daselbst die
Vorwelt in Versteinerungen von untergegangenen organischen Wesen
studiren, welche in ihren natürlichen Verhältnissen unter sich und
mit denen der Gegenwart geordnet sind. Geht sein Streben nach
Geschichtskunde der Nationen, so kann er dieß, so weit sie bekannt
ist, vermittelst besonderer Karten thun, worin mit Streifen, Armen
und Verzweigungen von verschiedenen Farben die Zeitalter, Nationen
und ihre Stämme von dem entferntesten Alter bis zu unserer Zeit
mit Hülfe eines gewissen SystemeS von Zeichen aufgeführt sind.
Er wird sich hier auf einen Blick von der Entstehung, dem WachSthum,
den Eroberungen, Herrschaften und Einflüssen der Einen und
dem Falle, Umstürze und der Unterwerfung Anderer überzeugen.
Er wird den Charakter, die Religion, das Staatösystem, die Sitten
und Gebräuche, Beschäftigungen, HülfSquellcn, geographische Lage,
Produkte, Climate, Lebensweise u. s. w. eines jeden älteren und
neueren Volkes kennen lernen, und daraus den Ursprung der heutigen
Nationen und ihre verschiedenen Verhältnisse zu einander ableiten.
Will er sich mit den Einzelnheiten der Geschichte unterhalten und
belehren, so wird er dieß in Büchern jeder Nation finden. Sein
Studium in der Geographie mag er in der Halle ausführen, in
welcher nicht nur die nöthigen Karten und Bücher, sondern auch
große Globen und Plane in erhabener Arbeit vorhanden sind, welche
die Berge und Höhen in ihrem natürlichen Verhältnisse und die
Ausdehnung besonders merkwürdiger Gegenden vorstellen. Gallerictt
mit Gemälden und Ansichten können überall im Gebäude aufgestellt
werden. In besonderen Hallen werden Landschaften und Ansichten
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fremder Lander nach Größe und Aussehen naturgemäß durch große
Camera oliscur«. und «iura dargestellt, so daß er die seltensten
Merkwürdigkeiten, Städte und Ansichten in der Welt sehen kann,
ohne dahin zu reisen. LicSt er gerne, so findet er in der Lesehalle
viele tausend ausgewählte Bücher über alle Gegenstände der Vernuüft
und Phantasie. Will sich Jemand mit Chemie, Physik, Anatomie,
Mathematik und Astronomie bekannt machen, so geht er in
die Hörsäle und Laboratorien und sieht die Versuche und Beobachtungen,
welche daselbst gemacht und erklärt werden. Will er an
philosophischen und andern forschenden Untersuchungen und Abhandlungen
Theil nehmen, so vermag er jeden Tag seinen Wunsch zu
befriedigen, denn eS wird nie an Gegenständen noch an Merkwürdigkeiten
fehlen. Will er sich von den Neuigkeiten deö Tages
unterrichten, so wird er seine Neugierde hinlänglich durch Zeitungen
und telegraphische Mittheilungen stillen können, welche jeden Tag
von allen Theilen der Welt zusammenkommen. Man kann eine
Schnettschreiberei mit eigcndS angepaßten Charakteren, eine Lithographie
und Druckereien hinzufügen, durch welche die Zusammensetzung
der Worte so schnell geschieht als man spricht, und deren Abdrücke
ohne Mühe vervielfältigt werden können.
Welche endlose Abwechslung von höchst belehrenden, nützlichen
und unterhaltenden Gegenständen ist hier dem allgemeinen Wohle
dargeboten!
Die vergangene und gegenwärtige Welt, die Geschichte der
Natur, nicht wie sie sich der Aberglaube und die Unwissenheit vorstellen,
sondern wie sie die Natur selbst dem denkenden Beobachter
zeigt; die geheimen und lehrreichen Wirkungen der Natur, die Gesuchte
deö Menschen vom Alterthum herab bis zu uns, die urkundlichen
Ucberreste früherer Wissenschaften, Künste, Sitten, Ideen,
Lebensweisen u. s. w., die endlose Mannigfaltigkeit organischer Wesen,
ihr Organismus, ihre Natur und Gebrauchsweise für die Menschen,
die unorganischen Substanzen in der Natur und ihre verschiedene
Anwendung, die Phänomene der Atmosphäre und deö Wassers; das
bei Nacht sichtbare Universum von Welten durch mächtige Telesco-
Ven beobachtet und erklärt; die Welten von Wesen, welche
Mikroskope dem Auge aufdecken; allerhand optische Vergnügungen,
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– 70 —
endlose Ansichten von Landschaften und Gegenden, Zcichenkunst,
Malerei, Bildhauerei, Modelliren, Gärtnerei, Musik, Lesen, unendliche
theatralische Scenericn zur Unterhaltung und Bildung des
Geistes und edlerer Gefühle, Abhandlungen, Vorträge, Gespräche,
TageSneuigkeitcn; VcrgnügungS-Parthien jeder Art, Gesellschaftsspiele
und Zeitvertreib für Geist und Körper; — wenn dieß Alles dem
Menschen dargeboten ist, sollte da je derselbe seiner Zeit und seines
Lebens überdrüssig werden können? ES handelt sich hier nicht nnr
mühsames Studium oder um Anstrengung, sondern eS ist nur Sache
des Vergnügens, die dem Manne und dein Kinde eigene natürliche
Wißbegierde zu befriedigen, wodurch eine Kcnntniß von allen Wissenschaften
errungen wird und in Folge dessen sich die ganze Welt
der menschlichen Beobachtung und Anschauung darstellt. Alle Gegenstände
menschlichen Wissens, die Natur selbst, sind vor dem
Menschen entfaltet; cS erfordert für ihn keine Mühe, sie zu schauen
und ;u beobachten; er wird sich mit ihnen ebenso vertraut machen,
als eS mit den Produkten seiner Felder, der Werkstätte oder mit
den Artikeln auf dem Markte geschieht. ES gibt deren eine solche
zahllose Menge, sie sind so belehrend, so wichtig für den Gebrauch,
für Vernunft, Phantasie und menschliches Gefühl, daß sie eine endlose
Verschiedenheit und Neuheit gewähren. — Wissenschaft erzeugt
Wissenschaft, eine Idee bringt die andere hervor, die schlummernden
Fähigkeiten der Menschen werden erweckt, und der Forschungsgeist
entzündet. Jeder Tag wird für Jedermann neue Kenntnisse bringen.
Der Wunsch mehr zu wissen und andern das mitzutheilen, was den
eigenen Geist unterhalten und hingerissen hat, ist natürlich; die Eonversation
wird auf die interessantesten Gegenstände fallen und wird
gegenseitig neue Ideen und Wissenschaften erzeugen. Welch’ außerordentlicher
Vorrath und welche Verschiedenheit von Gegenständen
der größten Wichtigkeit wird alsdann die Unterhaltung beleben!
Kaum wird Zeit übrig bleiben für gemeine Phrasen, Reden und
Beschäftigungen. So wird schon das Kind tiefer in alles DaS eindringen,
was die gelehrtesten Männer heutzutage mit dem eifrigsten
Studiren erforscht haben; eS wird die wichtigsten Dinge ebenso leicht
kennen lernen, als cS sich die Muttersprache aneignet, das heißt,
ohne zu wissen, daß eS lernt, ohne unangenehme Anstrengung, ohne
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Zwang. Nur das Licht wahrer Wissenschaften, nur die Kcnntmß
reeller Dinge, nur freie und urgefesselte Hebung geistiger Fähigkeiten
können nach und nach die Nacht erleuchten, in welche der Aberglaube,
der Jrrthmn und die Unwissenheit, das Verderben des menschlichen
Lebens, die Schande eines Volkes und der größte Fluch des jetzigen
Menschengeschlechts, uns versenkt haben. Der Mensch wird alsbald
lernen, daß er seither nicht den tausendsten Theil von dem wußte,
was er zu seinem eigenen Nutzen hätte wissen können und sollen,
und daß er nicht den millionsten Theil vön dem wußte, was mau
ihn glauben machte. Die Natur ist in Geheimnisse gehüllt, welche
unsere unmittelbare Wahrnehmung nicht zulassen. Unser eigenes
Leben, die ganze Natur um uns, beständig und mächtig, sind für
uns Mysterien. Ein großer Theil wurde durch emsige Beobachtungen
und Versuche gelehrter Männer in den letzten Zeiten aufgedeckt.
Noch ist eS nöthig, einen unendlich großen Theil zu entschleiern und
zu unserem großen Vortheil, zur Verbesserung des menschlichen Lebens
anzuwenden.” Kaum ein Jahrhundert früher wurden Männer ohne
Gnade als Zauberer lebendig verbrannt, nicht durch den Pöbel
allein, sondern durch den Spruch der Nichter und Gesetze der damals
gebildetsten Lander, die unsrigen nicht ausgenommen, sobald sie
physikalische Experimente zeigten, welche heut zu Tage ganz bekannt
sind. Diese unsere Vorväter begingen solche schauerliche Barbareien
mit allem Ernste und aller Ehrbarkeit, deren jeder von uns fähig
ist, und würden auf uns als Unthicre herabgesehen haben, hätten
wir die Möglichkeit eines solchen Verbrechens läugnen wollen. Dieß
sind die unausbleiblichen Folgen von Unwissenheit, Vorurtheil und
albernem Festhalten an Gewohnheiten. Ist vielleicht unsere gegenwärtige
Generation frei von Unvernunft und Jrrthum? Haben wlr
vielleicht jetzt den Gipfel menschlichen Wissens erreicht und haben
wir unS um keine geistige und physische Besserung mehr umzusehen?
Dieß ist ganz die Art zu denken, welche von jeher den Weg zur
Einsicht versperrte. Laßt uns untersuchen, ob wir einigen Grund
haben zu vermuthcn, daß wir schon an der Periode angelangt sind,
wo alles so gut und vollkommen ist, daß wir uns nicht welter mit
Verbesserungen zu bemühen haben, daß wir das Recht besitzen, alle
diejenigen alS Thoren zu behandeln, welche etwas für die Äerbcssc-
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rung deö menschlichen ZustandeS thun wollen, daß es endlich eine
Schande für uns ist, neuen Ideen Aufmerksamkeit zu widmen, —
eine hübsche Entschuldigung für geistige Trägheit und für Dummheit!
—
Nicht der zchntausendste Theil von Menschen der civilisirtesten
Staaten sind wirklich mit irgend einem Studium oder Forschen in
der Natur beschäftigt. Nur wenige Männer, zu deren Erwerbzweig
es gehört, beschäftigen sich mit dem Unterrichte der Naturphilosophie,
mit der Chemie und den andern Zweigen von Naturwissenschaften,
und dicß in sehr beschränktem Umfange, zu sebr beschränkten Zwecken
und mit sehr beschränkten Mitteln. Die übrigen Menschen verbringen
ihr Leben in Plackerei und niedrigen Beschäftigungen, in Unwissenheit,
voll von falschen Vorstellungen über die Natur, auS Mangel
an Mitteln, Zeit und Gelegenheit, sich besser zu unterrichten.
Welch hohen Schwung würden die Wissenschaften erhalten,
wenn eine große Gemeinde mit unbeschränkten Mitteln dem natürlichen
Trieb der Wißbegierde in Erforschung der Natur folgen wollte?
Ist es nicht wahrscheinlich, daß in einem Jahre mehr entdeckt würde,
als seither in Jahrhunderten? Der Mensch ist ein Geschöpf der
Natur. Sein Leben hängt von der Luft ab, die er einathmet, von
der Nahrung, die er zu sich nimmt, von verschiedenen äußern sichtbaren
oder unsichtbaren Einwirkungen. Sein Leben ist vielen Uebeln
und einer sehr ungewissen Dauer unterworfen. Er ist im Stande,
die Ursachen vieler, wenn auch nicht aller, Uebel zu entfernen, er
kann sein Leben kräftigen und verlängern. Je tiefer er die Ursache
der Uebel und die Mittel für Gesundheit und Glück erforscht, desto
mehr wird er auch die Gewalt erlangen, sein Glück zu vergrößern,
seine Gesundheit zu erhalten und sein Leben zu verlängern. Wer
weiß, wohin günstige Resultate eines allgemeinen Forschungsgeistes
mit unbeschränkten Mitteln führen mögen? Ohne Zweifel wußten
die Alten, bei denen Künste und Wissenschaften am meisten blühten,
schon mehr von der Natur als wir jetzt davon wissen. In diesem
neuen Znstande der Menschen kann jedes Ding, welches der Gesundheit
und dem Glücke zuträglich erscheint, sobald es bekannt ist,
benützt werden. Je mehr der Mensch versteht, in dem unendlichen
Buche der Natur zu lesen, welches die einzige Quelle deö Wissens ist.
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desto begieriger wird er darin fortlesen und desto mehr wird er
daraus lernen.
Darf man nun noch besorgen, daß der Mensch in diesem neuen
unendlich glücklicheren Zustande aus Mangel an Beschäftigung seiner
Zeit überdrüssig werden würde? Welch’ ungeheure Verschiedenheit
zwischen einem solchen Leben und dem, welches seither das LooS dcö
Menschen war; zwischen einem Leben der Belehrung, mit einer
zehntausendmal größeren Sphäre der Thätigkeit und mit beständig
abwechselndem Genüsse und Gewährung aller Wünsche, mit einem
geselligen freundschaftlichen Verkehr, und auf der andern Seite einem
Leben voll Mühseligkeiten, gemeinen Beschäftigungen, langer Weile,
Acrger, Angst, Mangel und Furcht vor Mangel, bei durchgängiger
Armuth an Mitteln zum Vergnügen und Genüsse, einem Leben
voll Unwissenheit und Unkenntniß in den meisten und wichtigsten
Wissenschaften, bei entgegengesetzten Interessen in den Gesellschaften,
voll von Feindschaft, gegenseitigem Mißtrauen, Ungerechtigkeit, Verbrechen
nnd Barbarei? — Aber eS gibt Einige, welche behaupten
gelernt haben, ein Leben voll Genuß, Vergnügen und LuxuS, ein
Leben voll Glück und Reichthum werde den Menschen entnerven
und verderben. — Arme Leute! — Sie können sich ohne Zweifel
keine Genüsse und Ueppigkeiten vorstellen, ohne daran zu denken,
was sie hörten oder wußten von den armseligen Vergnügungen und
elenden Unterhaltungen in Branntwein-Buden, Spielhäusern, Bordellen
zc. ,c., wo der Mensch seines langweiligen Lebens überdrüssig
nnd ungeduldig über sein Mißgeschick, seinen Geist auf kurze Zeit
durch Saufen zu betäuben sucht, und sich dabei befleckt und elend
macht. Oder sie werden Beispiele auö der alten Geschichte von
Nationen anführen, welche sich durch harte Arbeit und Räuberei
unabhängig erhielten, während sie arm und in Unwissenheit lebten,
wie die alten Römer und andere Nationen, welche aber im Laufe
politischer Begebenheiten ihre Unabhängigkeit verloren oder durch die
Habgier und daö Bedürfniß einflußreicher Individuen in’s Verderben
gestürzt wurden, nachdem mehr Wohlhabenheit, Aufklärung und andere
Mittel zur Verführung eingeführt wurden. Armselige Logik,
welche sich nicht um die wirklichen Ursachen und Folgen bekümmert!
Eben so gut könnten wir die Lage unserer wilden Indianer der
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Unsrigen vorziehen. Wir erheben uns zum mächtigsten Volke, ohne
die Lebensgenüsse zu verachten, während diese armen Indianer, trotz
ihreö mühseligen Lebens, in ein Nichts zusammenschwinden. —
Ich habe hier nur eine Skizze deS häuslichen Lebens, wie e6
in unserem unmittelbaren Bereich liegen wird, gezeichnet. Aber der
Mensch soll nicht zu einem solchen gezwungen seyn. Er soll im
Stande seyn über die ganze Welt zu ziehen, nicht im Kampf mit
Ungemach, Entbehrungen und Gefahr, sondern mit seiner Familie
und seinen Freunden in aller Sicherheit und in vollem Genüsse
aller häuslichen Annehmlichkeiten.
Große bequeme Fahrzeuge mit einer Tragkraft von vielen tausend
Tonnen, und auf besonders dazu geebneten Straßen dahinlaufend,
Vermögen in der Stunde 40 Meilen oder jyW Meilen por Tag
mit Menschen und Gütern zurückzulegen, dabei kleine Häuser zu
tragen, mit allem, was auf dem Lande zur Verschönerung des Lebens
beitragen kann. Schwimmende Inseln von Stämmen oder von einem
wie Steinmasse zubereiteten hölzernen Stoffe erbaut, oder auch auS
astreichen Bäumen zusammengesetzt, welche so ineinander geschlungen
werden, daß sie dem Ganzen Festigkeit geben, mit Gärten und
Pallasten bedeckt und durch mächtige Maschinen fortgetrieben, werden
auf gleiche Weise durch Seen und Meere dahin segeln. So wird
sich der Mensch mit der Schnelligkeit eines Vogels in diesem irdischen
Paradiese von einem Clima in das andere tragen lassen, die Welt
in all’ ihrer Mannigfaltigkeit sehen und seinen tteberfluß an Produkten
gegen den fremder Nationen austauschen. Die Reise von
einem Pole zum andern wird in 14 Tagen vollendet werden, der
Besuch eines überseeischen Landes eine oder 2 Wochen erfordern,
und eine Reise um die Welt in 1 bis 2 Monaten zu Land und
zu Wasser ausführbar seyn. Welche nene ForschungSgegenftände
werden dann aufgefunden werden, und in welch reißendem Verhältnisse
werden sich die Kenntnisse der Menschen vermehren? Aber
nicht nur hie Erdoberfläche wird in Bälde erforscht werden, sondern
auch die Eingeweide derselben werden sich dem Auge enthüllen.
Neue Wissenschaften, neue Begriffe über die Erde, die Natur überhaupt
und über alle ihre Schöpfungen werden entstehen. Ohne
Mühe und Gefahr wird man Meilen tief in die Erde dringen und
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Ungckannte, ungeträumte Gegenstände entdecken. Man wird die
verborgenen Kräfte der Natur innerhalb wie auf dem Erdballe
erforschen, ihrem Organismus im Einzelnen und Allgemeinen nachspüren,
sey cö durch Vergrößerungsgläser, durch physikalische Versuche
und Beobachtungen, oder durch Anwendung der Chemie, kurz alle
interessanten Gegenstände werden nach einem ausgedehnten Plane
mit unbcgränzten Mitteln und von vielen tausend Beobachtern ermittelt
werden; so wird ein Gchcimniß der Natur um daS andere sich dem
Auge des Forschers enthüllen, und eine zweckdienliche Benützung der
gemachten Entdeckungen erzeugen. Wer weiß, wo das Ende solcher
Untersuchungen liegen wird, die alle durch so mächtigen Antrieb und
durch so reichliche Belehrung höchst anziehend scyn werden?
Welches Feld wird dem Unternehmungsgeist dargeboten? Endlose
Quellen für eine höhere Thätigkeit werden sich öffnen; Verstand
und Phantasie erhalten die wichtigsten Gegenstände zur Uebung und
Schärfung und immer höher wird sich der Mensch über die Thiere
erheben, und sich mehr und mehr zum Herrn der Schöpfung machen.
— Wie kleinlich, unscheinbar und wie langweilig müssen unö alle
unsere jetzigen Beschäftigungen und Nachforschungen erscheinen, wenn
wir sie mit dieser neuen Sphäre des Wirkens vergleichen.
Die Furcht vor Krieg, Naub und Mord verschwindet; die
großartigen Kräfte und Mittel, womit wir uns ein paradiesisches
Leben erschaffen wollen, können eben so gut als furchtbare und unwiderstehliche
Schußwaffen gebraucht werden. Weisheit und Menschlichkeit
werden nicht ferner ihren Nuhm in nutzloser Zerstörungssucht
und in dem Unglücke der Mitmenschen suchen. Menschen, welche
sich auf diese erhabene Stufe der Bildung und deö Glückes aufgeschwungen,
können fremden Völkern von geringerem Grade des
Wissens mit der einen Hand großen und wesentlichen Vortheil darbieten,
ihren geistigen Zustaud nach und nach verbessern, bis sie zu
würdigen Genossen heranreifen, während sie anderseits dieselben durch
die Betrachtung der zerstörenden Kräfte, welche in ihrer Macht
stehen, in Furcht erhalten. Und so werden sie Achtung, Ehrfurcht
und Dankbarkeit bei allen Nationen einernten, mit welchen sie in
Verkehr treten. Sie werden in aller Sicherheit die Wohlthaten,
welche aus diesen neuen Mitteln für die menschliche Glückseligkeit
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erwachsen, auf alle Menschen der Erde ausdehnen, ohne irgend Nachtheil
oder Gefahr für sich zu fürchten; denn die Welt ist groß genug,
um einen Ueberfluß an allen Bedürfnissen und Bequemlichkeiten dc6
menschlichen Lebens zu erzeugen, für viele zukünftige Zeitalter, für
das ganze Menschengeschlecht, ja selbst bei einer noch so bedeutenden
Zunahme der Bevölkerung. Die Seen und das Weltmeer und alle
unfruchtbaren Theile des Erdballes werden fruchtbar gemacht werden.
Die Erdoberfläche hat etwa 200 Millionen Quadratmcilcn, wovon
die Hälfte keinen Winter hat. Dieser Erdgürtel ungefähr zwischen
30 Graden südlicher und nördlicher Breite gelegen, erlaubt mehrere
Ernten im Jahre. Auf diese Art gibt es etwa 100 Millionen Quadratmeilen
mit dem lieblichsten Elim«, welche die prachtvollsten und
verschiedenartigsten Gewächse hervorbringen können. Man weiß, daß
in einigen Gegenden 1 oder 2 Quadrat-Ruthen hinlänglich Nahrung
für einen Menschen zu erzeugen im Stande sind. Man nehme aber
trotz der möglichst bester Cultur für jeden Menschen 10 Quadrat-
Ruthen an, eine Schätzung, welche durchaus nicht unzulässig erscheint,
wenn wir bedenken, welche trefflichen Bebauungsmittel wir haben, um
den besten Boden künstlich zu bilden, ohne je Mangel an der nöthigcn
Bewässerung zu haben; vergleichen wir die unverhältnißmäßig
große Masse an Nahrungsstoffen, welche hiebei gewonnen werden
und die mehr als einmal im Jahre wiederholbare günstige Ernte
mit den geringen Lebensbedürfnissen des Menschen, wenn er sie richtig
einzutheilen weiß; so würde auf diese Art ein Acker 16 und eine
Quadrat-Meile gegen 10,000 Menschen ernähren. Dcwei würden
die schönsten und geräumigsten Wohnungen kaum den löten Theil
der Grundfläche einnehmen und 100 Mill. Quadratmcilen könnten
1000,000,000,000 menschlicher Wesen, d. h. tausendmal mehr als
jetzt auf der ganzen Erde leben, ernähren und alle würden sich eines
Glückes erfreuen, wie es nur irgend die menschliche Natur zu fassen
und wie eS irgend diese Erde darzubieten im Stande wäre.
Ich spreche nur von den mir bekannten Mitteln, aber wer mag
behaupten, daß sie nicht noch weiter ausgedehnt werden können?
Chemie und andere Naturwissenschaften mögen neue Wege zeigen,
um die Naturprodukte zur Nahrung des Menschen zu vervielfältigen
und ihr WachSthum zu befördern.
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ES gibt daher auch keinen Grund zu Neid, Furcht und Feindschaft
zwischen Mann und Mann oder Nation und Nation; denn
nur Unwissenheit und Jrrthum können dazu Anlaß geben. Alle Menschen
können vollständig an den Wohlthaten der Natur Theil nehmen,
wenn sie deren Kräfte und Mittel weise anwenden. Es würde
dann ebenso lächerlich seyn, um Lebensmittel zu streiten und zu
zanken, als wie an Flüssen um Wasser, in der Atmosphäre um die
Erlaubniß zu athmen und in Wäldern um einen Stock. Was wir
heut zu Tage um Geld kaufen, hat seinen Werth von der Mühe
erhalten, die darauf verwendet wurde, oder von der Seltenheit,
womit cö zu haben war. Da, wo eö weder einer Mühe bedarf,
noch Mangel zu fürchten ist, ist auch kein Grund zum Kaufen oder
zum Streit um Vcsitzthum vorhanden, gerade wie es bei dem Wasser,
der Luft oder andern werthlosen Artikeln der Fall ist, die übrigens
zum Leben nothwendig sind. Und diese glückliche Periode ist nicht
weit entfernt; sie vermag innerhalb 10 Jahren erreicht zu werden.
UcbrigenS die Hauptsache, welche wir vor allen Dingen im Auge
haben müssen, ist — Rcichthum oder dessen Repräsentanten — Geld
zu gewinnen, um unö alles verschaffen zu können, dessen wir zur
Erreichung unseres Zweckes bedürfen. —
Wir pflegen jedes Ding nach dem Gcldwerthe zu schätzen, den
cS entweder kostet oder einträgt; jeder Gewinn oder Verlust wird
durch den Unterschied zwischen dem Preise dcS Einkaufes oder Verkaufes
gemessen. ES ist also ganz natürlich, wenn wir fragen,
welchen pekuniären Vorthcil erhalten wir durch dicfc Mittel? Obgleich
die Antwort auf diese Frage von untergeordnetem Werthe ist,
da sie nicht unmittelbar die Verbesserung des menschlichen ZustandcS
erzielt, sondern nur den vergänglichen engen Vortheil Einzelner im
Auge hat, so wird sie doch auch für die gewöhnlichste Fassungskraft
den Nutzen meiyer Borschläge auf die schlagendste Weise in’S Licht
setzen. Eine genaue Berechnung deö pekuniären VortheilS derselben
ist freilich nicht zu machen. Sie hängt von der Lokalität/ dem
Arbeitslohne, dem Preise der Stoffe, der kommerziellen Lage, der
Art der Anwendung und von vielen andern Dingen und Umständen
ab. Dagegen kann ein allgemeiner Anschlag bei niederster und
höchster Berechnung, nach allgemeinen ErfahrungSpreiscn der betreff
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senden Artikel gebildet werden. Ich werde hier den geringst möglichen
Gewinn angeben, ohne jedoch ganz zuverlässig sein zu wollen,
sondern ich überlasse es andern, die Berechnung zu verbessern oder
zu vollenden, sobald sie mit den Einzelnheitcn der Unternehmungen
bekannt sein werden.
Der Anfang zur Ausführung unseres Zweckes muß mit der
Wahl der günstigsten Umstände gemacht werden, sowie mit Berücksichtigung
der Lokalität und der pekuniären Verhältnisse. ES wird
dabei keines speziellen Beweises bedürfen, daß bei einem zu geringen
Kapitale und bei zu starker Beschränkung in der Ausführung eines
solchen Planes der Gewinn von geringerem Belange sein wird.
Viele Unternehmungen von Straßen, Kanälen, Manufaktnreienu.s.w.
sind in unserm Lande ausgeführt worden. . Die Ausgaben betrugen
Millionen Thaler, welche durch freiwillige Assoziationen in Aktien
von 50 und weniger Thalern zusammengebracht wurden, so daß
selbst der Arme daran Theil nehmen konnte, ohne sein geringes
Vermögen in Gefahr zu bringen. Man wird es also als eine maßige
Summe ansehen, wenn in Raten 200,000 bis 300,000 Thlr.
auf ähnlichem Wege für den Anfang zusammengebracht werden sollten.
(Die Berechnung in Ehlers System der Mechanik zeigt, daß eine
weit geringere Summe hinreichend ist.) Diese Summe wird zureichen,
das erste Etablissement für eine ganze Gemeinde von 3000
bis 4000 Menschen auf obenerwähnte Weise zu schaffen. Man
rechne vorerst ein Jahr für die Zubereitungen. Dann nehme man
ferner an, daß im zweiten Jahre ein Mann durch die errichteten
Maschinerien so viel bewirken wird als 1000 Mann, die auf gewöhnliche
Weise arbeiten, gewiß eine geringe Berechnung, wenn man
überlegt, Wa6 von den anzuwendenden Kräften und Mitteln gesagt
wurde. Das Werk eines gewöhnlichen Arbeiters solle endlich im
Durchschnitt per Jahr 200 Thaler Werth sein,, so würde ein
Mann mit der vorhandenen Maschinerie einen 1000mal größeren
Werth, oder im zweiten Jahre 200,000 Tbaler gewinnen. Aber
neben diesem Gewinne können die Maschinen noch gebraucht werden,
um alle rohen Stoffe, welche zu den Etablissements und zu den
weiter» Maschinen der neuern Art erforderlich sind, in fertige Stücke
umzugestalten, so daß es nur noch des Transportes und des Zusammennsetzes
bedarf u. s. w.
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Die Maschinen sind einfach und so eingerichtet, daß sie sich
leicht durch sich selbst verfertigen lassen. Der Bau neuer Maschinen
würde während eines Jahres eine verhältnißmäßig geringe Aufgabe
für eine nach unserer Art verfertigte Maschine seyn. So werden
im 3tcn Jahre 10, im äten hundert und im 5ten 1000 Maschinen
oder Fabriken entstehen. Die Einkünfte würden alsdann im 3tett
Jahre 10mal 200,000 oder 2 Millionen Thaler, im 4ten noch
zehnmal so viel oder 20 Millionen und so im 5ten Jahre 200 Millionen
Thaler betragen. Nimmt man nun die Einkünfte der ersten
4 Jahre zum Ankaufen des rohen Materials für die neuen Etablissements,
so würde dennoch ein Gewinn von 200 Millionen. Thalern
übrig bleiben, d. h. jeder Thalcr würde sich innerhaw 5 Jahren
bis auf 1000 Thaler vermehrt haben. Die Produkte dieser Fabriken
würden überall eine gewisse Abnahme finden, weil sie lauter
Bediixfnisse des Lebens sind. Ihre Abnahme würde den Preis feststellen
und ihr Transport würde nur einen geringen Thcil ihreö
Wcrthes verschlingen, wenn man vollkommenere Mittel hiezu gebrauchen
würde, als es früher der Fall war.
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Published: October 23, 2014, 15:56 | Comments Off on Das Paradies für Jedermann erreichbar- eine Vision für Amerika und ein Groß-Israel nach Überwindung der ISIS in der LEVANTE (Fruchtbarer Halbmond- frei nach ArchBishop Uwe AE.Rosenkranz
Category: Staatsphilosophie